Wie seht ihr eure Scheidung/Trennung im Rückblick?

Als ich mich vor etlichen Jahren von meinem Mann, mit dem ich 18 Jahre verheiratet war, trennte, war ich die Böse für einige Menschen , die mir nahe standen.
Meine Eltern, insbesondere meine Mutter undxeibe der gute Freundin, außerdem meine Schwester, haben sich von mir distanziert, die Freundin und meine Schwester wollten danach und zwar bis heute keinen Kontakt.
Meine Kinder, damals Pubertät und Grundschule, sind zunächst beim Vater geblieben, ich bin ausgezogen da wir in seinem Haus lebten, später haben die Kinder auch wieder öfter Zeit bei mir verbracht, wobei mein Sohn in der Pubertät mehr beim Vater war und mit 19 und abgeschlossener Lehre ausgezogen ist.
Meine Tochter war ab der Pubertät dann häufiger bei mir.
Ich würde das immer wieder so machen.
Das einzige was ich bereue ist , dass ich nicht früher den Mut hatte, es zu beenden.
Und dass ich auch gelitten und getraut habe, hat man mir angesprochen , da ich ja der Täter war der ja jetzt glücklich sein musste, endlich den ungeliebten Mann los zu sein.
Nur eine gute Freundin hat mich aufgefangen ohne zu werden in Gut und Böse.
Ich bin dann über eine Therapie an eine Selbsthilfe Gruppe gekommen, die aus Leuten bestand, die auch ihre Partner verlassen haben, auch da immer wieder die gleichen Geschichten von Ablehnung, Unverständnis und immer wieder die Verurteilung, dass man ein schlechter Mensch sei.
Ich habe unter meinen Mitmenschen gelitten, unter der Tatsache dass ich nirgends Verständnis bekommen habe.
Auch habe ich getrauert, denn der Plan war ja gewesen, zusammen alt zu werden.
Für mich hat das nicht funktioniert wir haben nicht mehr gepasst als Paar, unsere Wünsche und Vorstellungen waren nicht mehr kompatibel, meine Liebe auf Paar bezogen weg.
Freundschaftliche Gefühle waren immer da, Verbundenheit aber keine Liebe mehr.
Ich musste gehen es war richtig, ich bereue es bis heute nicht, im Gegenteil.
Was mir bis heute nach hängt ist die Intoleranz der Mitmenschen.
Wie sind eure Erfahrungen?

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Du schreibst mir aus der Seele. :-)
Auch ich bin/war die Böse, weil ich mich damals getrennt hatte. Allerdings war ich noch viel schlimmer als du, weil ich mich damals in meinen heutigen Mann fremdverliebt hatte. Wobei ich mich schon länger mit Trennungsgedanken auseinander gesetzt hatte, jedoch noch nicht die Umsetzung klar hatte. Einige Monate zuvor, also "zwischen den Jahren" gab es wieder Probleme verbunden mit dem Gefühl, höchste Zeit, dass im bevorstehenden Neuen Jahr etwas passieren muss.

Mein Mann war also lediglich der Auslöser. Allerdings bin ich nicht zweigleisig gefahren, sondern ich hatte mich bei meinem heutigen Ex sofort geoutet und bin wenige Wochen später ausgezogen. Formal war es zwar das gemeinsame Haus, aber gefühlt war es seines. Auch die Ex-Schwiegereltern sprachen immer von seinem Haus. Richtig zuhause hatte ich mich daher nicht wirklich gefühlt.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir 22 Jahre verheiratet und die Kinder zum Glück schon erwachsen und auf dem Sprung.

Meine Kinder sind zunächst beim Ex geblieben, da sie ja dort u.a. ihre jeweiligen Freundeskreise hatten. Unter jeweils vier Augen hatte ich den beiden offen und ehrlich die Hintergründe erklärt. Wenn es keine Kompabilität mehr gibt, also wenn einer nach rechts will und der andere nach links wird's schwierig. Und ihnen klar gemacht, dass auch in Zukunft beide Elternteile für sie Anlaufstellen sein werden. Die beiden hatten mich sogar bestärkt und fanden meinen Schritt richtig. Schließlich sind sie ja nicht blind und hatten ja auch so manches mitbekommen.

