rationaler Kinderwunsch?!

Guten Abend zusammen,

meine Frage ist keine klassische Kinderwunsch-Forum-Frage aber ich hoffe doch ein paar Meinungen zu erhalten.

Was ist euer Beweggrund Kinder zu bekommen?

Ich bin Anfang 30, seit 3,5 Jahren in einer gefestigten Beziehung (er 35), beruflich erfolgreich, reise gerne und viel, genieße das Leben und trinke auch gerne das ein oder andere Gläschen. In letzter Zeit kommt öfter die Frage auf wo sich unsere Beziehung hin entwickelt. 3/4 all unserer Freunde haben bereits ein oder zwei Kinder und wir haben uns jetzt mal länger drüber unterhalten ob wir auch Eltern werden möchten.

Vielleicht gehen wir das ganze zu rational an, aber weder das frühe aufstehen, durchwachte Nächte, Windeln wechseln oder nörgelnde dauerschreiende Kinder durch die Wohnung zu tragen bereitet uns große Freude. Bei ALLEN befreundeten Paaren läuft es so, dass sich das Leben der Frau um 180 Grad geändert hat, das Leben der Männer läuft aber bis auf einen zusätzlichen Mitbewohner eigentlich nicht viel anders ab. Mit allen Freundinnen wird es langsam schwierig gemeinsame Gesprächsthemen zu finden, denn deren Leben wird aus jetziger Sicht langweilig. Früher habe ich mir ihre Geschichten immer gerne angehört aber mittlerweile passiert nix im Leben der ehemaligen Powerfrauen. Bei gemeinsamen Treffen ist es sowieso meist schwierig länger als 5 Minuten am Stück sich zu unterhalten, da immer wieder das Kind beschäftigt werden muss.

Momentan suche ich die eierlegende Wollmilchsau. Ich weiß nicht ob es mein 30. Geburtstag war der mich so zum Nachdenken gebracht hat. Denn einen Kinderwunsch habe ich noch nie so wirklich gespürt obwohl ich gerne hier mitlese. Was mich auch beschäftigt ist die Jobsituation. Meinen Job könnte ich mit Kind auch nicht weiter ausführen, da der Anfahrtsweg (eine Strecke 1 h) zu lang wäre, die Krippensituation ebenfalls sehr unpassend ist und mein durch seine Selbstständigkeit leider auch nicht in Karenz gehen kann. Deswegen haben wir uns jetzt schon öfters gefragt ob wir wirklich Kinder wollen und ob uns was fehlen würde? Ich habe 10 Jahre wirklich viel Energie in meinen Job gesteckt, studiert um jetzt alles aufzugeben und in 2 Jahren als Teilzeitkraft ohne Verantwortung wieder einzusteigen?

Mein Partner hat sich die 40 als Obergrenze für Kinder gesetzt und in 4 Jahren wären wir dort. Was mach ich wenn ich in 2 Jahren einen Kinderwunsch verspüre und es dann nicht sofort klappt?

Ich weiß, dass mir niemand die Entscheidung abnehmen kann, aber mich hätte mal interessiert wie andere Baldmütter mit ähnlichen Gedanken umgegangen sind? ;-)

10

Hallo!

Was für ein ehrlicher und erfrischender Text! Vielen Dank für deine offene und ehrliche Frage.

Ich bin Mutter von einem 19 Monate alten Mädchen, das mein Mann und und ich über alles lieben. Außerdem wünschen wir uns ein zweites Kind und haben jetzt ganz frisch angefangen es zu produzieren.

Ich gehöre nicht zu den Vollblutmüttern, für mich gibt es auch noch eine "Welt außerhalb der Mutterschaft", ich bin keine 24/7-Mom. Außerdem finde ich dieses ganze Mutterglorifiziere zutiefst verstörend und bei der Elternolympiade machen mein Mann und ich eh nicht mit.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass inzwischen eine lebhafte Debatte darüber in Gange ist, dass Mütter sich auch kritisch bis negativ über ihr Mütterdasein äußern dürfen (#regrettingmotherhood)

Was in einigen Studien in der Vergangenheit herausgekommen ist, ist, dass Elternschaft nicht glücklicher macht. Das subjektive Lebensgefühl wird, wenn überhaupt, nur minimal verbessert nach der Geburt eines Kindes. Nach dem zweiten wird es eher schlechter. Außerdem ist die Elternschaft oftmals der Faktor, der eine Beziehung nachhaltig stört. Paare funktionieren als Eltern noch ganz gut. Sind die Kids aus dem Haus, gehen Beziehungen oftmals kaputt.

