Mehrere Freundschaften gekündigt - wie soll ich das verarbeiten?

Hallo ihr Lieben,

mich beschäftigt folgendes:

Vor einigen Jahren hat mir meine beste Freundin, mit der ich Jahrzehnte seit Kindertagen befreundet war (wir waren wie Schwestern, mit täglichem Kontakt) die Freundschaft gekündigt. Der Hintergrund war, dass ich in Sachen Politik eine andere Meinung hatte als sie. Sie hat mich wegen meiner Meinung beschimpft und angekündigt, den Kontakt zu beenden, was sie auch tat. Ich habe mich nach einer Weile mal per Mail gemeldet, aber sie reagiert nicht. Auf Whatsapp hat sie mich wie einen fiesen Stalker geblockt, obwohl wir kaum über dieses Medium Kontakt hatten, weil wir täglich telefonierten. An dieser Freundschafts-Aufkündigung kaue ich heute noch und kann das sehr, sehr schlecht verarbeiten.

Wir sind viele Jahre zusammen in den Urlaub gefahren, haben uns permanent gesehen, verbrachten Weihnachten zusammen, kannten unsere Familien(Geschichten) in- und auswendig und waren stets auf einer Wellenlänge, auch was Ansichten, Werte, usw. betraf. Und nur wegen dieser einen Meinung von mir, die von ihrer abweicht (Thema Zuwanderung - heißes Eisen...) kündigte sie die vielen Jahrzehnte auf, ich kann es bis heute nicht fassen und habe noch immer Tage, an denen ich deswegen weine. In vielen Nächten träume ich von ihr, meist versöhnen wir uns im Traum o der sprechen zumindest mal.

Fast parallel und unabhängig dazu kündigte mir damals noch eine andere Freundin die Freundschaft, mit der war ich "nur" 15 Jahre befreundet (die beiden ehemaligen erwähnten Freundinnen kennen sich allerdings nicht), aus dem gleichen Grund - Thema Zuwanderung.

Bei dieser anderen Freundin störte mich das nicht so, ich hatte mir ihr auch nicht so den häufigen Kontakt. Dennoch war es eine sehr gute Freundschaft und es tat weh.

Mit der Zeit baute ich mir wieder einen kleinen Freundeskreis auf.

So auch unter anderem zu zwei Frauen hier aus meiner Wohnort-Umgebung. Diese wiederum kündigten mir kürzlich (auch wieder unabhängig voneinander - die zwei kennen sich nicht) die Freundschaft, wegen dem Thema Impfung. Die beiden aber - das muss ich dazu sagen - kündigten mir den Kontakt nicht auf, wie es die oben beschriebenen einstigen Freundinnen taten, sondern meldeten sich schlichtweg nicht mehr, bzw. blockierten mich auf allen Kanälen. Da es vorher zum Thema "Impfungen" heiß her ging (auch hier hatte ich eine andere Meinung als die beiden) kann ich mir nur diesen Grund erklären.

Das Thema "Impfung" war es auch, dass einen sehr guten Freund und mich letzten Herbst entzweit hat. Den besagten Freund kenne ich auch schon seit den 90igern, wir sahen uns selten, aber telefonierten regelmäßig. Als ich ihm kürzlich zum Geburtstag gratulierte, am Telefon, brachte er das Thema auf die Impfungen und als ich meine Meinung dazu sagte, meint er: "Da muss man gar keine Worte mehr mit solchen Leuten mit Deiner Einstellung mehr verlieren" und legte auf. Zu meinem Geburtstag, den er die letzten 30 Jahre nie vergaß, meldete er sich nicht.

Obwohl ich - wie erwähnt - einen kleinen feinen neuen Freundeskreis und auch eine liebe Familie habe, belastet mich das alles sehr. Nicht zuletzt, weil ich niemanden mehr habe, mit dem ich mich über Kindheitserinnerungen, meine vestorbenen Eltern, meinen alten Heimatort, usw., usf. austauschen kann.

Das Vergangene kann ich mit niemandem mehr thematisieren, weil keiner der Freundinnen von einst (in erster Linie meine erwähnte Ex-Freundin, mit der ich im Sandkasten spielte) mehr mit mir befreundet ist. Dazu muss ich sagen, dass ich weder ein Außenseiter-Typ bin, noch introvertiert oder womöglich mit extremistischen Ansichten. Gar nichts davon. Im Gegenteil: In früheren beruflichen Zeiten, in denen ich viel unterwegs war, gab es viele Menschen - vorwiegend Frauen -, die die Freundschaft mir suchten. Seinerzeit hatte ich einen supergroßen Freundeskreis, wobei die erwähnte beste Freundin und die 15jährige Freundschaft mit der anderen Freundin den meisten Raum einnahmen und ich selbstredend viele dieser "Freunde" eher als Bekannte sah.

Heute fällt es mir schwerer, Freundschaften zu knüpfen, da ich Familie habe, ländlich wohne und zudem dauerhaft im Homeoffice arbeite. Ich bin ein sehr kommunikativer Typ, lache gern, tausche mich aus, bin offen für vieles. Mich macht es traurig, dass nicht einmal nach so vielen Jahren das Gespräch gesucht wurde und man mir in diesen Fällen sofort die Freundschaft aufkündigte, bzw. sich sang- und klanglos von mir zurückzog.

Erlebe ich Situationen, die meine Vergangenheit berühren, habe ich noch heute den Impuls mich da mitzuteilen, eine Freundin anzurufen, zu kommunizieren...bis ich innehalte und mir bewusst wird, dass da ja niemand mehr ist, der diese Zeit mit mir teilte, denn wie gesagt: Mein jetziger Freundeskreis (Männer und Frauen, sehr liebe Menschen) ist eher neu, ein paar Jahre alt und man hat Vergangenes nicht zusammen erlebt.