So wunderbar mein Mann ist, aber dass mir das Fremdverlieben passiert war, hatte mir damals schon schwer zuschaffen gemacht. Fremdgehen ist schließlich ein No-Go!
Aber dann machte ich mir klar, dass das in einer funktionierenden Beziehung nicht passiert wäre. Inzwischen bin ich mit meinem Mann 9 Jahre zusammen, davon knapp vier Jahre verheiratet. Ich "sehe" nur ihn. Die vielen Jahre mit meinem Ex war das genauso. Das dürfte sich rückblickend in dem Moment geändert haben, als ich in den eingangs erwähnten Weihnachtsferien gespürt hatte, dass eine Trennung wohl doch unumgänglich war. Nachdem die vielen Bemühungen und Gespräche, die man gesucht hatte, nichts mehr halfen.

Wie du musste ich in meiner damaligen Umgebung auch ganz schön Federn lassen. Dass auch ich eine Leidens- und Trauerzeit hatte, hatte man nicht gelten lassen. Eine Frau verlässt schließlich nicht ihren Mann. Meine Eltern (selbst miteinander schon jahrzehntelang unglücklich) standen auf der Seite des Ex. Geschwister und Freunde zogen sich zurück. Bis auf eine Freundin, die das ein oder andere Live mitbekommen hatte. Und noch zwei Sportfreunde. Das war hart für mich. Gleichzeitig hatte es mir die Augen geöffnet, was wahre Freunde sind.


Mit der Trennung hält man anderen unfreiwillig einen Spiegel vor. Auch das Gegenüber dürfte sich unwillkürlich mit dem Zustand der eigenen Beziehung auseinandersetzen. Und evtl. bestimmte Dinge nicht wahrhaben wollen und sich in der "Kunst" des Verdrängens üben. Schließlich kann nicht sein, was nicht sein darf.
Vielleicht ist das der Grund des Rückzugs von uns "Bösen". Insbesondere, weil sich unsere jeweilige Trennung als goldrichtig herausgestellt hat und wir dadurch nun mit uns im Reinen sind.

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Bei mir sind es jetzt erst ein bisschen mehr als ein Jahr her, dass ich mich getrennt habe. Wir haben ein gemeinsames Kind, das wir im lockeren Wechselmodell betreuen.
Mir geht es unendlich viel besser seit der Trennung, weil nicht mehr zusammengehören muss, was nicht zusammen passt.
Mein Ex und ich kommen so ohne Paarebene viel besser klar und sind freundschaftlich verbunden.

Unser Freundeskreis hat sich überwiegend neutral verhalten. Es gibt einen Teil, der nun mehr mit meinem Mann unternimmt und einen Teil, mit dem ich eher verbandelt bin, aber keiner ist irgendwo persona non grata.

Unsere Familien haben unsere Trennung am wenigsten gelassen genommen. Meine Schwiegerfamilie ist seit der Trennung für mich gestorben und ich für sie, meine Familie und mein Mann gratulieren sich noch zum Geburtstag.

Im Nachhinein denke ich, ich hätte mich früher trennen können/sollen, aber ich war halt noch nicht wo weit und das ist auch okay so.
Was ich bedauere, ist eben diese Familienverbundenheit ein Stück weit nicht mehr zu haben. Ohne erotische Liebe für meinen Ex zu empfinden: Als der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist, hätte ich in meiner ersten Angst gerne alle unter einem Dach gehabt: Mann und Sohn. Ist halt irgendwie mein Rudel.

Meinen Mann als Partner würde ich dennoch never ever zurück haben wollen.

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Meine Schwester konnte meine Entscheidung damals auch nicht verstehen: Wie konnte ich nur den perfekten Vater meiner Kinder durch einen anderen austauschen. Aber wie es um mich stand, dass unsere Ehe keine Ehe war, das wollte niemand wissen. Das hat mir wieder gezeigt, dass die sich nur um die Kinder gesorgt hatten, ich war völlig egal.
Das ist nun über 10 Jahre her.
Meine Schwester ist eine jahrelange Affäre einen verheirateten Mannes, meine andere Schwester alleinerziehende Mutter. Und die wollen mir etwas über Moral erzählen?! Das ich nicht lache.
Ich habe alles richtig gemacht und wir haben das beste für die Kinder rausgeholt.

