Kurz vorweg: Da mich das komplett veränderte Wesen meines Mannes sehr mitnimmt / nicht loslässt, habe ich bereits in einem anderen Forum dazu gepostet. Hier mein Beitrag, da ich hoffe, auch in diesem Forum Antworten / Hilfe zu finden.
Hallo,
ich bin die Ehefrau eines Spielsüchtigen.Wir waren über 12 Jahre zusammen und wären im kommenden Juli 2 Jahre verheiratet.Ich bin am 22.02.10 ausgezogen, nachdem ich morgens einen heimlich abgeschlossenen Kreditvertrag meines Mannes (über 6.000,- €) gefunden habe.Ich konnte einfach nicht mehr, es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.Er spielt schon seit seinem 18. Lebensjahr, hat zugegeben, deswegen die Zulassung zum Abi nicht geschafft zu haben. Angeblich wäre er in der Beziehung vor unserer "trocken" gewesen, danach habe er wieder angefangen. Zuerst waren es Spielhöllen, dann Casinos. Heute weiß ich, ich war emotional abhängig von ihm und wohl auch co-abhängig, er war meine erste große Liebe (ich war 19, er 25 als wir zusammen kamen):Hab mich überreden lassen, keinem was zu erzählen, ich liebte ihn ja.Selbst als er anfing, in die Casinos zu fahren, zuerst einmal im Monat, dann zweimal die Woche, hab ich ihn zwar gebeten, auf zu hören, doch mich niemandem anvertraut und auch keine Konsequenzen gezogen.Das war mein größter Fehler, denke ich heute.
Vor der Hochzeit im Jahr 2008 habe ich dann die Spielersperre verlangt, die er auch unterschrieben hat, zusätzlich haben wir einen Ehevertrag und ich hab mich beim Notar erkundigt, ob ich mithafte, falls er weitere Schulden macht (das Haus und die Finanzierung laufen komplett über ihn, er hat enorme Zuwendungen dafür von seiner Familie erhalten).
Wie gesagt, ich war von Anfang an dagegen, hab ihn gebeten, auf zu hören, war aber inkonsequent; aber zumindest hab ich mich geliebt gefühlt und war glücklich mit ihm; manches hab ich mir (das wird mir heute klar) aber auch schön geredet und immer geglaubt, wir schaffen das zusammen. Das funktioniert aber nicht, wenn der Süchtige nicht mitzieht und gar nicht einsieht, dass er krank ist und Hilfe braucht.Das weiß ich heute.
Nach der Hochzeit (mit anfänglichem Kinderwunsch, wohl doch nur meinerseits?) wurde alles allerdings noch viel schlimmer:Er ging eben zweimal die Woche Karten spielen, bis morgen 5 Uhr oder länger und fing an mich zu behandeln wie den letzten Dreck!!! Hab immer mal wieder Kontoauszüge und Mahnungen, Androhungen von rechtlichen Schritten (wegen 18,- €!!!) gefunden, Terminvereinbarungen mit der Citibank, jetzt Targobank, Telefonpin von der Targobank (angeblich hatte er da nur ein Beratungsgespräch, bekommt man da gleich eine Pin?) und dann den o. g. Kreditvertrag. Ich habe diesen Mann über 12 Jahre lang über alles geliebt und seine Lügen und Heimlichkeiten mitgelebt und immer wieder um eine Therapie gebeten, vergeblich!
Meiner Meinung nach zeichnet sich ein Muster ab: Je mehr Verantwortung (raus aus der Schichtarbeit, neuer verantwortungsvoller Bürojob, Haus, Ehe, geplante Familie), desto mehr ging er spielen. Letzten September war ich schon einmal kurz davor zu gehen, er hat mich angefleht zu bleiben und versprochen auf zu hören, das hat nicht mal 2 Wochen angedauert. Ständig wurde beteuert: "Ich bin nicht krank, ich kann jedereit aufhören", auch alles andere (Citibank, Mahnungen, Geld vom gem. Konto verspielen - er musste mir dann die ec- Karte aushändigen -) wurde herunter gespielt von ihm.
Ich bin dann also gegangen, habe eine neue Beziehung mit einem wunderbaren Mann und bin wieder glücklich.
