Er will sich trennen - ist aber finanziell vollkommen von mir abhängig - wie gehts nun weiter?

Hallo,

mein Mann und ich sind seit vier Jahren verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder (Sohn 4 1/2 und Tochter 11 Monate). Mein Mann ist langzeitkrank (psychisch), hat jetzt eine Therapie in einer Reha-Klinik gemacht und stellt nun fest, dass er mich nie richtig geliebt hätte und er nur wegen den Kindern nicht bei mir bleiben kann. Außerdem möchte er nach der Trennung keinen Kontakt mehr zu den Kindern, weil eine verlässliche Besuchsregelung mit ihm aufgrund seiner Erkrankung nicht möglich ist. Somit würde ich natürlich auch das alleinige Sorgerecht anstreben wollen.
Derzeit leben wir von meinem Elterngeld, Wohngeld, Kinderzuschlag und Kindergeld. In fünf Wochen gehe ich wieder arbeiten - 30 Stunden die Woche. Wir würden also weiterhin mit Wohngeld und Kinderzuschlag unterstützt werden.
Jetzt bin ich völlig ratlos, was als nächstes zu tun ist. Ich möchte ihn natürlich so schnell wie möglich aus der Wohnung haben - wir haben aber nicht die finanziellen Mittel, ihm eigenständig eine eigene Wohnung zu finanzieren.

Dadurch, dass er langzeitkrank ist und dem Arbeitsmarkt so nicht zur Verfügung steht, ist das Jobcenter für ihn nicht zuständig. Kann er sich also über die Grundsicherung (ehem. Sozialhilfe) eine Wohnung besorgen? Müssen wir vorher die Scheidung eingereicht haben?

Die Scheidung wäre das nächste Thema - mit meinem Einkommen ist das nicht finanzierbar - und er hat nichts. Ihm gehören noch nicht mal die Möbel, die hier in der Wohnung stehen. Wir sind vor gut zwei Jahren umgezogen und ich habe damals auf meinen Namen einen großen Kredit für die Einrichtung aufgenommen, woran ich auch noch lange abzahlen muss. Eine Scheidung kann ich definitiv nicht zahlen und ich kann mir auch keinen Anwalt leisten.
Mein Mann ist, was die organisatorischen Dinge betrifft, absolut hilflos. Bisher habe ich alles behördliche gemanagt, er musste sich nie darum kümmern. Nun bleibt das also auch an mir hängen und es ist sicherlich verständlich, dass ein einfach nur einen dicken Strich unter die Sache machen und ihn alsbald hier raus haben will. Er hat keine Freunde, kann also nirgendwo unterkommen. Seine Mutter lebt in einer 1-Zimmer-Wohnung und unterstützt ihn in seinem Vorhaben nicht, da das alles unverständlich für sie ist. Er könnte da zwar für ein paar Tage unterkommen, aber bis er eine eigene Wohnung hat, vergeht sicherlich mehr Zeit.

Je mehr ich schreibe, desto mehr Fragen fallen mir ein. Ich versuche nun, klar zu denken und einen Plan aufzustellen, was als nächstes zu tun ist.
Kann mir wer helfen?
Danke.

karo

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Das sind sehr viele Baustellen auf einmal bei euch. Hast du die Möbel mit in die Ehe gebracht? Ansosnten gehört ihm die Hälfte der angeschafften Werte. Das ist aber sicher das kleinste Problem.

ich würd dringend einen Anwalt kontaktieren. Dort kann man dir sagen, was an Kosten auf dich zukommt. Womöglich läuft es noch darauf hinaus, dass du irgendwann deinen Mann finanziell ünterstützen musst. Dein Mann ist zwar langzeiterkrankt, aber könnte durchaus dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen, wenn er stabilisiert ist. So schnell wird man nicht verrentet Dann ändert sich auch wieder die Sachlage. Inwieweit er sich einfach aus der Verantwortung stehlen kann mit "die Kinder gehen mich nichts mehr an", bleibt auch zu klären.

Du brauchst umfassende Beratung in allen Bereichen. Ein anwalt kann dir sicher auch auskunft geben, welche Ämter du abklappern musst und welche Unterstützung ihr zu erwarten habt.

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Einen Anwalt kann ich mir wirklich nicht leisten. Die Zuschüsse von den Ämtern laufen kommenden Monat aus, alles muss neu beantragt werden. Ehe November sehe ich nichts von dem Geld, ich weiß es ja aus der Vergangenheit.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ihn später tatsächlich noch finanziell unterstützen muss - ich habe noch 2 Jahre Elternzeit vor mir und gehe währenddessen teilzeit arbeiten - macht 1200 netto im Monat.

