KiWu mit psychischen Problemen...(Vorsicht, düster)

Hallo, ich bin neu hier und habe mein Problem noch nicht so richtig hier gefunden.
Ich bin 28 1/2 mit starkem KiWu, an sich passt auch alles (Partner, Haus, "Karriereleiter" fertig hochgeklettert)
ABER ich habe schon lange mit psychischen Problemen zu kämpfen, die leider auch mit der Sexualität und meinem Körper zu tun haben.
An sich bin ich nach ewiger Therapie etc so weit, dass ich es mir definitiv zutraue eine Mutter zu werden, aber meine Probleme beeinflussen die Schwangerschaftsplanung enorm. Ehrlich gesagt ist mein Verhalten in Tiefphasen mit einer Schwangerschaft nicht vereinbar (Depressionen, essstörung, ungesunder lebensstil)
Mein Mann und ich versuchen es jetzt seit ca. 9 Monaten, teilweise mit Pausen wo es mir schlecht geht.
Natürlich frage ich mich jetzt, ob ich überhaupt ein Kind haben sollte mit meinen Problemen, ob ich schuld bin, dass es nicht klappt, warum ich mich nicht zusammen reißen kann wenn ich doch sooo sehr ein Kind will.
Überall hört man, man soll sich entspannen, nicht an den KiWu denken, dann passiert es automatisch... aber ich bin mir sicher, es kann gar nicht klappen wenn ich so lebe wie ich nunmal lebe.
Ich muss essen FÜR das Baby. Nicht rauchen, keine Paniattacken, FÜR das Baby. Und natürlich Sex haben FÜR das Baby. Ich denke automatisch daran, mit jeder Handlung. Und dann Monat für Monat die Enttäuschung...

Nun bin ich schwanger. Zumindest positiv getestet (heute ES+15), allerdings mit Blutungen.
Laut FA ist noch nichts zu sehen und es ist völlig unklar ob es ein Abgang, Eileiterschwangerschaft oder eine "gesunde" Schwangerschaft ist. Ich bin mir vom Gefühl sicher, dass es nicht geklappt hat, zuviel Blut...
Und jetzt schon kommen die Selbstvorwürfe... wenn ich "gesund" wäre psychisch, meinen Körper mit Liebe behandeln würde, wäre vielleicht alles gut.
Andere geben ALLES für diesen Wunsch und versuchen es auch schon viel länger und ich gebe gefühlt auf weil ich ein paar Tage auf heißen Kohlen sitze??? Ich kriege fast eine panikattacke bei einem fremden FA weil ich nicht angefasst werden will? Nichtmal das kriege ich hin?

Ich weiß auch nicht was ich hören will...
Warten bis es mir besser geht? Das tue ich seit ca. 15 Jahren...
Es ganz sein lassen weil ich vermutlich eine schlechte Mutter werde? :'(
Ich wollte immer Kinder haben und ich glaube das steckt auch in mir!
Die paar Stunden mit positivem test und ohne Blutungen waren die schönsten seit laaanger Zeit...
Und mein Therapeut bestärkt mich, dass eine Schwangerschaft mir helfen könnte. Dass ich es schaffe..

Vermutlich werde ich auch hier zerrissen... aber vielleicht hat noch jemand solche probleme und es vllt trotzdem geschafft.

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Also ich weiß nicht, ob dir das hilft oder nicht. Erstmal drücke ich dir die Daumen, dass doch alles gut ist <3 Und falls nicht, muss man auch einfach sagen, dass bei ganz ganz ganz vielen Abgängen gar niemand etwas dafür kann. Dass es auch ganz viele Mamis gibt, die ungesund leben und es klappt trotzdem und andere die super gesund leben und es klappt trotzdem nicht.

