Jammer-Blog

Bereits früh in meiner Jugend begann ich mir meine zukünftige Familie vorzustellen. Immer wieder quälten mich Zwangs-Gedanken wie; «was, wenn es nicht funktionieren wird? » «Was, wenn ich unfruchtbar bin? » oder «was, wenn mein zukünftiger Partner keine Kinder bekommen kann oder möchte? ». Natürlich wusste ich, dass ich noch genügend Zeit hatte, um eine Familie zu gründen und, dass wahrscheinlich alles in Ordnung sein würde. Trotzdem liessen mich diese Gedanken nicht los. Als meine ältere Schwester dann ohne Probleme drei gesunde Kinder in kurzer Zeit zur Welt brachte, machte ich mir noch weniger Gedanken. Das würde bei mir dann schon auch so gut klappen. Jetzt sind wir hier, Zyklus Nr. 15 hat gerade gestartet, ich sitze hier und denke nach. Habe ich zu früh in meinem Leben über Unfruchtbarkeit nachgedacht? Habe ich mir selbst zuzuschreiben, dass ich nicht schwanger werden kann? Hätte ich etwas anders machen können? Bin ich mit 28 schon an meiner fruchtbarsten Zeit vorbeigerast? Hätte ich früher anfangen sollen? Hätte, hätte, hätte. Meine erste Insemination war letzten Monat, im natürlichen Zyklus ohne Hormonstimulation. Das einzige, was gemacht wurde war die Eisprung-Spritze. Leider wurde diese jedoch zu früh gesetzt, so dass ich vor der Insemination bereits Eisprung hatte. Daher hat es leider auch in Zyklus Nr. 14 nicht funktioniert mit der Schwangerschaft. In meinem 15. Zyklus werde ich alles ein wenig anders angehen. Zum Ersten habe ich den Gynäkologen gewechselt. Mein neuer Arzt geht etwas direkter an das Problem heran. Mein alter Gyn hatte mir versichert, dass eine hormonelle Stimulation vor einer IUI nichts bringen würde, da die Fruchtbarkeitsprobleme nicht bei mir lägen und mein Zyklus sowie meine Hormone einwandfrei seien. Der Neue hat da etwas andere Ansichten, für ihn spricht vieles für eine Hormonstimulation, da diese auch bei eingeschränkter Samenqualität die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöhen würde. Diese Aussage hat mir ein wenig Hoffnung gemacht, weshalb ich mich freue, ihn diese Woche zur Besprechung zu treffen. So viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Immer und immer wieder schaue ich mir die Resultate meiner Hormonwerte im Blut an, der Arzt sagte zwar es sei alles in Ordnung aber was, wenn er etwas übersehen hatte? Mit meinem Verstand und den Untersuchungsergebnissen weiss ich ganz genau, dass das Problem bei meinem Partner liegt. Trotzdem könnte es doch auch sein, dass auf meiner Seite auch irgendetwas nicht stimmt. Woher kommen diese Zwangsgedanken und wieso werde ich sie nicht los? Manchmal habe ich Gedanken, die ich gar nicht denken möchte, aber ich kann nichts dagegen tun. Nun starte ich also mit Zyklus Nr. 15 und hoffe. Jeden Monat sind die Gefühle ähnlich. Auch sind sie Zyklus-abhängig. Es startet mit der Mens, der Tag der ersten Blutung mit der unglaublich enttäuschenden Erkenntnis, dass es auch diesen Monat nicht geklappt hat. Die ersten zwei Tage fühle ich mich sehr schlecht. Ich könnte weinen und schreien. Danach setzt die Realität wieder ein, eine neue Mens, ein neuer Zyklus, eine neue Chance. Während der fruchtbaren Phase und der «Übungszeit» fühle ich mich toll, das Gefühl der Hoffnung steigt und ich habe Energie ohne Ende. Dann die Hibbel-Zeit, warten auf den Schwangerschaftstest. Nach wie vor fühle ich mich gut. Je näher jedoch die mögliche Mens rückt, desto unsicherer fühle ich mich. Das erste Ziepen im Unterleib, das ich regelmässig 5 Tage vor der eintretenden Mens spüre, ist wieder da. Die Hoffnung schwindet und ich teile meinem Partner mit, dass ich spüre, dass es nicht geklappt hat. Er versucht mich zu beruhigen, in dem er mir sagt, dass ich ja nicht wisse, wie sich die Schwangerschaft im Frühstadion anfühlen würde. Es müssen ja keine Mensschmerzen sein. Mit dieser Aussage steigt kurzzeitig das Hoffnungsgefühl wieder hoch nur um dann, 5 Tage später noch tiefer zu fallen. Von Zyklus zu Zyklus brauche ich länger, um mich von der Enttäuschung zu erholen und mir wieder Hoffnung zu machen. Jeden Monat wird es schwieriger, aus dem Tief wieder herauszukommen. Mir ist klar, dass 14 Monate noch keine unendlich lange Zeit sind und viele von Euch noch viel länger am Versuchen sind. Doch ich weiss ehrlich nicht, wie Ihr das macht. Es ist für mich momentan unvorstellbar, das noch viel länger durchzustehen. Trotzdem versuche ich stark zu bleiben, da mein Partner und ich uns schon so lange ein Baby wünschen. Es tat gut, mir das alles mal von der Seele schreiben zu können. Auch wenn wahrscheinlich nicht viele meine Worte lesen werden, hilft es mir zu wissen, dass da draussen noch mehr starke Frauen sind, die dasselbe durchmachen wie ich und verstehen, wie ich mich fühle. Danke dafür und danke fürs «Zuhören»

 

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Du Arme, du hast dir ja schon ziemlich früh einen unglaublich Leistungsdruck aufgebaut und dass bevor ein Partner dafür da war.

Wenn ich es richtig raus gelesen habe, hat dein Partner ein eingeschränktes Spermiogramm und in diesem Zyklus startet ihr in euren zweiten IUI-Versuch. Wie stark eingeschränkt ist es denn?

Und natürlich kann es sein, dass sich bei dir eine Einschränkung vorliegt- aber aktuell deutet nichts darauf hin. Versuch es doch positiv zu sehen, dir fehlt aktuell nichts und versuche daran zu glauben, dass dein Körper es schaffen kann!

Und selbst, wenn es mit der IUI nicht klappen sollte, so sind die Möglichkeiten ja noch lange nicht ausgeschöpft.

Bei uns hat es auch erst durch eine ICSI geklappt und ich war schon 36 😉. Bei mir hat nichts darauf hingewiesen, dass etwas bei mir nicht stimmt- mein Partner hatte ein stark eingeschränktes Spermiogramm. Und gleich beim ersten (wie ich sage echten) Versuch hat es geklappt.

Vielleicht hilft es dir etwas optimistischer zu schauen und auch mal zu zu lassen, dass dein Körper es schon machen wird 😊🍀.

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Danke für Deine Worte :) Ja bei meinem Partner sind die Spermien insoweit eingeschränkt, da er eine Morphologie von 1% aufweist und die Motilität nach 24h = 0 ist. Anzahl und Beweglichkeit sind jedoch überdurchschnittlich. Mal sehen was mein Gynäkologe für diesen Zyklus vorschlägt :)