Ich war bisher immer nur stille Mitleserin im Kinderwunschforum. Nun benötige ich selbst einen Rat.
Mein Mann und ich haben fünf Jahre versucht ein Kind zu bekommen, vier Jahre waren wir in Kinderwunschbehandlung. Ich hatte zwei Fehlgeburten in der 12. SSW. Nun steht mittlerweile fest, dass wir kinderlos bleiben werden.
Nun zum Problem. Wir sind ein Freundeskreis mit fünf Pärchen. Dort war zwar immer bekannt, dass wir uns Kinder wünschen, es wurde aber nie zum Thema gemacht und niemand weiß von unserem Weg. Die Fehlgeburten und Behandlungen sind immer nebenher gelaufen. Ich war nie krank geschrieben und wollte das Thema nie in den Mittelpunkt rücken. Ich tue mich sowieso schwer, mich anderen Menschen zu öffnen und ich wollte auch nie Mitleid.
Nun scheint mir das ganze Thema aber doch psychisch zuzusetzen. Ich weine zuhause oft grundlos, habe eine extrem kurze Zündschnur und ständig Magenschmerzen.
Vor drei Monaten ist nun auch eine Freundin aus dem Freundeskreis Mama geworden. Die Schwangerschaft war schon schwer und ich hatte ein ständig schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht so gefreut habe wie es eine Freundin eigentlich sollte. Dabei bin ich von Grund auf überhaupt kein neidischer Mensch.
Der Kleine ist ein Frühchen und kam in der 35 Woche zu Welt. Meine Freundin hat da immer noch dran zu knabbern. Wir versuchen natürlich alle so gut es geht für sie da zu sein.
Sie hält uns mehrmals die Woche auch mit Bildern und Updates auf dem Laufenden.
Nun merke ich, dass es mir immer schwerer fällt, auf ihre Nachrichten zu antworten. Vor dem letzten Treffen mit ihr war mir regelrecht schlecht und dann fühle ich mich aber wieder schlecht, weil ich eigentlich für sie da sein will.
Auf Anraten unserer Klinik sind wir auch bei einer Kinderwunschberaterin. Sie hat uns geraten, uns aus dem Freundeskreis zurückzuziehen und auch nicht darüber zu sprechen oder das zu begründen.
Ich habe aber Angst, dass wir unsere Freunde dadurch komplett verlieren. Ich weiß aber auch nicht, was ich sagen soll. Würde es reichen zu sagen, dass es mir einfach gerade nicht so gut geht und ich Abstand brauche?
Vielleicht habt ihr ja einen Rat.
Was würdet ihr tun? (bitte keine Verurteilungen)
Ich glaube, dass du die Freundschaft höchstens dann retten kannst, wenn du mit offenen Karten spielst. Deine Freundin wird deinen Rückzug nämlich sonst nicht verstehen können ("gerade jetzt wo ich sie am meisten brauchen würde, will sie Abstand. Da fühle ich mich im Stich gelassen."). Dann kannst du auch kommunizieren, dass du vielleicht keine Babyfotos willst oder was auch immer du eben brauchst.
Ich habe zwei Freundinnen die einen unerfüllten Kinderwunsch hatten während ich sofort mit unserem Wunschkind schwanger wurde. OBWOHL wir alle ehrlich über unsere Situation und Gefühle gesprochen haben war das eine sehr herausfordernde Zeit für unsere Freundschaft. Die Freundschaft hat es zum Glück überstanden. Aber hätten sich meine Freundinnen ohne Erklärung in dieser Zeit zurück gezogen gäbe es die Freundschaft wahrscheinlich nicht mehr. Ich habe sie in dieser Zeit nämlich auch gebraucht.
Du sagst ja selbst, du hast die Freundinnen in der Zeit auch gebraucht. Wärst du dann nicht sauer gewesen wenn sie sich zurück gezogen hätten, auch wenn du den Grund kennst? Wie habt ihr das gemacht?
Ich sag deshalb es war eine schwierige Zeit für uns alle.
