Ich habe vergessen wer ich bin.

Hallo ihr lieben,

ich komme gerade aus einer fast 10 jährigen Beziehung mit Kind. Die Beziehung entstand in einer für mich schweren Phase und gleitete meinerseits in eine emotionale Abhängigkeit die leider tatsächlich so lange anhielt.
Wie gesagt, die Trennung ist vollzogen (eher frisch) und ich fühle mich extrem extrem verloren. Vor 10 Jahren war ich schon "verloren" kam ohne Plan in eine andere Stadt für den Neuanfang und sofort geriet ich an diesen Mann. Während der Beziehung habe ich eher für ihn gelebt, oder beide Leben in vieler Hinsicht.. Ich habe mir weder feste Kontakte aufgebaut, keine Hobbys entdeckt, ich weiß überhaupt nicht wer ich bin oder was mir Spaß macht. Er ist jetzt weg, glücklicherweise, aber jetzt habe ich das Empfinden nichts mehr zutun zu haben, schließlich habe ich jahrelang nur gearbeitet und ihm alles zurecht gemacht. Meine Bedürfnisse Jahrelang erstickt, sodass ich sie jetzt gar nicht mehr kenne.
Ich bin erst 28 und denke ich bin aktuell in einer Art Findungsphase, ich weiß nur nicht wo ich da anfangen sollte, wie gesagt, ich weiß absolut nicht was ich mag, Spaß macht.
Momentan bin ich noch bei unserem Kind Zuhause, erfülle ihre Bedürfnisse, sie hat natürlich Kontakte aber da habe ich jetzt auch nicht unbedingt Freunde gefunden, man unterhält sich halt. Mir geht primär auch nicht um neue Freunde, wichtig ist es mir hauptsächlich rauszufinden wer ich bin. Es klingt wirklich mehr als dämlich ich weiß, aber ich empfinde es tatsächlich so das ich diesen Körper einfach nur steuere um Dinge in Ordnung zu bringen, keine Verbindung zwischen Körper und Geist, Herz, Kopf.....
Er kümmert sich nicht sonderlich viel und ich habe bislang keine Hilfe bei der Betreuung (20M), also eure Tipps müssen mit Minnie im Schlepptau umzusetzen sein :)

Ich hoffe irgendjemand da draußen versteht vielleicht mein Problem und kann was dazu sagen :) liebe Grüße

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Du beschreibst dich als jahrelang gefangen in einer emotionalen Abhängigkeit in einer Beziehung, die zu einem Kind geführt hat und sprichst von schweren Phasen. Du hast dich für deinen Partner aufgeopfert und dich selbst dabei verloren.
Nach der Trennung weist du nicht mehr, wer du bist und kannst dich selbst nicht richtig spüren.

Ich versteh dein Problem einer existentiellen Sinnkrise sehr gut.
Die große Gefahr solcher Sinnkrisen besteht für mich darin, einer Illusion nach der anderen nachzujagen, immer in der Hoffnung, die innere Leere im eigenen Selbst erfüllen zu können. Doch was man auch probiert, was Freunde und Medien vorschlagen, alles hat nur eine geringe Halbwertszeit. Man braucht somit immer wieder wechselnde Projekte, die alle letztlich nicht zum Ziel führen. Die seelische Unerfülltheit bleibt.

Für mich war entscheidend, mich wieder selbst annehmen und lieben zu können. Erst danach wurden auch meine Beziehungen zu anderen Menschen wieder besser. Ich konnte mich durch meine Glaubensfindung erst spät in meinem Leben lernen, mich selbst zu akzeptieren und auch das erste Mal in meinem Leben in mir ruhen.
Seit ich glaube, bin ich innerlich nie mehr alleine.

Empfehlen kann ich die Interviews der Serie ERF Mensch Gott bei Youtube. ERF ist eine Medienanstalt der evangelischen Kirche Deutschlands, also seriös. Ich habe Menschen selten derart offen über ihre Sinn- und Lebenskrise sprechen hören:
https://www.youtube.com/@ERFMenschGott/videos

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Hallo,

das klingt überhaupt nicht dämlich, sondern reif und reflektiert.

Ich kann dir keine Tipps für dich mit Kind geben, da ich kaum jemanden mit Kindern kenne.
Aber, ich möchte dir dazu gratulieren, dass du dich aus einer toxischen Beziehung befreit hast.

Es braucht Zeit braucht, zu dir zu finden. Also, mein Tipp an dich - nimm den Druck heraus.
Du wirst schon zu dir finden und glücklich werden.
Kopf hoch, du machst es gut!

Alles Liebe für euch zwei.

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Guten Morgen.

Wie möchtest du denn sein?

Wenn du einen Zauberstab hättest, der dir dein Leben so einrichtet, wie du es magst und Geld dabei keine Rolle spielt - wie wäre dein Leben dann?

Man liest aus deinen Zeilen, dass es dir momentan nicht besonders gut geht. Genau da liegt gerade deine Chance. Kleiner Perspektivwechsel: Er ist weg und du kannst nun (mit deiner Tochter) in die Zukunft durchstarten.

Vielleicht richtet ihr euer Zuhause ganz nach deinem/eurem Geschmack ein? Das ist erst einmal nur Kosmetik am eigentlichen Problem, aber ich halte „sich in den eigenen vier Wänden wohl- und geborgen fühlen“ für wichtig und für gut fürs Wohlbefinden.

Hast du eine Kinderbetreuung, so dass du ab und an entlastet wirst? Wie sieht es beruflich bei dir aus? Gibt es da eine Perspektive?
Wäre ein Coaching etwas für dich? Oder Unterstützung bei der Selbst(wieder)findung durch eine Therapie? Eine Mutter-Kind-Kur?

Bei uns gibt es tolle Fitness-Studios mit Kinderbetreuung. Auf den Fitnesspart käme es mir nicht an, aber der Wellness-Bereich ist grandios. Das wäre für mich vielleicht der Ort, an dem ich loslassen und nachdenken könnte.

Liebe Grüße

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Du hast genau das Richtige gemacht und dich aus einer toxischen Beziehung befreit.
Lass dich nicht zu schnell auf jemand Neues ein.
Erwarte nicht zuviel von dir. Du hast ein kleines Kind. Du hast noch viele, viele Jahre, dich selbst zu finden. Ab jetzt kannst du deinem Kind Stärke und Unabhängigkeit vorleben. Das ist ganz wertvoll. Kinder lernen aus Vorbildern.
Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich Tagebuch führen und da vor allem Kleinigkeiten festhalten, die dir Freude bereitet haben. Und dich so in Minischritten auf die Reise zu dir selbst machen. Alles Gute!