Liebe alle,
Ich möchte gerne mal Meinungen von außen bekommen und mich auch bemühen nicht ins auskotzen oder lästern zu verfallen.
Ich habe seit 10 Jahren eine Freundin, mit der ich einerseits sehr eng bin und die Themen von mir weiß, die ich sonst nicht mit Freunden bespreche, und die mich gleichzeitig immer wieder wahnsinnig nervt. Und ich würde mal sagen, dass das auf gegenseitig beruht. Ich glaube wir sind uns manchmal zu ähnlich und sind beide irgendwie auch einfach ein bisschen instabil, auf verschiedene Arten. Nun ist es so, dass ich ein knapp 1 Jahr altes Kind habe und ihre Tochter ist 7 Monate.
Ich liebe meinen Kleinen, er ist so ein toller Kerl und er bereichert jeden Tag. Gleichzeitig bin ich wahnsinnig froh, bald wieder arbeiten zu gehen, weil ich mich komplett unterfordert fühle und Haushalt und Muttitreffs einfach nichts für mich sind. Sie war eigentlich auch so. Das hat sich mit dem Muttersein bei ihr komplett geändert. Tausende Kurse, alles ist rosarot und wunderschön und wenn sie 10 Jahre jünger wäre, würde sie nur noch Kinder wollen. Das ist ja an sich alles okay. Nur hat sich damit komplett um 180 Grad gewendet. Früher konnten es nicht genug Partys sein und alle Kinder sind nervig und so. Und jetzt ist es der Himmel auf Erden. Jede zu klein gewordene Klamotte wird beweint, rosa für Mädchen ist doch total schön und wird im Partnerlook getragen und wirklich alles ist wie im Märchen. Die kleine schläft wohl nur noch mit der Hand im Gesicht von meiner Freundin. Und sie findet es zauberhaft. Und ich verstehe vollkommen dass es mega schön ist, wenn die kleinen kuscheln wollen! Da könnte meiner durchaus auch ein bisschen mehr machen ;) aber du kannst mir auch nicht erzählen, dass du es so abfeierst, jede Nacht wie eine Brezel dazuliegen, weil das Baby kuscheln muss. Ich fühle mich mittlerweile einfach nur noch kacke wenn wir uns sehen. Weil ich sehr gerne mal wieder länger als 1,5 h am stück und in Ruhe schlafen würde, und sei es nur für eine Nacht. Ich weine auch nicht, wenn ich Klamotten aussortiere. Ich liebe ihn, aber ich möchte ziemlich sicher keine weiteren Kinder, weil ich die Fremdbestimmung und die Entbehrungen zu krass finde. Und ich habe nicht das Gefühl das offen sagen zu können, weil das so im Gegensatz zu ihrer heilen Welt steht. Dazu muss man aber auch sagen, dass sie im Gegensatz zu uns ein stabiles familiäres Netzwerk hat und finanziell sehr gut dasteht. 3 Jahre Elternzeit muss man nicht nur wollen sondern sich auch leisten können. Ich überlege nun wie ich mit der Situation umgehen soll. Ansprechen, hinnehmen oder Kontakt auslaufen lassen? Ehrlicherweise haben die Treffen keinen Mehrwert mehr für mich
Veränderung der Freundschaft durch Mutterschaft
Ist es nicht möglich, dass ihr eure Freundschaft auf andere Themen verlagert, wenn ihr euch in Sachen Baby nicht einig seid? Ich denke beide Sichtweisen sind ja okay, tendenziell habe ich auch alles sehr positiv erlebt und kaum das Gefühl von Fremdbestimmung und Entbehrungen gehabt.
Wenn es jemandem anders geht, ist das aber genauso okay, in meinem Umfeld wurde viel unter Müttern über derlei Schwierigkeiten gesprochen, da hab ich mich nicht so wieder gefunden.
Das kannst du ihr doch sagen, dass du selbst vieles ganz anders empfindest und es richtig toll finden würdest, wenn ihr nochmal verstärkt auf andere Gesprächsthemen gehen würdet. Da muss euch ja früher auch einiges verbunden haben, und diese Chance würde ich der Freundschaft auf jeden Fall geben.
Oh, und unser Sohn fing mit 7 Monaten erst an, mal kurze Zeit ohne Körperkontakt zu schlafen und nein - es hat mich nie gestört, dass er die ganze Nacht an mir geklebt hat. Ich für mich hatte immer das Gefühl, dass das ja nun nur eine ganz kurze Zeitspanne meines Lebens so ist und war da völlig fine damit. Also würde ich deiner Freundin nicht absprechen wollen, dass es ihr ähnlich geht.
