Hallo zusammen,
Ich hatte vor ein paar Wochen meinen zweiten MA in der 11. SSW.
Offiziell weiß niemand aus unserem Freundeskreis davon, es gab aber wohl Vermutungen über eine Schwangerschaft, da wir zu der Zeit auf einigen Feiern eingeladen waren und ich nie Alkohol getrunken hatte.
Nun waren wir gestern am Geburtstag einer Freundin und sie hat dort freudestrahlend ihre Schwangerschaft verkündet. Wir wären in etwa gleich weit.
Ich weiß nicht warum, aber ich hatte schlagartig Tränen in den Augen und musste mich beherrschen nicht zu weinen. Gratuliert habe ich natürlich trotzdem brav. Den ganzen restlichen Abend gab es dann aber kein anderes Thema mehr, als die Schwangerschaft. Ich musste mir auch sämtliche Ultraschallbilder anschauen.
Ich weiß nun überhaupt nicht wie ich bei den nächsten Treffen mit meiner Freundin umgehen soll. Am liebsten würde ich ihr von der Fehlgeburt erzählen und ihr sagen, dass ich momentan vielleicht bei dem Thema nicht der richtige Ansprechpartner bin. Andererseits kann sie ja auch nichts für meine Fehlgeburt.
War schon mal jemand in der Situation? Was würdet ihr machen?
Der schwangeren Freundin von eigener Fehlgeburt erzählen?
Ja ich war mal in der Situation. Meine Schwester und ich waren gleich weit und ich verlor das Kind.
Ich habe es erzählt, kurz gehalten und ähnlich wie du formuliert, dass ich mich für sie freue, aber gerade nicht der richtige Ansprechpartner für die Schwangerschaft bin.
Das hatte den Vorteil, dass sie es total verstand, dass ich nicht freudestrahlend das Baby nehmen konnte/wollte, als es da war. Ich habe es ihr natürlich von Herzen gegönnt, aber ich wollte vor allen Leuten nicht riskieren in Tränen auszubrechen.
Ich denke, wenn eine schwangere es nicht hören will, sagt sie "oh das tut mir leid" und fertig.
Kann sie es ab, wird sie vielleicht nachfragen "wie weit warst du?" etc
Fühl dich gedrückt
Wenn du ihr vertraust, dann würde ich dir raten dich in einem ruhigen Moment unter 4 Augen ihr anzuvertrauen. Ansonsten wird sie wohl schwer verstehen können, warum du dich ggfls ihr gegenüber zurück ziehst.
Deine Gefühle sind genauso valide wie die ihren.
So wie sie nichts für deine Fehlgeburt kann, kannst du nichts dafür, dass sie keine hat.
Und auch wenn alles gut bei ihr läuft, darfst du dir erlauben über deine Gefühle zu sprechen.
Wenn sie da abweisend reagiert oder dergleichen, dann kann man die Situation nochmals neu evaluieren.
Normalerweise finde ich, dass schwierige Themen persönlich besprochen werden sollten, in dem Fall finde ich aber, dass eine WhatsApp o.ä. besser passt.
Schreib ihr ehrlich, dass Du ebenfalls schwanger warst, die Schwangerschaft aber glücklos endete. Dass Du deshalb grade empfindlich bist, Dir bewusst ist, dass es nichts mit Dir zu tun hat - es Dir aber trotzdem schwer fällt, Bilder zu sehen etc. Du Dich aber natürlich für sie freust.
So kann sie nachfragen, was sie wissen möchte - und Du kannst ebenfalls reagieren, wie und wann es Dir gut tut.
Hallo B.lita,
tut mir leid, aber eine WhatsApp Nachricht finde ich in jedem Fall unpersönlich und unpassend.
Mir ist bewusst, dass heutzutage das viele Menschen so nutzen, aber da kann der Empfänger so viel falsch hineininterpretieren, was gar nicht gemeint ist. Der Schreiber kommt im Zweifel.super arrogant rüber.