Ein großes Problem ist die finanzielle Absicherung der Frau.

Dabei ist es nicht die Elternzeit, die einen Karriereknick darstellt, sondern die Teilzeitarbeit im Anschluss daran. Und meistens endet diese nicht nach kurzer Zeit sondern erst im Teenageralter der Kids. Bei dem heutigen Alter der Frau bei der ersten Geburt (Durchschnitt 31 Jahre ) ist die steile Karriere vorbei und die Einzahlung in die Rentenkassen nicht so super.

Und dann kommen da noch die individuellen Schwierigkeiten auf einen zu. Work-Life-Balance, Zeit für Freundschaften, Urlaubsgestaltung, eigene Abgrenzung, Speiseplan, körperliche und psychische Belastung, Haushalt,... Eine Millionen Dinge, die sich zunächst einmal radikal ändern und gerade für die Frau oftmals nicht zum Vorteil.

Aber wenn du und dein Mann das Gefühl habt: "Wir wollen eine Familie sein", wenn ihr die gleichen ideologischen Ansichten habt, die gleichen Werte teilt und ihr das an die nachfolgende Generation weitergeben wollt. Wenn ihr glaubt, dass ihr ein tolles Elternteam sein würdet, dann wäre die Elternschaft vielleicht was für euch. So entstand bei meinem Mann und mir der Wunsch nach Kindern.

Aber mal eins: keine Kinder zu wollen, ist auch eine Zukunftsplanung.

Und ja, als Frau darf man auch nicht Mutti sein wollen. Das ist nicht komisch, liebe "Da-fehlt-einem-doch-was-im-Leben-Schlauberger"

Wenn man es schafft, sich als Eltern von den ganzen Meinungen der anderen nicht beeindrucken zu lassen, sein eigens Ding macht, dann kann man einen Lebensstil ziemlich gut weiterführen. Alles eine Sache der Haltung. Wenn du auf individuelle Fernreisen nach Asien stehst, dann machst du diese Reisen einfach mit Kind. Es heißt ja nicht, dass man auf einmal in den Centerpark muss.

Wenn es für euch normal ist ein oder zweimal die Woche auswärts zu essen, dann macht ihr es halt mit Baby/Kind.

Ich bin der Meinung, dass wir in einer freien Gesellschaft leben, in der Eltern relativ viele Wahlmöglichkeiten haben.

Jeder soll sich sein Nest so bauen, wie er will/kann.

Das war jetzt viel zu dem Thema ohne deine Frage zu beantworten. Aber ich freue mich auf eine Unterhaltung

Dir nun erstmal alles Gute und einen kühlen Kopf, denn deine biologische Uhr tickt noch nicht so sonderlich laut.

Genehmige dir ruhig noch ein paar Gläschen

Peace,

Sundae

11

#pro#pro#pro#pro

Schön geschrieben, absolut deiner Meinung :-)

1

Ich glaube scharf auf stinke Windeln wechseln ist keiner von uns:)
Aber auf das Baby lachen und dass dich ein kleiner (dein kleiner!) Mensch bedingungslos liebt ganz bestimmt!
PS. Hab dir eine PN geschickt. Das war ein " Gedanke", den ich hatte als fast alle in meinem Freundeskreis auf einmal Mutter geworden sind...
Alles Liebe, eni

2

"Wenn man keine Kinder hat, versteht man das nicht "
Diesen Satz fand ich als ich noch kein Kind hatte so doof aber es stimmt wirklich! Ich dachte in manchen Punkten ähnlich wie du. Ich denke das tun viele bevor der kiwu kommt
Aber glaube mir man kann nichts besseres machen als ein Kind. Du liebst diesen Wesen überalles und deswegen stört dich das alles nicht und man empfindet es nicht als Stress. Und es ist so schön das du nur noch über dein Kind reden willst. Natürlich ändert sich bei den Papas genauso viel. Sie sind genauso verliebt in die Kinder und man hat viel Spaß zu dritt (viert usw) :-)
Ich liebe es Mama zu sein. Ich hatte immer eine tolle Beziehung aber nun ist es sogar noch besser weil wir uns abends über unseren Sonnenschein freuen und reden und nicht über die nervige kollegin im Büro lässtern. ;-)
Aber das ist alles typsache, ich kenne dich und deinen partner nicht, daher kann ich dir schlecht einen Rat geben. Dies ist eben meine Sicht und die sieht toll aus #herzlich
Ein Kind kann eine gute Beziehung bereichern aber eine schlechte Beziehung kaputt machen. Retten nicht.