Meistens ist es nur so lange rosarot, bis jemand anders mal anspricht, dass es bei einem selber nicht so ist.
Klar gibt es Muttis die mehr in der Mamarolle aufgehen als andere, aber bei niemanden ist alles rosarot.
Ich bin froh, dass ich eine Mama gefunden habe, wo man sich auch mal gegenseitig auskotzen kann. Wo eben nicht alles super easy rosarot ist.
Ich würde mich davon aber gar nicht so beeinflussen lassen. Jeder empfindet es eben anders und wenn die Freundschaft schon so lange besteht, dann kotz dich doch auch einfach mal bei Ihr aus.
Eltern sein verändert. Man lernt plötzlich ganze viele Neue Seiten an sich kennen, tut Dinge die man nie für möglich gehalten hätte und die Prioritäten verschieben sich.
Es ist so ein einschneidendes Erlebnis, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn man nach diesem Entwicklungsprozess, den ja ihr beide durch gemacht habt irgendwann halt zu weit auseinander ist.
Viele Freundschaften zerbrechen schon, wenn nur einer von beiden ein Kind bekommt. Das war zumindest bei mir noch kein Problem. Ich war quasi die letzte im Freundeskreis die ein Kind bekommen hat und mit dem Mutter werden der anderen kam ich noch gut klar. Schwierig wurde es dann, als auch ich Mutter wurde und plötzlich eine eigene Sicht auf die Themen hatte, die sich laut meiner Freundinnen gefälligst an ihrer Meinung zu orientieren hatte, schließlich hatten sie ja Erfahrung.
Plötzlich sollten die Bedürfnisse meines Sohnes also auch berücksichtigt werden. Gab es vorher immer Treffen wann es für die Kinder der Freundin das Beste war, so hatten wir unseren eigenen Rhythmus. Der sollte aber keine Rolle spielen, denn es könne sich ja nicht alles nach meinem Sohn drehen- wo es sich die Jahre vorher aber immer um die Kinder der anderen gedreht hatte....
Dieses und weitere Probleme haben hier auch dazu geführt, dass langjährigen Freundschaften eingeschlafen sind.
Und das ist ok. Man hat sich in welcher Form auch immer verändert und sollte immer schauen, ob die Leute im Umfeld einem gut tun.
Man sagt ja es gibt 3 Arten von Freunden - For a reason, for a season, for a lifetime...
Du schreibst, sie war vor ihrer Tochter auch so, dass sie Muttitreffs und Haushalt langweilt fand? Oder habt ihr einfach zusammen gesessen beim Kaffee und geredet, dass ihr ja „nie so langweilige Vorstadt-Muttis“ werden wollt? Im Endeffekt weiß man, wie man das Mamadasein empfindet, erst wenn das Kind da ist. Und seine Freundin scheint jeden Augenblick davon zu genießen bzw. machen ihr die üblichen Schwierigkeiten mit dem Baby wenig aus. Warum stört dich das so? Wäre es dir lieber, sie würde am Krückstock gehen und Minuten zählen, bis sie wieder arbeiten darf? Du sagst selber, dass du finanzielle und familiäre Schwierigkeiten hast. Gleichzeitig gönnst du ihr das Glück nicht. Ist auch in Ordnung, wenn du dafür gerade einfach keine Energie hast. Ich würde mir ehrlich die Frage stellen: wie stellst du eine Zukunft mit ihr als Freundin vor? Sollen die Kids miteinander spielen während ihr euch unterhaltet oder siehst du da wenig Lichtblicke? Ganz ehrlich, ich genieße das Mamasein auch sehr, habe aber keine Probleme, den anderen zuzuhören, wenn sie anders empfinden. Wenn ich aber wüsste, dass eine Freundin dann genervt von meinem Glück ist, dann würde ich einen Kontaktabbruch wünschen
Dein Post ist zwar schon 2 Tage alt, aber ich möchte dir trotzdem ein paar Worte dazu mitgeben.
