Hallo an alle,
ich habe mich entschlossen mich von meinem Mann zu trennen. Wir sind 23 Jahre verheiratet und 28 Jahre zusammen.
Die ganze Vorgeschichte würde zu weit führen, aber es ist eine Alkoholabhängigkeit seinerseits im Spiel welche für mich ausschlaggebend ist.
Vor 12 Jahren haben wir ein (großes) Haus gekauft und umfassend saniert bzw. sind noch nicht fertig. Das Haus läuft auf mich, ich stehe im Grundbuch allein. Kredite und alles weitere läuft auf uns gemeinsam. Wir leben in einer Zugewinngemeinschaft. Mein Sohn wohnt noch mit im Haus, er hat hier die Sanierungen organisiert und zum großen Teil auch ausgeführt. Mein Mann und ich haben im Rahmen unserer Möglichkeiten ebenfalls unseren Beitrag finanziell zu den Baukosten und in Form von Arbeitskraft geleistet.
Das Haus ist noch nicht abgezahlt. Das meinem Mann hier sein Anteil entsprechend zusteht ist klar. Das muss ja auf jeden Fall mit Anwälten geklärt werden.
Mein Problem liegt jetzt aber woanders. Wir hatten gestern wieder einen Riesenstreit mit gegenseitigen Beleidigungen usw. (mein Mann hatte getrunken). Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich habe ihn gebeten sich eine Wohnung zu nehmen (Möbel usw. bekommt er natürlich), damit wir alle zu Ruhe kommen. Wir haben noch eine kleine Einliegerwohnung. Da möchte er gern rein. Das möchte ich aber nicht weil wir uns dann ständig begegnen.
Das 2. Problem ist. Er ist Alkoholabhängig, ein Entzug im Mai verbunden mit der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft hat sich leider zerschlagen und ich habe keine Kraft mehr zum Weiterkämpfen. Er nimmt keine Ratschläge und Hinweise an. Offensichtlich kommt jetzt auch noch ein beginnender Burnout dazu (denke ich). Meinen Rat zum Arzt zu gehen hat er nicht umgesetzt. Er ist ein Typ der seine eigenen Fehler nicht sieht und nicht Bereit ist auch an sich zu arbeiten. Das war aber schon immer so. Meine Befürchtung ist das er über kurz oder lang seine Arbeit verliert. Er ist im AD tätig. Ich habe das Gefühl er kommt hier seine Verpflichtungen nicht mehr ausreichend nach. Ich bin mir nicht sicher ob er auch unter Alkoholeinfluss Auto fährt. Er verneint es.
Was ist wenn er doch in dieser Einliegerwohnung vorübergehend lebt und dann seine Arbeit verliert. Dann wird es schwierig mit einer Wohnung für ihn und ich bekomme dann das Haus nicht verkauft?
Kann ich ihn zwingen sich eine Wohnung zu suchen und auszuziehen? Das Haus läuft ja nur auf mich. Habe ich da nicht so eine Art Hausrecht? Versteht mich nicht falsch. Alles was ihm finanziell zusteht soll er auch bekommen. Da möchte und werde ich mich fair verhalten.
Aber ich kann nicht mehr und möchte ihm nicht begegnen.
In dem Streit gestern hat er mich immer weiter gereizt. Ich habe den Raum dann verlassen (ansonsten weiß ich nicht). Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und eventuell etwas dummes zu tun. Seit Wochen kann ich kaum schlafen, ich bin aber auch voll berufstätig.
Einen Termin beim Anwalt habe ich schon. Aber leider erst in 2 Wochen.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und hat ein paar wertvolle Hinweise oder Tipps für mich.
LG
Trennung nach 28 Jahren, Haus und tausend Fragen
Versuchs mal bei der Caritas, die sind auch sehr kompetent und oft wesentlich schneller erreichbar.
Mit Betrunkenen diskutiert man nicht. Warte bis er nüchtern ist. Und bitte ihn dann auszuziehen.
Man braucht übrigens nicht zwingend AnwältE.
Versuch ihn nüchtern zu erwischen.
Guten Morgen,
ja du hast recht. Wenn er getrunken hat ist jede Diskussion sinnlos. Er versteht es nicht. Wir haben haben aber auch gesprochen als er nüchtern war. Er möchte nicht ausziehen.
Er möchte oder kann es nicht verstehen. Leider ist er total unselbständig. Mit solchen Dingen wie Kontoführung, Online-Banking, sonstiger Schriftverkehr, Bewerbungen usw. hat er sich nie beschäftigt, er wollte es einfach nicht. Und er weiß natürlich dass er mit seinem Auszug sich darum kümmern muss. In der Einliegerwohnung wäre es einfacher. Da würde "ich" ja dafür sorgen dass ich seinen Anteil an den laufenden Kosten bekomme. Und vielleicht denkt er auch ich überlege es mir noch einmal anders.
Zwingend Anwälte braucht man vielleicht nicht, aber ich habe das Gefühl das es besser ist. Ich weiß ja auch nicht wie seine Familie sich verhält. Die kennen ihn ja alle nur "normal".
Seine Mutter hat letztens zu mir gesagt ich solle mich doch mal krankschreiben lassen wenn ich nicht mehr kann. Als ob es damit in Ordnung wäre?
Der Alkohol ist ein Familienproblem. Sein Bruder trinkt, sein Schwager trinkt. Die Frauen sind natürlich alle trotzdem glücklich , angeblich. Wenn sie damit leben können in Ordnung, ich habe vom Leben mehr zu erwarten und auch mehr verdient.
Sie werden ihn schon beeinflussen dass er nicht freiwillig auszieht. Ist ja auch klar, die wissen genau was passiert wenn er alleine lebt. Dann haben sie einen Teil der Probleme an der Backe.
Sorry für den langen Text, aber es tut gut alles mal zu schreiben.
LG
Es gibt natürlich auch die unmoralische Hau-Ruck-Methode.
Wenn er mal nicht da ist, Schlösser tauschen, Sachen vor die Tür.
Das ist eigentlich verboten, ist aber dann erstmal so. Er müsste dann auf Zuweisung der ehelichen Wohnung klagen. Aber das dauert. Und da hat er eh keine Chance.
Hey!
Ich komme auch aus einer Familie mit sehr vielen Alkoholikern und weiß, was du meinst.
Mein Rat wäre auch, zum Anwalt zu gehen und dafür zu sorgen, dass die Trennung fair abläuft, er ausbezahlt wird, aber nicht in der Einliegerwohnung bleibt. Vermutlich wirst du so keine Ruhe finden, sondern bist weiterhin mit seiner Sucht konfrontiert.
Die Familie wird auch eine ausgeprägte Co-Abhängigkeit kultiviert haben und daher darauf drängen, dass du Teil des Systems bleibst. Zum einen, weil sie sonst mehr Verantwortung tragen, zum anderen, weil deine Schwägerinnen kein "böses" Vorbild haben sollen.
Dass du alleine im Grundbuch stehst, ist schonmal das beste, was dir passieren konnte.
Eigentlich solltest du so deinem Mann eine angemessene Frist setzen können, bis er ausgezogen sein muss und die ELW ist dann auch kein Thema.
Lass dich da mal beraten 😀
Deine Einstellung finde ich jedenfalls super!
Liebe Grüße
Schoko
Ja, in dieser Konstellation würde ich das auf keinen Fall ohne Anwalt machen.
Hallo Schokofrosch,
vielen lieben Dank für deine Einschätzung. Du hast mich und meine Sorgen zu 100% verstanden.
Genauso ist es. Du hast es auf den Punkt gebracht. Ich werde jetzt Schritt für Schritt weiter gehen und hoffe das es halbwegs vernünftig laufen wird.
Ein Schönes WE
Ich würde ihn auf keinen Fall in die Einliegerwohnung lassen.
Wenn Trennung dann richtig.
Es ist sein Problem ob er im Alltag alleine zurecht kommt. Was seine Familie denkt wäre mir schnurz. Sie können ihn ja gerne aufnehmen, wenn sie mit ihren Trinken so glücklich sind.
Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, wirst du wohl noch 2 Wochen warten müssen.
Das Haus gehört dir und du bezahlst ihn aus. Der Anwalt wird vermutlich ein Schreiben aufsetzen bis wann er ausgezogen sein muss.
Bis dahin wirst du noch durchbeißen müssen. Was danach mit ihm ist, sollte dir egal sein. Dafür muss er selbst sorgen.
Halt die Ohren steif und gib nicht nach.
Meine Mutter hat es bis zu ihrem Tod leider nie geschafft sich von meinem Vater, ebenfalls Trinker, zu trennen.
Hallo Abhnehmerin,
ich muss ihn auszahlen ja, aber dafür muss ich das Haus auch verkaufen. Anders geht es finanziell nicht. Was seine Familie denkt ist mir tatsächlich egal. Da stehe ich drüber, das belastet mich nicht. Er ist seit gestern in der ELW. Das ist wenigstens etwas Abstand.
Seit Freitag ist er super nett. Ich denke es ist jetzt bei ihm angekommen, und ja ich habe das Gefühl das er hofft es wird wieder.
Diese Gedanken habe ich auch ständig aber im Grunde weiß ich das das nicht passieren wird.
Am meisten tut mir weh das mein Sohn mit drin hängt und auch sein "zu Hause" verliert. Er hat hier so viel Energie und Arbeit und auch Geld reingesteckt. Er hat dafür gelebt. Aber das Haus ist sehr groß, mein Sohn ist ledig und hat auch keine Ambitionen in Richtung Partnerin, und es ist auch noch mit hohen Schulden belastet. Um meinen Mann auszahlen zu können müsste ich noch einen Kredit aufnehmen. Das könnte ich wohl nicht stemmen. Und um jeden Preis das Haus halten macht auch keinen Sinn. Ein kpl. Neuanfang ist wahrscheinlich das Beste.
LG
Du klingst sehr vernünftig.