Ich hätte gerne mit meinen Freundinnen über all meine Sorgen, Freuden und Probleme gesprochen. Konnte ich aber nicht weil ich sie nicht mit allem belagern wollte. Auch je nach Situation von Ihnen gerade. Das hat mich viel gekostet. Umgekehrt haben Sie sich sicherlich auch mal auf meine Probleme eingelassen obwohl sie die wahrscheinlich lieber selbst gehabt hätten.
Nur mit gnadenloser Offenheit hat unsere Freundschaft das überlebt.
Hi, ich denke du solltest das Thema bei deinen Freunden ansorechen. Sie werden es verstehen, wenn sie echte Freunde sind! Es ist auch absolut verständlich, dass du Abstand brauchst. Wenn du dich einfach so zurückziehst, verlierst du die Freundschaften sicherlich irgendwann komplett.
Meinst du mit Kinderwunschberaterin eine psychologisch geschulte Beratungskraft?
Wir haben auch einen relativ langen Weg mit einigen schmerzhaften Rückschlägen hinter uns und ich kann nachvollziehen, wie belastend das für jeden einzelnen, aber auch für euch als Paar sein kann.
Dass ihr euch Hilfe geholt habt, ist ein guter Schritt.
Ansonsten musst du für dich selbst entscheiden, was du deinen Freunden berichtest.
Ich war in meinem engsten Freundeskreis halbwegs offen, was den schwierigen Weg anbelangt. Das hatte den Vorteil, dass ich nichts vor- oder überspielen musste, wenn es wieder mal schlechte Nachrichten oder besonders schwierige Phasen gab. Auch gebt ihr ihnen so die Chance, für euch als Freunde da zu sein.
Ich an deiner Stelle würde zu der Freundin mit dem Frühchen vielleicht etwas sagen wie: "Du, ich bedaure, dass du gerade in dieser schwierigen Lage seid. Ich wäre gern für dich da. Leider haben wir gerade selbst nach langen, schwierigen Versuchen, die uns psychisch viel abverlangt haben, unseren Kinderwunsch aufgeben müssen. Bitte sieh mir nach, wenn ich aktuell nicht immer so für dich da sein kann, wie du es gerade brauchst."
Ansonsten wird sie vielleicht merken, dass du irgendwie komisch bist, aber gar nicht so recht verstehen können, was das Problem ist.
"Meinst du mit Kinderwunschberaterin eine psychologisch geschulte Beratungskraft?"
Ja, das ist eine psychologische Beraterin, die mit unserer Klinik zusammenarbeitet. Wir waren aber tatsächlich nicht so zufrieden bzw. hat es mir nicht geholfen.
Den Vorschlag was ich meiner Freundin sagen könnte, finde ich sehr schön!
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Beratungsnetzwerk für Kinderwunsch in Deutschland gemacht. Wir als Paar waren einmal bei profamilia.
Vielleicht wäre das noch eine Option?!
Ich kann dich so gut verstehen! Und leider kannst du das nur von Leuten erwarten, die selbst in der Lage waren.
Zurückziehen wäre nicht gut! Als meine Schwägerin dann schwanger war konnte ich sie kaum ertragen, als die Zwillinge dann da waren, habe ich einen besonderen Stellenwert in ihrem Leben erhalten dürfen. Ich war und bin die verrückte Tante. Das hat mir Ihr damals sehr viel gegeben! Und sowas kann der Anfang einer wundervollen Beziehung sein, die ewig halten kann. Ich habe damals therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, dass hat mir auch sehr geholfen.
Du warst ja aber die Tante, in der Familie ist das nochmal was anderes. Meine Freundin und ihr Mann haben beide große Familien und viele Bezugspersonen. Da braucht es mich als 'Tante' eher nicht. Und ich weiß nicht ob es so gut ist, den intensiven Kontakt momentan so aufrecht zu erhalten wenn mir das wörtlich Magenschmerzen bringt.
Als Tante vielleicht nicht, aber als Freundin?