Könnte ich nicht sogar noch Unterhaltsvorschuss beim Jugendamt beantragen?
Ich will jetzt nicht gemein klingen - aber mein Mann hat von diesen Dingen keine Ahnung und er wüsste auch nicht, wo er sich informieren könnte (er geht nichtmal ins Internet...). Er möchte hier einfach nur raus und alle Verantwortung abgeben. Das liegt an seiner Erkrankung und ich glaube, wenn wir es wirklich schaffen, dass er auszieht, kommt er gar nicht mehr klar - deshalb möchte ich das alleinige Sorgerecht. Aber da würde er ohnehin einwilligen, hat er mir schon gesagt.
Ich habe für morgen einen Termin bei einer kostenlosen Scheidungsberatung (Caritas) gemacht, vielleicht können die uns helfen - er wird auch dabei sein.

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Hallo Karo,

Du müsstest einen Anwalt konsultieren und dann dort für die Scheidung einen Antrag auf Verfahrenskostenhilfe stellen.

Das alleinige Sorgerecht bekommst Du nur, wenn er wirklich freiwillig einwilligt. Sonst ist seine Krankheit keinerlei Grund, ihm das SR zu entziehen.

Hinsichtlich des Unterhalts ist das schwierig. Einerseits ist er verpflichtet Kindesunterhalt zu zahlen. Das kann er aber nicht, weil er krank und arbeitsunfähig ist. Dafür springt das Jugendamt ein. Andererseits kann Dir genau das blühen, was viele Männer erleben: Der Ehepartner hat eine schon in der Ehe begründete Krankheit, die zu Arbeitsunfähigkeit führt und so erwächst tatsächlich eine Unterhaltspflicht für Dich.

Ein Bekannter von mir hat die Kinder nach der Trennung bei sich gehabt, weil die psychisch kranke Mutter sie auch gar nicht wollte. Er musste den Unterhalt für die Kinder allein tragen (über 12 Jahre alt) und trotzdem Ehegattenunterhalt an die Mutter zahlen. Unmöglich ist diese Konstellation durchaus nicht.

Da Du aber scheinbar selber ergänzende Leistungen brauchst, sehe ich bei Dir keine Leistungsfähigkeit. Das Verfahren zur Berechnung ist nicht ganz einfach. Auch Du bist in erster Linie Deinen Kindern und erst DANN zu Trennungs- und Ehegattenunterhalt zu verpflichten. Dein Selbstbehalt gegenüber Deinem Mann beträgt 1.050 Euro, das heißt bei zwei kleinen Kindern müsstest Du schon mehr als 1.500 netto haben, um überhaupt für ihn leistungsfähig zu sein und bei der Berechnung von Ehegattenunterhalt dürfen ehebedingte Kredite, die der Pflichtige allein weiterträgt, in Abzug gebracht werden. In Summe: Dass Du für ihn zahlen KANNST ist eher unwahrscheinlich.

Man kann jedoch alles falsch machen im deutschen Familien- und Sozialrecht, daher solltest Du wirklich dringend einen Anwalt aufsuchen. Da der Rechtsweg grundgesetzlich garantiert ist, gibt es für Menschen, die die Kosten nicht allein tragen können, die Verfahrenskostenhilfe.

Die Caritas wird Dir sicher Tipps geben können, wie das mit der Wohnung laufen kann. Vielleicht können sie auch jemanden anbieten, der Deinem Mann organisatorisch unter die Arme greift.

LG

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Hallo Karo,

geh zum Amtsgericht und lass dir einen anwaltlichen Beratungsschein ausstellen.

So kostet sich das Gespräch beim Anwalt i.d.R. 10 EUR.

Für die Scheidung wird dir vermutlich Prozesskostenhilfe zustehen, aber da wird dich ein Anwalt bestens beraten.