Und auch die "gesunden" Menschen sind nicht perfekt, auch wenn ggf dein Eindruck von außen ist, die haben doch ihr Leben vollständig im Griff. Die allermeisten Menschen sind herrlich unperfekt :)

Ansonsten ist mein Eindruck, dass Mamis und angehende Mamis oft sehr hart mit sich umgehen. Aber am Ende lebt es sich doch oft entspannter, wenn man mal fünfe gerade sein lässt und akzeptiert, dass niemand perfekt ist und auch eine Mama das nicht sein muss. Das heißt natürlich nicht, sein Kind absichtlich zu schädigen. Aber solange du dein bestes gibst, wird das schon, denke ich. Und Kinder können durchaus auch etwas aus "unperfektem Verhalten" lernen und gedeihen🌻

Grundliegend kenne ich Teile deiner Gedanken auch ein bisschen. Ich rutsche da nur nicht so tief in die Gedankenspirale und die Selbstvorwürfe ab. Das ist aber auch etwas, was ich erst lernen musste und das klappt mal besser mal schlechter. Wir versuchen es seit einer Weile es mag aber nicht klappen mit dem schwanger werden. Und Gedanken wie, dass wir was falsch machen, zu wenig GV haben, ggf es "nicht genug" wollen, um alles dafür umzukrempeln oder auch wahlweise das Gegenteil es ja "zu viel" wollen und zu doll stressen. Jajaja, alles schonmal gedacht. Und irgendwann dann eingesehen, dass vieles eben nur Gedanken sind und nicht Fakt. Das sind Dinge, die ich mir einrede, aber eigentlich weiß ich es doch gar nicht. Und das sind Gedanken die nur dafür sorgen, dass es mir sch* geht und nicht sonderlich viel positives bewirken. Ein bisschen hat diese Einsicht geholfen auch entspannter zu sein. Aber ich weiß auch nicht genau, wie ich dazu gekommen bin, haha. Ich hab mal ein Coaching mitgemacht, was so ein bisschen das auch auseinander genommen hat. Also Schritt zurück und gucken "weiß ich überhaupt, ob das WIRKLICH stimmt" und "was macht dieser Gedanke mit mir" und solche Dinge. Ich fand das damals etwas "weird" aber vielleicht hab ich unbewusst ja doch etwas davon mitgenommen.

Ein bisschen suchen wir noch unseren Mittelweg. Wir sind halt noch im KiWu. Das heißt wir schwanken etwas hin und her zwischen "probieren" und "sich nicht zu doll stressen" und "es wollen" und "wenn's nicht klappt, ist das vielleicht auch okay". Mal sind wir da ganz gut in Balance und alles ist entspannt. Und mal auch nicht so. Aber das ist irgendwie auch einfach okay. 🍀 Wir versuchen da nett zu uns selbst zu sein. Nicht, weil es die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht. Sondern weil es uns selbst da einfach besser mit geht.

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Vielen Dank für den lieben Text <3
Du hast recht, man ist sehr hart zu sich... ich sehe das durchaus auch bei andern Müttern, bei Freundinnen wo ich es auch überhaupt nicht verstehen kann dass die sich teilweise für Kleinigkeiten so fertig machen!
Bei einem selbst beurteilt man das aber ganz anders...

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Bezüglich deiner Selbstvorwürfe, da habe ich auch mein Leid mit. Aber mir hat das folgende geholfen: niemand ist perfekt. Man lernt nur, indem man Fehler macht. Lernen ohne Fehler zu machen ist nicht möglich. Perfektion ist ein Zustand, den man anstreben kann und dann feststellen muss, dass es nur frustrierend und gar nicht möglich ist.

Ich habe auch viele Aspekte, an denen ich arbeiten muss und für die ich mich als ungeeignet für eine Mutterschaft sehen könnte. Allerdings arbeite ich an mir. Ich gebe jetzt mein bestes und hoffe, dass wenn ich einmal Kinder habe, genau das weiter geben kann. Vertraue Dir, Deinem Therapeuten und gebe was Du kannst. Auch wenn es zu irgendeinem Zeitpunkt vielleicht mal nicht das ist, was Du als perfekt ansehen würdest