Man muss als Paar zusammen halten, das ist das A und O und der Schlüssel zum Familienglück #klee

3

Darüber habe ich auch schon oft nachgedacht. Aber so richtig rational wollte mir da nix einfallen... Mittlerweile habe ich einen Kinderwunsch, sehr sogar - nur WARUM kann ich nicht erklären. Mein Leben ist eigentlich gut so wie es ist. Beziehung, Job, Haus... Läuft, könnte man denken. Desweiteren bin ich ziemlich bequem. Ich schlafe gern lange aus, esse gern ungesundes Zeugs und lasse auch gern mal das Chaos regieren. Ein Kind passt da THEORETISCH nicht rein ins Konzept. Aber tief in mir drin will ich halt einfach trotzdem eins... Bisher hat es noch nicht geklappt und manchmal habe ich Angst, dass mein Leben mit Kindern schrecklich wird. Aber irgendwas in mir sagt: LOOOS! :-)

Mach dir keinen Druck und warte ab, was dein Körper dir irgendwas für Zeichen sendet irgendwann.

Vielleicht spielst du mal Babysitter für ein paar Stunden und guckst was es mit dir macht?

4

Also ich finde ja schon mal das ein Kinderwunsch an sich schon mal alles andere als rational ist, deshalb da vernünftige Gründe zu finden ist eher schwierig.... ich meines geht los mit den Haufen an Kilos die man dazugewinnt Jear! :) einen Körper den man selber manchmal gar nicht wieder erkennt. Eine Geburt mit stundenlangen Höllenschmerzen. Gefolgt von wunden Brustwarzen, Dammschnittschmerzen, nächtelanges umher tragen.... mmh überlegen was noch... Geld anstatt für Mode für Windeln und sabberlätzchen ausgeben... das sind nur so ein paar kleine Dinge die natürlich nicht unbedingt dafür sprechen und dennoch kann ich zum Beispiel für mich sagen, es ist das beste was ich je machen konnte. Und ich habe auch große Opfer dafür gebracht, ich musste beispielsweise meine sehr gut gehende Praxis verkaufen als ich in Elternzeit gegangen bin. Ich denke ein Kind bekommen kann man nicht rational beurteilen sondern man sollte es eher als ein neues Abenteuer auf seinem Lebensweg sehen, eine neue Aufgabe an der man selber wächst und sich auch verändert. Entweder man ist bereit für das Abenteuer oder eben noch nicht, ich denke das weiß man irgendwann wenn man auf sein Bauchgefühl hört. Bei dir ist es halt noch nicht soweit :) liebe Grüße

5

Hallo chillerschlumpf,

ich habe ca bis zu meinem 30. Geburtstag sehr ähnlich gedacht wie du. Wollte nie Kinder, hab immer nur die negativen Seiten gesehen, hab mich auf den Job konzentriert und mit Kindern hatte ich wenig Berührungspunkte. Dann wurden viele im Freundeskreis Eltern und ich bzw wir merkten, dass ein Kind ja vielleicht doch sehr schön sein könnte und wir wollten auf einmal eine richtige Familie werden. Irgendwie war plötzlich ein ganz anderes Gefühl da. Vielleicht ändert sich mit 30 auch der Hormonhaushalt, keine Ahnung. Jedenfalls hab ich die Pille abgesetzt und wurde im 4. ÜZ schwanger. Unsere Tochter ist unser größtes Glück. Klar, es gibt viele Tage an denen ich dem Nervenzusammenbruch nahe bin, kennt sicher jede Mutter, aber diese Liebe zum eigenen Kind und das was man zurück bekommt, ist einfach unvergleichlich. Und das bleibt ein Leben lang. Freunde kommen und gehen und dein Kind bleibt. Auch im Alter (im Normalfall zumindest). Und bei uns haben sich auch einfach die Prioritäten geändert. So sehr, dass wir nun im 3. ÜZ für unser zweites Kind sind.

