Sorge um Elterngeld - Einfluss auf Kinderwunsch?

Ihr Lieben,

Ich hatte gestern mit einigen Freundinnen die Frage, ob die ggf. kommende Kürzung des Elterngelds ab 150k der ganz persönlichen Kinderwunsch fürs nächste Jahr beeinflusst. Das hat mich nachdenklich gemacht.

Ich würde mich über eure Gedankengänge dazu freuen.

10

Ich finde, dass es sich hier um Luxusprobleme handelt.
Wir verdienen einiges weniger als die Grenze, aber zumindest 6-stellig.
Wir wohnen in einer Großstadt im Eigenheim mit 2 Autos. Das sage ich nur dazu, damit keiner zB auf die Idee kommt, wir hätten geringere Kosten.
Wir hätten es trotz des deutlich geringeren Einkommens auf jeden Fall geschafft, das eine Jahr finanziell zu überbrücken, ohne, dass wir uns wer weiß wie hätten einschränken müssen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich hier um eine Sozialleistung handelt. Die sind selten fair.
Aber ist es fair, wenn jemand für 40/45/50 Stunden/Woche 150k verdient und jemand anderes für die gleiche Zahl an Stunden 30k?
Und muss wirklich der Steuerzahler dafür aufkommen, dass jemand den luxuriösen Lebensstandard aufrecht erhalten kann wenn stattdessen die Grundsicherung für Kinder nicht mehr möglich ist?

11

Du bringst es echt gut auf den Punkt!

14

Also von Fairness darf man leider gar nicht mehr sprechen.
Es fängt dabei an, dass Pflegeversicherungsbeiträge für Kinderlose mit höheren Beiträgen bestraft werden, selbst wenn man Kinder möchte, aber gesundheitliche Gründe dies ausschließen. Kiwu Behandlungen werden auch unter vielen Aspekten nicht immer subventioniert. So oder so zahlst du in der Konsequenz aus eigener Tasche.

Als Gutverdiener freiwillig in der GKV zu sein, bedeutet es einen Beitragssatz von über 1000eur zu haben. Jeden Monat! Dafür erhältst du denselben Anspruch und Behandlungen wie ein Mindestlöhner, nicht mehr und nicht weniger; hältst im Solidarptinzip aber das System am Laufen.

Bürgergeld und die Angemessenheitsprüfung für Wohnraum ist noch unfairer. Da wird jede noch so teure Wohnung vom Amt bezahlt (vorausgesetzt du bekommst sie) einfach weil es mittlerweile geht. Und der, der sie selbst zahlen müsste, kalkuliert ob es sein soll/darf oder muss.
All das mag pauschalisierend klingen, aber ich berichte da aus eigener Erfahrung. Und wenn ich meinen (Steuer-/Pflichtabgaben-)Beitrag zur Gesellschaft leiste, dann mache ich das, aber ich darf nicht über den Aspekt nachdenken, dass man selber so viel dem System bereits gegeben hat und wenn es dann mal um einen selbst gehen sollte, nichts aus der Leistungszeit erhält.

Das ist ein ewiges Strampeln und die Enttäuschung ist in meinen Augen total nachvollziehbar. Es macht müde und verdrossen, man will gar nicht darüber nachdenken.

weitere Kommentare laden
1

Hey, ich kann deine Gedanken dazu sehr gut verstehen. Mich beschäftigt das aktuell auch sehr, da wir auch davon betroffen sind.

Vorab - wir haben es natürlich unfassbar gut gut mit dem Einkommen und können gut damit Leben, uns eigentlich wenig beschweren. Es gibt bestimmt viele, die monatlich mit viel weniger auskommen (müssen).
Trotzdem wird es heftig werden weil man sich natürlich einen gewissen Standard aufgebaut hat mit Wohnen, Hobbys usw.