Ich knabbere sehr an diesen Erlebnissen und merke, dass ich mich seitdem verändere. Nicht mehr so fröhlich bin, seltener lache und viel grübele.

Wer hat ähnliches erlebt und wie habt ihr es verarbeitet? Wie kann man sowas (am besten) verarbeiten?

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Vornweg: Es tut mir leid, dass dir das passiert ist, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das schwierig für dich ist. Andererseits ist so eine "Häufung" von Unglück ja schon auch sehr auffällig, oder? Klar, Corona, die Leute sind dünnhäutig, Diskussionen nicht mehr erwünscht, man schmort gern im eigenen Saft.

Aber hast du dich auch schon mal gefragt, ob sich vielleicht deine Art, deine Meinung zu kommunizieren verändert hat? Bist du irgendwie "radikaler" geworden in deiner Art, deine Ansicht kundzutun? Bist du sehr fest in deinen Meinungen, akzeptierst du andere Meinung? Oder wurdest du von "Querdenkern" oder anderen Randgruppen mit kruden Meinungen gefüttert und gibst die jetzt weiter? Dann wäre es vielleicht Zeit, das eigene Verhalten zu prüfen und auf die ehemaligen Freunde mit einer Entschuldigung zuzugehen. Oder aber ist es genau umgekehrt und du hast dich jahrelang von Leuten einlullen lassen, die eigentlich eh nicht zu dir gepasst haben, und das ist dir jetzt zu blöd? Dann sei froh, dass der Schlussstrich gezogen wurde.

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Hallo,

das tut mir leid. Ich finde, eine enge Freundschaft muss und sollte auch diverse Meinungen aushalten. Ich bin auch nicht mit all meinen engen Freunden einer Meinung bei besagten Themen. Wir tauschen uns kurz darüber aus und reden dann über andere Sachen. Jeder lässt dem anderen seine Meinung.

Ich kenne auch die Situation, dass eine enge Freundschaft plazhkich gekündigt wird. Hatte daran auch lange zu knab ern, da ebenfalls keine richtige Aussprache stattfand. Nach einigen Jahren habe ich ihr, ohne eine Antwort zu erwarten, einen Brief geschrieben, in dem ich mich nochmal aufrichtig für unsere gemeinsame Zeit bedankt habe. Es kam natürlich nichts zurück. Aber ich konnte endlich abschließen.
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für dich?

Alles Liebe

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Ja, mit dem Brief schreiben, das ist in der Tat eine Form von Verarbeitung. Bei verflossenen Lieben mit Männern habe ich das ein, zweimal gemacht - allerdings ohne das Papier abzuschicken. Hier würde ich vielleicht dann doch auf eine Antwort hoffen und man tut sich einmal mehr weh...Aber die Idee an sich ist gut. Danke!

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Du musst es ja nicht abschicken. Kannst es danach auch verbrennen, zerrissen, was auch immer. Aber oft hilft einem so etwas, um selbst einen Abschluss zu finden.

Alles Liebe

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Das tut mir sehr leid für dich!

Auch ich hab schon öfter die Erfahrung machen müssen, dass ein Umzug viele vermeintlich gute Freundschaften innerhalb weniger Wochen kaputt machen kann. Und da ging es um 15 Minuten Fahrtweg.

Und erst unterschiedlich Erziehungsstile oder wenn sich die Kinder mal nicht so gut verstehen…

Es tut weh und es dauert bis man drüber weg ist, besonders wenn einem die Freundin sehr wichtig war und man nicht damit gerechnet hat.
Die Zeit bringt bestimmt neue Freunde und vielleicht kannst du trotzdem irgendwann mit ihnen auch über Dinge aus der Vergangenheit sprechen.

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Deine Meinung zu beiden Themen würde mich ja sehr interessieren. ;)

Mir ist das auch mehrfach passiert, dass Freundinnen den Kontakt abgebrochen haben. Ich habe nie nach dem Grund gefragt.

Es werden neue Freunde kommen, auch wenn es manchmal dauert.

LG
Juli

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Hallo, zunächst einmal - es tut mir leid, was passiert. Mir geht es wie Dir und ich fühle mich sehr einsam - einsamer als jemals zuvor. Es hat sich in den letzten beiden Jahren so viel anders entwickelt, was ich mir nie vorstellen hätte können. Ich habe lediglich meine Arbeit, die mir Freude bereitet, aber das wars dann schon. Mich graust es vor den Wochenenden, weil ich schlichtweg einsam bin - trotz Familie, trotz Ehemann. Wir reden uns gegenseitig weder gesundheitlich noch politisch rein, aber ich fühle mich ferner von meiner eigenen Familie als jemals zuvor. Keiner hört mir zu - und nimmt alles so hin. Die Tochter, die nach der 2. Spritze letztlich wg. massiver Unterleibsschmerzen in die Klinik kam, danach fortwährend immerzu krank ist - alles ganz normal. Ich stehe da - wie betäubt, weil Niemand ansatzweise zuhört und umreißt, was hier gerade passiert. Inzwischen setzt mir diese Ausgrenzung so sehr zu, dass ich Todeswünsche habe, dann ist wenigstens endlich Ruhe. Ich bin einfach nur gesund, bewege mich, lebe gesund und bewusst, aber ich bin der Welt einfach zu langweilig. Jeder erzählt wie toll es sich anfühlt, etwas zu unternehmen - und ich darf nichts. Ich möchte am Liebsten einfach nur noch weg von hier. Ich halte das nicht mehr lange aus.