Alles Liebe,

Meike

6

Also scharf ist glaub ich niemand auf die "negativen" Seiten der Elternschaft.
Als ich beschlossen habe: "Ja ich will Mama werden!" war das eine reine Bauchentscheidung. Bis zu diesen Moment, war ich mir nicht sicher ob ich überhaupt Mama werden will (bin z.B. Kein Babymensch) und pöltzlich - wollte ich den Stress, das Spucken, den wenigen Schlaf und die Sorgen. Denn egal wie Scheiße der Tag war, ein seeliges Grinsen am Abend und alles ist gut - dafür ist es allemal Wert. :)
Ich denke sowas ist ne Herzsache.
Und zum Thema Mann und Veränderungen. Ja, bei meinem Mann hat sich weniger als bei mir geändert, augenscheinlich. Aber es gibt bestimmt auch Papas, die Zuhause sind und die Hauptbetreuung haben, die das selbe über ihre Frau sagen. ;)

LG

7

Hallo liebe chillerschlumpf,

sehr spannende Frage zur späten Stunde.

Ich denke, solange man mit Kindern "nichts anfangen" kann und sich genervt fühlt sollte man keine bekommen. Nicht bloß auf Verdacht, dass es einem später leid tun könnte.

Ich könnte mir vorstellen, dass es einem hinterher leid tut, wenn man selbst gerne Kinder möchte und sich dann aber gegen Kinder entscheidet weil z.B. der Partner keine möchte, oder man zunächst die Karriere an erste Stelle stellt und dann keine mehr bekommt.
Aber wenn man selbst nie den Wunsch nach Kindern verspürt hat, sondern sich immer dachte: das ist nichts für mich, dann kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass man das hinterher bereut.

Ich denke, dass man für Kinder entweder irgendwann bereit ist und sich dann auch welche wünscht (das kann durchaus erst mit Ende dreißig sein) oder eben nicht.

Für mich persönlich wäre ein Leben ganz ohne Kinder nichts, aber es gibt definitiv Leute, die eben andere Interessen haben. Das ist doch in Ordnung so. Die sind deswegen nicht weniger glücklich als Leute mit Kindern. Solange man sich selbst treu bleibt und versucht, die eigenen Vorstellungen vom Leben zu verwirklichen, soweit das möglich ist, kann man glücklich werden. Ob das mit oder ohne Kinder ist, ist eben Ansichtssache. :-)

Ich an Deiner Stelle würde mich jetzt nicht verrückt machen, sondern einfach abwarten. Ein Kinderwunsch kann ziemlich plötzlich kommen. Du hast doch noch Zeit.

Darf ich Dich was ganz persönliches fragen, Du musst auch nicht antworten wenn Du nicht willst. Wenn Du jetzt durch eine Verhütungspanne schwanger werden würdest, wie würdest du reagieren? Oder was würde Dir durch den Kopf gehen?

Liebe Grüße #winke

9

DANKE für deine Antwort.

Dass ich nix mit Kindern anfangen kann stimmt so nicht. Die Kinder meiner Cousine sind meine größte Fans und freuen sich immer riesig wenn ich komme.

Wenn eine Verhütungspanne passieren würde wäre ich vorerst sicher geschockt aber das Kind würde ich sicher behalten.

Ich plane alles sehr gerne und unser Hauszubau hat auch 2 Zimmer mit dem Namen Kinderzimmer. Ob dies dann ein Trainingszimmer oder ein begehbarer Kleiderschrank wird ist noch offen.

Schönen abend noch ????

8

Hallo,

Ich denke der Kinderwunsch ist schon da - sonst würdest du nicht hier mitlesen ;-)

Natürlich gibt es Phasen in denen das Zusammenleben mit Kindern sehr anstrengend und nervtötend ist aber die gehen vorbei und glaube mir, die glücklichen und schönen Momente überwiegen (oft sind es nur Kleinigkeiten) #verliebt

Das für die Männer sich nicht viel ändert kann ich so nicht bestätigen, jedenfalls nicht bei uns. Natürlich bin ich noch die meiste Zeit beim Kind - aber finde das anfangs auch normal und stört mich auch nicht. Wenn wir zusammen weggehen wollen haben wir das Glück dass die Schwiegereltern in der Nähe wohnen und unsere Tochter da bsp.weise auch übernachten kann.

Ich würde mir keine feste Obergrenze setzen (bzw. dein Mann), das setzt einen unbewusst nur unter Druck. Meist kommt es doch ganz anders. Klar hat man grobe Vorstellungen aber ich würde da nicht so viel planen ;-)

Mit dem Job muss man sich natürlich überlegen wie man das regelt - vielleicht gibt es doch eine andere Lösung (Betreuung, andere Arbeitszeiteinteilung, etc.) . Arbeiten musst du noch lange genug.

Alles Gute euch und liebe Grüße #winke