Wenn dann plötzlich für eine gewisse Zeit ein komplettes Gehalt wegfällt, ist das einfach krass. Wir wollen auch ein Haus kaufen oder bauen, das wird durch fehlendes Elterngeld mal irgendwann nicht leichter. Ich versuche jetzt schon immer ein bisschen was für die Zeit an die Seite zu legen. Finanziell werden wir das irgendwie schaffen in der Zeit aber ich bin trotzdem ziemlich wütend weil ich in der Uni und auch im Job immer alles gegeben hab, um mir ein bestimmtes Gehalt zu erarbeiten. Und nun wird man in der Zeit plötzlich total abhängig werden. Mir macht das Angst. Aber wir werden das hinbekommen.

Wichtig - mir ist bewusst, wie gut wir es trotzdem haben mit der Gesamteinkommenshöhe und man kann sicher auf einiges verzichten, um in der Zeit klar zu kommen. Trotzdem macht es mir Angst.

2

Vielleicht noch als Ergänzung: Den Kinderwunsch selbst betrifft es bei mir nicht. Ich denke aber, dass ich wieder viel früher arbeiten gehen werde, als ich es mir sonst immer ausgemalt habe. Das finde ich allerdings sehr schade, denn gerade in der ersten Zeit möchte man ja für das Kind da sein.
Ich bin dann gespannt, wie sich das mit den Kitaplätzen entwickeln wird..

3

Wir haben gerade erst Kind Nr.1 bekommen und sind daher noch nicht in der Problematik. Fürs zweite Kind wäre es aber wahrscheinlich relevant.

Es sind ja 150k zu versteuerndes Einkommen, d.h. ein Brutto von ~180k. Wenn ich bis Kind Nr.2 nicht wieder Vollzeit arbeiten würde, kämen wir da nicht drüber. Daher würde ich bis dahin vielleicht einfach in Teilzeit bleiben, käme mir eh gelegen😅

Sonst war unsere Idee die 18000€ "einfach" vorher gemeinsam zu sparen und mir dann intern als Elterngeld auszuzahlen 😅 einfach damit ich dennoch "mein" Geld habe, auch wenn es nicht mehr vom Staat kommt.

Ich mein, wir reden hier von 180k Einkommen. Damit kommt man ja wohl über die Runden und kann vorher entsprechend Geld weglegen. Klar ist es ärgerlich, klar ist es am falschen Ende vom Staat gespart, klar drängt es Frauen noch mehr in die Enge oder führt zu weniger Kindern etc. Aber in unserer Gehaltsgruppe geht es rein finanziell gesehen ja eher um Bequemlichkeiten.

Bearbeitet von Lyra34
27

Das ist ein schöner und differenzierter Beitrag von dir.
Ich habe nicht alle anderen gelesen. Aber es ist oft vom Wegfall eines Gehalts die Rede. Tun wir mal so, als würde nicht ER 180 und SIE 20 kg verdienen sondern als sei es annähernd ausgeglichen - 100 k jeweils.
Dann fällt das eine Gehalt weg, ja. Aber es wären ja eh maximal 22 k durch das EG aufgefangen worden.
Ein guter Plan, den ihr da habt 👍👍

4

Da lese ich jetzt mal sehr gespannt mit. Mit einem Haushaltsbrutto um 65t tönt es extrem utopisch warum man bei 150t nicht sich selber versorgen kann. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass halt bei hohem Einkommen im laufe der Zeit auch höhere Fixkosten generiert wurden…

5

Uns würde es betreffen, aber das Kind wird noch vor Januar kommen und für ein weiteres Kind (sollte das klappen) müssen wir schauen, ob wir dann noch auf die Summe kommen oder drunter liegen.

Für den Kinderwunsch und ist das für uns aber völlig irrelevant. Trotz teurer Gegend und Immobilienkredit haben wir uns finanziell nicht so übernommen, dass 20k ansparen unmöglich wäre, außerdem planen wir sowieso, beide Teilzeit zu arbeiten und uns die Care-Arbeit zu teilen. In diesem Fall gab's vorher schon praktisch kein Elterngeld (Nur 2*150€/Monat).

