Hallo!
Ich spiele mit dem Gedanken mich von meinem Mann zu trennen. Wir sind 10 Jahre zusammen, unser Baby noch sehr klein.
Mein Mann hat eine psychische Erkrankung. Diese trat bereits einmal vor ein paar Jahren auf. Es war damals eine sehr schwere Zeit. Ich dachte, wir könnten das hinter uns lassen.
Leider ist die Krankheit nach der Geburt wieder zurück. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Und habe gleichzeitig ein schlechtes Gewissen.
Er kann unser Kind seit der Geburt nicht betreuen. Ich kümmere mich alleine um sie und auch um ihn. Er ist durch die Erkrankung und die Medikation Wesensverändert, kann sich gar nichts mehr merken oder eigenständig Aufgaben erledigen, ohne dass ich ständig daran erinnere. Ich habe Angst, ihm unser Kind alleine zu überlassen, wenn ich zum Beispiel schnell zum einkaufen will. Dann nehme ich sie immer mit. Er zieht sich auch immer mehr zurück.
Ich komme langsam ans Ende meiner Kräfte und merke, dass ich das nicht mehr will.
Gleichzeitig habe ich ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen. Ich befürchte, er würde in ein großes Loch fallen.
War jemand in einer ähnlichen Situation?
Krankheit des Mannes- Trennungsgedanken-schlechtes Gewisse
hst du schon mal geklärt, wie das finanziell aussieht?
eine Freundin Konnte sich nicht scheiden lassen, von Ihrem psychisch kranken Mann, sie lebt ohne ihn, das er nach 1,5 Jahren ausgesteuert wurde und eine sehr geringe Rente erhält, muss si ihn mit unterstützen
Das hoffe ich nicht. Bisher ist er arbeitsfähig, ich hoffe das bleibt so. Ich könnte mir nicht leisten, alleinerziehend zu sein und ihn auch noch unterstützen zu müssen. Warum konnte sich die Freundin nicht scheiden lassen?
Ich kann doch aber nicht nur wegen des Geldes mit ihm zusammen bleiben.
weil ihr Mann psychisch so labil ist, das sie sein Vormund ist,
ich kenne das aber aus einem anderen Fall, bei dem die Frau nach schwerer Krebserkrankung nicht mehr berufstätig sein konnte, da zahlt auch der Partner
Das ist bestimmt sehr schwer für dich. Besteht denn die Hoffnung, dass sich sein Zustand wieder bessert? Geht er in Therapie? Könnte er eventuell stationär aufgenommen werden oder in eine Tagesklinik eintreten?
Er ist in Therapie und arbeitet hart an sich. Das macht dad ganz nicht leichter für mich.
Auch wenn das hart klingt, du musst auf dich schauen und auf dein Kind. Du bist nicht für ihn verantwortlich. Ja, es ist eine Krankheit und ja, er kann nichts dafür. Trotzdem hast du das Recht auf ein glückliches Leben und euer Kind auf eine glückliche Kindheit. Du darfst nicht dein Leben wegwerfen und bestimmt will er das auch nicht. Trenn dich wenn du unglücklich bist. Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen haben.
Ich denke durch so ein Ereignis wie eine Geburt die das ganze bisherige leben verändert, war die Wahrscheinlichkeit einfach sehr hoch dass dadurch wieder alte physische Krankheiten zum Vorschein kommen. Wie lange hält hat es bei dem ersten Mal gedauert bis er wieder so halbwegs therapiert war? Und wie lange jetzt? Siehst du keine Chance dass er es nochmal schaffen kann?
Ich denke mir es gibt soviele Frauen die nach einer Geburt an postnataler Depression leiden. Wenn da der Mann von Trennung sprechen würde, wäre hier im Forum der Teufel los. Ich kann natürlich nicht einschätzen wie gravierend eure Beziehung dadurch belastet ist.
10 Jahre Beziehung ist schon lange und ihr habt gerade erst diese Beziehung mit einem Baby krönen dürfen, aber ob ihr gemeinsam dafür weiter kämpfen könnt, kannst nur du einschätzen.
Danke für deine Meinung.
Es handelt sich hierbei nicht um eine Depression. Für mich ist es am schlimmsten, dass ich das Gefühl habe, dass ich keinen adäquaten Ansprechpartner mehr in meinem Partner habe, mit dem ich über meine Sorgen und Ängste sprechen kann. Er schafft das derzeit nicht. Ich finde es ganz schlim, dass er mit mir nicht reden will. Natürlich kann es wieder besser werden. Beim letzten Mal waren es Monate. Die Erkrankung ist Zwischenschritt nur leicht aufgeploppt, war aber wieder gut in den Griff zu bekommen.
Ich glaube nicht dass er nicht mit reden will. Er wird nicht können.
Psychische Krankheiten sind Arschlochkrankheiten. Die aber oftmals gut therapierbar sind. Er hat es ja schon einmal geschafft. Und das er überhaupt in Therapie ist, ist ein großer Schritt der vielen psychisch Kranken zuerst einmal das letzte bißchen Selbstachtung raubt.
Du kannst ihm nicht helfen, das können nur die Ärzte (wobei bei einem stationären Aufenthalt die Gespräche und Gemeinschaft mit den anderen Patienten ein wesentlicher Bestandteil der Therapie sind). Du bist weder verantwortlich für ihn noch seine Therapeutin. Versuche es erst gar nicht, du wirst daran zerbrechen.
