Ich wollte eine junge Mutter sein

Hallo zusammen..

ich bin (noch) nicht wirklich auf der Suche nach aktiven Lösungen, da gibt’s im Netz genug. Aber ich glaub, das alles muss nun erst mal raus, darum habe ich mich hier angemeldet. Ich bin 34, hatte vorgestern eine Bauchspiegelung mit dem Befund: ein Eileiter nicht durchgängig, einer verzögert. Ich bin völlig am Boden und weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen. Ich kann noch nicht mal richtig heulen, zu sehr schmerzt der Bauch noch von der BS, tief Luft holen geht auch nicht.

Zur Vorgeschichte: Vor 34 Jahren sind meine Eltern ungeplant mit Anfang 20 schwanger geworden. Auf die Frage zu Thema Wunschkind antwortete meine Mutter mal, natürlich sei ich erwünscht gewesen, nur eben ungeplant. Zwei Jahr später folgte mein Bruder. Ich fand es eigentlich immer toll, so junge Eltern gehabt zu haben. Nicht dass meine Mutter meinte, sie müsse meine beste Freundin sein – im Gegenteil: Da sie es oft nicht besser wussten, haben sich meine Eltern in vielen Dingen z. B. am Jungendschutzgesetz orientiert. Und das hieß für eine 15-Jährige: 22:00 Uhr Schicht im Schacht. Da gab es einige Kämpfe auszufechten. Aber schon damals „hatte ich vor“ auch früh Kinder zu bekommen. Spaßeshalber sagt ich immer: Wenn ich 30 bin, sollen die beiden in der Schule sein.

Aufgrund von Schule, Ausbildung, Studium um Beziehung ging das dann nicht und ich revidierte: Wenn ich 30 bin, sollten die beiden auf der Welt sein. Aber mit Anfang 20 fehlte der Mann, dann war es eine Fernbeziehung, dann war es der Berufsstart und dann entschied sich der Mann anders und war weg. Ich durchlebte meine zweite Hölle, Trennung, Trauer, Wut, Verzweiflung, Depression, Neuanfang mit ca. 30, Singleleben, Party, Männer, Freiheit. Vor zwei Jahren kam ich dann mit meinem jetzigen Mann zusammen. Nach negativen Aids-Tests verhüteten wir nur noch natürlich (Temperaturmethode), denn schon seit ich Mitte 20 bin, wollte ich keine Hormone mehr nehmen, und für ihn war es auch ok, unter Umständen frühzeitig Vater zu werden. Nach einem Jahr begannen wir aktiv mit der Familienplanung. Auf der einen Seite dachte ich, das müsse jetzt ruckzuck gehen – kannte ich ja meinen Körper und meinen Zyklus mittlerweile recht genau (ich konnte die Uhr danach stellen), auf der anderen Seite war schon da ein komisches Gefühl dabei – warum war ich bisher nie versehentlich schwanger geworden, so streng hatten wir es mit der Verhütung an meinen fruchtbaren Tagen ja auch nicht gesehen.

So langsam fühlte ich mich auch alt. Ja, ich weiß – Anfang/Mitte 30 ist doch kein Alter. Alle meine Freundinnen bekommen auch erst gerade Kinder. Aber alt-sein und alt-fühlen sind eben zwei Paar Schuhe. Es heißt ja auch, man sei so jung wie man sich fühle. Warum darf ich mich denn dann nicht alt fühlen? Wenn ich denke, Kinder mit 35… da bin ich 55 bis die aus dem Haus sind. Habe ich da wirklich noch die Kraft dazu jetzt Kinder zu bekommen?