Hin und wieder kommen aber Erinnerungen hoch: Nicht nur, dass seine Spielerei immer schlimmer wurde und er immer länger wegblieb, der herzensgute Mensch, den ich kennen und lieben gelernt hatte, den gab es nicht mehr. Sein Wesen war vollkommen verändert. Er war ein Eisblock, der mich nicht mehr wahrgenommen hat, der sich null zu Hause einbrachte, ich stand mit der Arbeit in dem großen Haus + Garten vollkommen alleine da; erfuhr keine Zärtlichkeit, keine Liebe, keine Achtung mehr von ihm. Was zählte, und immer mehr Raum eingenommen hat und hatte, war das Spiel. Ich frage mich oft: Hab ich ihn dazu gebracht? Hab ich ihn aus dem Haus in die Spielerei getrieben? Diese Gedanken und die Erinnerungen an diesen Menschen, der plötzlich so gemein, rücksichtslos und fies werden konnte, dem ich nichts mehr recht machen konnte, obwohl ich geackert hab wie blöde (bin auch ganztags berufstätig und musste jeden Tag noch 1,5 Stunden zur Arbeit und zurück fahren), quälen mich oft und sind mit ein Grund für diesen Beitrag hier. Ich wüsste gerne von anderen Mitgliedern, ob sie solche Wesensveränderungen auch miterlebt haben.
Ich wurde immer einsamer und einsilbiger, verlor mein Lachen, meine Lebensfreude, hab mich geschämt für seine Spielsucht, vor der Familie, vor Freunden & Bekannten... Vielleicht hilft es mir beim Verarbeiten, wenn mir jemand berichten kann, dass er Ähnliches erlebt hat. Ich bin irgendwann "aufgewacht", hab mich Freundinnen anvertraut und bin in Gesprächstherapie gegangen, für mich der richtige Schritt.
Ich hatte gehofft, dass mein Mann durch mein Weggehen "aufwacht" und eine Therapie beginnt. Als wir noch zusammen waren, hat er sie mehrmals abgelehnt. Ich gehe nicht zurück, hätte ihn aber dabei unterstützt. Fehlanzeige, er macht keine, er hat ja kein Problem!
Stattdessen will er seiner Schwester monatlich die Auszüge schicken und hat mich davor gewarnt, seinen Eltern die Wahrheit über meinen Auszug zu sagen / schreiben, wenn ich eine gut verlaufende / einvernehmliche Scheidung mit einem Anwalt will...Stattdessen erzählt er zwar jedem, er habe Mist gebaut (ohne ins Detail zu gehen, versteht sich), aber auch, dass ich einen neuen Partner habe.Natürlich denkt jeder, ich sei deshalb gegangen, keine Ahnung, was sonst noch geredet wird...
Ich habe seine Eltern noch nicht informiert; ich mache es also immer noch, ich unterwerfe mich (im Moment noch) seinem Willen
Ach ja, und er hat jetzt wieder eine Beziehung zu einer Frau, sie hat ein Kind, noch mehr Verantwortung...
Danke vorab für eure Antworten!
Liebe Grüße
Anke78
Mein Mann ist spielsüchtig
Also dein Ex Mann macht immer noch weiter unter dem Deckmäntelchen das ja keiner was erfährt sonst müsse er ja zugeben das du recht hast. Ich würde das nicht verschweigen weil er erzählt Lügen über dich wird dich schlecht machen nur damit er weiterhin gut da steht. Wer weiß was er noch alles sagt.
Wenn dich jemand fragt sag die Wahrheit.
Ela
Hallo!
Ich denke Du hast am Ende alles richtig gemacht!
Ich habe zwar keinen Süchtigen in der Familie, aber habe viel mit solchen Menschen gearbeitet! Wesensveränderungen sind leider ganz typisch, da sich allen nur noch um die Sucht dreht. ALLES!
Deine Vorwürfe, ob Du Schuld an dem Verlauf bist sind, wie Du selber wahrscheinlich auch weißt, natürlich gelinde gesagt Unsinn!
Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Sogar wenn Du ein ganz fieser Hausdrachen wärst, wärst Du nicht schuld!
Du hast auch recht damit, dass Du ihn direkt nicht helfen kannst, das führt meist nur zu ein Co-Abhängigkeit.
Zu dem Punkt, es jemand anderem sagen, wäre ich vorsichtig. Denn es ist seine Erkarnkung und die ist auch für ihn schlimm genug, und er sollte selber entscheiden wie und wann er es sagt! Und konkrete Lügen scheint er ja nicht über Dich zu erzählen.
Das schlimme ist, die Hoffnung stirbt zuletzt!
Geh Deinen Weg, vorallem wenn Du im Moment mit Deinem neuen Partner glücklich bist, auf jeden Fall weiter. Denn auch wenn er eine Therapie machen sollte, würde es noch ewig dauern bis sich herrausstellt, ob er dranbleibt und auch langfristig nicht rückkfällig wird! Eine richtige Therapie dauert im Kern schon mind. ein Jahr und in Behandlung sollt er noch lange danach bleiben!
LG
Kiscica
Liebe Anke,
ich habe mich in deinem Beitrag zu 1000 % wieder gefunden..nur das ich aus meiner Ehe noch 25000 eu schulden zurückzahlen muss.
Mittlerweile alleine da mein lieber Ex Mann in die Privatinsolvenz gegangen ist und ich nun alles alleine zahlen muss.
