Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich die Trennung möchte?

Achtung, lang!

Hallo Zusammen..

Nach langer Zeit bin ich wieder zurück und leider mit einem unangenehmen Thema.

Nach 15 Jahren Beziehung (10 Jahre davon verheiratet), einem wundervollen vierjährigen Sohn und Haus bin ich inzwischen an einem Punkt, wo ich einfach nicht mehr kann. Es tut mir zwar sehr weh, aber es führt zu nichts. Ich erzähle mal bisschen..

Sein Traum war es immer ein Haus zu haben. Ich wollte das nicht, habe aber damals schon ihm zu liebe eingewilligt. Vor ca 6 Jahren war das. Die letzten 3-4 Jahre streiten wir immer sehr extrem. Es sind immer kleine belanglose Dinge, die extrem ausarten. Er arbeitet sehr viel und ist unzufrieden mit seinem Job. Tausendmal habe ich ihm gesagt, er muss diesen Job nicht machen, ich helfe ihm bei Bewerbungen, usw. Dann sagt er zB immer, dass ich so leichtsinnig sei. Was wäre wenn er die Probezeit nicht schaffen würde, wie sollen wir unser Haus weiter abbezahlen, mein Gehalt würde nicht reichen und schweift immer weiter ab. Ich könnte ja im Zweifel auch Vollzeit arbeiten, aber da winkt er nur ab. Na gut.. Dann wollte er ein Studium und später doch nur noch eine Fortbildung machen, auch da stand ich hinter ihm und er hat beides in den Sand gesetzt. Ich nehme es ihm nicht übel, seinen Job hat er dennoch durchgezogen. Was natürlich mega hart für ihn war, weil er nur nachts arbeitet. Auch ich habe die Zähne zusammengebissen und mich nie beschwert. Ich will ja auch schon seit Jahren nichts mehr von ihm. Kümmere mich um alles alleine. Bringe unser Kind in die Kita, gehe 30 Std/Woche arbeiten, einkaufen, hole unser Kind ab, komme nach Hause und schmeiße den Haushalt. Kochen, putzen, Wäsche, Erziehung, einfach alles. Er hat lediglich den Wocheneinkauf übernommen und sich um den Garten gekümmert. Und egal was er nur macht, kommentiert er auch, wie gut und hilfsbereit er wäre und ich ihn ja jetzt bloß in Ruhe lassen soll, er hätte ja genug Stress und sorgen. Auch die Aktivitäten, wie Turnen und Musikschule für unseren kleinen habe ich gemacht. Manche hielten/halten mich für alleinerziehend. Ich habe mich immer mehr als Mensch verloren. Habe ca 20kg zugenommen und alle meine Freunde und Hobbys verloren. Ich unternehme nichts mehr für mich und noch dazu wohnen wir jetzt am arsch der Welt, abgeschottet von allem. Unsere Nachbarn sind alle 80 und die, die neu dazukommen, haben keine Kinder und arbeiten Vollzeit und haben im Gegensatz zu mir genug Freunde und Hobbys. Ich bin einfach so richtig verloren. Ich vegetiere vor mich hin.

So, nun ist es ja nicht so, als ob ich nicht schon mehrfach versucht hätte, ihm das deutlich zu machen. Aber dann sagt er Dinge wie „ich tu das alles nur für euch, du hast ein Haus mit Garten, euch fehlt es an nichts, weil ich mir den Arsch für euch aufreiße und du beschwerst dich. Ich habe doch auch nicht mehr als du.“ für mich ist das aber leider keine zufriedenstellende Antwort. Dann kommt auch noch hinzu, dass er seine Unzufriedenheit auf mich projiziert. Ich könne ja nicht kochen, ich sei nicht ordentlich oder sauber genug, könne nicht bügeln, hätte keinen Geschmack, im Bett sei es auch nicht mehr schön, usw. Nichts kann ich, ich würde es mir nur gut gehen lassen. Er vergleicht mich auch mit anderen und stellt mich als unfähig dar. Da frage ich mich immer, ob er denn gar nichts mehr mitbekommt.. aber ok.. Ich denke mir dann immer, dass jeder selbst für sein Glück verantwortlich ist und entschließe mich zu trennen. Also ich spielte immer mit dem Gedanken, sprach es aber nie aus.

Dann, wenn paar Tage vergehen und er es wieder nötig hat (so erkläre ich es mir) wird er auf einmal verständnisvoll und legt mir alles zu Füßen und möchte sich vertragen. Wir haben diesen Rhythmus im 3 Monats Takt. Und jedes Mal geht ein bisschen mehr von mir verloren und von meinen Gefühlen ihm gegenüber. Zum Beispiel möchte ich absolut keinen Sex mehr mit ihm. Ich möchte einfach nicht mehr intim mit ihm werden. Das kommt auch unter anderem von seiner Art mir gegenüber, wenn wir uns richtig streiten. Er wird dann nämlich sehr beleidigend und sagt ganz schlimme verletzende dinge. Auch zu meiner Gewichtszunahme, was natürlich sehr kränkend ist und mir mein Selbstwertgefühl nimmt. Er sagt dann auch Dinge wie „willst du nicht endlich mal was dagegen tun? Willst du das ich dir fremdgehe?“. Find ich persönlich ja schon recht hart. Er möchte einfach das perfekte Bild nach außen. Hübsche Frau, die Kind und Haus im Griff hat und es ihm noch richtig besorgt und alle denken „wow, der hat ein perfektes Leben“. Das ist ihm sehr wichtig und wird es immer mehr. Und mir nunmal gar nicht. Mir ist/war wichtig, was zwischen uns ist. Wie wir miteinander umgehen, wie wir uns lieben, was wir voneinander halten und wie es uns geht, war mir immer wichtig.

