Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo,

ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll. Wir sind seit 4,5 Jahren verheiratet und haben einen 11 Monate alten wundervollen Sohn. Aber irgendwie läuft es bei uns nicht (mehr).

Ich fühle mich so ausgelaugt, ich habe keine Energie mehr, nicht wegen unserem Kind oder so, sondern wegen meinem Mann. Kurz zu ihm, er ist nach unserer Hochzeit aus dem Ausland gekommen, hatte somit einen schwierigen Start in Deutschland. Sowohl finanziell als auch mental. Ihm fällt die Trennung von seiner Familie immer noch schwer und er hat zum Teil immer noch Phasen, wo er ziemlich down ist. Anfangs habe ich versucht, ihn aufzupushen. Er blockte immer ab, war total abwesend und irgendwann hatte ich auch keine Lust darauf, ständig angemotzt zu werden und habe es sein lassen. Ich habe nicht mehr versucht auf ihn einzugehen sondern war dann auch still, so wie er.

Es hat mich total genervt, dass er ständig davon gesprochen hat, wie sehr er seine Heimat vermisst und wie schön es doch wäre, wenn er hätte dort bleiben können etc. Ich habe mich schuldig gefühlt, weil ich ihn quasi da rausgerissen habe. Ich konnte mich nie als seine Frau bzw. seine Familie sehen. Er war ja ständig am jammern, weil er nicht bei „seiner Familie“ sein durfte, bzw. in seiner Heimat.

Finanziell habe immer ich alles gestemmt, er hat auch was dazu beigetragen, aber nie so viel, dass man hätte nur von seinem Lohn leben können. Wäre auch nicht der Rede wert, wenn er sich um etwas besseres bemüht hätte. Er hat seit 4 Jahren eine Teilzeitstelle. Es ist eine Knochenarbeit für wenig Geld. Ich habe ihm diverse Supermärkte oder Restaurants vorgeschlagen, wo er hätte in Vollzeit arbeiten können. Das wollte er aber nie. Richtig sauer deshalb war ich, als ich mein Kind mit einem Jahr in die Kita schicken musste, weil er sich nicht um einen Vollzeitjob kümmern konnte. Hätte er so eine Stelle, die müsste auch nicht super gut bezahlt werden, hätte ich meine Elternzeit mindestens um 8 Monate verlängert.

Wie dem auch sei.. Er ist einfach so undankbar. Ständig hat er etwas zu meckern. Zu 90% geht es um den Haushalt. Ich muss sagen, er putzt, saugt, wischt und kocht auch. Das ist nicht das Thema, aber er ist nur unzufrieden, mit dem, wie ich was mache. Laut ihm mache ich ständig etwas falsch. Ich kann den Tisch nicht vernünftig abwischen, kann nicht vernünftig staubsaugen, das Bad putzen etc. Er hat einfach immer etwas auszusetzen. Und es kotzt mich an. Ich kriege die Krise sobald er den Mund aufmacht um mich zu kritisieren.
Ihr könnt euch bestimmt auch vorstellen, was das Ganze mit meinem Selbstbewusstsein macht.

Ich fühle mich einfach so nutzlos, weil ich ja sowieso alles falsch mache. Ich gerate zum Teil innerlich in Panik, wenn ich etwas machen soll, weil es ja wieder nicht richtig sein wird. Es ist einfach nur sch****!

Im September hatten wir wieder einen heftigen Streit, wo ich unsere Sachen gepackt habe und kurz davor war, mit meinem Sohn die Wohnung zu verlassen. Erst nahm er mir den Kleinen aus dem Arm und sagte, ich soll alleine gehen. Das kam für mich nicht in Frage und wir fingen an uns gegenseitig anzuschreien. Es ging so weit, dass ich die Polizei rief, weil er mir den Kleinen nicht geben wollte.