Nach einem halben/dreiviertel Jahr Üben, ging ich zum FA zum Monitoring. Der stellte aber auch nichts Neues fest. Außer dass ich mittlerweile hin und wieder Zysten hatte und sich somit mein Zyklus verlängerte. Nichts, was ich nicht schon selbst festgestellt hatte. Nach einem Jahr Üben (inkl. Temperatur, Tee, Globuli, ES-Tests, Mönchspfeffer, Folsäure..) gingen wir ins Kinderwunschzentrum, wo mir zum ersten Mal in meinem Leben jemand sagte, dass meine horrenden Regelschmerzen nicht normal sein könnten. Bereits da dachte ich, ich sei im falschen Film. 20 Jahre meines Leben leide ich jeden Monat abartige Schmerzen und das ist nicht normal? Wollt ihr mich vera**? Aufgrund des Verdachts auf Endometriose empfahl mir die zuständige FA eine Bauchspiegelung, bei der ein eventuelles Vorhandensein solcher gleich entfernt werden kann und gleichzeitig die Gebärmutter und die Eileiter geprüft werden können. Diagnose: Endometriose am Beckenperitoneums entfernt, Eileiter recht verzögert positiv, Eileiter links negativ trotz mehrfachem Versuch. Bähm! Wir hatten daraufhin noch kein Gespräch oder sonst irgendwelche weiteren Infos. Diagnose und fertig. Aber seit man auch im KKH Handys benutzen kann, weiß ich auch, was das heißt. Es ist nach wie vor nicht unmöglich, aber die Chance ist eben ungleich geringer schwanger zu werden.

Mein Mann und ich sind irgendwie total geschockt. Ich glaube, er hat es noch viel weniger kapiert als ich. Wobei ich gar nicht weiß, was ich zu kapieren habe. Ich meine, die Hoffnung jetzt schon aufzugeben wäre völlig überzogen. Über das Thema künstliche Befruchtung haben wir uns auch noch nicht näher informiert, aber wir beide schließen eigentlich eine „Schwangerschaft um jeden Preis“ aus. Also was nun? Ich möchte am liebsten den Kopf in den Sand stecken. Ich bin müde, ich möchte nicht schon wieder um ein glückliches Leben, um mein Leben kämpfen müssen.

Und wie soll es jetzt weitergehen? Wie lange sollen wir es noch natürlich versuchen? Wie lange künstlich? Und dann, wenn es endgültig nicht geht? Wie oft heißt es, wir haben den Traum aufgegeben und dann hat es ganz von alleine funktioniert? Bei Freunden von mir z.B. nach 4 Jahren. Es freut mich wahnsinnig für sie, aber wenn ich das auf mein Leben übertrage: Dann bin beinahe 40, mein Mann Mitte/Ende 50. Sollten wir da echt noch Kinder kriegen? Habe ich da dann noch die Kraft dazu?

Ich wollte eine junge Mutter sein.

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Hallo meine liebe.. 💕
Ich finde deinen Text so rührend und deine Kraft immer wieder aufzustehen ist unfassbar wertvoll!
Ich kann dich verstehen, dass du müde und erschöpft von all den Umstellungen bist.
Du hast nun ein neues Leben, mit vielen Veränderungen, aber sieh mal... du hast bislang SO VIEL geschafft, was manch andere nicht mal ansatzweise geschafft hätten!
Ich kann dir nicht voraussagen, dass du schwanger wirst, aber ebenso wenig kann ich dir Voraussagen das du NICHT schwanger wirst!
Deine Wut und Trauer konnte ich deutlich herauslesen, aber schüttel dich noch ein mal, und richte deine Krone wieder auf!
Ich finde es nicht schlimm mit Mitte 30 Anfang 40 Mutter zu werden ! Wenn es so sein soll, dann ist es so und du wirst dich umso mehr darüber freuen ! Und wenn es dann doch nicht klappt, wirst DU und dein Körper schon merken, wann es genug ist..
Ich wünsche dir so viel Kraft und Liebe auf deinem weiteren Weg❤️❤️