LG, leviana

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Hallo Karo,
ich denke, du musst das hier ganz klar trennen. Du hast hier 2 "Großbaustellen". Es bringt dir nichts, wenn dein Mann jetzt hier verteufelt und als Egoist dargestellt wird. Du selbst schreibst, dass er schwer krank, ja sogar behindert ist. (Letzteres hat er und vielleicht auch du nur noch nicht eingesehen - oder?) Er wird dir niemals eine Hilfe sein in Bezug auf deine Kinder - weder beim Umgang (also zeitliche Entlastung), noch finanziell. Ich denke, dass solltest du realisieren. Er braucht immer jemanden, der ihn betreut. Bisher hast du diesen Job übernommen - jetzt will er dich nicht mehr als Betreuer. Dann muß eben jemand anderes her. Wenn du möchtest und er dem zustimmt, kannst du für ihn Hilfe bei verschiedenen caritativen Einrichtungen organisieren. Die wissen dann schon, auf was er alles Anspruch hat, was er beantragen kann, helfen ihm die richtige Wohnart und Wohnung zu finden,...
Erst wenn du deinen Mann "versorgt" hast, kannst du dich um all die anderen "Kleinigkeiten" kümmern, die so mit einer Scheidung einhergehen. Das ASR bekommst du nur, wenn er wirklich zustimmt und dazu muß er das auch wirklich wollen - es muß ihm gesundheitlich also sehr, sehr gut gehen, wenn er das GSR ablehnt. Nur weil er Schwerkrank ist und daher sich gar nicht um seine Kinder kümmern kann, heißt es nicht, dass ihm das GSR zu entziehen ist. Er kommt ja (laut gängiger Rechtssprechung) seinem Sorgerecht voll nach, indem er die Erziehung in andere Hände gibt, eben WEIL er weiß, dass er es nicht kann.
Noch etwas. Ihr seid verheiratet. Wenn ihr keinen Ehevertrag habt - und davon gehe ich jetzt aus - dann gehört ALLES, was nach dem "JA" angeschafft bzw. verdient wurde euch beiden zu gleichen Teilen. Die Schulden, sowie auch das Guthaben und auch die Möbel. Wer welchen Vertrag unterschrieben hat, ist völlig egal. Also: Ihm gehören die Hälfte der Möbel, aber auch die Hälfte des noch zu zahlenden Kredites.
Wie lange hat dein Mann diese Krankheit denn schon? Hat er denn jemals gearbeitet UND über 8004€/Jahr verdient? Ich frage so blöd, weil ihm je nachdem verschiedene Gelder zustehen würden.

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Hallo,

ich bin der Meinung, dass deine Aussage so nicht stimmt: "wer welchen Vertrag unterschrieben hat, ist egal ...!

Nee, wenn sich mein Mann 10 Autos auf Kredit kauft und er die Verträge unterschreibt, bin ich da im Zweifelsfall voll außen vor, glaubs mir. Und Kreditverträge, die nur von einem unterschrieben werden, hat im Streifall auch nur der unterschriebende Ehepartner zu bedienen. Es sei denn, der andere Partner ist als Bürge aufgetreten, dann hat er schlechte Karten.

Nici

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Du bist bei den Krediten nur außen vor, wenn du dagegen warst oder gar nichts davon wußtest. Davon kann hier aber gar nicht ausgegangen werden. Das war ein Kredit für die Anschaffung von gemeinsam genutzten Möbeln.

Und da bin ich gaaaanz sicher ;-).

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Also das er sich gerade jetzt in der Therapie sicher zu sein scheint dich nie geliebt zu haben finde ich seltsam. vielleicht ist bei ihm auch nur die Gefühlswelt so in Wallung das er selbst erstmal zur Ruhe kommen muß. Daher zweifel ich etwas. Aber gut lassen wir es so stehen. Wenn es so ist das du dich trennen willst weil das wirklich so meint wie er sagt, hmmm dann würde mich weniger jucken wie er zurecht kommt. du mußt schließlich auch schauen wie du dann klar kommt. Da kannst du, als Ex-Frau nicht noch Jahrelang dafür sorgen das es ihm gut geht.
Da würde ich mir ehrlich gesagt auch genauen anwaltlichen Rat einholen. Es gibt doch sicherlich noch diesen günstigen Beratungsschein.

Außerdem das er das Sorgerecht abgeben würde ist eine Sache aber ich würde versuchen den Kindern trotzdem zwischendurch den Kontakt zu vermitteln zum Vater ( wenn Ihnen was dran liegt), denn der Vater ist krank und wird es von sich aus nicht können. Nur die Frage: Bedeuten ihm denn die Kinder überhaupt was?
Ela

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Hallo Ela,
morgen habe ich einen Termin bei einer Scheidungsanwältin. Mein Mann und ich wollen die Scheidung über ein und denselben Anwalt laufen lassen, jedoch wollte sie mich aufgrund der speziellen Situation vorerst allein sprechen und mir alle Rechte und Möglichkeiten aufzeigen. Also da warte ich morgen mal ab. Davor habe ich noch einen Termin bei einer Art Seelsorge, wo es um meine Verfassung und vor allem um die der Kinder geht. Inwiefern meine Tochter (11 Monate) das schon verarbeiten muss, weiß ich nicht - aber für unseren viereinhalbjährigen Sohn wirds verdammt schwer. Jedenfalls möchte mein Mann pro Woche einen festen Termin machen, an dem er unseren Sohn von der Kita abholt und was mit ihm unternimmt, das finde ich auch vernünftig. Gedanken machen müssen wir uns dann halt um solche Dinge wie Geburtstage, Weihnachten, Ostern - aber das ergibt sich dann.

