Liebe Community,
seit einiger Zeit beschäftigt mich das Thema Freundschaften sehr intensiv, und da ich mittlerweile Anfang 30 bin, habe ich das Gefühl, dass es nicht einfacher wird. Daher würde mich eure Erfahrung interessieren.
Seit der 4. Klasse habe ich oft die Schule gewechselt (umzugsbedingt), was freundschaftsmäßig fast jedes Mal einen Neuanfang bedeutete. Heute habe ich das Gefühl, dass ich manche Dinge in Freundschaften toleriere, aus Angst, weitere Bindungen zu verlieren – selbst wenn es um Dinge geht, die eigentlich in einer Freundschaft nicht akzeptabel sind. Und dann grüble ich über verlorene Freundschaften, bei denen es vielleicht besser so ist.
Ein Beispiel:
In der Oberstufe hatte ich eine Mädels-Clique, in der ich mich sehr wohl fühlte. Als das Abitur näher rückte, durchlebte ich eine ausgelassene Feierphase, habe mich jedoch nicht wahllos auf Typen eingelassen, sondern hatte höchstens etwas mehr Knutscherei auf der Tanzfläche. Meine Freundinnen begleiteten mich durch diese Phase, und ich dachte mir nichts weiter dabei.
Nach dem Abitur zog ich für die Ausbildung weg. Als ich einige Monate später in die Heimat zurückkehrte, sprach mich mein Exfreund an, dass die ganze Heimat über mich rede. Ich war zutiefst schockiert und erfuhr, dass das Gerücht umging, ich hätte mich um 180° gedreht. Nach einigem Drängen erfuhr ich von ihm, dass diese Gerüchte von meinen zwei engen Freundinnen stammten, die auf den Partys immer mit dabei waren und dass die beiden sogar ihm persönlich Geschichten über mich erzählt haben, die wirklich unter der Gürtellinie waren (und nicht stimmten!) Ich habe das nie angesprochen, mich aber distanziert.
Auch bei einer anderen engen Freundin aus der Clique veränderte sich die Freundschaft. Sie hatte sich selbstständig gemacht und kaum noch Zeit für mich und bemühte sich nicht um Alternativen, wenn Treffen verschoben wurden. Zum telefonieren hatte sie oft keine Zeit und für ein Treffen schlug sie meistens vor, dass wir uns ja einfach sehen können, wenn ich mal wieder in der Heimatstadt bin. Versteht mich nicht falsch, ich habe Verständnis dafür, wenn man sehr eingespannt ist und würde niemals meinen Freunden ein schlechtes Gewissen machen deswegen. Ich mag es nur einfach nicht, wenn von der anderen Seite keine Initiative kommt. Ich hatte zunehmend das Gefühl dieser Freundschaft hinterherzurennen. In meinen Freundschaften, die ich später im Leben dazu gewonnen habe, ist das nicht so, sondern ein gutes Gleichgewicht aus Geben und nehmen und ein ehrliches Interesse und Bemühen umeinander.
Es fällt mir mittlerweile schwer, neue Freundschaften aufzubauen, da ich das Gefühl habe, dass die meisten in ihren Kreisen verhaftet sind und wenig Offenheit für neue Personen zeigen. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich überhaupt ein "Cliquen-Mensch" bin. Ich wohne in einer Großstadt und bewundere andere, die viele Freundschaften haben. Ich bin ein eher tiefgründiger Mensch, habe viele Einzelfreundschaften und lerne auch neue Leute kennen, aber es schmerzt, dass ich von den alten Freundschaften nur noch wenige habe. Besonders schlimm ist es an Silvester: Wenn ich mich nicht aktiv um Pläne bemühe, hatte ich zuletzt die Situation dass vielleicht eine Person fragt, ob wir zusammen feiern, Was dieses Gefühl der brüchigen Freundschaften natürlich um ein vielfaches verstärkt. Gleichzeitig glaube ich, dass viele meiner engen Freunde Silvester entweder gar nicht feiern oder nur in einem sehr kleinen Rahmen (zu zweit oder viert als Pärchen zb), so dass ich auch nicht glaube, dass es dann mit mir als Person zu tun hat. Ich war in der Schulzeit auch immer gut integriert (wenn ich nicht gerade neu in der Klasse war 😉) und komme in Gruppen immer gut zurecht. Was mich einfach beschäftigt ist, dass so wenig Initiative im Alltag seitens meiner Freunde herrscht, so dass ich oft Sorge habe zu vereinsamen, wenn ich nicht gemeinsame Treffen forcieren würde 🙈
Sorry, etwas Wust mein Gedankenkarrussell. Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit Freundschaften im Erwachsenenalter?
Liebe Grüße
Freundschaften in den 30ern
Ja du hast Recht, es wird nicht einfacher mit dem Alter. Das fiel mir ab 30 auch sehr stark auf- plötzlich ging es los mit Heiraten und Familengründung und auf einmal war man abgemeldet!
Ich war in meinen Freundschaften auch oft der seelische Mülleimer, leider kam überhaupt nichts zurück!
