Hallo zusammen,
Ich habe drei Kinder im Alter von 10 Monate / 4 Jahre und 7 Jahre. Nun hat mich mein Mann verlassen nach 10 Jahren Ehe. Ich bin am Boden und habe das Gefühl im dauerflug zu fallen …. Es tut schrecklich weh, ich habe Angst vor der Zukunft etc . Wie habt ihr Kraft geschöpft wenn ich fragen darf? Ich muss stark sein für die Kinder aber es fällt mir so schwer :( Liebe Grüße
Woher habt ihr Kraft geschöpft
Hallo liebe Stolli,
ich weiß ganz genau wie du dich fühlst. Es tut mir sehr Leid, lass sich erstmal drücken.
Mein NM hat mich vor 7 Monaten völlig überraschend verlassen…für eine andere Frau die er bis dahin nur 2 mal gesehen hatte.
Wir waren über 20 Jahre zusammen, 15 verheiratet und haben 4 Kinder, das Kleinste da gerade 9 Monate alt.
Ich bin durch alle Phasen der Trennung gegangen, habe so sehr getrauert, konnte die Welt nicht verstehen.
Mit der Zeit kam die Wut auf ihn.
Nicht, weil er sich verliebt hatte sondern darüber, dass er unsere Ehe einfach kampflos aufgegeben hat.
Wir hatten, in meinen Augen, eine gute Ehe… es war immer was los, wir hatten Sex, gute Gespräche usw.
Egal…in meinen Augen war es so.
Er kann mir bis heute nicht sagen was passiert sei. Einen Grund könne er mir nicht nennen.
Nur, dass wir nicht mehr so gut zusammen passen würden und sie zufälligerweise perfekt passt.
Tja, sie zieht nun in6 Wichen in unseren Ort, bringt ihre Tochter mit…
Und ich?
Keine Ahnung wie es passiert ist, aber mir geht es wieder gut.
Ich mache Dinge nur für mich, gehe meinen Interessen nach ohne auf ihn Rücksicht nehmen zu müssen. Denn das habe ich leider viel zu viel gemacht…mich hinten angestellt um ihn glücklich zu machen… vielleicht wurde ihm das auf Dauer auch zu langweilig.
Ich versuche nicht an die Vergangenheit zu denken.
Ich verdanke ihm viele tolle Jahre und 4 wunderbare Kinder…dafür bin ich dankbar.
Ich vermisse mein altes Leben, ja…aber ihn als Mann vermisse ich nicht mehr. Er hat sich verändert…ich mich auch. Ich glaube, wir würden jetzt nicht mehr zusammen passen…
Ich will ihn nicht zurück. Als Vater meiner Kinder verstehe ich mich gut mit ihm.
Er würde gerne mehr haben, eine Freundschaft.
Aber das wird nicht passieren. Er war mein bester Freund und hat mich so verletzt wie niemand bisher in meinem Leben.
Wie könnte ich da mit ihm befreundet bleiben?
Was rate ich dir?
Lass alle deine Gefühle zu…unterdrücke sie nicht.
Heiße sie willkommen, beherberge sie solange sie bleiben wollen und verabschiede dich dann wieder von ihnen.
Die Zeit arbeitet für dich, glaube mir.
Drück dich feste, du bist stark, du schaffst das!!!
Hey meine Liebe, fühl dich bitte mal fest in den Arm genommen! Das ist sicher grad überwältigend und unfair und irgendwie total hoffnungslos für dich.
Hattet ihr denn eine für dich schöne Ehe? Oder hat dein Mann gemacht, was ihr beide irgendwie schon geahnt habt?
Bei mir war es eine unschöne Geschichte, Mann hatte langwierige gesundheitliche Probleme, die seine Persönlichkeit auch wegen Schmerzen und Medikamenten total verändert haben.
Ich blieb, weil ich ihn eben nicht in schlechten Tagen allein lassen wollte. Als er langsam auf die Beine kam, hat es leider mich mit etwas erwischt, bei dem ich mal 2 Monate ganz wörtlich flach lag- und er hat mich noch im Krankenhaus betrogen und verlassen, bevor ich wieder laufen konnte.
Ich stand auch vor dem Scherbenhaufen, der mal unser Leben war. Allein im Haus, zwei Kinder, Tiere, nicht auf den Beinen. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht mal alle selber versorgen.
Dazu die emotionale Verletzung, die Ungerechtigkeit, der Verlust der gemeinsamen Freunde, die alles wussten und keiner hatte mir etwas gesagt…
In der Situation hab ich auf Tunnelblick geschaltet, für trauern hatte ich keine Zeit, aussortieren, was/wer nicht gut war für mich, damit ich mich wenigstens bei den restlichen Kontakten sicher fühlen konnte.
Wann immer ich mich schlecht gefühlt habe, hab ich mich erinnert, dass es schlechter kaum werden kann, es musste also quasi garantiert besser werden. Einfach nur durchhalten, bis es soweit ist… und irgendwann war es das.
Und ich hab für die Leere, die Mann hinterlassen hatte, eine Dating-App installiert. Nicht zum daten, sondern einfach, damit ich in den Momenten, in denen mein Mann mir sonst geschrieben hätte oder mit mir abends auf der Couch gesessen hätte, nicht allein war, sondern Aufmerksamkeit bekam.
Das hat geholfen, wenn man nicht wusste, wie man einschlafen sollte, ohne Atem neben sich. Und es hat mich erinnert, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der allein oder auf der Suche ist. Das hat mich unheimlich beruhigt und mir den Druck genommen, ausgetauscht worden zu sein und mich übriggeblieben zu fühlen.
Und irgendwann kam der Tag, an dem man sich nicht morgens unendlich allein fühlte, sondern man tatsächlich eine Nachricht vorgefunden hat, die einen sogar wieder hat lächeln lassen.
Bei früheren Trennungen habe ich anders gehandelt, getrauert, gelitten, traurige Lieder gehört-aber das war einfach das Mal nicht drin. Ich wollte auch nicht in dieser Form trauern, weil der Mistkerl es mit der Aktion gar nicht verdient hatte, mehr als nur ein Augenrollen nachgeworfen zu bekommen. Mir war einfach sofort klar, dass das nie zurückgenommen werden kann und auch nie vergessen wird und damit konnte ich gleich die Stufen Unglauben und Schock überspringen und war direkt total genervt von all dem. Ich hatte einfach keine Ressourcen für das ganze und wollte es nur so schnell wie möglich hinter mir haben. Irgendwie hat das funktioniert.
Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft!