Hallo,
Mein Freund hat sich letztes WE von mir/uns getrennt. Er leidet an schweren Depressionen und auch unsere Beziehung hat schon einige Lasten. Wir haben eine absolut unterirdische Streitkultur, bedingt durch seine Krankheit, aber auch durch Wunden unserer Historie und haben vor einem Jahr, nachdem wir uns getrennt hatten und wieder zueinander fanden, zu einer Paartherapie entschlossen, um eine echte Chance gemeinsam zu haben. Den Kinderwunsch gab es schon seit Jahren und wir haben dann beschlossen, dass egal was mit uns passiert wir den angehen. Nach etwas über einem Jahr hat es dann endlich geklappt und ich bin nun in der 16. Ssw. Und nun die Trennung. Mein Freund sagt er sieht einfach nicht, dass wir es gemeinsam schaffen können und er glaubt nicht mehr an uns. Er will auch das es anders ist, aber er ist überzeugt davon, dass es ihm langfristig besser geht, wenn wir keine Beziehung führen, da es in unregelmäßigen, aber immer Mal wieder, zu Eskalationen kommt. Ich hingegen hatte gerade in den letzten Wochen den Eindruck, dass wir einen gewaltigen Schritt als Paar gemacht haben und eigentlich kurz vor einem großen Durchbruch stehen. So haben wir bspw. in der Paartherapie endlich damit anfangen können unsere Altlasten und auch Defizite unserer jeweiligen Biographie auszupacken und zu bearbeiten. Er sagt, er sieht auch die Fortschritte, aber es dauert zu lange und er habe die Zeit nicht, da er merkt, dass so wie es ist, er Angst habe, mir oder sich was anzutun, da er sich nicht so um sich und seine Krankheit kümmern kann, wie er es müsste, um besser aufgestellt zu sein. Im Prinzip ist das ja ein Totschlag Argument. Ich kann ja schlecht von ihm verlangen, dass WIR wichtiger sind, als sein eigenes Leben. Und wenn er die Dinge nunmal so sieht, hilft es ja auch nichts, dass ich sie anders wahrnehme.
Wir ziehen in 10 Tagen in eine größere Wohnung. Er möchte auch, dass wir dort trotzdem gemeinsam einziehen, er den Löwenanteil Miete übernimmt (so war es von vornherein geplant, da ich deutlich weniger verdiene) und wir dort auch zusammenleben werden mit unserem Kind (und meiner 12 Jahre alten Tochter). Nur eben nicht als Paar und Familie, sondern eher wie eine WG. Er ist der Meinung, er kann sich durch die Trennung viel besser emotional von UNS distanzieren und sich auf sich und seine Krankheit konzentrieren (er geht 2mal die Woche zur Therapie).
Ich bin irgendwie total fertig mit der Welt gerade. Muss ständig heulen und mache mir Sorgen um das Baby. Außerdem finde ich die Vorstellung unseren langersehnten Traum von der Familie zu begraben einfach nur unendlich traurig.
Hinzu kommt, dass ich mir so unsicher bin, wie Ernst oder nachhaltig diese Entscheidung von ihm ist. Also klar, ich nehme ihn total ernst, dass er das gerade so empfindet und es auch so meint, aber es ist auch nicht das erste Mal, dass er sowas sagt. Üblicherweise ändert sich das nach 3-4 Monaten wieder, aber darauf kann ich mich ja nicht verlassen. Er ist deutlich stabiler, als bei unserer letzten Trennung vor zwei Jahren, aber sicher sein, dass es nur diese diese Depression ist, die ihn das denken lässt, kann ich eben auch nicht.
So wirklich weiß ich auch nicht, was ich mir hier erhoffe? Vielleicht Hoffnung, dass es die Krankheit ist und wir wieder Zusammenfinden könnten? Vielleicht einen Tipp, wie ich die Trennung richtig ernst nehmen kann? Oder vielleicht kennt das jemand hier das Zusammenleben mit einem Depressiven Partner und dem ständigen Auf und ab in der Beziehung und hat Lust seine/ihre Erfahrungen mit mir zu teilen.
Depressiver Freund trennt sich während Schwangerschaft
Hallo.
Ich verstehe dich. Dein Text könnte von mir sein - mit nur minimalen kleinen Änderungen...
Einen wirklichen Rat habe ich für dich leider nicht, da ich selbst noch keine Lösung gefunden habe. Aber vielleicht tröstet es dich etwas, dass du nicht allein bist.
In der Tat tut es das total.
Was ist denn bei Euch los? Vielleicht magst du erzählen?
Wir sind seit etwa 3 Jahren zusammen, haben ein gemeinsames Kind. Streit gab es in unserer Beziehung schon immer, aber das hat mich anfangs nicht weiter gestört, weil ich wusste das wir beide uns lieben und weil ich noch nie die Vorstellung hatte, dass man sich immer einig sein muss. Ich bin kein einfacher Mensch. Er auch nicht.
Mein Freund macht eine Therapie. Seit die Depression so richtig "ausbrach", ist irgendwie alles anderes. Also auch für mich. Die Streits sind irgendwann schlimm geworden. Eskaliert - so wie du es nennst. Man hat sich viele schmerzhafte Sachen gesagt und irgendwann kam das Thema Trennung auf den Tisch. Und einmal ausgesprochen kam es in regelmäßigen Abständen immer wieder zur Sprache. Und ich weiß inzwischen auch nicht mehr, ob er wirklich selbst diese Gefühle hat oder ob die "Krankheit" spricht. Bei der ersten Variante würde ich mich wahrscheinlich zurück ziehen, traurig werden. Aber beim zweiten würde ich helfen wollen, keine Ahnung. Im Moment überfordert es mich.
Aufgrund deiner Antworten bedeutet es zusammengefasst, dass er gut eingestellt u. in Therapie ist, er ein verantwortungsbewusster Mann ist und ihr die Paartherapie erfolgreich absolviert oder absolviert habt. Somit scheint eure Streitkultur auch top zu sein. Er liebt dein vorhandenes Kind u. umgekehrt. Klingt doch ganz positiv.
Also bleibt "nur" noch, dass ihr kein Paar mehr seid. Die Frage nach diesem Lebensmodell gab es hier schon häufiger.
Vermutlich funktioniert das so lange bis einer oder beide neue Partner haben und je nach Anspruch an das eigene Leben.
Will man unbedingt etwas künstlich erhalten, weil man es sich wünscht - den Traum von Familie? Kannst du das? Neben ihm leben als Wohngemeinschaft-Kumpel und finanziell von ihm abhängig? So lange die Kinder nicht unter häuslichen Streitereien leiden müssen oder in eisiger Atmosphäre mit unberechenbaren Emotionen, die sie nicht einordnen können, ist alles prima.
Ob es ein Liebescomeback geben wird, kann dir niemand prophezeien. Egal ob kranker Partner oder nicht. Er ist vermutlich nur schwerer zu durchschauen als gesunde Menschen.
Hallo,
Vielen Dank für deine konstruktive Antwort. Naja, erfolgreich absolviert haben wir sie leider nicht, die Paartherapie. Offensichtlich ist meine Wahrnehmung da eine andere als seine. Er sieht zwar, dass sich was ändert, aber eben nicht schnell genug, als dass es gesund für ihn sei. Und die Streitkultur ist dann halt in so Momenten, wenn er nicht gut aufgestellt ist echt für'n Arsch. Einfach weil dann bspw. Eine Bitte als Kritik und Kritik als absolute Ablehnung seiner Person von ihm gelesen wird. Ich bin dann total überrascht, wieso das jetzt ein Grund ist sich so aufzuregen und Versuche zu erklären, was ich wollte und irgendwie wird es dadurch nur schlimmer.
Ja, die Frage nach dem Modell beschäftigt mich sehr. Auch weil ich ganz aktuell einfach zu unsicher bin, wie nachhaltig seine Entscheidung ist. Ich denke dann, es wäre ja total dumm die große Wohnung, die wir lange gesucht haben und extra für uns mit mehr Kindern ausgesucht haben, aufzugeben, wenn dann in 3 Monaten "alles wieder gut" ist. Und gleichzeitig, wäre es total doof sich eben darauf zu verlassen und dann wird es nach hinten raus noch Mal anstrengend. Naja, ganz akut haben wir keine Option. Wir müssen hier in zehn Tagen raus und wir haben für die neue Wohnung 3 Monate Kündigungsfrist. Und doppelt Miete zahlen ist nicht drin. Also mindestens drei Monate werden es wohl oder übel.
Klar, dass mir niemand ein Liebescomeback (das hast du schön gesagt 😅) prophezeien kann, weiß ich. Hab ich ja auch nicht nach gefragt. Manchmal tut es einfach gut sich seinen Kummer von der Seele zu schreiben. Dadurch sortiert man seine Gedanken und manchmal werden einem dabei auch Dinge klar(er).
