Sorgerecht Alkoholiker (Achtung lang!!!)

Mein Mann und ich werden uns höchstwahrscheinlich trennen. Kurz zur Vorgeschichte: Unsere Ehe läuft schon länger nicht mehr rund und jetzt hatte er noch eine Affäre mit einer Arbeitskollegin.

Wir haben beide Fehler gemacht, hätten mehr reden müssen, an unserer Ehe arbeiten sollen usw. Corona hat vieles noch erschwert. Er ist ein freiheitsliebender Mensch, reist gerne, geht gerne weg. Man konnte nicht wirklich raus, alles war geschlossen, er fühlte sich eingeengt nur in der Wohnung zu hocken und wir stritten immer mehr. Die Affäre begann Ende des Sommers und ging bis jetzt. Damit ist der Ofen für mich endgültig aus und ich möchte ausziehen.

Wir haben ein 3-jähriges Kind, welches ich bisher größtenteils alleine versorgt habe. Ich übernehme Bringen und Holen vom Kindergarten, Freizeitaktivitäten, Arztbesuche usw. Auf ihn ist bisher generell wenig Verlass gewesen in den letzten drei Jahren.

Erschwerend kommt hinzu, dass er schon seit seiner Jugend ein Alkoholproblem hat. Am Anfang unserer Beziehung habe ich es nicht wirklich wahr genommen. Man trank abends mal einen Wein, alles schien gut. Die Jahre vergingen, und es wurde immer mehr, bis täglich der Wein auf dem Tisch stand. Es fing mittags schon an, oft natürlich auch heimlich. Ich wurde auch schon von seinen Kollegen angesprochen, dass er auf der Arbeit eine Fahne hatte, eine Stelle hat er dadurch sogar verloren und wurde versetzt, habe ich erst im Nachgang erfahren... Immer wieder versuchte ich ihm zu helfen, wollte Therapeuten für ihn suchen, ihm einen Klinikplatz organisieren, alles lehnte er mit der Begründung ab, er hätte kein Problem! Ein Alkoholiker wäre jemand, der sein Leben nicht mehr auf die Reihe kriegt und unter der Brücke pennt, so dachte er. Er ging ja täglich arbeiten, schien zu funktionieren.

Ich verdrängte vieles, wollte das es für unser Kind klappt. Ich ließ die beiden aber ungern alleine, denn selbst wenn er mir versprechen musste, nüchtern zu bleiben, hatte ich immer Angst, dass er doch wieder trinkt.
Der Höhepunkt kam im Frühjahr. Er kam ins Krankenhaus mit stark geschädigtem Herzen, das Herz stand kurz davor zu versagen, pumpte kaum noch. Blutgerinnsel im Herzen, 20 Mal so viel Wasser im Körper wie normal  Diagnose: toxische Kardiomyopathie. Der Alkohol hatte sein Herz komplett kaputt gemacht, dauerhaft! Er hatte es mit Mitte 30 geschafft, sich fast tot zu saufen. Obwohl ich die Ursache für seine Erkrankung kannte, blieb ich bei ihm, half ihm, unterstützte ihn wo ich nur konnte. Wieder Versuche von mir, ihn vom Alkohol weg zu kriegen. Ich habe ihm Adressen für Therapien rausgesucht, hätte ihn in allem unterstützt, aber er wollte/will nicht 🤷‍♀️ Durch den Krankenhausaufenthalt habe ich dann auch noch erfahren, dass er in unregelmäßigen Abständen Speed konsumiert! Er versprach aber, das ab sofort nicht mehr zu tun, ich glaubte ihm wieder aber hatte immer wieder ein flaues Gefühl im Magen.
Nun die Affäre, damit ist für mich endgültig Schluss! Ich möchte nicht mehr kämpfen, weinen, verzweifelt darum betteln, dass er sich bitte endlich helfen lassen soll!

Das Thema Sorgerecht treibt mich jetzt um. Ich möchte aktuell wirklich nicht, dass unser Kind alleine bei ihm ist! Natürlich kann er uns besuchen wann immer er will, aber alleine der Gedanke, dass er das Kind übers Wochenende hat und sich wieder zulaufen lässt oder irgendwas nimmt, lässt alles in mir aufschreien! Seine Freunde sind nicht besser, wenn die dann noch zu Besuch sind, während er sich um unser Kind kümmern soll, läuft es mir alleine bei dem Gedanken eiskalt den Rücken runter! 😖
Zudem weiß er im Prinzip NICHTS über unser Kind 🤷‍♀️ Hat sich drei Jahre aus wirklich allem raus gehalten.

Was muss ich vorlegen, um das alleinige Sorgerecht zu erhalten? Ich habe Kopien seiner Blutwerte (Leberwerte die durch die Decke gehen), den Arztbericht aus dem Krankenhaus damals usw. Reicht das schon aus, um das alleinige Sorgerecht zu bekommen, kennt sich da wer aus? Oder was müsste ich noch vorlegen/beweisen? Natürlich gehe ich zum Anwalt, aber ich möchte eben jetzt schon alles an Beweisen sammeln, was ich eventuell benötige.

Ich möchte ihm das Sorgerecht nicht aus Frust oder als Bestrafung entziehen, ich will einfach das Beste für unser Kind! Und bis er sein Problem nicht im Griff hat, finde ich, kann er eben nicht adäquat alleine für unser Kind sorgen! Wenn er einen Entzug macht und nachweislich dauerhaft trocken/clean bleibt, darf er unser Kind jederzeit betreuen und endlich ein Vater sein, aber so wie jetzt möchte ich das einfach nicht!