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Hallo meine Liebe,
deine Geschichte könnte fast meine sein... ich selbst habe auch junge Eltern und wollte auch recht früh Kinder. Aber mein früherer langjähriger Partner wollte plötzlich Karriere statt Familie. Das Aus für die Beziehung. Danach mit 30 wieder Single habe uch doch recht schnell meinen Mann Markus kennengelernt. Von Anfang an war für uns klar dass wir Kinder wollen. Ende 2016 dann Pille abgesetzt und danach blieb meine Periode aus. SST war negativ. Also ab zum FA. Dort wurde eine sehr große Zyste entdeckt die operativ entfernt werden musste. Dabei gleich Gebärmutterspiegelung und Eileiterdurchlässigkeitsprüfung auch abgecheckt. Ergebnis im März 2017: beidseitig verzögerte Durchlässigleit der Eileiter. Der operierende Arzt hat mich gleich auf die KiWu-Klinik hingewiesen, weil es auf natürlichem Wege schwer werden würde.
Tiefschlag für mich, mein Mann baute mich großartig wieder auf und meintr wir probieren es einfach; jetzt wären meine Eileiter ja super gespült...
Und im April 2017 im ersten ÜZ hats gleich geklappt mit Hilfe von Ovus den ES bestimmt. Jetzt ist unser Kleiner schon fast 8 Monate.
Also nix wie ran ans Üben, ich wünsche euch dass ihr balf positiv testen dürft.

Liebe Grüße,
Urmel mit Tim

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Hallo ihr zwei (drei),
vielen Dank für eure aufbauende Worte! Vor allem der Satz: "jetzt wären meine Eileiter ja super gespült".. soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Ich weiß nicht, wie der eine EL vor der OP war. Vielleicht ja auch komplett dicht. Vielleicht sind unsere Chancen nun ja größer als vorher. Man weiß es nicht. Ich werde, da auch jetzt keine Wette drauf abschließen. Aber es ist schon mal wenigstens ein kleiner Lichtblick für den aktuellen Moment, um einfach mal irgendwie weiter zu machen. Einerseits will ich mich jetzt, mit so wagen Aussagen und ohne Gespräch, nicht komplett fertig machen und in etwas reinsteigern, andererseits kann ich auch nicht einfach so tun, als wäre alles ok. Denn fühlen tu ich mich völlig am Ende.
Danke nochmal!

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Hallo liebe Wolkewittchen,

auch ich kann mich mit deinem Text sehr gut identifizieren. Ich werde 30, war bereits verheiratet und nach fast 10 Jahren Beziehung hat sich mein Ex von mir getrennt. Zu dem Zeitpunkt wollte ich schon ca. 2 Jahre Kinder ... er war nicht bereit. Trotzdem hatten wir teilweise GV ohne Verhütung, ohne, dass ich schwanger würde. Im Nachhinein gesehen ist das gut so. Trotzdem war ich am Boden zerstört, wollte ich doch eigentlich auch schon mit 25 Mutter sein oder werden. Meine Eltern waren damals beide um die 20 ... Nach der Trennung habe ich mich auch erst einmal ausgetobt, war auch glücklich und habe gar nicht ans Kinder bekommen gedacht.
Jetzt habe ich einen neuen Partner und wir versuchen es wieder seit einiger Zeit. Auch ich habe mit starken Regelschmerzen bis in den Rücken und die Beine bis hin zu Übelkeit zu kämpfen. Und das schon in der zweiten Zyklushälfte. Ich war beim FA - Verdacht auf Endometriose. Ich habe aber richtige Panik vor der Bauchspiegelung, drücke mich bisher davor und habe große Hoffnung, dass es so klappt. Auf der anderen Seite setze ich mich so unter Druck und sehe uns in einem Jahr immer noch üben, dass das so ja auch nicht weiter gehen kann.

Worauf ich hinaus will - es tut mir Leid, dass ich dich jetzt mit meiner Geschichte so "voll laber" - aber du bist nicht alleine! Und du hast den Eingriff schon hinter dir. Und auch wenn ich mich selbst verrückt mache - bin ich auch der Meinung dass man heutzutage auch locker mit Ende 30 oder 40 Mutter werden kann. Ich denke, man macht sich dann auch keine Gedanken, wenn man z.B. 55 ist und die Kinder noch Zuhause wohnen. Das ist dann halt so.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Liebe und drücke dir die Daumen, dass es ganz bald klappt!

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Hallo!
Nicht den Kopf hängen lassen!!!
Ich bin eine junge Mutter und eine normal alte Mutter!
Was soll ich sagen....
Das Leben als junge Mutter ist dank RTL-Shows sooooo schwierig!!!!!
Ich bin gerne eine eine Mutter um die 30!
Mit 21 hatte ich noch so viele Sorgen und eigene Bedürfnisse!!!
Das ist jetzt anders!
Ich bin mir sicher du bekommst auch noch dein Baby und Du wirst es sooooo genießen können!
Du hast ja schon viel erlebt!
Es gibt so viele Möglichkeiten!
Kopf hoch!
LG

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Hallo auch euch nochmal
und danke für so viel Anteilnahme und Feedback. Es tut schon auch irgendwie gut zu hören, dass man doch nicht ganz alleine ist mit seiner Situation. Denn in meinem Umfeld scheint alles so Friede-Freude-Eierkuchen zu sein, dass ich manchmal glaube, ich alleine hätte das Pech gepachtet (natürlich hat jeder sein Päckchen zu tragen).
@sanny: Bzgl. der BS kann ich dich beruhigen. Es ist wirklich nicht so schlimm! Ich hatte auch wahnsinnig Angst vor der Vollnakose, vorm "Aufpumpen", vor der OP, usw. Es ist wirklich alles halb so wild (das Schlimmste war der Pfleger, der es in zwei Anläufen nicht geschafft hat, mir den Zugang am Arm zu legen, bis dann die grauhaarige Kollegin kam und drin war's!). Ich hatte nach der OP etwas Kreislaufprobleme, aber das bin ich gewohnt. Musste daher länger im KKH bleiben. Die nächsten zwei Tage zwickt und zwackt es hier und da (wg. dem Gas), aber es wird stündlich besser, das Gas wird abgebaut. Ich esse und trinke fast wie normal. Die Narben sind minimal. Schmerzen durch die OP habe ich gar nicht. Ganz ehrlich: Ich wäre froh gewesen, früher was von Endometriose gehört zu haben. Denn auch wenn ich echt Panik vor der OP hatte, es hätte mir vielleicht schon vor Jahren geholfen: Entweder zu erkennen, dass meine Eileiter "hin" sind, oder eben nicht, und ggf. weitere Regelschmerzen reduziert. Was ich sagen will: Hab keine Angst! Ich drücke dir die Daumen und denke an dich.
@legehenne: "Das Leben als junge Mutter ist dank RTL-Shows sooooo schwierig!!!!!" :D da bin ich ja froh, dass ich schon seit 10 Jahren keinen Fernseher mehr hab ;)
Danke für deine Rückmeldung. Es ist wahrscheinlich wirklich so, dass wenn man mit 40 Mutter wird, die Sache mit "dann bin ich 60, bis sie aus dem Haus sind" ganz anders wahrnimmt. Aber aktuell die Vorstellung finde ich irgendwie furchtbar. Naja. Wir werden sehen. Jedenfalls gehe ich jetzt mit ein paar positiveren Gedanken ins Bett als noch gestern. Gute Nacht zusammen.

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Boah Leute, ich glaubs nicht: Ich habe gestern einen positiven SS-Test gemacht. Okay, es waren zwei. Ich war einen Tag überfällig. Ich bin völlig gaga. Hab mega-Schiss, dass es eine EL-SS ist. Aber vor der 7. SSW sieht man das wohl eh nicht. Wir fliegen am Sonntag für 3 Wochen in die Flitterwochen. So ein Ärger, jetzt kann ich nicht tauchen. Oh mann.. ich bin völlig von der Rolle. Habe am Donnerstag noch einen Termin bei meinem FA bekommen. Drückt mir weiterhin die Daumen, dass alles gut geht.
Es war wohl wirklich so, dass jetzt alles schön durchgespült war. Das war auch der Grund, warum wir direkt weiter geübt hatten. Aber geglaubt hat von uns keiner daran. Hätte auch vermutet, dass mein Zyklus nun erst mal durcheinander ist, mein Pustekuchen - funktioniert wie ein Uhrwerk.
Leute ich danke euch nochmal für all den Mut, den ihr mir zugesprochen hattet. Immerhin weiß ich jetzt, dass mein Körper noch ein bisschen funktioniert.