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"Wie sind eure Erfahrungen?"
Ich bin quasi dein männliches Gegenstück, wurde von der Frau ansatzlos verlassen und die Kinder blieben. Ca. auch im von dir geschilderten Alter.
Sie verhält sich, wie man es eigentlich von Männern kennt: Kleine Wohnung, die Kinder nimmt sie die Hälfte der Ferien + jedes 2. WE. Lebensunterhalt verdient sich sich selbst.
Unterhalt fließt nicht, da sie mir und den Kindern die Immobilie "ließ".
Und (für mich) die Krönung: Nach dem Kinder-Umgang mit ihr bekomme ich auch immer die komplette ungewaschen Wäsche zurück. (Auf die Frage in diesem Forum, ob dies normal sein, wurde ich hier verbal zerrissen ;-) )


Dass sie mit gesellschaftlichen Vorbehalten kämpfen musste und muss, ist klar. Witzig ist, dass ich hier andere öfter besänftige und auf Unverständnis stoße, warum ich nicht wütend sei.

Mir hingegen wurde mit einer Offenheit und Hilfsbereitschaft begegnet, die mich echt positiv überrascht haben.
Interessant finde ich auch, wie Frauen auf mich reagieren, die die Geschichte kennen. Als Makel wird es nicht gesehen.
Und ganz ehrlich - obwohl sicherlich nicht fair und von mir nicht befeuert, finde die Situation "guter Vater und böse Mutter" recht befriedigend (nicht anonym wurde ich dies übrigens nicht so leicht zugeben).

Denn so easy, wie hier oft beschrieben, ist es auch als Mann nicht. Die Frau, die ich heiratete, hat mich in die größte Krise meines Erwachsenendaseins gebracht.
Obwohl ich überdurchschnittlich verdiene, war meine/unsere Existenz kurz auf der Kippe.
Plötzlich war das Konto fast leer. Wir hatten wir weniger Möbel, der 1/2 Haushalt musste aufgefüllt werden, ich musste ihr Geld geben, die Steuerklasse musste gewechselt werden und dazu die Unsicherheit, ob ich die Immobilie halten kann, schaffe ich es weiter Vollzeit zu arbeiten usw...
Dann die Kinder, die einfach ihr gewohntes Leben führen möchten. Sämtliche Kapitalanlagen liefen auf beide oder nur auf sie. Hat schon Vorteile, wenn man sich gut vorbereitet.
Das waren ein paar unschöne Tage.


Jetzt läuft es. Das Haus gehört nur mir. Sie hat die Kapitalanlagen.
Dank Nachbarschaft, Familie und Haushaltshilfen, kann ich weiter arbeiten -wie gerade eben ;-)- und die Kinder kommen trotzdem nicht zu kurz. Ich bin neu verliebt und die Sonne scheint. Also in Summe bin ich froh, dass es so lief. Ob die Kinder jemals bei ihr leben möchten, glaube ich nicht. Ich muss sie oft überreden den Umgang einzuhalten und sie nutzen dann trotzdem jede Gelegenheit heim zu kommen. Vor ihrem Auszug herrschte im Haus oft angespannte Stimmung, die jetzt weg ist.

Freundschaft mit der ex will und kann ich nicht. Es wird auch keine gemeinsamen Familienfeiern geben. Da bin ich voll der Arsch und nicht kompromissbereit! Interessanterweise erfahre ich auch in dem Punkt viel Zuspruch, obwohl mir selbst klar ist, dass dies kein optimales Verhalten ist.
Elterndinge, wie den Schulübergang besprechen wir. Ich habe ihr aber auch deutlich gemacht, dass sie nicht Regeln aufstellen kann, wenn die Kinder bei mir sind.

Mit den SE hatte ich vorher kein inniges Verhältnis und dies ist genau gleich geblieben. Sie haben uns im Übergang geholfen, haben aber mir das Ende diese Hilfe angekündigt.

Sie hat den Kontakt mit allen meinen Verwandten und Freunden abgebrochen, was ich -ganz egoistisch- gut finde.

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Toll geschrieben!
Und übrigens ist es gar nicht egoistisch keine gemeinsamen Familienfeiern zu wollen und keine Freundschaft mit dem/der Ex.
Eine sachliche Kommunikation zu den Kinder Dingen, ja das muss sein. Aber jede Seite muss halt akzeptieren das es diese Familie so nicht mehr gibt. Finde eine klare Trennung immer besser als geheuchelte "Krampf" Veranstaltungen. Dann lieber gar nicht für alle Beteiligten. Besonders für die Kinder.

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Danke und ja, von mir wäre eine Freundschaft geheuchelt und man würde es wohl merken.

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Mir ist vor allem Unverständnis entgegen geschlagen. Warum war ich überhaupt mit der Ex zusammen. Es wäre ja klar gewesen, dass es so kommen musste usw.
Erschreckend viele haben sich zu meinen finanziellen Verhältnissen erkundigt. Ob ich denn meine Schäfchen im Trockenen hätte…

Unverständnis bekam ich auch wegen der Kinder. Warum ich die bei mir behielt. Besonders meine Familie konnte (und ein Stückweit können sie es noch immer) nicht verstehen, warum ich die Kinder bei mir behalten habe.