Wir verzichten also freiwillig auf ca. 14k€, nur damit wir eine in unseren Augen faire Lösung finden anstelle von einer, bei der ich mich finanziell abhängig mache, weil man von 1800€ im Ballungsgebiet mit entsprechendem Lebensstil nun mal gar nicht weit kommt....

6

Ich finde es eine Frechheit und das sollte im Dezember nicht durchkommen. Wir sind hart an der Grenze. Vermutlich berührt es uns nicht. Dennoch hat man einen Lebensstandard. Für uns wäre es eine Katastrophe. Ich spare schon um die Differenz zum Gehalt auszugleichen. Aber auf alles zu verzichten finde ich nicht fair. Man wird im Zweifel gezwungen eher wieder arbeiten zu gehen.

7

Ich hätte da trotzdem mal eine Frage. Also kann man sich mit so einem Gehalt keinen Puffer ansparen? Ich verstehe dass es hart ist und sowas, aber man müsste doch viel deutlicher auf einem Puffer sitzen als wenn man weniger Geld verdient.
Und mit der Grenze, die muss immer irgendwo gezogen werden. Gäbe es eurer Meinung eine die gerechtfertigt wäre?
Also mit dem hart dafür gearbeitet? Also arbeiten alle anderen dann nicht so hart wie ihr, obwohl sie weniger Geld zur Verfügung haben? Und es klingt so als müssten alle anderen ihren Lebensstil in der Elternzeit nicht stark einschränken, um über die Runden zu kommen. Von knapp 1000 Euro oder weniger die im Durchschnitt welche haben, kommt man halt nicht weit. Dann wird aber eben mal berechnet vorher, was einfach nicht mehr geht und man überlegt sich, was dann möglich ist. Es gibt genug Familien die sich trotz noch guten Gehalt keine Wohnung mehr leisten könnten mit dem Elterngeld und deswegen auf kleinen Raum kreativ werden, weil auch sie an der Grenze leben von dem was heutzutage möglich ist.
Also ja jeder muss krasse Einschränkungen hin nehmen. Dass ihr dafür härter als andere gearbeitet habt, ist nur euer Empfinden.
Und wenn die Immobilie mit dem Geld jetzt nicht reicht, dann frage ich die die in einer zwei Zimmer Wohnung wohnen mit Kindern, weil alles andere zu viel wäre. Aber die Mehrheit trifft es halt nicht.
Ich sage nicht, dass es nicht ungerecht sein kann. Irgendwo werden immer Grenzen gezogen und die tun auch weh für diejenigen. Dann geht auf die Straße und streikt für euer Recht. Hier im Forum hört euch die Politik halt nicht. Und ich glaube das hier auch eher der Durchschnitt rum läuft, der solche Probleme als Luxus ansieht, weil er selber nicht einmal mehr weiß wie er über die Runden kommen soll und sich nicht mehr einschränken kann.

Bearbeitet von Pinguinbaby89
8

Hallo Zusammen,

ich finde sicher, dass man es auch mit 150 netto schafft, sich ein Kind zu leisten, aaaaaber: es wird eben negative Effekte für die recht gut verdienenden Frauen/ Männer haben, die in Elternzeit gehen. Der- oder Diejenige steht dann erstmal komplett ohne Geld da und muss im Zweifel auch noch die Krankenversicherung zahlen, was bei anderen in der gesetzlichen wegfällt und somit einen weiteren Vorteil von bis zu 500€ ausmachen kann. Somit ergibt sich schon ein recht hohes Gap für die Einzelperson von 1.800€ Elterngeld als Höchstsatz zu Minus 500€ in der schlechtesten Kombination.
Das ist kein Geld, dass man einfach mal so beiseite legt für die Elternzeit. Mal abgesehen davon, dass komplette Abhängigkeiten zum Partner geschaffen werden.
Ich denke persönlich, es ist an genau der Stelle gespart, an der berufstätige Frauen größtenteils wieder die Leidtragenden sind ( kein Geld, Abhängigkeit vom Partner, schnell zurück in den Job) und deswegen kann ich das in keiner Form gutheißen. Es gäbe andere Möglichkeiten, die nicht berufstätige Mütter vor allem treffen. Verstehe nicht, für wen das wirklich gut sein soll, es ist ja nicht so, dass diejenigen mit weniger Geld dann in der Elternzeit direkt profitieren.

