Eine Freundin von mir hat eine toxische Beziehung. Sie selbst erzählt das so und ich (und andere) erleben es mit. Sie ist 3 Jahre mit dem Typen zusammen und sie haben einen 1.5 Jährigen.
Er kann sehr charmant und liebevoll wirken. Wüsste ich nichts Anderes, würde ich denken dass die beiden eine schöne Beziehung führen.
Er ist leider auch sehr manipulativ, konsumiert viel Koks, verprasst Geld, lügt, kümmert sich nicht um den Kleinen und um meine Freundin schon gar nicht. Immer wieder verliert er seine Arbeit und lebt auf ihre Kosten. Mittlerweile hat er gar keinen zugriff mehr auf sein Konto, sondern sie verwaltet und organisiert alles. Er hat viele Schulden bei ihr.
Sie hat schon mehrfach versucht sich zu trennen. Er dreht dann alles um, sodass sie sich schuldig fühlt, hat Mitleid mit ihm und glaubt ihm, der jedes Mal Besserung gelobt. Er bedroht sie auch dass er sich den Kleinen „holen“ wird und sie dann schauen könne wo sie bleibe. Auch setzt er sie regelmäßig sexuell unter Druck; und das, obwohl er von ihrem Vergewaltigungstrauma (da war sie bereits schwanger) weiss.
Bisher hat sie ihm immer wieder verziehen. Sie hat immer wieder Hoffnung, liebt ihn halt. Es ist dann immer für 2-3 Tage gut - sie unternehmen etwas und dann drehts wieder.
Meine Freundin ist deswegen auch in Therapeutischer Behandlung und hat sich auch schon bei der Familienfachstelle angemeldet für eine Trennungsberatung.
Das Ganze zieht sich schon über 2 Jahre. Seit das Kind hier ist ist alles schlimmer geworden.
Ihr Therapeut meinte, sie brauche Hilfe/Überzeugung/Angebote, Realitätsbezug von aussen. Sie sagt mir auch immer dass es ihr gut tut, wenn ich mal sage, dass sie vielleicht ohne ihn besser dran wäre. Bisher höre ich aber eher einfach nur zu und tröste sie. Meine Mutter hatte mit meinem Vater teilweise ähnliche Erfahrungen und ihr hatte es nie geholfen wenn andere ihr rieten sich zu trennen- im Gegenteil.
So - nun kam sie gestern und erzählte mir von ihrem schwierigen Weihnachten und dass sie es nicht mehr schaffe und definitiv gehen möchte. Sie wisse nicht wie und ihren Freund aus der Wohnung werfen das könne sie sich auch nicht vorstellen (es ist ihre Wohnung bzw die ihrer Tante). Sie war völlig fertig. Ich nahm sie mit zu uns nach Hause und meinte dass sie erstmal bei uns bleiben könne. Sie bedankte sich und ging später trotzdem nach Hause. Jetzt hat sie mir geschrieben dass sie gerade versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Ich habe ihr geantwortet dass sie und ihr Sohn immer willkommen sind hier bei uns.
Ich weiss nicht, was ich tun soll, kann, muss, um sie zu stärken, sie zu unterstützen…
Vielleicht hat jemand Erfahrung als Betroffene:r oder als Freund:in eines/einer Betroffenen?
Danke für‘s Lesen❤️
Meise
Freundin in Not
Ich finde du bist da schon viel zu sehr involviert und das wird dir auf dauer nicht gut tun, fremde Probleme zu eigenen zu machen. Jeder ist seines Glückes Schmied und du kannst ihr die Entscheidung nicht abnehmen. Wenn sie zu einem Therapeuten geht und auch schon mal in einer Beratungsstelle war dann ist sie ja schon mal in den richtigen Händen. Du hast meiner Meinung nach schon alles getan in dem du ihr klar gemacht hast dass sie jederzeit bei dir unterkommen kann.
Ich kann dir nur von meiner Erfahrung erzählen dass meine Mutter sich 30 Jahre lang von meinem alkoholkranken Vater trennen wollte, Funfact - sie ist immer noch bei ihm. Auch solche Entscheidungen muss man akzeptieren.
Deshalb schau auf dich denn es kann sehr sehr zermürbend werden sich sowas immer und immer wieder anzuhören. Bitte deine Hilfe an ( was du ja schon gemacht hast) lass das aber nicht zu deinem Problem werden. Ich weiß ja nicht wie lange du diese Freundin schon hast bzw seit wann der Kontakt intensiv ist aber ich hab auch öfter erlebt das man dann am Ende noch der Depp ist wenn sich beide wieder vertragen
Liebe Samara
Danke dir für deine Antwort. Ich fühle mich bestätigt.
Ich bin auch mit so einer Geschichte, wie du sie schilderst, aufgewachsen. Ich sehe es ähnlich wie du.
Ich mach mir halt Sorgen. Habe manchmal das Gefühl, ich sollte doch, falls etwas passieren sollte und ich das hätte verhindern können-das würd ich mir nicht verzeihen.
Du hast aber Recht mit allem, was du sagst.
Liebe Grüße
Meise