Irgendwie haben wir es dann geklärt. Plötzlich konnte er in aller Ruhe mit mir sprechen und wollte nicht, dass ich gehe. Deshalb hätte er mir auch den Kleinen aus dem Arm genommen, weil er weiß, ich würde ohne ihn nicht gehen. Es ist halt vieles passiert und unsere Ehe hat einfach nur gelitten. Seitdem habe ich allerdings gemerkt, dass er viel ruhiger ist, wenn wir uns streiten. Aber auch das reicht nicht mehr. Ich weiß nicht, wo das Ganze hinführt. Manchmal glaube ich, ich wäre so erleichtert, wenn wir uns im guten scheiden lassen würden. Ich würde mich so befreit fühlen.
Aber dann denke ich mir, das kann es doch nicht sein. Er hat doch auch seine guten Seiten - die ich gefühlt immer weniger zu sehen bekomme.

Ich weiß nicht, ich brauche mal eine Pause. Ich möchte mal durchatmen OHNE kritisiert zu werden. Lob kann er nie aussprechen, aber Kritik geht immer. Was nettes, liebes habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ich bin einfach nur erschöpft…

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Also zuallererst muss ich sagen, dass ich etwas geschockt bin, dass du mit diesem Mann ein Kind bekommen hast. Diese Probleme (er will eigentlich gerne woanders leben, er arbeitet nicht mal Vollzeit, er kritisiert dich extrem im Haushalt) waren doch auch in den Jahren davor gegeben … Euren Sohn als Erpressung zu nutzen, damit du nicht gehen kannst, ist auch heftig.

Ich kann verstehen, dass du dich in der Situation sehr unwohl fühlst. An deiner Stelle würde ich zwei Bedingungen stellen, damit du zu einer Zukunft mit ihm bereit bist.
1) eine Paarberatung/Therapie bei einem sozialen Träger etc. Ihr müsst dringend (wieder?) lernen, vernünftig und konstruktiv zu streiten und zu sprechen. Außerdem MÜSSEN grundlegende Fragen geklärt werden (kann er in Deutschland glücklich leben? Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft?).
2) Vollzeit was tun. Mein Mann kam auch 2016 erst nach Deutschland. Er hatte nur bis 9 die Schule besucht und musste dann arbeiten gehen. Er hatte also nichts in der Hand, in vielen Bereichen überhaupt keine Bildung. Meine Voraussetzung für eine Beziehung war ganz klar: tu was! Mir egal ob es eine schulische Bildung ist oder Vollzeit einen Job mit Mindestlohn. Nichts tun/sich den halben Tag frei nehmen geht einfach nicht. Dass du dafür die Zeit mit deinem Sohn hergeben musstest tut mir im Herzen weh … die Situation MUSS verändert werden. Er soll sich frei aussuchen, was er machen möchte; Voraussetzung eben ganz normal Vollzeit! Mein Mann hat zum Beispiel erstmal den Hauptschulabschluss gemacht (war sehr viel zutun für ihn er konnte ja kein Deutsch und auch nicht wirklich rechnen und schreiben), danach war er Leiharbeiter in Vollzeit und wurde jetzt nach Jahren fest übernommen. Es ist halt ein langer Weg bis man bei was „gutem“ ankommt - das musst du ihm irgendwie klar machen … er hat auch eine Vorbildfunktion für euer Kind!

Ich drücke dir die Daumen, dass du bald wieder glücklich bist #klee

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Ja da wäre ich auch total ausgelaugt, frustriert und genervt! Konntet ihr denn mal ganz in Ruhe über deine Gefühle sprechen? Nicht nur über den Streit um Sep sondern generell?
Bitte beachte dass du mit dem Kind nicht einfach ausziehen darfst. Er könnte dich dafür wegen Kindesentführung anzeigen.

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Ganz ehrlich? Das was du schilderst, wäre für mich der absolute Horror. Was sind das überhaupt für Voraussetzungen für ein gemeinsames Kind und Heirat und Zusammenziehen? Dein Mann scheint ja nun eher ein zusätzlicher Klotz am Bein zu sein, als eine Bereicherung.
Zudem betreibt er ganz eifrig Manipulation dahingehend, dass er dein Selbstbewusstsein untergräbt, dabei müsste er sich eigentlich selbst wie eine arme Wurst fühlen, der nichts auf die Reihe bekommt. Zieh dir doch diesen Schuh bloß nicht an, er hat es gerade nötig.

Tut mir leid, aber ich kann dir nur raten, dich zu trennen, allerdings mit Unterstützung vom Jugendamt und anwaltlicher Hilfe, ich traue dem Ganzen nicht so richtig.