Ich würde immer ein persönliches Gespräch führen. Man kann es kurz halten und sagen, wie schön es ist, dass es bei ihr geklappt hat, leider wäre ich jetzt genauso weit in der Schwangerschaft gewesen, hatte jedoch erst eine Fehlgeburt. Ich hoffe, sie versteht es, wenn ich meine Freude für sie nicht ohne den Blick auf meinen Verlust zur Zeit sehen kann. Wenn sie darauf keine Rücksicht nimmt, würde ich den Kontakt für eine Weile kürzer treten, bis es mir besser geht.
Dann hat man auch die direkte Reaktion der Freundin und merkt, wie es ankommt, wie es weitergehen kann.
Viele Grüße
Hallo Muriel,
so sieht es jeder unterschiedlich 😊 ist ja auch gut so!
Mir geht es eben drum, dass die Freundin NICHT direkt (evtl [zu] emotional - die Bedenken, dass eine Schwangere nichts von Fehlgeburten hören will, sind ja auch da) reagieren muss, genau das würde ich so auch kommunizieren. Und tatsächlich auch, um mich selbst zu schützen - auch ich könnte auf eine evtl für mich doofe Reaktion bedachter reagieren.
Ein Mittelweg wäre auch eine Vorwarnung per Nachricht, in der Art, "tut mir Leid, dass ich evtl merkwürdig auf die Schwangerschaft reagiert habe, darüber würde ich gerne persönlich mit Dir sprechen" - da kann sich die Freundin schon denken, worum es geht und die Reaktion zeigt evtl auch schon, wie einfühlsam sie damit umgeht.
Ich kenne die umgekehrte Situation. Ich war schwanger, eine Freundin hatte kurz zuvor eine Fehlgeburt, von der aber niemand wusste.
Ich würde offen mit der Freundin umgehen und ihr sagen, wie du dich fühlst und dass du dich eventuell eher zurückziehst, dann weiß deine Freundin, woran sie ist.
Viel Hoffnung würde ich dann aber nicht mehr in diese Freundschaft setzen. Bei uns ist die Freundschaft daran mehr oder weniger zerbrochen. Manchmal tut mir das noch leid, aber es lässt sich nicht ändern. Ich kann verstehen, dass meine Freundin damals keine Geschichten von Schwangeren hören wollte. Ich wollte meine Freude und meine Aufregung aber natürlich trotzdem teilen, über die Schwangerschaft sprechen und Stolz Ultraschallbilder zeigen. Das gehört für mich einfach dazu und da sollte sich deine Freundin auch nicht einschränken müssen.
Die Angst habe ich auch. Ich hoffe, dass wir irgendeinen Mittelweg finden...
Dass Freundschaften an so einer Situation zerbrechen kann passieren, muss es aber nicht. Als ich meine erste Fehlgeburt in der 15. Woche hatten waren gleich zwei Freundinnen von mir auch schwanger. Beide haben sich toll verhalten und mit beiden bin ich noch sehr eng befreundet. Mir hat der offene Umgang tatsächlich sehr geholfen - so hatte ich viele Leute um mich herum, die mich während meiner Trauer begleitet haben. Gleichzeitig habe ich nach einer Weile aber auch versucht, mich mit ihnen zu freuen und mich nicht komplett aus ihrem Leben mit Kind zurückzuziehen. Es ist sicherlich eine Probe für eine Freundschaft, aber sie kann daran auch wachsen.
Sag es ihr. Wenn man es einmal ausgesprochen hat, ist man manchmal erstaunt, wieviele Frauen selbst eine Fehlgeburt hatten. Ich kenne eigentlich keine einzige Mutter in meinem Umfeld, die nicht auf mein „ich hatte im April eine Fehlgeburt“ super verständnisvoll reagiert hat und mir gesagt hat, dass sie das scheiss Gefühl gut kennt.
Eine Freundschaft muss daran nicht zerbrechen und es muss auch nicht so sein, dass du dieses Baby niemals auf den Arm nehmen kannst oder Ähnliches. Sie muss ja nicht in dieser akuten Trauerphase mit dir Ultraschallbilder gucken. Was in einigen Monaten ist kannst du doch dann sehen.