Beispiel: Eine neuere Freundin hat mich 1,5 Jahre nicht einmal besucht. Ich habe sie mehrfach eingeladen, aber immer hatte sie ne neue Ausrede... ihre Freundin, die 80km weit weg wohnt- ja da kann sie allerdings jedes Wochenende hinfahren...
Ich habe diese einseitigen Kontakte auslaufen lassen, übrig blieb der "harte Kern"- aktuell vier gute Freunde und ein paar Bekannte.
Selbst das ist mir schon zuviel, denn kaum hat man Freundin 1 getroffen, fragt Freundin 2 nach einem Treffen und man muss das alles in seinem Alltag unterbringen...
Je älter ich werde, desto weniger Energie habe ich dafür...
Ein Cliquentyp bin ich übrigens auch nicht, ich habe nur Einzelfreunde und mit Cliquen auch keine guten Erfahrungen gemacht. Das war alles sehr oberflächlich und es wurden stets Mädels ausgegrenzt oder es wurde fies über die gelästert, die nicht dabei war.
Ich hab auch fast nur einzelne Freundinnen. Mein Mann hingegen 2 große Cliquen. Hat beides vor- und Nachteile.
Ich habe ein paar laaangjährige männliche sehr gute Kumpels, welche ich nicht missen möchte.
Das mit den Umzügen kenne ich und seit wenigen Jahren wird es schwerer neue Freundschaften zu knüpfen. Es liegt hier hauptsächlich daran, dass alle Mamas mit ihren Kindern beschäftigt sind und ich Hobbies ausleben möchte, welche mit Kindern nicht vereinbar sind.
Mit zunehmender Lebenserfahrung merke ich auch, dass ich selbst immer wählerischer werde. Ich hatte einige Schicksalsschläge in den letzten Jahren, was meine Wertvorstellung mehr geschärft hat und mich von so manchen Mädels distanziert hat.
Wenn bei "Freundinnen" keine Initiative für ein Treffen kommt, würde ich dort auch keine Energie mehr hineinopfern.
Das mit dem wählerisch werden und Werten habe ich bei mir auch beobachtet.
Leider ist das nicht erst in den 30er so..
In der Gesellschaft wo viele nur auf sich bedacht sind und immer mehr das Social Media Leben wichtiger wird als das echte, vergessen viele was wirklich wichtig ist.
Ich hatte noch nie viele Freunde aber mittlerweile habe ich niemanden mehr und ich bin noch nicht mal 30.
Meine beste und letzte Freundin hat mich einfach ersetzt nach 9 Jahren Freundschaft nachdem ich schwanger wurde. Sie ist ein Ich-Mensch und ich könnte wetten sie checkt nicht mal wie sehr sie mich damit verletzt hat.
Das Leben geht bei ihr einfach weiter nur eben mit ner anderen.
Es wird immer schwerer echte Freunde zu finden und Freundschaften zu halten. Das ist nicht mehr wie früher leider…
Die Möglichkeiten für das Thema Freundschaft werden immer mehr zb. Online, doch geistig wird es wohl immer weniger.
Teufelskreislauf, niemand möchte sich mehr für soetwas anstrengen, alles muss einfach und schnell gehen, und weil alle denken es ist ja so kompliziert, obwohl sie es selbst erst kompliziert machen mit diesen Gedanken, wird es immer schwerer und schon fast unerreichbar. Dann lässt man es doch lieber gleich… Schade.
Hallo Lilisi,
mir fällt es auch zunehmend schwerer, Freundschaften zu haben, zu halten und irgendwie wird es immer anstrengender mit meinen "Freunden". Früher war ich auch in einer Clique und hatte immer jemanden um mich. Ich hatte auch immer eine beste Freundin und einen besten Freund. Im Laufe der Jahre veränderte sich die Dynamik. Ich wurde früh Mutter und dadurch hatte ich völlig andere Prioritäten. Einige "Freunde" konnten nix mehr mit mir anfangen. Das und auch noch ein paar andere Ereignisse führten dazu,dass sich in mir zunehmend eine Enttäuschung breit machte. Früher hab ich mich oft bei allen gemeldet und bis zu einem gewissen Punkt war das auch okay, aber irgendwann merkte ich das sich niemand meldet,wenn ich es nicht mache. Ich war sehr traurig darüber und hab mich nicht mehr wertgeschätzt gefühlt. Ich glaub um mich selbst zu schützen, bin ich mittlerweile an einem Punkt, dass ich keine Freundschaften mehr zulassen will. Ich hab einfach keine Energie mehr die ich investieren kann. Am Ende wird man ständig versetzt, die Abstimmung für die Treffen werden immer komplizierter (man schreibt ewig hin und her) und Zeit hat man ja auch irgendwie nicht. Ich bin einfach mittlerweile nur noch unsicher.
Ich finde es auch echt schade wie das alles gekommen ist, meine Freunde waren wirklich absolut toll und wertvoll damals und ich möchte die Zeit nicht missen, aber aktuell scheinen Freundschaften echt nicht drin zu sein.