Die hätten doch Väter sollen die sich kümmern (einer interessiert sich nicht groß, der zweite hat dasselbe Problem wie die Ex), oder der Stadt (=Heim/Wohngruppe)

Im Freundeskreis war es besser mit dem Verständnis, gerade von den Nachbarn der älteren Generation erfahre ich unheimlich viel Unterstützung, was ich nie gedacht hätte.

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"Das einzige was ich bereue ist, dass ich nicht früher den Mut hatte, es zu beenden." Ja, so war es bei mir auch. Ich hätte drei Jahre früher gehen sollen. Nach 17 Jahren Ehe war nichts mehr übrig. Keine Freundschaft und erst recht keine Liebe mehr. Und die Kinder fanden den ewigen Streit auch nicht lustig.
Ich bin heute, zwei Jahre nach der Trennung, der festen Überzeugung, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war. Nur Gemeckere, schlechte Laune und kein Sex (jedenfalls kein ehelicher). Das hält ja kein Mensch aus.
Und ich hatte volles Verständnis seitens meiner Freunde und Familie. Wie sagte mein Trauzeuge so schön: "Habe mich schon gefragt, wie lange Du das noch aushältst." Meine Eltern haben das gleiche gesagt. Meine Freunde haben zu mir gehalten und eine gute Kollegin hat mir mit vielen Whiskyabenden im Büro durch die schwere Zeit geholfen. Wir sind heute noch gut befreundet und inzwischen sind auch die Leberwerte wieder in Ordnung.
Eigentlich erinnere ich mich ganz gerne an diese Zeit. Eine sinnvolle Entscheidung, alles gut vorbereitet und durchgezogen. Und heute? Ich wache jeden Morgen neben einer gutgelaunten Frau auf. Die scheidungsbedingt aufgeschobenen Gehaltserhöhungen und Prämien sind auf dem Konto und die Ex-Frau zahlt jeden Monat Miete für das gemeinsame Haus. Auch die Kollegen sagen, dass ich viel ruhiger und entspannter bin.

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Hallo,
ich war mit meinem Ex von 1998-2020 zusammen.Wir haben 2 Söhne, neben seinem Elternhaus selbst gebaut und meine Schwiegermutter und ich: wir haben uns immer super verstanden.

Ich bin Mitte Sep 20 ausgezogen, da es aufgrund Panikattacken meinerseits nicht mehr möglich war, bei meinem Mann zu bleiben. Er hat mich angeschrien, ich solle mich schleichen. Es war die emotionalste Hölle meines Lebens. Nun, ich habe mich "geschlichen". Seitdem habe ich keinen Kotakt zur Schwiegermutter. Ich hatte nicht die Möglichkeit, zu erklären, warum es so weit gekommen war. Es tut mir auch weh, dass sie mich so ignoriert. Die Schwester von meinem Ex ignoriert mich auch.Weißt du, was ich mir denke? Sie wollen die Wahrheit gar nicht hören, lieber üben sie sich in Ignoranz. Ich vergleiche seine Familie dann mit meiner und komme immer wieder zu folgender Antwort: es ist Charaktersache. Denn meine Eltern haben zur Ex meines Bruders auch noch sporadisch Kontakt, warum auch nicht, wenn sie sie gern hatten?
Es hat lange an mir genagt, dass diese 2 Damen anscheinend nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Inzwischen stehe ich ETWAS mehr drüber. ICH weiß, was alles war, wie er mich beschimpft hat, emotional kann da nicht mehr viel gewesen sein von seiner Seite.
Ich find's zum Kotzen, wenn Manche sich ein Urteil erlauben, obwohl sie nur eine Seite kennen. Das ist soooo primitiv....

Ich denke, dass wir alle irgendwann die Chance bekommen werden, Tacheles zu reden und glaube,dass so ein Gespräch auch zum persönlichen Seelenfrieden beisteuern würde.

Was ich NOCH äusserst primitiv finde. In den Augen solcher Menschen sind immer die "Schuld", die gehen. Was soll denn das??? Ich hätte nie und nimmer bleiben können, da nebenbei sein Elternhaus steht und das gehört ihm. Abgesehen davon hätte ich alleine das Haus nicht erhalten können.

Alles Liebe