Hallo meine Liebe,
ich kann dir nur den Tip geben, lass ihm die Freiheit es auszuprobieren, ob es für ihn besser erträglich ist wenn ihr kein Paar mehr seid. Ich denke nur so habt ihr vielleicht in der Zukunft noch die Option wieder zusammen zu finden.
Ich habe selbst 17 Jahre einen Partner gehabt der an einer bipolaren Störung litt.
Wir haben zusammen 4 Kinder. Mir ist leider das ganz Ausmaß seiner schweren Erkrankung erst heute klar, nach seinem Suizid........
Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass er es mit therapeutischer Hilfe weiter gut gib bekommt.
Wir, besonders meine große Tochter, die seine Krankheit ab Geburt mitbekommen hat, hat wahnsinnige Schwierigkeiten durch das Erlebte. Mein Mann hatte aber auch nie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
Alles Liebe für euch!
Hallo,
Danke für Deine Antwort und Erfahrung. Es tut mir sehr Leid, zu lesen, dass es bei deinem Partner im suizid endete. Das muss schrecklich für Dich und Eure Kinder gewesen sein. Mein herzliches Beileid.
Meiner war auch Mal an diesem Punkt, aber zum Glück wurde genau da der Platz in einer Klinik frei, er endlich eingestellt und seitdem hat er schon sehr viel an sich gearbeitet und erreicht.
Natürlich gibt es trotzdem auch wieder sehr schlechte Phasen. Die schleichen sich dann so fies ein und irgendwie ist es dann immer wieder echt schmerzhaft.
Die Freiheit gebe ich ihm eh. Bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ich könnte ihn auch gar nicht festhalten. Es ist einfach immer wieder wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man denkt "so, jetzt haben wir es geschafft" und dann kommt sowas.
Lass mich kurz zusammenfassen:
Ihr wollt unbedingt ein Kind, aber die Beziehung ist nicht stabil. Ihr entscheidet euch trotzdem für ein Kind, auch wenn das mit euch wahrscheinlich scheitern kann. Das ist jetzt passiert und jetzt heulst du deswegen rum?
Wunderst du dich wirklich, dass das Mitleid auf der Strecke bleibt, wenn es um eine angekündigte Katastrophe geht?
Und so eine WG hört meistens dann auf zu funktionieren, wenn einer der beiden jemanden kennenlernt. Deshalb ist das nicht unbedingt eine gute Idee.
Was du tun solltest ist gucken, dass du dir ein Leben mit den Kindern so aufbaust, dass du nicht auf ihn angewiesen bist, denn selbst wenn er wieder ankommt heißt es nicht, dass das so bleibt.
Und zu dem Thema, dass ihr auch ein Recht auf Kinder habt: nicht alles, wozu man ein Recht hat ist deshalb direkt eine gute Idee.
Ich wünsche dir trotzdem alles Gute und dass ihr das sehr bald wieder hin bekommt und es dann auch gut zwischen euch bleibt 🍀
Naja, also wegen etwas traurig zu sein, ist ja nicht gleich rumheulen :) ne Trennung ist nunmal traurig. Und ja, auch wenn es (wie übrigens bei jeder Beziehung) die Möglichkeit gab, dass es nicht hält, tut es weh. Ich für meinen Teil war auch ehrlich überzeugt davon gewesen, dass das nicht passieren wird. Sonst müsste ich ja eine Beziehung gar nicht mehr eingehen.
Ich habe doch gar nicht um Mitleid gebeten, sondern um Austausch. Und das was teilweise kam war kein Austausch, sondern Vorurteile gegen Depressive, Verallgemeinerungen und Mutmaßungen (bspw. er sei nicht bereit für ein Kind, er lebt ja bereits seit Jahren mit einem Kind, ist quasi der Stiefvater und hat nicht vor uns alleine zu lassen). Weiterhin bin ich der Meinung, wenn man nichts nettes oder konstruktives zu sagen hat, kann man es auch sein lassen. Dass a oder b es doof findet, dann ein Kind in die Welt zu setzen, wenn einer der beiden instabil ist, ist ja völlig irrelevant. Das Kind ist unterwegs. Da gibt es ja nichts mehr dran zu rütteln. Deswegen habe ich für solche Kommentare wenig Verständnis.