Ich würde es auf jeden Fall mit einem offenen Gespräch versuchen. Und natürlich ist es auch okay, wenn du dich erstmal zurückziehst. Aber wichtig ist halt, dass sie auch weiß warum.
Für dich wäre es wahrscheinlich gut, wenn du dir Hilfe suchst um das auch für dich zu verarbeiten, aber bitte jemand kompetenten und nicht jemanden, der solche Ratschläge gibt.
Alles liebe dir!
Ich bin auch dafür, mit den Freunden drüber zu sprechen. Unsere wussten nach der FG auch Bescheid (eine Freundin hat in dem Monat auch Nachwuchs bekommen, was mir extrem schwer fiel). Wir sind auf sehr viel Verständnis gestoßen und wurden bestärkt, die Unterstützung hat uns sehr gut getan und wir sind unseren Freunden heute noch mehr als dankbar dafür - es hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt, sodass ein "Kontaktabbruch" oder eine Pause nicht nötig für uns waren und bald darauf durften wir zum Glück auch wieder positiv testen. Ein Abschotten hätte uns persönlich eher tiefer in ein Loch gezogen.
Bei euch ist es natürlich noch um einiges schwieriger, wenn der Kinderwunsch verabschiedet werden muss und ihr eine lange Vorgeschichte habt. Aber ich denke, gerade da tut es gut, andere mit einbeziehen zu können.
Bei uns ist Offenheit und Ehrlichkeit wirklich der Schlüssel für die tiefgehenden Beziehungen zu unseren Freunden.
Wahrscheinlich habt ihr für euch auch ein nicht leibliches Kind ausgeschlossen und schon sehr viel über alle Möglichkeiten gesprochen; ich wollte trotzdem nochmal kurz darauf aufmerksam machen, dass das für manche Paare eine Alternative darstellen kann.
Ich wünsche euch alles Gute!
Warum sollt ihr euch denn zurückziehen?
Man kann auch offen darüber reden. Und das ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen.
Man kann sagen, hör zu, ich habe nie darüber geredet, aber ich hatte 2 FG und das nach 4 Jahren KIWU Behandlung. Mir fällt das Ganze irgendwo schwer, wenn andere ihr Kind im Arm halten können und wir womöglich nie welche haben werden.
Wenn da die Mutter beleidigt, böse, wütend, eingeschnappt oder was auch immer reagiert, ja, dann würde ich den Kontakt einstellen.
Reagiert der andere durchaus empathisch, kann man ja gemeinsame Lösungen finden.
Hallo,
erst einmal fühl Dich gedrückt. Wenn ich Deinen Text so lese, tut mir das unheimlich leid, weil ich weiß wie sich dieser Wunsch anfühlt und wie sehr man darunter leidet.
Ich hatte 5 Jahre einen Kinderwunsch und dazwischen 5 Fehlgeburten. Dann hat es für uns tatsächlich noch geklappt.
Ich habe in der Zeit aber auch sehr gelitten und auch gemerkt dass viele meiner (auch engen) Freunde dafür kein Feingefühl, kein Verständnis entwickelt haben. Dennoch hat es mir geholfen mich einem kleinen Teil anzuvertrauen, damit diese auch wussten warum es mit in dem und dem Fall nicht gut tat sie zu sehen oder das Babyfotos einfach nichts war, was ich jeden Tag haben wollte.
Ich kann also nur raten sich engen Freunden zu öffnen. Generell würde ich es aber für mich behalten, da man sonst immer wieder darüber sprechen muss, was auch weh tun kann.
Was für ein dämlicher Rat, sorry.
Man kann nur Verständnis füreinander haben, wenn man offen miteinander redet. Wirklich offen! Und dem anderen zugesteht, dass der andere zu Beginn vielleicht auch etwas unsicher ist und nicht weiß wie er sich verhalten soll und mal einen Bock schießt. Dann wieder, offen darüber reden. In den allermeisten Fällen, kann es gerettet werden, wenn der Will auf beiden Seiten vorhanden ist. Was für einen Sinn hat es, nun auch noch alle Freunde zu verlieren, wenn man eh eine schwere Zeit durchmacht?