Liebe/r Kruemel,
Vorweg: Es hat nichts mit irgendwelchem Zyklus-Tee zu tun, sondern einfach nur mit Zufall, Wahrscheinlichkeit und dem typischen Quäntchen Glück. Ich rate dringend, alle Deine Bemühungen einzustellen (auch wenn es schwer fällt) und Dein Leben zu genießen. Lass mich Dir meine Gewchichte erzählen:
Ich heiße Greta und möchte Dir meine Geschichte erzählen, um Dir und allen anderen Frauen, die das Thema Kinderwunsch umtreibt, Mut zu machen. Gleichzeitig möchte ich meine Erfahrungen teilen, wie es bei uns geklappt hat.
Vorweg: Ich bin in der 11. Woche schwanger, nachdem mein Mann und ich genau 3 Jahre darauf hingearbeitet haben. Diese drei Jahre waren die bisher größte Herausforderung meines bisherigen Lebens.
Wir haben ca. ein Jahr probiert, bevor ich meinen Mann dazu überredet habe, in der KiWu-Klinik vorstellig zu werden (mein Alter damals: 34, mein Mann: 38.
Meine Learnings aus zwei Jahren KiWu-Behandlung, die nun erfolgreich beendet wurde:
1) Nie länger als ein Jahr warten, bevor die KiWu aufgesucht wird. Die Tests dort geben Sicherheit, dass alles OK ist, bzw. falls nicht, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann. Diese Tests können sich über Monate ziehen (ein Spermiogramm ist z. B. solchen Schwankungen unterzogen, dass es im Abstand von mehreren Wochen/Monaten wiederholt werden muss).
2) Gestartet wird - bei Feststellung ungewollter Kinderlosigkeit bei völliger Gesundheit von beiden, wie in unserem Fall - mit Inseminationen (wir haben nach 3 Hormonbehandlungen mit anschl. leider erfolglosen Inseminationen aufgehört, um die nächste Stufe zu zünden). In jedem Fall ein paar Insis ausprobieren, um sich an die Hormonbehandlungen und die Prozedur als solches zu gewöhnen, da die IVFs nochmal eine andere Hausnummer ist.
3) IVFs/ICSI: Unsere Ärzte haben uns empfohlen, statt einer IVF gleich auf das ICSI-Verfahren zu gehen (hier wird eine einzelne Spermie in dieEozelle eingeführt), da sie vermuteten, dass unsere Spermien und Eizellen im Schlüssel-Schloss-Prinzip nicht zusammenpassen und eine IVF nichts bringen würden (hier würden ja Spermie und Eizelle auf „natürlichem“ Weg im Reagenzglas zusammenfinden. Problem: Sollte dies nicht der Fall sein wg. des nicht passenden Schlüssel-Schloss-Prinzips, ist ein IVF-Versuch „umsonst“, und die Krankenkasse bezahlt ja nur 3 Versuche).
Hörte sich logisch an, und war auch eine super Entscheidung: Hatten beim 1. ICSI-Versuch gleich zwei befruchtete Eizellen, die mir im Kyro-Zyklus (d. h. sie wurden kurz eingefroren, damit sich meine überstimulierten Eierstöcke, etc. erholen konnten) im nächsten Zyklus eingesetzt wurden. Leider haben sich die beiden Eisbärchen nicht eingenistet.
4) Wichtig zu wissen: Es ist einfach nur eine statistische Wahrscheinlichkeit, also eine Frage der Zeit, bis es klappt: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt nun also 4 erfolglose künstliche Befruchtungen hinter uns, inkl. aller Tiefs, die das bedeutet, das Wichtigste aber war: Nicht die Hoffnung und die Zuversicht zu verlieren: Dabei helfen Ärzte (wir haben uns die Privatsprechstunde beim Prof. geleistet, gut investiertes Geld, da nur die besten Profis die Ruhe und Zuversicht ausstrahlen, die wir brauchten. Tenor: Es wird klappen, bleiben Sie zuversichtlich.
