Ich habe eine Freundin mit seit Jahren sehr ausgeprägtem Kinderwunsch. Erst fehlte der richtige Mann, dann war er da, aber es hat nicht geklappt mit Schwangerwerden, nun Trennung wegen der starken Fokussierung auf den Kinderwunsch.
Wir kennen uns seit der Grundschule, aber es wird immer schwieriger. Erzähle ich etwas von unserem Familienleben, bricht sie in Tränen aus. Erzähle ich von Problemen z. B. mit dem Teeniesohn kommt ein giftiger Blick und ein gepresstes "Du wolltest es ja so haben, beschwer dich jetzt nicht". Nichtmal von meiner Arbeit kann ich noch erzählen, weil ich ja mit Kindern arbeite. Einzige mögliche private Themen noch: Vergangenheit, alte Eltern und Probleme in der Ehe (das baut sie auf) sowie ihre Arbeit (wobei auch das schon zu Tränen führen kann, wegen jüngerer Kolleginnen, die jetzt schwanger sind). Dadurch ist unser Gesprächsrepertoire sehr eingeschränkt (so alt und hinfällig sind unsere Eltern jetzt auch noch nicht, dass das sehr viel Thema gäbe). Ansonsten eher Smalltalk wie Kinofilme, Restaurants, Rezepte ... Ich gehe wie auf rohen Eiern, um das Thema Kinder und Familienleben tunlichst zu umgehen, aber es wird immer schwieriger, weil das nunmal einen guten Teil meines Lebens ausmacht.
Wie würdet ihr damit umgehen?
Freundin mit Kinderwunsch, ich gehe auf rohen Eiern
Naja, welche Optionen hast du denn?
Über deine Kinder sprechen, obwohl du weißt, dass es sie traurig macht? Das ist kein guter Move und wird über kurz oder lang dazu führen, dass sie dich meidet.
Den Kontakt einschlafen lassen oder abbrechen? Das Recht hast du immer, aber ich gehe davon aus, dass dir etwas an ihr liegt.
Weitermachen wie bisher und akzeptieren, dass eure Freundschaft gerade weniger tiefgründig ist als du das gerne hättest? Vielleicht neue Themenfelder erschließen? (Eine Freundin und ich haben zu zweit einen book club, d.h. wir lesen jeden Monat ein gemeinsames Buch und reden darüber. Also natürlich nicht nur darüber, aber unsere Gespräche beginnen idR mit “Bist du schon in Kapitel 27?” Vielleicht gibt es für euch etwas Ähnliches.)
Du, da reicht einfach schon "Was hast Du letztes Wochenende gemacht". "Wir waren im Museum" und schon ist wieder Land unter. Es ist total anstrengend so und ich weiß echt nicht mehr, wie ich es machen kann. Für etwas wie Buchklub haben wir, ehrlich gesagt, beide keine Zeit.
Das hat natürlich was von freiwillig in die Kettensäge hüpfen… Wenn sie nichts über dein Familienleben hören will, dann sollte sie auch nicht danach fragen. Vielleicht hilft es, wenn du ihr sagst, dass du bereit bist das Thema ihr zuliebe auszuklammern, aber sie dich dabei unterstützen muss, indem sie nicht fragt.
Das mit dem book club ist nur ein Beispiel, ich weiß ja nicht, was ihr für Interessen habt. Irgendein verbindendes Element wird ja mal da gewesen sein, wenn ihr euch schon so lange kennt.
Ich hätte mit so einer toxischen und neidischen Frau nichts mehr zu tun.
Ich finde das du eine gute Freundin bist. So wie du schreibst, haben sich ja andere Leute schon von ihr entfernt, du nicht. Du möchtest ihr helfen, du machst dir Gedanken um sie. Das finde ich sehr toll.
Ich würde offen mit ihr reden. Vielleicht merkt sie gar nicht, wie sie momentan auf andere Menschen wirkt. Vielleicht hat sie momentan so mit ihren Selbstmitleid zu tun, dass sie ihre Augen vor dem Rest verschließt. Öffne ihr die Augen, sag ihr das du sie lieb hast, du aber leider auch nichts an ihrem unerfüllten Kinderwunsch ändern kannst. Sie kann andere Menschen nicht dafür verantwortlich machen und ihnen ein schlechtes Gewissen und ein schlechtes Gefühl geben.
Frag sie ob sie sich Hilfe suchen möchte, ob du ihr dabei helfen kannst. Ich glaub da muss ein Psychologe ran. Wie soll es mit ihr weiter gehen wenn sich ihr Wunsch nicht erfüllen lässt. Sie muss es irgendwann annehmen und akzeptieren. Sie hat keine andere Möglichkeit. Vielleicht kann ihr ein Psychologe das mit den richtigen Worten beibringen.