Dank Dir trotzdem für deine Meinung. Immerhin stand da auch was konstruktives drin. Ich bin eh gerade dabei mein Leben so zu ändern, dass ich mir die Wohnung bspw. auch einfach alleine leisten kann. Das ist schon länger der Plan. Natürlich kommt da jetzt akut n bißchen mehr Druck auf den Kessel, was ja nicht zwingend schlecht ist.
Liebe TE, wenn Du hier Deine Probleme darlegst, musst Du leider damit rechnen, dass immer jemand meint, Deine Situation bewerten zu müssen. Und diejenigen, die die größte Keule schwingen, kriegen selber nichts gebacken. Daher solltest Du Dir diese Kommentare nicht so zu Herzen nehmen. Desweiteren sind diejenigen, die Dir antworten, auch nicht mit Gefühlen involviert. Da kann man immer klug reden.
Auf der anderen Seite ist es manchmal auch hilfreich, ohne Gefühle auf Dinge zu schauen.
Es tut leid, dass Dir das nun passiert ist. Schlimm nur, dass er jetzt mit dieser Ansage rausgerückt ist. Jetzt, wo Du schwanger bist. Nun heißt es natürlich, irgendwie einen Weg zu finden. Vielleicht überlegst Du Dir einfach mal, wie Du Dir Dein Leben vorstellst? Willst Du dieses ewige Geeier? Wie ich gelesen habe, hattet Ihr ja schon mal so eine Trennungssituation. Selbst, wenn Ihr wieder zusammenkommt, ist dieser Mann Dir doch keine große Hilfe. Diese ständigen Streitereien, dieses Hin und Her. Du siehst doch, dass Du Dich auf ihn kein Stück verlassen kannst. Soll so Dein Leben verlaufen? Gesund ist das für Deine Psyche ganz bestimmt nicht.
Könntest Du Dir vorstellen, alleine in die Zukunft zu schauen? Also ich meine, ohne diese komische Vorstellung, gemeinsam in einer Wohnung, aber nicht Zusammensein? Damit er sich besser emotional von Euch trennen kann, was ist das für ein Quatsch? Und Du leidest wie ein Hund? Ich bin dann eher der Typ dafür, einen sauberen Strich unter die Sache zu machen. Die erste Zeit kannst Du ja noch mitziehen, aber parallel mit Hilfe aller Anlaufstellen eine eigene Bleibe suchen.
Du scheinst ja eine starke Frau zu sein, mit einer großen Tochter und einem depressiven Partner hast ja schon einiges gewuppt.
Die Frage, die ich mir stelle, ist: Rechtfertigt Liebe eigentlich alles? Vielleicht muss man auch mal eine Liebe begraben, wenn man sieht, dass es nicht funktioniert.
Fühle Dich einfach mal gedrückt von mir, auch Du hast ein schönes Leben verdient. Blick nach vorne und verharre nicht in dieser verfahrenen Situation.
Liebe Grüße
Willst du das wirklich?
Eine WG mit dem Kindsvater der sich zu nichts in der Lage fühlt?
Abhängig sein von ihm?
Wie wackelig ist dieses Konstrukt?
Es gab schon viele Depressive die gut eingestellt waren, die das zumindest ihrem Umfeld vorgemacht haben und dann..... ?
Und auch wenn du es nicht hören möchtest, finde ich es dem Ungeborenen gegenüber egoistisch. Ein Kind in so eine instabile Beziehung hinein zu gebären, der Vater lässt dich im Stich weil er mit sich nicht klar kommt.
Du hast schon ein 12jährige Tochter, aus einer anderen Beziehung und bald noch ein Baby mit einem Vater der zu nichts zu gebrauchen ist.....du siehst, auch das Baby vermag die Beziehung nicht zu kitten, zu festigen oder zusammen zu halten.
Sorry, meine Meinung!
Hm :( kann mir nicht vorstellen dass das funktioniert zusammen zu wohnen mit ihm und seiner "Krankheit". Zumal er ja schonmal Andeutungen gemacht hat dass er Angst habe sich oder dir was anzutun. Kannst du dir 100% sicher sein dass er es nicht auch bei dem baby machen würde??? Such dir lieber eine eigene Wohnung, der Abstand tut euch besser als zusammen eine WG aufzumachen. In meinen Augen hat das keinen Sinn und ist völliger Quatsch. Der Abstand könnte euch gut tun und euch eher wieder zueinander bringen.