Mir ging es genauso ! Immer diese Fragen ! Bin ich schuld ? Bin ich nicht konsequent genug ? Kann ich mich trennen er braucht mich doch ! was sag ich meiner Familie wie schaffe ich das alles zu bezahlen alleine ?
Ständige Lügen immer die Disskusionen wegen dem Geld ...auch bei mir kam dann dazu das er sich nicht mehr am Eheleben beteiligt hat und zum Schluss wurde er sogar gewalttätig.
Niemanden dem man sich anvertrauen kann weil man sich ja soo schämt. Und immer diese Hoffnung er ändert sich er macht eine Therapie und dann wieder diese Enttäuschung bei jedem Kontoauszug.
Er ist dann gegangen hatte eine Andere und hat dieser ein Kind gemacht. Was soll ich dir sagen ? Am Tag als er die Tür hinter sich zu gemacht hat habe ich vor Freude geweint..
Ich weis mittlerweile das ich alles alleine viel besser schaffe auch wenn ich jeden Monat nach Abbuchung der Kreditrate ein flaues Gefühl habe.
Nein ich habe nichts falsch gemacht ,nein ich war nicht schuldig,nein ich brauchte mich wegen nix zu schämen.
Es hat lange gebraucht darüber reden zu können und keiner der je eine Sucht des Partners mitgemacht hat kann dies nachvollziehen und jeder der sagt " Das hätte ich nie mitgemacht ! warum bist du nicht früher gegangen" kann sich nicht in solche eine Situation reinversetzten.
Auch ich habe mittlerweile einen neuen Partner und er weis alles unterstützt mich und gibt mir das Gefühl etwas ganz besonderes zu sein. verwöhnt mich und nun weis ich was mir alles gefehlt hat . Er hat mich dazu gebracht das ich über mich nachgedacht habe.
Ich war das Opfer ich will nie wieder Opfer sein..
Du schaffst das auch du wirst es auch schaffen dich nicht mehr verantwortlich zu fühlen ,das bist du nicht das ist er ganz alleine.
Upps jetzt ist es aber lang geworden aber dein Beitrag hat mich sehr aufgewühlt und ich musste mir einige Tränen verdrücken..
Liebe Grüße und wenn du magst schreibe mir über PN.
sa
Liebe Anke,
bei meinem Exmann (ich war damals 18 und er 27 als wir uns kennenlernten, geheiratet habe ich ihn mit 21) war es ganz ähnlich, da war es allerdings der Alkohol.
Bis ich schließlich ging (nach einem Auf und Ab und glücklichen und extrem unglücklichen Jahren), war ich 10 Jahre mit ihm verheiratet, 13 mit ihm zusammen. ich habe ihn angefleht, Therapie zu machen, bin selber in Therapie gegangen um meine Co-Abhängigkeit zu überwinden (erfolgreich!), etc.
ER hat nicht aufgehört - und wurde immer fieser, gemeiner, verletzender.
Auch ich bin inzwischen lange aus dieser Hölle draußen und bin glücklich (!) wieder verheiratet.
Was aber bleibt, ist die Frage: habe ich irgendwas getan, dass er so geworden ist? warum wurde er so? warum erleben andere Frauen das nicht? war das wirklich nur ER?..
meist interessieren mich diese Fragen nicht mehr - weil ich viel zu zufrieden, glücklich und stolz darauf bin, das überwunden zu haben.
Aber manchmal kommt die Fragestellung hoch - und ich weiß keine Antwort darauf.
Ich beglückwünsche Dich, dass Du da draußen bist und wünsche Dir ein glückliches, co-sucht-freies Leben!
LIKI
Hallo,
ich danke euch sehr für eure Antworten. Ich war gestern abend bei dem Arzt (und Akupunkteur), der mir damals die Gesprächstherapie empfohlen hatte. Auch er meinte, ich sei auf dem richtigen Weg und beglückwünschte mich dazu, dass ich aus dieser Co - Abhängigkeit (und emotionalen Abhängigkeit, wir waren nie gleichwertig, er hat mich immer klein gehalten und manipuliert) rausgekommen bin. Er hat mir das Buch "ohne Wurzeln keine Flügel" empfohlen und ich soll mal über so eine Familienaufstellung nachdenken. Ich hatte mich ja gefragt, ob ich schuld sei (was er ebenfalls verneinte) und im Nachhinein auch, warum ich das so lange mitgemacht hab und seine Lügengebilde / seine Sucht "gedeckelt" hab (und mich zur Zeit ja auch quasi noch von ihm manipulieren lasse (Scheidung, seine Eltern).
Mein Mann hat sich alleine dazu entschieden, spielen zu gehen, immer und immer wieder, und keine Therapie zu machen. Er hat quasi alles verspielt, auch Dinge, die ich gar nicht setzen wollte, und es war seine Entscheidung, ganz allein.
Danke nochmal für eure Antworten!
LG Anke