Alleinerziehend - Vater will Kind sehen

Hallo liebe Community,

ich schleppe seit längerer Zeit eine schweigende Last mit mir herum, die ich einfach einmal loswerden will.
1,5 Jahren lebte ich in einer Partnerschaft. Wir lernten uns in der Corona Zeitwende kennen, prompt verlief alles schnell, dass er meine, ich seine Eltern kennenlernte und die Eltern untereinander. Gemeinsame Unternehmungen waren recht selten, auch lernten wir im Zuge dessen nur ein paar seiner Verwandtschaften kennen und er meine Geschwister und alles begann schleichend zu kippen, weil immer häufiger sein Alkohol- sowie Spielsuchtproblematik gegenwärtig wurden.
Im Zuge dessen wurde ich nach unserer Kennenlernphase Schwanger. Es war eine schlimme Bürde, darüber in den anfänglichen Wochen meinen Eltern nicht sagen zu können. Er entpuppte sich immer mehr zu einem regelrechten Arbeitslosen, arbeitete auf selbstständiger Basis bei seinem Verwandten und war wohnhaft bei seinen Eltern, wobei er die meiste Zeit bei mir dann verbrachte. Coronabedingt arbeitete er sehr unregelmäßig, mal gar nicht, mal einmal die Woche. Die Partnerschaft entwickelte sich regelrecht zu einer toxischen Beziehung, geprägt seinen Aggressionen, Wutanfällen, seiner Eifersucht, von seinem immer wiederkehrenden verlassen des Hauses (anfangs 2 Stunden, irgendwann bis in den nächsten morgen), meiner schlaflosen Nächte, unserer Streitigkeiten die über verbale Attacken bis hinzu handgreiflichen Übergriffen gingen, bis ich mich sogar manchmal tagelang nicht mehr traute, das Haus zu verlassen, weil sich meine Hämatome am Köper nicht mehr vertuschen oder bedecken ließen. Dennoch sah ich ab von einer Anzeige- ich hatte nicht den Mut, bis mich meine Nachbarin eines Tages darauf ansprach, was denn bei mir in der Wohnung los sei. Inzwischen hatte ich sogar entbunden und die Hoffnung, er bessert sich, kippte immer mehr. Irgendwann blieb mir keine andere Wahl, als die Polizei anzurufen. Den Mut nahm ich erst, als Wochen zuvor meine Nachbarin diese anrief und sie bei uns wegen Ruhestörung eintrafen. Wieder sah ich davon ab gegen ihn auszusagen vor der Polizei, in der Hoffnung, wir schaffen das, es war möglicherweise ein Zeichen, woraufhin er sich nun bemüht zu bessern. Dennoch geriet es weiterhin außer Kontrolle. Seine Therapieaufenthalte bewirkten nichts. Entweder flog er raus oder verließ die Anstalten auf eigene Faust mit der Ausrede: er brauche lediglich regelmäßig zu arbeiten. Ich vermutete bereits lange, dass da mehr als nur die Alkohol- und Spielsuchtproblematik sein muss, allerdings fand ich nie Hinweise darauf, dass er irgendwas weiteres konsumieren könnte. Das einzige was ich nur wusste war, dass er in seiner Vergangenheit kriminell war, mehrmals zudem auch in Haft und mehr als 10 Jahre zuvor in Kontakt mit Drogen (konsumiert und vertrieben).
Das Ende vom Lied ist, dass ich irgendwann die einzige Losung in der Kündigung meiner Wohnung sah mit Aussicht zu meinen Eltern zu ziehen. Ich konnte es nicht mehr ertragen, tagelang, wenn er bei mir war, nur in der Bude zu hocken. Da ich auch innerliche Befürchtungen hatte, konnte ich ihn maximal fûr 2 Stunden alleine lassen, wobei er meist schlief oder sich Zockervideos anschaute. Ich fing an, Wertgegenstände zu verstecken (Laptop, Uhren etc.), damit er nicht auf dumme Ideen kommt.
Mit meiner ersten Anzeige warf ich ihn mit all seinen Sachen raus, da er mir mit Kind auf dem Arm zu nahe kam. Er hatte zuvor auch schon keine Scheu, mir eine Ohrfeige zu verpassen, was er auch tat. Scheinbar machte es irgendwann klick in mir und ich wurde ihn vorerst los. Bis zu meinem Auszug kam er an Wochenenden, wieder das Gleiche. Es war ihm wieder keine Lehre und ich hoffte und wünschte mir nur noch den Auszugstermin.
Heute weiß ich, es war das beste, was mir passieren konnte, auch wenn ich ihn vermisste, obwohl er mir mehr schlechte Momente als schöne Erinnerungen bescherte.
Einen Monat lang fragte er nicht nach seinem Kind, stattdessen lebte er das Leben genauso weiter in seinem Elternhaus, wie er es bei mir tat.
Vor wenigen Tagen bekam ich nun eine Nachricht von ihm, in dem er mir schilderte, er setze sich fûr einen Monat nach Thailand ab. Auf ein Camp, in der Kampfsport betrieben wird, möchte sich Tempeln und Mönchen begeben, um komplett neu zu starten und sich „bereinigen“ lassen.
Für mich haben seine Vorhaben keinen Wert mehr hinsichtlich unserer Zukunft. Es ist zuviel vorgefallen, damit ich mich darauf überhaupt noch einlassen könnte. Vorrangig ist mir jedoch hierbei das Wohl meines Kindes. Er bat mich nun davor das Kind ein letztes Mal zu sehen, was ich zunächst bejahte.
Im Zuge seiner Mitteilung berichtete er mir nun, er sei immer auf Koks gewesen. Für einen Moment brach alles zusammen in mir, weil ich mich selbst sah, was ich alles uber mich ergehen ließ, die grausamen Nächte, wie ich mich dabei selbst vergaß, ihm noch versuchte zu helfen und das am Ende sogar mit Kind.
Seit 5 Jahren sei er Dauerkonsument, in der Woche mindestens 2-3x mal, immer, wenn er getrunken habe.
Nach dieser Nachricht fällt mir die aktuelle Trennung definitiv noch leichter, und kann alles nüchterner betrachten losgelöst von Emotionen, da mir plötzlich alles noch Klarer erscheint…allerdings schossen mir während ich das las tausende Dinge durch den Kopf, insbesondere die Gesundheit meines Kindes. Fatalerweise googelte ich nur noch über mögliche Folgeschäden etc.
Werden in solche Fällen für das Baby besondere Untersuchungen veranlasst?
Ich sehe weiterhin davon ab, mich mit ihm überhaupt zu treffen. Ich fühle mich nicht wohl bei der ganzen Sache. Was sagt ihr dazu? Auch wenn er sagt, er möchte das Kind sehen…