9

"Verstehe nicht, für wen das wirklich gut sein soll, es ist ja nicht so, dass diejenigen mit weniger Geld dann in der Elternzeit direkt profitieren."

Die Diskussion kam daher, dass das Familienministerium Einsparungen machen muss. Um die kommende Kindergrundsicherung zu gewährleisten kam der Vorschlag das Elterngeld entsprechend zu streichen. Lindner fand das natürlich gar nicht prima (trifft ja seine Zielgruppe in der Wählerschaft) und meinte er dachte eher an Einsparungen in der Verwaltung oder ähnlichem. Es sollte also nicht generell was am Elterngeld verändert werden, sondern das Thema Elterngeld hat es quasi per Zufall getroffen.

12

Da wir keine Kinder mehr planen, betrifft uns dieser Irrsinn zum Glück nicht. Dennoch halte ich die Regelung für grundlegend falsch, genau wie diese Neiddebatte, die sich darum entwickelt. Und zwar deshalb, weil es Frauen schwächt. Vor allem wird es dann so sein, dass eben Väter eher keine Elternzeit mehr nehmen werden, weil sie doch in sehr vielen Fällen mehr verdienen als die Partnerin. Das ist dann oft schlichtweg nicht mehr drin und sogar Frau Paus hat erkannt, dass das ein ziemlicher Rückschritt ist.

Die andere Seite ist, dass das für viele erstmal nach wahnsinnig viel Geld klingt. Aber nach ein paar Jahren Berufserfahrung verdienen das zwei Akademiker, Handwerksmeister, Selbständige o.ä. durchaus. Warum sollen denn diese Leute, die ja doch auch einiges einzahlen, keine Unterstützung bekommen, wenn sie Kinder kriegen? Und wenn man sich mal Lebenshaltungskosten in Großstädten ansieht (zB München, 4 Zimmer Whg 3000 Euro aufwärts id Stadt), dann schmilzt das Einkommen, das so hoch klingt, schnell zusammen.

Was ist die Konsequenz? Frauen werden schneller wieder arbeiten, Kinderbetreuungsangebote sind nicht ausreichend vorhanden- das ist nicht gerecht. Zumal das Elterngeld ja ohnehin das zu versteuernde Einkommen erhöht und man es eh quasi zurückzahlen muss in bestimmten Grenzen.

Daher finde ich jeden Protest dagegen absolut gerechtfertigt. Und genauso bin ich für eine klug ausgestaltete Kindergrudsicherung, auch wenn ich sie nicht bekommen werde. Da müssen doch wir Eltern und Familien zusammenhalten.

13

Ich sehe es genauso wie du. Kurzer Hinweis zu dem Thema insgesamt: Elterngeld ist eine Einkommensersatzleistung und eine Sozialleistung und sollte daher eigentlich nicht dazu dienen, nur soziale Ausgleiche zu schaffen.
Ich denke auch, dass es sinnvoller wäre, für gleichere Löhne zu plädieren als jetzt das Elterngeld dazu zu nutzen, eine Sozialausgleichsdebatte zu führen. Es sollten Familien gestärkt werden, egal welches Einkommen.
Wer weiß wann der Betrag dann das nächste Mal gesenkt wird, denn auch Einkommen mit 120K, 110K, 100K könnten doch sparen für die Elternzeit, es kann ja dann einfach der Lebensstandard angepasst werden (leichte Ironie ;))