Ich muss mich jetzt auch mal ausheulen

Hallöchen. 🙋🏻‍♀️

Ich wusste ja von vornherein, dass es nicht leicht wird, eine Fehlgeburt zu verkraften, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass von meinen Leuten niemand wirklich auf ein Gespräch darüber eingehen möchte. Es wirkt irgendwie, als wäre es nicht mehr der Rede wert.

Meine Schwester ist jetzt in der 18.Woche und ruft jeden Abend an. Es ist noch keine Woche her, da habe ich einen Heulkrampf am Telefon bekommen, weil sie unablässig von ihrer Schwangerschaft sprach. Meine Mutter saß dabei und meinte noch leise zu ihr ,,Hör mal auf, sie ist noch nicht drüber weg" Es ist ja auch nachvollziehbar, dass man sich freut. Es sollte aber auch nachvollziehbar sein, dass man einer... Joa... Trauernden nicht ständig seine Schwangerschaft unter die Nase reiben muss. Zumal auf meinen Schmerz ja auch niemand wirklich eingehen will. Ich werde wohl doch eine Beratungsstelle aufsuchen.

Vorhin kam dann prompt noch eine Sprachnotiz über WhatsApp, in der meine Schwester meinte, ich soll doch mal Babysöckchen häkeln. Wie bitte? Ich weiß bei ihr wirklich nicht, ob sie es vor lauter Euphorie nicht mitbekommt, oder ob sie einfach nur taktlos ist. Ich habe diese Nachricht jedenfalls unbeantwortet so stehen lassen.

Im Juni hatte ich meinen Sohn aufgrund einer Infektion im 5. Monat verloren. Wäre jetzt also in allen Vorbereitungen. Womit muss ich mich stattdessen quälen? Mit unendlicher Wut auf meine eigene Schwester...

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Fühl dich gedrückt. Nicht genug, dass die fehlgeburt an sich schon fies genug ist und viel von einem abverlangt. Dazu dann auch noch die unsensiblen anderen. Bei dir die Schwester und sogar die Mutter. Da bist du zurecht sauer und solltest es vielleicht mal ansprechen. Sonst geht das so weiter.
Ich finde es generell unfair, wie wir Frauen mit fehlgeburt(en) oft behandelt werden. Es reicht nicht, dass wir keine "Ansprüche" haben, keine Elternzeit, keine babyplanung, kein Söckchenstricken, auch keinen "Beweis", dass wir schwanger waren, keinen Mutterschutz zur Erholung.
Darüber hinaus wird uns manchmal noch unterschwellig oder direkt die Schuld gegeben, weil man unvorsichtig war oder zu viel Sport, zu alt, zu...
Alternativ die Variante, dass FG normal sind und man sich eben damit abfinden muss, es war ja noch kein fertiges Kind. O.ä.
Und natürlich ist es schwer sich hineinzuversetzen, wenn man das noch nie mitgemacht hat.
Vielleicht sollte unsere Gesellschaft offener damit umgehen und so mehr Verständnis und Respekt aufbringen. Im direkten Umfeld wie allgemein.
Klar darf sich eine werdende Mutter wie deine Schwester freuen über ihre Schwangerschaft. Aber Verständnis muss trotzdem sein. Die whatsapp geht garnicht!
Dicker Drücker und alles Gute!

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Fühl dich ganz doll gedrückt von mir ♡

Hart das deine Familie so über deine FG spricht.

"Sie ist noch nicht drüber hinweg" ihr Ernst? Dein Kind ist verstorben,da wird man nie drüber hinweg kommen.

Warum bringt grade das engste Umfeld so wenig Verständnis dafür auf. Bei mir ist es momentan ähnlich.

Fühl dich gedrückt. Du kannst mich jederzeit anschreiben.

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Vielen Dank. 🙃
Eben. Man lernt höchstens damit zu leben, aber zu verarbeiten ist das nicht. Ist ja schließlich kein Albtraum, sondern pure Realität.

Und wie ist es bei dir?