Eigentlich kannst du nur "da sein". Und zwar so lange bis es dich überlastet. Dann MUSS der Selbstschutz greifen. Sonst zieht er dich mit runter. Wie ein Ertrinkender der sich an seinen Retter klammert. Und dann gehen beide unter. Weißt du was ein Rettungsschwimmer in einem solchen Fall macht? Er überlässt den Ertrinkenden seinem Schicksal. Aus Selbstschutz. Grausam aber notwendig.
Noch etwas. Eine gute Therapie fasst bis in den innersten Kern eines Menschen um die Ursachen der Krankheit zu ergründen und der Patient lernt Dinge die es anderen Menschen schwierig bis unmöglich machen gewisse Verhaltensweisen zu verstehen. Sollte eure Beziehung diese Arschlochkrankheit überleben empfehle ich eine Angehörigengruppe.
Und ja, ich weiss wovon ich schreibe.
Viel Glück.
Lars
Hi,
"In guten wie in schlechten Zeiten"
Wenn ihr euch das "Ja - Wort" vor 10 Jahren nicht leichtfertig gegeben habt,
dann lohnt es sich bestimmt durch zu halten und weiter zu kämpfen.
Aber das musst du nicht alleine - hole dir Hilfe!
Freunde, Verwandte, eine Familien-Beratungsstelle,
geh zu einem Babykurs dass du Austausch auf gleicher Ebene hast, Vielleicht kannst du eine Haushaltshilfe (finanziert von der Krankenkasse) beantragen weil du in einer Doppelbelastung bist (Pflege von Baby und Ehemann)
Vielleicht helfen dir ein paar Tage Abstand um wider Kräfte zu sammeln.
Vielleicht könntest du Familie besuchen - auch wenn die etwas weiter weg ist.
Hallo,
ich würde auch sagen "in guten wie in schlechten Zeiten", sorry, wenn du etwas anderes hören willst.
Aber ich würde mir Hilfe suchen, beantrage einen Schwerbehindertenausweis und Pflegegrad für deinen Mann, nimm die Familie mit ins Boot, wenn es gar nicht mehr anders geht bei dir, dann muss er in eine Klinik.
Genaueres kann ich leider nicht sagen, ohne zu wissen, um welche Krankheit es sich genau handelt.
Alles Gute für euch!
Hallo Amy,
Wie alt ist denn dein Baby überhaupt? Ich hatte die ersten 6 Monate auch keinen Kopf für niemanden, nicht für meinen Mann, nicht für meine Mutter, ich hab bloß an das Baby und an mich denken können. Schätze mal, das ist auch ganz normal. Mein Mann hat, Gott sei Dank, keine psychischen Probleme und kann sich auch um sich selber kümmern, aber auch er dachte, war es das jetzt ? Kümmert sie sich nur noch um das Baby?
Mittlerweile ist Baby 9 Monate alt und wir kommen ganz gut klar, die Zeit zu 2. Ist zwar immer noch was knapp, aber mein Mann fühlt sich nicht mehr vernachlässigt, glaube ich 😉.
Wie sieht dein Mann das ganze denn ? Habt ihr noch mehr Unterstützung in der Familie? Denkst du, dein Mann wird wieder gesund und liebt du ihn noch oder fühlst du dich ihm nur verpflichtet?
LG
Hallo,
ganz ehrlich, denk an dich und dein Kind. Ich weiß, dass einige sagen werden, einen kranken Menschen verlässt man nicht. Ich sehe das aber komplett anders und habe beispielsweise immer wiederkehrende Depressionen.
Es geht ja auch um eine Liebesbeziehung und auch wenn sich das jetzt fies anhört, bei so einer psychischen Erkrankung können dem gesunden Partner tatsächlich auch die erotischen Gefühle abhanden kommen, so dass der andere "nur noch" zum Pflegefall wird. Ja, es heißt immer , " in guten und in schlechten Zeiten.", aber ich hätte mich zu Zeiten meiner schlimmsten Depressionen auch nicht als Sexualpartnerin haben wollen.
Wenn es dir möglich ist, kannst du deinen Mann ja freundschaftlich unterstützen, vorausgesetzt er möchte das überhaupt.
Dein schlechtes Gewissen verstehe ich voll und ganz, aber auf Gedeih und Verderb bei deinem Mann bleiben, weil man das ja so macht, wird dich auf Dauer selbst krank machen, da bin ich mir ziemlich sicher!
Liebe Grüße
Dem kann ich nur zustimmen.
Auch mein Partner hatte schon mehrfach Depressionen und ich weiß wie anstrengend das ist und es bleibt einfach was auf der emotionalen Bindung zurück. Auch ich persönlich habe einiges an Emotionen für meinen Partner eingebüßt.
Auch wenn die Menschen mit psychischen Erkrankungen nichts dafür können, ändert es ja an den Konsequenzen für einen persönlich nichts: Die Belastung, die Verantwortung, das Zusehen müssen wie der Partner leidet, ...
Und vor allem wenn es eine wiederkehrende Geschichte zu sein scheint und damit ja kein Ende dieser Phasen in Sicht ist, finde ich persönlich auch, dass Du hier eine klare Grenzen ziehen darfst ohne schlechtes Gewissen. Auch Du bist ja ein Mensch und hast Deine Gefühle und Deine Geschichte. Auch Deine Gefühle sind so legitim wie seine, man darf auch einen kranken Partner verlassen - aus Selbstschutz und/ oder wenn die Emotionen aufgrund der Krankheit einfach weg sind...