Familie ohne Freunde

Meine Eltern haben beide überhaupt keine Freunde (mehr). Mein Vater ist eigentlich sehr gesellig und ist bei Arbeitskollegen beliebt, geht allerdings nun in Rente und ich mache mir Sorgen, dass er danach niemanden mehr sieht. Er hat immer viel gearbeitet in seinem Leben. Meine Mama regt sich eigentlich immer über andere auf, sie hat hohe Ansprüche an Freundschaft und den Umgang miteinander und wurde in ihrem Leben, wie sie sagt, oft enttäuscht. Sie findet immer alles oberflächlich auch bei anderen Menschen und deren Freundschaften. Auch ihre Schwester hat keinerlei Kontakte und sitzt nur alleine zu Hause. Früher wurden nur Unternehmungen mit der Familie gemacht und mit deren Eltern. Auch ich hatte als Kind nicht so viele Freunde, später wurde es im Studium bei mir aber zum Glück anders. Ich habe heute viele Kontakte. Ich erinnere mich aber dass ich nicht mehr mit einem Kind früher spielen sollte, weil es mich in den Augen meiner Eltern damals ausgenutzt hätte. Ich bin Einzelkind und habe ständig das Gefühl, ich muss meine Familie unterhalten/an die Hand nehmen.
Woran liegt das nur? Sie sind nicht unfreundlich oder so, aber selbst mit der Verwandtschaft gab es immer Streit, mit den Nachbarn auch. Wobei die wirklich sich einiges geleistet haben.
Es ist mir vor der Familie meines Mannes richtig unangenehm. Diese mögen meine Eltern übrigens auch nicht wirklich, regen sich oft über meine Schwiegermutter auf etc. Was kann ich nur tun, mich belastet, dass ich der einzige Kontakt bin und warum ist das nur so?

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Hallo, ich denke, der einzige Weg für Dich, damit klarzukommen, ist, Deine Eltern so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie werden sich niemals ändern, sie werden niemals Freundschaften schließen, die vom Herzen kommen, sie werden immer an anderen Menschen was zu kritisieren haben. Sie leben in ihrer Blase, sie haben es sich so ausgesucht.

Du hast eine andere Einstellung, ist der Du glücklich bist.

Du fühlst Dich für sie verantwortlich, das kann ich gut verstehen, aber bist Du das wirklich? Man kann andere Menschen nicht verändern und Du wirst ihre Einstellung auch nicht zum besseren wenden.

Vielleicht wird Dein Vater in der Rente aber auch aufwachen. Gerade, wenn man viel arbeitet, dort viel Kontakt hat, dann merkt man gar nicht, dass das im privaten Bereich fehlt. Das wird ihm wohl erst in seiner freien Zeit bewusst. Und wenn Dein Vater so gesellig und so beliebt bei den Arbeitskollegen ist, ist er doch kein verkehrter Kerl.

Ich kenne es übrigens ähnlich wie mit Deiner Mutter. Aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen, ich kämpfe dagegen nicht mehr an. Und es geht mir wirklich gut damit. Denn ich glaube, das, was uns die meiste Energie raubt, ist, dass wir den anderen Menschen nicht so akzeptieren können, wie er ist. Wir wollen ihn immer ändern, ihn unseren Vorstellungen anpassen. Das funktioniert aber nicht. Und dadurch entstehen die meisten Zwiste.

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Ein guter Freund ist in einer ähnlichen Situation wie du. Jetzt ist er 50, der Vater ist im Pflegeheim, die Mutter quasi auf dem Weg dorthin. Er managet ihr Leben (Einkäufe, Arztbesuche); er beschreibt es als einen Teilzeitjob. Er sieht es als seine natürliche Pflicht; seine Eltern und ihre Lebensentscheidungen kann er eh nicht ändern.