Freundschaft beenden wegen Verfolgungswahn?

Hallo :) ich hätte gerne mal eine außenstehende Meinung zu folgender Situation;

Ich hab eine Freundin die schon seit 10 Jahren kenne, wir sehen uns nicht super häufig aber standen uns früher mal sehr nahe.
Wir sind früher sehr oft zusammen feiern gegangen, in Bars, Clubs usw.
Ich habe inzwischen ein Kind sie nicht, dadurch ist der Kontakt deutlich weniger geworden und wir haben uns auch schon etwa ein halbes Jahr nicht mehr gesehen gehabt, schreiben aber ab und zu.

Zur Vorgeschichte muss ich sagen, dass besagte Freundin, öfter Dinge gesagt und getan hat, die mich etwas an ihrer psychischen Gesundheit haben zweifeln lassen.
Vor ein paar Jahren z.B war sie psychisch ziemlich fertig, da sie von ihrem Mann hintergangen worden war und hat darauf hin einen richtigen Verfolgungswahn entwickelt.
Sie hat dann gesagt, auf der Straße würden Menschen sie komisch angucken und über sie reden, Autos wären extra an ihrem Haus vorbeigefahren, man würde sie abhören. Angeblich wurden Stoffe in bestimmten Farben oder mit irgendwelchen Symbolen in der Nachbarschaft aufgegangen um ihr zu drohen.

Es ging dann sogar soweit, dass sie mich verdächtigte ein "Spion" zu sein, von wem hab ich nie rausbekommen.
Ich hab mir damals eher Sorgen um sie gemacht, meinte sie solle vielleicht mal zum Arzt gehen, hab sehr behutsam das Gespräch gesucht, mir ihre Sorgen angehört, dass hat sie mir sehr übel genommen.

Dann nochmal einige Jahre später war sie der Überzeugung, dass ein Typ(den sie ewig nicht gesehen hatte) eine Spionagesoftware auf ihrem Handy installieren hätte und das der Algorithmus ihr Satanistische Symbole ausspielt um ihr Angst zu machen. Das waren dann z.B Bilder von Ziegen die wohl in einer Werbung waren und die Zahlenkombination 666 die wohl immer wieder auftauchte, irgendwelche Videos in denen Pentagramme und irgendwelche Zeichen zu sehen waren.
Wenn ich was in die Richtung gesagt habe, dass ich glaube da steckt nichts hinter ist sie direkt ausgeflippt und meinte ich stecke mit denen unter einer Decke

Eigentlich dachte ich ihr ginge es besser, aber gestern Abend kam von ihr dann so eine Nachricht "ich werde die Sache von damals nun zur Anzeige bringen, ich weiß du hast etwas damit zu tun"

Ich hab sie erstmal gefragt was sie meint, sie hat dann erstmal nicht geantwortet irgendwann kam dann ein random Datum von vor 3 Jahren.

Ich hab dann nach nachgesehen und alte Bilder gefunden, dass wir da wohl mal tanzen waren, kein besondere Abend eigentlich, da ist auch nicht passiert.
Ich hab mir den Kopf zerbrochen was sie meint, war auch irgendwie etwas fertig.
Ich hab mich echt hinterfragt, hab ich ihr irgendwas getan?? Aber nein da war nichts.
Heute kam dann sie Nachricht
"Sorry ich hatte einen Nervenzusammenbruch"
Irgendwie ist mir das zu viel, dass mir hier mit irgendwelchen Anzeigen gedroht wird, obwohl ich nichts getan habe, sogar noch für sie da war.
Ich will die Freundschaft eigentlich beenden, wie seht ihr das? Ist das blöd von mir weil sie vielleicht wirklich psychisch krank ist?

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Ja, sie wird wohl wirklich psych. krank sein. Das ist auch sehr traurig. Aber sie tut dir nicht gut und es ist dien gutes Recht, wenn du Abstand von ihr halten möchtest.
Nachdem ihr euch die letzten Jahre eh voneinander distanziert habt, dürfte es wohl nicht so überraschend für sie sein, wenn du dich komplett zurück ziehst.

Willst du die Freundschaft nicht beenden, dann musst du dich allerdings drauf einstellen, dass es ein langwieriger und schwieriger Prozess werden kann, bis sie wieder einigermaßen aufm Damm ist. Da wirst du vielleicht einiges einstecken müssen.

Wie du dich auch entscheidest: viel Glück dabei!

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Oh Mann, das ist echt eine verfahrene Situation.

Ich denke, da sie zuletzt schrieb, dass sie einen Nervenzusammenbruch hatte, würde ich noch einmal Kontakt aufnehmen und ihr sagen, dass du sie gerne unterstützt, wenn sie sich Hilfe sucht.
Ich würde es so aufbauen: "Du hattest einen Nervenzusammenbruch => du brauchst Hilfe". Gar nicht über ihre psychischen Probleme reden, mehr so in Richtung "du bist überlastet".

Sollte sie dich aber wieder angreifen ist es völlig legitim, dass du dich selbst schützt und den Kontakt abbrichst.

Gibt es Menschen, die ihr nahe stehen, mit denen du sprechen könntest? Vielleicht ihre Eltern? Möglicherweise könnten die sie überzeugen, sich Hilfe zu suchen?

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Du musst wissen, was du ertragen kannst. Bleibst du in der Freundschaft werden solche Episoden immer wieder kommen. Gerade wenn sie nicht einsichtig und in Behandlung ist. Aber diesen Schritt, sich in Behandlung zu begeben, kann nur sie setzen.