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Hallo Butterfly,


es war eine sehr schlimme Beziehung, aber du hast es geschafft dich aus dieser Beziehung zu lösen, das wird sehr viel Kraft und auch Mut gekostet haben. Es war der richtige Schritt. Viele Frauen die in einer ähnlichen Situation sind werden dich beneiden da du es geschafft hast dich zu lösen.

Es ist nicht auszuschließen das euer Baby eventuell Schäden davon getragen hat. Ich denke aber so lange keine Auffälligkeiten bestehen wird man keine besonderen Untersuchungen machen.

Es ist günstig wenn die behandelnden Ärzte die Vorgeschichte in einer kurzen Fassung kennen. Sie können dann bei eventuellen Auffälligkeiten besser auf die Ursachen schließen.

Nach dem was du ertragen musstest ist es nicht auszuschließen das du selbst gesundheitliche Probleme dadurch hast. Wenn ja, solltest du dir professionelle Hilfe zur Verarbeitung such.

Wenn er sein Kind sehen möchte wird es sehr schwierig diesen Umgang auf Dauer zu verhindern. Ich würde dir empfehlen dich mit dem Jugendamt in Verbindung zu setzen und zu versuchen das die ersten Umgänge nur unter Betreuung stattfinden.

Ich wünsche dir und deinen Baby eine glückliche und selbst bestimmte Zukunft.

VG blaue-Rose

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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Es gibt mir noch mehr Kraft und Mut 🥰

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich selbst in so einer Konstellation als kleines Kind gesteckt habe. Meine Mutter und wir (3 weitere Geschwister) haben eine ähnliche Situation 2 Jahre lang mit meinem Vater mitgemacht. Nach insgesamt 3 Jahren hat mein Vater den Absprung geschafft. Zwar konsumiert er nicht mehr, aber der fehlende Respekt ist in manchen Situationen immer noch zwischen meinen Eltern gegenwärtig.
Häufig habe ich in meinem Ex-Partner, so komisch es auch klingen mag, meinen Vater wieder gesehen. Gemeint ist damit seine unberechenbare Art, dann aber im nächsten Moment seine bereuende, zuversichtliche Seite, dass er es bald sein lassen wird mit dem trinken etc.
Damals, als ich noch im Grundschulalter war, brachte ich in Erfahrung, dass mein Vater Drogen konsumiert. Es kostete mich eine große Überwindung es damals meiner Mutter zu sagen, weil ich immer, wenn er zur Toilette ging, die Nase hochziehen hörte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nur, dass es nicht gutes ist und war mir nur sicher, dass das meinen Vater veränderte (Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten meiner Mutter gegenüber von einem auf den anderen Moment aber dann auch wieder seine Liebe Seite). Meine Mutter glaubte es mir zunächst nicht, drohte mir, dass mein Vater fûr diese falschen Behauptungen mit mir schimpfen wird… naja, eine Woche später kokste er dann im Wohnzimmer vor uns allen und es war kein Geheimnis mehr.
Ich wusste nicht, wie nahe mir diese Zeit ging, bis mich vor 4 Jahren eine schwere Depression überkam und ich nur noch suizidale Gedanken hatte. Zum Glück überlebt ich diesen einen Vorfall, der mir missglückte und begab mich nach Aufenthalt in einer Intensivstation 3 Monate in eine psychosomatische Klinik und arbeitete ganzheitlich alles aus meiner Kindheit auf. Das präsenteste Thema war dabei die Drogenzeit meines Vaters, weil ich gleichzeitig meine Geschwister mit groß zog. Als älteste Schwester, sah ich mich im Alter von 9/10 fûr all das verantwortlich, was meine Eltern nicht mehr meistern konnten, weil sie selbst Hals uber Kopf in ihren Problemen steckten.
Was ich nicht verstehe, ist, wie ich 2 Jahre später genau das in mein Leben ziehen konnte. Und im Zuge dessen schämte ich mich so sehr, weshalb ich nie die Konsequenz ergreifen und einen Schlussstrich ziehen konnte. Ich hatte Mitleid mit ihm und liebte ihn, weil ich gewisse Verhaltensmuster sah, die bei meinem Vater ähnlich waren (dabei ohne zu wissen, dass mein Partner auch Drogen konsumierte). Das ist glaube ich allerdings auf meinen pädagogischen Hintergrund zurückzuführen…

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Ich finde es stark von dir, dass du es da raus geschafft hast und dich und dein Kind schützt. Mein Rat wäre, dich besser nicht alleine mit ihm zu treffen. Gerade im Bezug auf die Gewalt die er dir entgegenbrachte. Hab jemanden an deiner Seite und trefft euch ggfls sogar im öffentlichen Raum, ein Café z.B. Alles Gute dir und deinem Kind