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Ich wusste "eigentlich " noch gar nichts das ich schwanger war. Der Test zeigte einen Hauch,aber ich hatte vor dem Test schon drei Wochen immer wieder Schmierblutungen und einen Tag richtig starke Blutung mit Schmerzen. Danach war der Test aber positiv. Darauf hin zum FA,Ultraschall und "ich kann leider nichts sehen".
Biochemische Schwangerschaft.
Danach habe ich überhaupt nicht mehr groß zugehört.

Als mein Mann abends nach Hause kam, sah er mich an und wusste sofort was los ist. Nahm mich in den Arm, aber konnte auch nicht damit umgehen.

Ich habe dreimal den Satz gehört "wenigstens warst du noch nicht so weit!"

Bis ich dann angefangen habe zu weinen und fragte ob sie dass in meiner Situation gerne hören würden?


Gestern war ich das erste Mal seitdem wider bei meinem Neffen (3.5) der muss das gemerkt haben. Er nahm mich in den Arm und kuschelte die ganze Zeit mit mir.
Ich musste so weinen.

Ich glaube das die meisten einfach nicht wissen wie man mit einer Frau umgehen soll, der sowas grausames passiert ist.

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Fühl dich gedrückt. Ist schrecklich

Hab vor zwei Jahren eine Stille Geburt gehabt im 8 Monat .... Ich müsste da alleine durch ausser mit meinem Mann . Meine Familie haben mich nie verstanden oder mich unterstützt . Und es ist schrecklich sowas zu erleben . Man kann weiter leben aber es bleibt immer im Kopf und es tut weh darüber zu reden .... Wenn es mir Scheisse geht geh ich zum Grab und bleibe paar Stunden und dann geht es wieder ....

Man sollte echt Rücksicht nehmen auch wenn in der Familie jemand schwanger ist . Also ich meine die sollten auch auf dich Rücksicht nehmen und dich nicht so belasten das jemand anderes ein Kind bekommt

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Das ist echt furchtbar sowas. Gerade im 8. Monat. Da würde ich als Mutter oder Schwester wahrscheinlich stündlich nachfragen, ob alles in Ordnung ist. Sowas sollte niemand alleine durchmachen müssen.

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Mein herzliches Beileid!!! Dass du dein Baby im 5. Monat verloren hast, ist wirklich wahnsinnig hart und ich kann mir deine Trauer gar nicht vorstellen. 😔 ich schick dir ganz viel Kraft, um das alles zu verarbeiten.

Dass deine Schwester so taktlos und rücksichtslos ist, ist unglaublich. Klar, kann man sich nicht in die Person hineinversetzen, die gerade ein ungeborenes Kind verloren hat, aber es einfach so abzutun, (weil es ja eh noch nicht gelebt hat oder warum?) find ich unsagbar respektlos. Ich persönlich würde ihr mal eine klare Ansage machen. Aber da ist jeder anders. Wenn du es nicht ansprechen willst, vielleicht kann deine Mutter vermitteln oder du legst den Kontakt erst mal auf Eis?!

Eine Beratungsstelle, Therapie, Selbsthilfegruppe ist nie verkehrt, Schwester hin oder her... ich hab mich jetzt auch bei einer Selbsthilfegruppe angemeldet.

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Danke schön. 🤗

Ja, ich denke, so sehen das alle. Weil es ja eh noch nicht gelebt hat. Die vermitteln mir eben das Gefühl, dass ich mich so langsam mal wieder einkriegen könnte. Nur bei meiner Mutter merke ich, dass sie nur nicht so richtig weiß, was sie dazu sagen soll. Aber deinen Rat, den Kontakt erstmal einzufrieren, werde ich auf jeden Fall umsetzen. Schon allein wegen der Nachricht vorhin.

Ich war vor 3 Wochen schon bei einer Psychologin. Da ging es aber nur um meinen Freund, weil er nicht so richtig auf das Thema Fehlgeburt eingegangen ist. Sie hat mir aber eine Nummer rausgesucht, wo ich mich hinwenden kann, wenn ich reden möchte.