5) Wir haben dann fast 7 Monate ausgesetzt - einfach mal keine Hormone, Termine, und den KiWu ziehen lassen - das war wie Urlaub und ich kann so eine Auszeit in diesem Marathon nur jedem Paar in solch einer Situation wärmstens empfehlen. In der Zeit habe ich meditiert, Laura Malina Seiler gehört, mit meiner Psychologin gesprochen, Dinge gemacht, die mir Spaß gemacht haben, und mich auch erfragt, was ist, wenn ich kein Kind bekomme, was also dann ist und wie dankbar ich für mein Leben sein kann, auch ohne Kind! Diese Erkenntnisse haben mir eine solche Sicherheit und Entspanntheit gegeben, dass ich irgendwann im Sommer zu meinem Mann sagte: Lass es und nochmal probieren und einen 2. ICSI-Versuch starten, wir haben nichts zu verlieren.
6) Gesagt, getan. Auf der Arbeit war dank Sommerloch weniger los, ich habe Sport gemacht, mich gut ernährt (aber alles locker, nicht verbissen oder ehrgeizig, wie in den Monaten zuvor), an meiner Einstellung zu Stress gearbeitet und was soll ich sagen: Die Hormonbehandlung lief super, null Nebenwirkungen, ich kannte ja alles von früher, und ich habe meditiert und es mir gutgehen lassen. Dann kam die Punktion und der Transfer (diesmal im Frisch-Zyklus, heißt also direkt im Anschluss an die Behandlung) und siehe da, es hat geklappt! Sogar so gut, dass sich gleich beide befruchteten Eizellen eingenistet haben (Zwillis). Wir waren so glücklich!
7) Es ist und bleibt ein Marathon, das Kinderkriegen. In der 8. Woche hatte ich urplötzlich nach einem wunderschönen Urlaub eine Blutung und wir dachten, jetzt war alles umsonst. So ein Schock. Der Ultraschall brachte Glück im Unglück: Ein Zwilling war abgegangen (die Natur sortiert in den ersten 12 Wochen automatisch bei zu erwartenden Schäden aus), der andere aber noch da. Und dieses kleine Wunder haben wir gestern erst wieder im US gesehen: jetzt 3 cm groß, Ärmchen und Beinchen bewegen sich, Herzchen schlägt.
8) In der 9. SSW hatte ich eine Not-OP: Mein Eierstock hatte sich verdreht, spätestens jetzt dachte ich, das überlebt das Baby doch nie. Und doch, ein Wunder: Das Baby lebt, alles ist möglich, niemals die Hoffnung aufgeben - Gott ist groß.
9) Der Marathon geht weiter: Es kann immer was passieren, aber allein die Gewissheit, nach drei Jahren schwanger werden zu können, ist eine Erkenntnis, die mir keiner nehmen kann, niemand weiß, was wird, aber die Hoffnung und Zuversicht bleiben. Was ich damit sagen will: Es wird klappen, und wenn es klappt, sind die Jahre des Wartens vorbei und alles Vorherige verblasst und war es wert.
10) Es gibt keine eindeutigen Zeichen für eine Schwangerschaft: Ich war mit Zwillis schwanger und hatte keine Anzeichen (weswegen ich dachte, es hätte wieder nicht geklappt), doch das Gegenteil war der Fall. Spekulationen helfen nicht, außer der Bluttest. Alles kann ein Anzeichen für oder gegen eine SS sein. Auch jetzt, Ende des 3. Monats, merke ich nichts, außer, dass mein Bäuchlein sich minimal beginnt zu wölben.
Ich hoffe, diese persönlichen Einblicke konnten vor allem denjenigen Mut machen, die schon einige Jahre in der KiWu-Behandlung sind. Ich habe mir immer manifestiert, wie es sein wird, wenn ich schwanger sein werde und in alle Foren einen mutmachenden Eintrag eintragen werde, jetzt ist es soweit.
Viel Erfolg euch allen und vergesst nicht, es hängt mehr mit der Natur und mathematischen Wahrscheinlichkeiten zusammen, als mit einer eurer persönlichen Anstrengungen - loslassen ist das A und O, aber auch ich habe Jahre für diese Erkenntnis gebraucht.
Liebe Grüße, Greta