Seit dem letzten Juli Wochenende haben wir wieder richtigen stress. Das komplette Paket. Er hat mich so schlimm beleidigt, dass es bei mir klick gemacht hat und ich am liebsten sofort gegangen wäre. Aber wie schon erwähnt, habe ich weder Freunde noch Familie in der Nähe. Ich habe einfach alle wichtigen Dokumente von unserem Sohn und mir griffbereit in einen Ordner sortiert und angefangen mir eine Wohnung zu suchen. Leider vergebens bisher. Nur eine Besichtigung und da wurde leider nichts draus.

Das habe ich ihm inzwischen auch mehrfach gesagt. Er nimmt mich nicht ernst und hält es für eine Phase. Ich habe ihm die E-Mails der Wohnungssuche gezeigt und dann erst hat er es so einigermaßen verstanden. Seit dem ist er wieder einmal so nett. Kocht, saugt, übernimmt eine Aktivität in der Woche am Nachmittag mit unserem Kind und will mich zum shoppen einladen, mit mir Serien schauen usw. Ich verneine alles und versuche nett zu bleiben.

Aber ganz ehrlich. Ich bin einfach so sauer. Zum einen weil ich mich frage, wo er denn bisher war und ich ihm das eigentlich sowieso nicht abkaufe. Es wird wieder knallen, dass weiß ich. Es wiederholt sich einfach alles immer wieder. Ich will dieses Leben einfach nicht mehr führen. Lieber bin ich alleine und weiß das auch, dann tut es auch nicht so weh und ist evtl auch erträglicher. Aber dann weiß ich wenigstens, dass ich niemanden im Nacken habe. Ich könnte wieder ich sein. Ich bin einfach nicht diese Art von Frau die er anscheinend gerne hätte. Ich arbeite nicht nur auf meine Rente zu und topfe gerne Pflanzen um. Ich will mein Leben genießen. Wir haben nicht mal mehr im Urlaub Spaß. Selbst da kommt es zum Streit. Ich bin einfach ausgelaugt und möchte nur meine Ruhe und zufrieden leben. Ich seh mich so oft mit unserem Kind in einem gemütlichen Wohnzimmer oder auf einem kleinen Balkon sitzen und fühle mich schon so viel wohler.

Er macht es mir gerade nur nicht leicht. Ich weiß, dass er dazu neigt, aus allem ein Drama zu machen. Niemals würde er die Sache erwachsen und sachlich angehen. Dies hat er mir auch schon in einem unserer Streitereien angekündigt. Ich sagte ihm, dass er dies unserem Kind zu liebe tun müsse, weil es sich sonst auf ihn auswirkt. Da sagte er dann nichts mehr. Dann wirft er mir natürlich auch vor, dass ich alles kaputt machen würde, dass er alleine ja nicht noch mehr tun könne, dass ich immer stur sei. Er sagte auch, ich würde ihm alles nehmen was er sich im Leben so sehr gewünscht habe, nämlich Haus und Kind.
Ich wiederum sagte ihm erneut und immer wieder auch, dass ich fair genug sein möchte, und mir eine Wohnung in seiner Nähe suchen werde, damit er seinen Sohn so oft er möchte sehen kann. Mehr könne ich ihm nicht bieten. Ich sagte ihm auch, dass er ihn hin und wieder mal zur Kita fahren oder abholen kann und seine Antwort hierauf schockte mich, aber ich tat so, als ob ich keinen Wert darauflegen würde. Er sagt nämlich „ja klar, damit ich dir Arbeit abnehme“.

Gestern hat er mich bei der Wohnungssuche „erwischt“ und war wieder entsetzt. Er sagt bestimmt 10 mal „mach das bitte nicht“. Aber meine Entscheidung steht und ich habe mich dann so richtig ausgekotzt. Er sagt kurz nichts und dann nur „ja dann mach. Mach aber schnell“. Das waren seine letzten Worte. Er ist ins Gästezimmer gezogen.

Bin ich jetzt ein schlechter Mensch? Mach ich was falsch?! Ich will doch nur endlich wieder glücklich sein und ein Leben führen, wie ich es will. Hier geht es ja nicht mehr um Kompromisse oder so. Habt ihr Tipps, Erfahrung oder einen Rat?

Es tut mir sehr leid, wenn das Ganze zu lang und zu wirr geschrieben ist. Wenn etwas unklar ist, gerne ansprechen.

Danke und liebe Grüße