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Puuuu, das tut mir leid.
Wenn da so wenig Verständnis kommt, würde ich mich eher distanzieren. Denn auch wenn man das Thema noch einmal ansprechen würde, weiß ich nicht ob sie es versteht.

Irgendwie muss man sich immer zu jeglichen Situationen etwas anhören. Erst der lange Kiwu. Man würde zu viel nachdenken. :-D
Und dann wenn man endlich schwanger ist, kommen auch immer seltsame Sprüche.
🤷‍♀️

Kopf hoch! 🏵

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Oh ja. Das stimmt...

Ich musste mir ja auch schon mal den Satz von ihr geben, dass es doch so langsam mal wieder fruchten muss. Die Fehlgeburt war gerade mal zwei Monate her, aber ich hätte längst wieder schwanger werden müssen. 🤦🏻‍♀️ Dass es aber keine abgeschlossene Schwangerschaft war und ich Antibiotika nehmen musste, lässt sie dabei völlig außer Acht. Außerdem spielt der psychische Aspekt auch noch eine Rolle. Ich hänge noch zu sehr an der ersten Schwangerschaft. Aber dieser dummen Aussage entnahm ich, dass vielleicht mit meinen Fortpflanzungsorganen irgendwas nicht stimmt. 🤣

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Hallo 👋🏻🙋🏼‍♀️ mein herzliches Mitgefühl für deinen großen Verlust. ❤️❤️ Was deine Schwester da sagt, geht mal gar nicht. Ich würde es ihr sagen! Aber ich denke, du musst dich auf eine heftige Reaktion gefasst machen. Hoffentlich schaltet sie ihr Hirn und Empathie mal wieder ein (Sorry aber das fällt mir nur ein) alles gute und lass dir Zeit - Trauer braucht Zeit ❤️

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Hi. Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Ich habe den Überblick verloren. 😅

Ja, eine heftige Reaktion käme da definitiv. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie nicht über ihre eigenen Aussagen nachdenken würde. Im Gegenteil. Das hat man dann gefälligst so hinzunehmen. Außerdem muss sie immer das letzte Wort haben und kann auch bis auf's Blut provozieren. Die sieht das als ihre Stärke. Darum will ich das gar nicht ansprechen.

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Kein Problem. Ganz ehrlich, dass könnte meine Schwester sein! Ist genauso. Ich halte sehr oft meinen Mund und denke mir wegen dem Friedenswillen. Aber sie denkt, dass sie eh immer recht hat und ich bin sauer. Ich breche dann immer kurzzeitig den Kontakt ab. Schreibe von mir aus nicht mehr... ob es was bringt? Mir schon 😂😂

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Hallo,

erstmal tut es mir ganz doll leid, was dir passiert ist! Leider kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass viele Menschen, die sowas noch nicht selbst erlebt haben, das alles nicht nachvollziehen können. Sie sagen dann oft Dinge, die einen sehr verletzen. Wie schon oben beschrieben, so blöde Sprüche wie, gut dass es noch nicht so weit mit der Schwangerschaft war, es sollte nicht sein und und und... Das ist glaube ich die Hilflosigkeit der Menschen. Sie denken, mit solchen Sprüchen tun sie dir was Gutes. Aber nein, in solchen Fällen sollte man auf einer nur zuhören, was der Mensch fühlt, der sein Kind lassen musste und am besten einfach gar nichts dazu sagen. Ich selbst habe den Verlust meines Kindes bis heute nicht verarbeitet und rede mir selbst ein, zum Glück war es noch weit am Anfang...
Ich verstehe deinen Groll gegen deine Schwester so gut, aber am Ende schadest du dir damit leider selbst. Deine Schwester verhält sich dir gegenüber sehr taktlos, aber wie schon beschrieben, sie kann niemals verstehen, wie du dich fühlst. Versuch mit ihr ehrlich zu reden. Sag ihr doch, dass du dich für sie freust, dass sie das Glück hat schwanger zu sein, du aber eine Babypause brauchst, weil dir das so wehtut und du noch nicht über deinen Verlust hinweg bist. Du kannst dann ja über den Zeitpunkt entscheiden, wann ihr wieder über ihre Schwangerschaft redet. Und wenn sie dich damit nicht mehr so „drangsaliert“, wird auch von dir irgendwann ein Interesse daran kommen. Nimm dir die Zeit. Aber versuche trotz dieser misslichen Situation dich nicht mit deiner Familie zu verkrachen. Wie gesagt, sie können nicht das fühlen, was du fühlst und haben nicht im entferntesten eine Ahnung davon, wie sehr dich ihr Verhalten verletzt.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit und dass du bald wieder schwanger bist!