Ich kann nachfühlen, dass du da ein schlechtes Gewissen hast. Aber siehe es so: Du setzt Grenzen für dich. Du brauchst den Abstand und das Ende der Freundschaft, damit es dir geht und du dich um dein Kind kümmern kannst.

Mein Ex hatte ähnliche Verfolgungswahne. Er war leider absolut nicht einsichtig, weshalb ich zum Eigenschutz die Beziehung beenden musste und den Kontakt komplett abbrechen. Ich habe da lange gedauert und lange ein schlechtes Gewissen gehabt. Einfach weil vieles krankheitsbedingt war. Aber seine Mutter (also so quasi meine Ex-Schwiegermutter) meinte zu mir, er ist nicht meine Verantwortung. Meine Verantwortung ist es auf mich zu achten (mir ging es damals schon länger ziemlich schlecht wegen der Situation). Das half mir. Leider kontaktieren er mich über unterschiedlichste Kanäle (zB beim Arbeitgeber in der Telefonzentrale angerufen und durchstellen lassen) immer noch kontaktiert, wenn er eine akute Episode hatte. Es wurde leichter damit umzugehen. Ganz aufgehört hat es erst nach Namenswechsel (durch Heirat), Umzug und Arbeitgeberwechsel.

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Ich habe eine Freundin die ähnliche Symptome hatte. Sie hat eine Schizophrenie diagnostiziert bekommen. Eine Krankheit die wirklich richtig schlimm für die Betroffenen ist. Sie ist jetzt mit Medikamenten gut eingestellt. Eine große Erleichterung, auch wenn die Medikamente Nebenwirkungen haben und sie im Leben trotzdem nicht normal belastbar ist, die Wahnvorstellungen sind weg.
Hat sie Familie, Partner, enge Vertraute die es schaffen würden sie zum Arzt zu bringen?

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Ich hatte auch mal so eine Freundin. Die hatte auch Phasen wo alles und jeder schlecht war und sie "nichts und niemanden erträgt". Die ist dann auch mal sang und klanglos nicht zu einem Treffen erschienen und verschwunden. Meldete sich dann Tage später, sie sei kurzfristig ganz alleine für ein paar Tage nach XY gefahren (also weiter weg). Wohlgemerkt man war verabredet!

Dann kam sie über-super-gut gelaunt wieder zurück und drängte sich fast auf, klebte jede Sekunde an einem, wollte ständig einladen, alles bezahlen etc.. diese Phasen wechselten sich ständig ab, man wusste heute nicht was einem morgen erwartet. Darüber sprechen, niemals, wechselte sie das Thema. Es half alles nichts, von uns Freunden wollte sie sich nicht helfen lassen. Das wurde mir einfach zu blöd, ich habe die Freundschaft beendet und auch genau mit dieser Begründung.

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Das klingt alles ganz und gar nicht gesund…
Das kann in die Richtung Schizophrenie oder auch bipolare / schizoaffektive Störung gehen. Das heißt, sie kann nichts für ihren Zustand, was aber nicht gleich heißt, dass sie so mit dir umgehen kann.

Die Freundschaft jetzt schon beenden würde ich tatsächlich nicht. So wie meine Vorrednerinnen schon geschrieben haben, kannst du sowas schreiben wie „du wirkst wirklich überlastet und brauchst da wirklich Hilfe. Das ist auch nichts schlimmes und ich unterstütze dich gerne“. Wenn sie das Problem erkennt und sich helfen lässt, dann kann man auch mit einer erkrankten Freundin eine super Freundschaft führen. Aber die Einsicht und Bereitschaft, daran zu arbeiten muss da sein. Ansonsten finde ich es völlig verständlich, wenn du dich entfernst - alleine aus eigenem Interesse.

Alles gute

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Nach allem, was Du schreibst, liegt ja sehr nahe, dass hier ein größeres medizinisches Problem vorliegt - es sei denn, hier liegt ein Fall vor, wo das "Spielen" mit den Symptomen psychischer Indikationen ihre merkwürdige, hilflose, kaputte Art der Kontaktpflege ist. Gibt es auch, ist aber natürlich aus der Ferne nicht zu beurteilen. Da muss ein Arzt ran, ohne wenn und aber.

Ob Du das beenden sollst, kann Dir keiner beantworten. Von außen betrachtet würde ich sagen, dass Deine Freundin es vermutlich nicht böse meint und die wirren Vorwürfe und Attacken einfach eine Funktion einer ernsteren Erkrankung sind. Und da ist das Wesen einer Freundschaft ggf. auch, dass man da "hilft", langmütig ist und auch aufgleist, dass sie sich da in Behandlung begibt und das ärztlich abchecken lässt.

Aber wenn Dir das (alles) zu viel ist und sie Dir auch nicht so nahe steht, musst Du Dir den Schuh nicht anziehen. Wenn die Erkenntnis nicht da ist, Hilfe zu benötigen und ein paar Sachen mal durchchecken zu lassen, dann ist der Weg für Dich als Freundin womöglich extrem steinig. Wie Du schreibst: Du bist da, Du willst auch eventuell was für sie tun - und kassierst dafür auch noch Ärger. Das halten nicht viele durch, wenn keine Bereitschaft da ist, sich helfen zu lassen.

Vielleicht am einfachsten: follow your heart?

Bearbeitet von ClackClack