ÜZ 10 ist getstrichen!!!! Ab heute steht in meinem Kopf wieder ÜZ 1 :-D

Schönen guten Tag zusammen, obwohl, so schön ist der Tag eigentlich nicht.

Diesen Monat in ÜZ 10 hatte ich während der Hibbelphase sooo viele Anzeichen, dass es endlich geklappt haben könnte und - Rums, heute morgen werde ich von meiner Mens geweckt. Ganz toll!

Damit würde ich heute in den 11. ÜZ starten und auch in die 2. Runde mit Clomifen.
Seltsamerweise ist die Enttäuschung gerade gar nicht so groß.
In den letzten 2 Wochen hatte ich zwar tierisch Angst vor einem negativen Ergebnis, aber jetzt, wo es da ist, gehts eigentlich.

Irgendwie hatte ich das ganze Jahr über das Gefühl, mit der Sache alleine zu sein.
Nach unserer Fehlgeburt im November 2019 trafen wir die Verabredung, dass wir es einfach noch mal drauf ankommen lassen und nicht verbittern, falls es mit einer weiteren Schwangerschaft nicht noch einmal klappen sollte.
Das ist bestimmt vielen von euch sehr bekannt.
Dummerweise hatte uns der Alltagsstress mit Arbeit und Kind so im Griff, dass die Leichtigkeit des Plans sehr schnell verflog. Weil wir schlichtweg nicht mehr so viel Zeit und Energie für häufigen Sex hatten, kam bald der Kalender dazu. Also fing ich an, die fruchtbaren Tage auszurechnen, um meinen Mann passend zu verführen. Nach Durchschnittswerten macht das jedoch bekanntlich wenig Sinn.
Also startete die übliche Karriere.
Die erste App wurde installiert und ganz schnell auch Ovulationstests gekauft.
Ganz oft war ich mir sicher, dass es wieder geklappt hatte und jedes Mal wurde die Enttäuschungen mit einem negativen Test in der Hand größer und größer.
An meinem Mann ging das irgendwie mehr oder weniger vorbei, auch wenn mal Tränen liefen bei mir.
Vor lauter Eifer und Stress hatte ich noch nicht mal bemerkt, dass ich schon seit mindestens zwei oder drei Monaten mit einer (vermutlich stressbedingten) Symptom freien bakteriellen Vaginose herumlief, die erst ihr ekeliges Gesicht zeigte, als ich von Pilzen und Keimen regelrecht überschwemmt war. Die Behandlung mit Antibiotika zog sich auch ewig hin und dieser lästige Zustand kam immer wieder.
Tragischerweise hatte nämlich auch mein Frauenarzt nicht genau hin geschaut, da ich ja lange keine Beschwerden hatte.
Kaum war die Vaginose ausgeheilt, zeigte sich, dass mein TSH viel zu hoch war und eine Schilddrüsenunterfunktion vorlag. Also, die nächste Baustelle in Angriff nehmen…
Den TSH drücken wir gerade nach und nach Richtung 1 und das sollte bald passen.
Trotzdem fand mein Frauenarzt, dass es nach so vielen Monaten doch endlich mal Sinn machen könnte, meinen Hormonstatus abzuchecken und unseren Kinderwunsch mit Clomifen zu unterstützen. Also wieder Artztermine, Blutabnahmen, Ultraschalluntersuchungen…
Es wurde immer mehr. Dann der Druck, unser Sohn wird immer älter (Abstand zum Geschwisterkind), ich werde immer älter (Tick-Tack). Hilfe!, viele Chancen gibt es nicht mehr...
Im September dann wusste ich dank Blutuntersuchung und US ganz genau, wann mein Eisprung bevorstand. Los gehts!! Und mein Mann - macht dicht. Müde. Will nicht.
Ich bin fast ausgerastet.
Fast ein Jahr Rennerei, Stress, Hoffen und Bangen, immer wieder den Druck im Hinterkopf die fruchtbaren Tage zu erwischen und dann wissen wir endlich ganz genau wann der beste Zeitpunkt ist und er zieht nicht mit.
Ich kam mir so scheiße vor, weil man zwar locker bleiben will, aber vor lauter Enttäuschung sich selbst die Verbissenheit eingestehen muss.

Gestern konnten wir mit etwas Abstand zum Desaster der letzten fruchtbaren Tage endlich mal in Ruhe reden. (Dazu muss ich sagen, dass es wahrscheinlich leichter ist schwanger zu werden, als mit meinem Mann ein Gespräch zu führen, in dem es um seine Gefühle geht!)

Es kam heraus, dass er sich zwar auch noch ein zweites Kind wünscht - irgendwie, aber trotzdem große Angst hat vor der Veränderung. So lange wir alles easy angegangen waren, musste er sich nicht real damit auseinandersetzen. Aber als der Zeitpunkt mit erhöhten Erfolgschancen feststand, bekam er kalte Füße und hat sich wohl mehr oder weniger unbewusst verweigert.
Ich konnte ihm dann klar machen, wie ich mich dabei fühle. Der ganze Aufwand mit dem Thema schwanger werden an sich ist schon schwer, aber je weniger Unterstützung ich von ihm bekomme, umso größer wird der Stress wiederum.
Ich habe ihn gebeten, sich zu überlegen, ob er wirklich ein zweites Kind will und wenn nicht, kann ich getrost alles wegschmeißen und wieder „normal leben“! Mit Wein und Kaffee und ohne diesen verdammten Kalender!
Und falls doch, solle er doch bitte endlich bei mir sein und mir helfen, anstatt dagegen zu arbeiten. Und siehe da, ich glaube, es hat endlich klick gemacht.

In dem Sinne und nach diese recht langen, detailreichen Geschichte, streiche ich feierlich die vergangenen 10 Monate und beginne heute rechnerisch wieder in ÜZ 1, denn nachdem ich fast das ganze Jahr alleine war, habe ich nun endlich meinen Mann an meiner Seite

Sorry für die lange Geschichte, aber ich musste dringend mal irgendwo damit hin.
Es ist schön zu wissen, dass es da draußen gelesen wird und sich vielleicht auch noch die eine oder andere von euch darin wieder findet.

Ich habe wieder Mut und ich hoffe, ihr gebt auch noch nicht auf!!

Viele liebe Grüße!