Ich würde sie fragen wie eure Freundschaft ihrer Meinung nach weitergehen soll, ob du dich für sie nun Jahrelang verbiegen musst oder ob ihr einen Weg findet, auch unangenehme Wahrheiten zu besprechen. Ja dann weint sie halt. Sie darf weinen. Sag ihr das du für sie da bist, sie dich aber so nehmen muss wie du bist. Mit Kind, mit Familie.
Das Schlimme ist, auf die Mitte 40 fehlt uns beiden nicht mehr viel. Ihr Mann ist weg, weil sie sich nur noch um das Thema drehte. Es ist wirklich nicht mehr extrem realistisch, in dieser Situation noch auf ein Kind zu hoffen. Ich denke auch, dass sie psychologische Hilfe bräuchte, aber wie drücke ich das bloß aus? Schon als ich angedeutet habe, dass es viele Möglichkeiten im Leben für Glück gibt, ist sie in Tränen ausgebrochen.
Wobei ich die Idee eigentlich gut finde, mich mal sehr ehrlich zu machen und sie zu fragen, wie sie es sich künftig vorstellt. Dass ich mich nicht so verbiegen und auf rohen Eiern laufen kann. Mir viel an ihr liegt, aber es so nicht weitergehen kann. Vielleicht sollte ich es von ihrer Reaktion darauf abhängig machen, wie wir dann weitermachen.
Vielleicht ist das jetzt ein bisschen ab vom Thema, aber weiß sie, dass man auch als Frau alleine die Möglichkeit einer Kinderwunschbehandlung mit Spendersamen hat? Genau in solchen Situationen kann das eine tolle Möglichkeit sein. Wobei sie auch dafür natürlich mit 44 recht spät dran ist. Aber sich über diesen Weg informieren, zumindest mal eine Diagnostik machen was noch gehen könnte, könnte das nicht ein Weg für sie sein? Eine Garantie auf Erfolg gibt es natürlich nicht, gerade in dem Alter, aber es könnte eine Chance sein.
Oh ich hatte nicht gesehen, dass das Thema weiter oben schon auf kam.
Bevor sie ihren mittlerweile Ex kennengelernt hatte, hatte ich mal was Ähnliches vorgeschlagen (Samenbank in Dänemark o. ä) . Da waren wir aber noch Mitte 30. Sie hatte das zumindest damals vehement ausgeschlagen, weil sie eine Familie mit Mann und nicht nur ein Kind wolle. Jetzt würde ich mich aktuell an so einen Vorschlag nicht mehr heranwagen.
P. S. Konntest Du auch nicht sehen, weil sich unsere Beiträge überkreuzt hatten.
Ich glaube du solltest mit ihr ehrlich reden. Ihr sagen, dass es dir leid tut, dass es bei ihr mit Kindern nicht geklappt hat. Du aber auch merkst, dass eure Freundschaft sehr unter dem Thema leidet, was du sehr schade findest. Ihr vielleicht aufzeigen, was es für Möglichkeiten gibt.
Vielleicht kann sie ein Pflegekind übernehmen
Vielleicht kann Die für ein Kind eine Tagesmutter sein
Vielleicht lernt Sie einen Partner kennen, der ein Kind hat
…
Nur weil man kein eigenes Kind hat, muss das Leben nicht kinderlos sein.
Ihr Therapien anbieten, beim Psychologen, bei der Heilpraktikerin etc.
Ich habe ein ähnliches Thema leider. Meine beste Freundin seit 15 Jahren in einer Beziehung, schon länger ein Kinderwunsch, ihr Partner ist aber noch nicht ready. War schon letztes Jahr bei ihnen ein dauerndes Streitthema. Ich, letztes Jahr single, treffe meine Jugendliebe wieder und zack schwanger. Wir sprechen aktuell auch nicht drüber aber ich merke, dass sie das Thema sehr belastet. Ich habe für sie letztes Jahr, als es ihr so schlecht ging, einen Termin bei meiner Heilpraktikerin abgemacht. Das hat ihr sehr geholfen, auch weil Sie nicht zum Psychologen wollte.
Vielleicht wäre das ja was für deine Freundin.
Du machst sie nicht traurig, sie ist traurig. Wenn das hin und wieder mal raus darf, ist das doch sehr gesund.
Wieso umschiffst du in einer Freundschaft Themen, die emotional sind? Genau die auszuhalten und zu besprechen, das gehört doch auch in eine Freundschaft!?
Wenn es dich so sehr verunsichert, wenn jemand weint und Gefühle zeigt, dann sprich es doch an. Sag ihr doch, dass du nicht sicher bist, was sie dann braucht. Vielleicht will sie mal in den Arm genommen werden, mal einfach alles doof finden, braucht Unterstützung. Oft hilft es doch, auch einfach mal weinen zu können. Danach ist wieder Platz für Leichteres. Wenn du das Gefühl hast, bei ihr gibt es nur noch Tiefs, dann braucht sie vielleicht auch hierzu eine Rückmeldung, vielleicht auch Hilfe. Ob du dann da tiefer eintauchen willst, kannst du ja immernoch entscheiden und auch offen kommunizieren.