Alles Liebe

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Vielen Dank, für deine Antwort. Ja, ich hoffe, dass ich bald dieses eklige Gefühl los bin. Immer, wenn sie anruft, oder schreibt, kommt direkt so ein widerlicher Druck. Ich kann nicht sagen, ob das ein Schock, oder Angst ist. Dann denke ich mir, die kann mir doch jetzt kein Foto von ihrem Bauch schicken. Ich dachte ja, dass dieser Heulkrampf vor ein paar Tagen, ihr etwas die Augen geöffnet hat, aber dann kam die Nachricht mit den Babysöckchen. Da drängt sich doch der Gedanke auf, dass die das mit Absicht macht.

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Vielen Dank für eure netten Antworten. Ich hoffe natürlich, dass es bei jedem einzelnen klappt und, dass ihr nicht wieder, oder überhaupt in eine solche Situation kommt. 🙃🌬️🍀

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Fühl dich gedrückt, meine Liebe. Tut mir so leid, was du durchmachen musst! Mir geht bzw. ging es ähnlich. Hatte im Januar eine ELSS, meine erste und bisher letzte Schwangerschaft. Meine jüngere Schwester ist 2 Wochen nach der Diagnose schwanger geworden und steht jetzt kurz vor der Entbindung. Ich habe ihre Schwangerschaft quasi selbst verschuldet. Habe ihr erzählt, dass ich schwanger bin, hat sie gleich auch aufgehört, zu verhüten. Eine Woche später habe ich Blutungen bekommen, zwei Wochen darauf erzählt mir meine Schwester, sie hätte positiv getestet...
Ich musste mit der ELSS und der ewigen Wartezeit nach MTX fertigwerden, während meine Schwester sich über ihre Übelkeit beschwert hat und dass sie dick wird. Ach ja, dass sie Cellulite bekommt, fand sie auch schlimm.. Hatte mehr als einen Heulkrampf und irgendwie wird es nicht wirklich besser. Heute habe ich erneut erfahren, dass die Freundin eines Kollegen meines Freundes schwanger ist. Wir sind mittlerweile im siebten ÜZ nach der ELSS und es will nicht mehr klappen. So langsam habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht "richtig" schwanger werden kann. In einer Selbsthilfegruppe habe ich mich jetzt auch angemeldet. Ich versuche mich für jede, die schwanger wird, zu freuen, aber ich hab soo Angst, am Schluss die einzig Kinderlose zu bleiben :(

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Jaaaaa. Mei. Götz, du sprichst mir so aus der Seele.

Meine Schwester kommt tatsächlich regelmäßig mit ähnlichen Dingen. ,,Mir ist übel, ich kann nicht laufen, das Kind ist ja jetzt schon ein Propper" Das Beste ,,Hoffentlich wird es ein Mädchen" Es stellte sich raus, dass es ein Junge wird, ,,Mann..."

Zuerst bin ich da ja noch drauf eingegangen, bis ich gemerkt habe, wie weh mir das eigentlich tut. Und wenn ich dann mit meinem Wehwehchen komme, sagt sie meistens nur ,,Hmm... das ist blöd" Da krieg's ich 'ne Krawatte bei...

Es ist für uns wahrscheinlich nicht nachvollziehbar, aber sie bekommen es wohl tatsächlich nicht mit.

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Ich wollte Oh mein Gott schreiben... 🤦🏻‍♀️🤣🤣🤣 Naja, Mei Götz ist auch 'ne schöne Aussage. 😂

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