Du hast das mit der Gefühlswelt in Wallung ganz richtig beschrieben - genauso sehe ich es auch. Ich hatte ihn gebeten, uns etwas Zeit zu geben - aber er meint, es ändere sich nichts mehr und er könne so nicht mit mir weiterleben. Nun gut, ich habe jetzt für mich auch einen dicken Strich unter die Sache gemacht und jetzt wollen wir sehen, dass alles so gut wie möglich für jeden von uns ausgeht. Ich habe immerhin meine Kinder, sie sind ohnehin das Wichtigste.
LG
karo

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Ich hab auch einen Mann mit Depressionen daher kann ich mich ein Stück weit reinversetzen. Auch wenns bei uns nicht so schlimm ist wie bei dir.

Aber da hätte ich auch Angst das man danach feststellt das es vielleicht keine Liebe gewesen ist die einen hält sondern etwas anderes was man als kranker Mensch eben bei dieser Person ( bei mir) fand. Hier ist es wohl wirklich Liebe. Von meiner Seite aus schon und bisher auch von seiner Seite aus. Was natürlich die Zukunft bringt weiß hier auch keiner. Kann sich ja viel verändern was sich ja auch in den letzten Jahren schon hat.

Aber sich ewig zu klammern an Hoffnung die möglicherweise irgendwann da sein könnte oder auch nicht bringt auch nichts. Von daher kann ich auch verstehen das du dann den dicken STrich möchtest. Ist wohl auch von daher besser weil du dann mehr nach vorne schauen kannst. Und ohne es böse zu meinen, du trägst dann auch nicht mehr die Verantwortung für 3 Kinder sondern nur noch für 2 und kannst dich auch mal auf dich besinnen. So hast du ja sicherlich viel für deinen Mann mitmachen müssen was wohl zwischendurch auch an deine Grenzen ging. Dein Partner wird dir, in schweren Zeiten, sicherlich auch nicht gerade eine Hilfe gewesen sein weil er selbst kaum in der Lage dazu ist.

Möglicherweise ist da jetzt einiges leichter.

Ich drücke dir die Daumen.
Ela

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Hallo,

wenn dein Mann wirklich so krank ist wie du schreibst, habt ihr schon versucht, eine Pflegestufe zu beantragen? Oder versucht doch mal, die Erwerbsunfähigkeitsrente für deinen mann zu beantragen. Sollte diese genehmigt werden, kann er sich evtl. selbst unterhalten und sich auch eine eigene Wohnung finanzieren. Das würde ich schnellstens versuchen, alles andere kannst du hinterher beantragen.

LG

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"Ich möchte ihn natürlich so schnell wie möglich aus der Wohnung haben "

Da er sich trennen will sehe ich keinen Grund für Dich für überhastete Eile.

Das Ganze muss sorgfältig geplant werden.

Ein Einziehen in die 1-Zimmerwohnung der Mutter kann nichtmal vorübergehend angepeilt werden.

Ein Auszug ist also erst möglich, wenn eine adäquate Unterkunft gefunden wurde.

Für die Scheidung gibt es zunächst Beratungshilfe bzw. nachfolgend Verfahrenskostenhilfe.

Für die Scheidung muss aber mind. ein Trennungsjahr vorliegen. Und das ist aufgrund der Erkrankung Deines Mannes auch dringend angezeigt. Wer weiß denn derzeit was seine wirklichen Wünsche sind und was auf seiner Krankheit beruht?

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hallo
was deinen mann betrifft, bekommt er keine IV; die sollte es doch auch bei so gravierenden psychischen Störungen geben, wenn er deswegen arbeitsunfähig ist. In meinen Augen sollte dies die IV übernehmen, nicht das Sozialamt.
Wegen der Trennung/Scheidung. Auch mein Mann und ich leben knapp über dem Existenzminimum. Bei uns wurde der Prozess unentgeltlich geführt. Allerdings leben wir in der Schweiz, kenne die Gesetze in Deutschland nicht.
Wegen den Möbeln: Brockenhaus, Ebay, Wohnungsauflösungen. Viel wird er am Anfang nicht brauchen.
lg juliocesar