Bei meiner besten Freundin und mir hat sich durch das Kinder Thema heraus kristallisiert, dass wir hier in vielen Themen verschiedene Ansichten haben. Sie liebt es, dass der Kleine nur bei ihr im Arm schläft jede Nacht und möchte das die nächsten 2 Jahre auch nicht verändern, und ich kriege Schweissausbrüche bei dem Gedanken, dass ich mich 2 Jahre so einschränken müsste. Das heißt aber nicht, dass ich sie beneide. Es heißt lediglich, dass sie diesen Weg für richtig hält und ich einen anderen Weg. Wichtig in einer Freundschaft ist doch aber, dass jeder seine Meinung haben darf, ohne dass es Ärger gibt. Ich liebe meine Freundin nicht mehr oder weniger, nur weil sie vieles mit ihrem Baby anders macht als ich. Das ist für mich absolut okay und triggert mich nicht. Du könntest mal in dich gehen und schauen ob du verstehst, warum du durch dieses Verhalten getriggert wirst. Was könnte der Auslöser sein? Stehst du denn selbst 100% hinter deiner Meinung, oder wünscht du dir wirklich eher, dass es so laufen würde wie bei ihr?
Vielleicht wäre es auch eine Idee, dass ihr bei euren treffen andere Themen wählt als die Kids. Was ja auch schön wäre, um mal aus diesem Kinder Trott ranzukommen.
Letztendlich ist es natürlich „einfacher“ sich mit Mamis auszutauschen, die Dinge ähnlich machen wie du. Da du da nicht das Gefühl hast, dich rechtfertigen zu müssen. Musst du aber eigentlich auch sowieso nicht. Was dir bestimmt nicht schaden würde , dass du verstehst, WARUM das bei dir dieses Gefühl der Rechtfertigung auslöst.
Vielen Dank für deinen Beitrag! Ich hab bisher alle Nachrichten durchgelesen und es mal etwas sacken lassen.
Zum einen muss ich zugeben, dass ich leider wirklich neidisch bin. Nicht auf ihr Kind oder ihr Leben im allgemeinen aber auf die Leichtigkeit und diese Einstellung, dass schon alles gut gehen wird. Ich denke, ich bin da aber auch ziemlich verbittert, weil ich eben diesen extremen Wohlstand nicht habe, nie haben werde und sie das nicht versteht. Sie versteht oft nicht, wie privilegiert sie ist.
Was mich zusätzlich beschäftigt, und ich denke das ist der Hauptgrund, ist, dass ich es ihr einfach nicht 100 prozentig abkaufe. Ich kenne sie schon lange und sie ist mit ihrer Meinung teilweise wie ein Fähnchen im Wind. Ich glaube ihr, dass sie ihr Leben aktuell total genießt, aber eben nicht, dass alles rosarot ist. Sie schwärmt zB davon wie toll es ist mit baby und in Elternzeit und gleichzeitig kann sie keinen Tag mit ihrer Tochter alleine sein, bis ihr Mann nachmittags nach Hause kommt. Da gehe es ihr furchtbar schlecht und sie weine viel, weil sie sich so einsam fühle. Ich kann das nachvollziehen, aber es wirkt auf mich eben nicht authentisch, wenn ich einerseits so Schwärme und betone, dass diese kostbaren Tage nie wieder kommen, und ich gleichzeitig jeden Tag total vollpacken muss, um mich von dem vollen Elternzeitprogramm irgendwie abzulenken.
Ich merke aber auch, dass sie überhaupt nichts für meine Stimmung kann. Mich nervt ihr Verhalten und es tut mir leid, weil sie mir nichts reindrücken möchte. Aber ich merke dennoch, dass ich gerade Abstand brauche.
Themen außerhalb der Kinder gibt's übrigens, aber auch da merke ich, dass ich lieber mit anderen kommuniziere momentan.
Ich wünsche dir, dass du es schaffst, dich weniger mit ihr zu vergleichen, weil wie du selbst sagst, bei ihr ist auch nicht alles WOW. Und das muss es auch nicht sein…
Weiß sie denn, dass dich das so umtreibt? Bzw. Hat sie dich mal kritisiert, da du Dinge mit deinem Baby anders machst, oder eben nicht diese: „Ich gebe mich komplett für mein Baby auf“ Einstellung hast? Das wäre interessant zu wissen.
Ansonsten bleibt einem manchmal auch nur die „Akzeptanz“, dass eine Freundschaft besteht, die nicht für jeden Lebensabschnitt zusammenpassen muss. Vielleicht findet man sich irgendwann wieder, oder vielleicht auch nicht. Beides ist okay.
Alles Gute für dich.