Mit dem Verkauf des Hauses ist die Überlegung mit der Einliegerwohnung sowieso hinfällig.
Eine Alkoholsucht legt man nicht innerhalb von ein paar Tagen ab. Das weißt du.
Selbst wenn er sich selbst für eine Therapie entschließen würde, ist die Rückfallquote sehr hoch.
Er hatte lange Zeit sich zu ändern und hat es nicht gemacht. Jetzt wo es ihm an den Kragen geht, geht's ihm wahrscheinlich gar nicht um dich, sondern um die Vorzüge, die er durch dich hatte.
Bei den derzeitigen Immobilienpriesen würde es mich nicht wundern, wenn du beim Verkauf mit einem satten Plus aussteigst. Davon würde ich auch die Arbeit deines Sohnes vergelten,damit er wenigstens keinen finanziellen Verlust erleidet. Aber ich denke das machst du sowieso.
Hallo
Ich möchte dir nur sagen: Halt durch bis zum Anwaltstermin 🤗. Du hast viele Jahre mit dem Mann zusammen verbracht, mit und für ihn gekämpft usw. Jetzt musst du nur noch zwei Wochen warten. Das schaffst du!
LG
Gut, dass Du einen Anwaltstermin hast, anders geht es ganz sicher nicht. Man weiß nicht, welche Karten Dein Mann und seine Familie ziehen werden.
Alkoholismus ist ja eine Krankheit und die Frau eines Bekannten schaffte es, mit ihrer Sucht das Scheidungsverfahren mehrfach zu verzögern, dass sie Unterstützung brauche, mehr und nochmal mehr Geld usw.usw.
Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber ohne Anwalt geht nichts - und der innere Abstand muss eingehalten werden, dass man sich nicht mehr erweichen lässt.
Ich hab's durch, mein erster Mann war Alkoholiker, die Scheidung unwürdig, aber da war noch Gewalt im Spiel, ich hatte null Mitleid mehr.
Lass Dir von Deinem Hausarzt ein mildes Beruhigungsmittel verschreiben, dass Du innerlich mal wieder zur Ruhe kommst und schlafen kannst. Die kann man auch problemlos wieder absetzen.
LG Moni
Hallo Fruehchenomi,
schlafen kann ich einigermaßen, allerdings fühle ich mich nicht erholt. Aber das wird wieder. Ich glaube ich kann mich und meine Kraft da ganz gut einschätzen. Ich gönne mir auch mal Zeit mit einem Kaffee im Garten. Der Haushalt läuft gerade auf Sparflamme, aber das geht. Da mache ich mich nicht verrückt.
Was mich verrückt macht ist das Gedankenkarussell. Ich habe zu meiner Mutter gesagt es wäre leichter wenn er sich wie ein A...loch benehmen würde. Aber das tut er nicht.
LG
Das Gedankenkarussell kenne ich mehr als gut, wenn auch aus anderem Grund, als 2015 mein Sohn(bzw. seine Frau) die ganze Familie über den Haufen schmiss und alle Kontakte abbrach. Nach vielen Monaten nächtlichen Grübelns bat ich meine Hausärztin um Hilfe. Sie verschrieb mir ein leichtes Mittel, welches einen innerlich wieder etwas ins Gleichgewicht bringt, dann ist auch der Schlaf wieder erholsamer. Nach 3 Monaten setzte ich es wieder ohne Probleme ab, hätte es aber auch länger nehmen dürfen.
Dass Du nach 28 Jahren so eine Entscheidung nicht einfach so triffst, ist klar; es ist einfach ein brutaler Einschnitt.
LG Moni
Hut ab!
Nach so langer Zeit einen Schlussstrich zu ziehen und sich nicht in eine Co-Abhängigkeit zu begeben ist ein sehr mutiger und starker Schritt!
Kannst du mit deinem Sohn über die Situation und deinen Leidensdruck reden? Das könnte dir zumindest dein schlechtes Gewissen ihm gegenüber nehmen. Ich war froh als sich meine Eltern getrennt haben. Ihnen ging/ geht es besser ohne einander.
Er wird zwangsweise lernen sein Leben allein zu regeln. Und auch wenn es für ihn auch nach hinten losgehen kann, kann sich nur mit der Trennung (auch räumlich) für euch beide etwas ändern.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste bestimmt nicht einfache Zeit! Du schaffst das, du starke Frau!
Hallo,
ja ich kann mit meinem Sohn reden. Er versucht auch mir mein schlechtes Gewissen zu nehmen. Aber es bleibt trotzdem.
Da ich überlege wie ich meine Zeit später verbringe und auch Gedanken an eine eventuell andere und bessere Partnerschaft habe denke ich das ich doch innerlich schon abgeschlossen habe. Wahrscheinlich dauert es einfach bis Herz und Verstand gleich weit sind.
LG
Mein Sohn bestärkt mich auch in meiner Entscheidung und ist ganz klar für die Trennung. Er sagt auch immer ich habe das nicht verdient. Ich bin einfach zu gutmütig.