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Hallo,

Das ist schwierig, lass Dich am besten von einem Anwalt beraten. Befunde ohne seine Zustimmung raus geben darfst du nicht. Du musst nachweisen dass er das kindswohl gefährdet, dafür reicht es aber nicht aus dass er Alkohol konsumiert. Du kannst beim Jugendamt auf begleiteten Umgang bestehen, das ist unabhängig vom Sorgerecht. Alles weitere bitte beim Anwalt abklären.

Alles Gute und viel Kraft
Sunny

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Danke für deine Antwort!
Wie gesagt, ich werde natürlich zum Anwalt gehen! Ich möchte nur gerne eventuelle Beweise sichern, bevor ich nicht mehr dran komme.
Ich weiß ja auch gar nicht, ob er überhaupt um das geteilte Sorgerecht kämpfen will 🤷‍♀️ Er hat sich jetzt 3 Jahre nicht gekümmert, wieso sollte er das zukünftig wollen? Andererseits ist er oft ein schwieriger Charakter, ich könnte mir vorstellen er macht es aus Prinzip um mir eins rein zu würgen.

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>>Ich weiß ja auch gar nicht, ob er überhaupt um das geteilte Sorgerecht kämpfen will<<

Wenn das Kind in der Ehe geboren wurde, hat er es automatisch.

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Hey!
Wir können dir hier gar nichts raten- geh zum Anwalt und lass dich beraten, welche Schritte du einleiten kannst.
Dass du die Berichte und Blutwerte hast, finde ich super. Führ noch Protokoll, welche Ausfallerscheinungen er hat, wann er besoffen ist... wann er nicht mehr in der Lage ist sich zu kümmern. Schreib alles mögliche auf. Vielleicht kann man seine Erziehungsfähigkeit prüfen lassen. Wer weiß.
An erster Linie steht das Kindeswohl. Wenn es dafür notwendig ist, seine Daten anzugucken, ist es so.
Kann schon sein, dass er dir gerne ein paar Steine in den Weg räumen möchte. Aber dauerhaft will er bestimmt in Ruhe konsumieren und ist froh, sich nicht um das Kind kümmern zu müssen.

Hast du auch Gehaltsabrechnungen entdeckt?

Liebe Grüße
Schoko

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Danke für deine Antwort. Zum Anwalt gehe ich ja auf jeden Fall.
Ja, Gehaltsabrechnungen habe ich auch, denn ich musste immer den ganzen Papierkram wie Steuer usw machen. Denkst du, davon sollte ich auch Kopien sichern?
Ich weiß nicht, ob er mir Steine in den Weg legen wird. Könnte es mir jedoch vorstellen. Er hat leider viele narzisstische Züge.

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Nimm es mit. Es geht um mögliche Unterhaltszahlungen- so hast du eine Grundlage für die Berechnung. Schau nach sämtlichen Nachweisen: Steuer, Versicherungen, Altersvorsorge. Alles Mögliche zum Thema Vermögen. Falls du ein Testament hast, Pack auch das ein. Den Pass des Kindes, Geburtsurkunde...

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Ich und meine 3 Geschwister sind auch in einer Ehe geboren und so hatten meine Eltern das gemeinsame Sorgerecht. Mein Vater war leider Alkoholiker aber nie eine Gefahr für uns. War zwar nicht schön anzusehen aber selbst im Vollrausch konnte er uns versorgen. Er ist nach der Scheidung bzw während in seine alte Heimat gezogen deshalb wollte meine Mutter das alleinige Sorgerecht wegen ständigen Unterschriften nachlaufen etc.. Hat sie auch sofort bekommen eben wegen dem Alkohol Kosum. Das war das kleinste Problem für sie das Sorgerecht für alle Kinder zu bekommen. War aber kein böses Blut wir waren mittlerweile alt genug um ihn besuchen zu fahren in den Ferien.
Beantrage es einfach, bin sicher du wirst nicht viel Probleme haben. Eine Freundin meiner Mutter hatte es auch für die kleine Tochter bekommen weil der Vater getrunken hat, aber auch da war das Mädchen viel bei ihm. Um sie hat er sich sehr gesorgt auch im Vollrausch, wie gesagt, ist natürlich trotzdem schädlich für das Kind. Mich macht es schon noch traurig heute wenn ich an meinen besoffenen Vater zurück denke. Er muss sehr traurig gewesen sein. Heute lebt er leider nicht mehr.

Alles liebe 🤍

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Hallo, oh man was für eine scheiß Situation für alle Beteiligten.
Ich kann deine Sorge voll und ganz verstehen. Vor allem da euer Kind noch klein ist, kann man es nciht mit jemandem über nacht alleine lassen, der sich so stark betrinkt.

Ob das für einen Sorgerechtsentzug reicht...hmm...ich glaube nicht. Er ist ja nicht völlig unfähig die elterliche Sorge auszuüben. Ich würde daher nach dem ersten Eindruck raten das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu beantragen und die Regelung der elterlichen Sorge. Mein erster Eindruck ist natürlich nicht ausreichend für eine wirkliche Beratung, da fehlen viel zu viele Infos.

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Entschuldige, ich meinte natürlich: Ich würde daher raten das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu beantragen und die Regelung des Umgangs

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Es bringt dir absolut gar nichts ihm das Sorgerecht zu entziehen. Das einzige was du tun musst ist zu beantragen, dass der Umgang begleitet stattfindet. Denn auch ohne Sorgerecht hat er umgangsrecht und bekommt das kind. Mit dem alkoholproblem kannst du belegen dass der Umgang nicht alleine stattfinden kann und dass entweder du oder jemand vom Jugendamt dabei ist. Dann musst du keine Angst mehr haben. Darum geht es doch. Um das Sorgerecht geht es hier doch gar nicht. Das kann man einem Elternteil nicht mal eben wegnehmen, zumal dein Problem mit begleitetem Umgang gelöst ist.