Hallo Andi,
war dein letzter Beitrag unter dem Namen "Meine Frau hatte kein Problem damit fremdzugehen"?
Ihre Nachricht an ihren Affärenpartner war:
"Freitagabend GinTonic und Ich. Das ist eine schöne Angelegenheit und dann noch du. Aber ich kann nicht. Habe Angst"
Das klingt für mich, als würde sie sehr gerne und hat im Moment nur einfach Angst wieder aufzufliegen. Die Angst aufzufliegen ist das, was sie, zumindest im Moment noch, hindert. Verwechsle das aber bitte nicht damit, dass es ihr darum gehen würde, dich nicht wieder zu verletzen.
Ich hätte da ein paar Fragen und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du darauf antwortest, damit wir hier ein besseres Bild bekommen.
1. Wie kam die Affäre deiner Frau ans Licht? Wenn das im alten Post steht, dann bitte verlinken.
2. Wie hat deine Frau reagiert, als die Untreue aufgeflogen ist?
3. Wie hat sie die ersten Tage und Wochen nach der Aufdeckung reagiert?
4. Wie hoch war ihr Entgegenkommen, um dir alle Infos bezüglich der Affäre offenzulegen?
5. Inwieweit bestand noch Kontakt zum Affärenpartner? Wusstest du über den Kontakt bescheid oder hatte sie diesen Kontakt nach der Untreue-Entdeckung weiterhin heimlich?
6. Hat sie sich nach der Aufdeckung klar zu dir und eurer Ehe bekannt?
7. Was habt ihr seit der Aufdeckung unternommen, um die Untreue aufzuarbeiten und an eurer Ehe zu arbeiten? z.B. Paartherapie
8. Wie hoch ist ihre Bereitschaft gemeinsam mit dir an eurer Ehe zu arbeiten?
9. Wie reagiert sie auf Forderungen, die du stellst, damit du das zerstörte Vertrauen wieder aufbauen kannst? Beispielsweise, keinen Kontakt mehr zum Affärenpartner zu pflegen.10. Wie hast du von den Nachrichten, die du uns geschrieben hast und der Kontaktaufnahme zwecks den Aufsätzen erfahren?
Das sind viele Fragen und dennoch sind sie wichtig, um für dich herauszufinden, wie hoch die Chancen sind, eure Ehe zu kitten.
Im Augenblick sehe ich ein sehr ambivalentes Verhalten bei deiner Frau. Es fördert den Heilungsprozess nicht, wenn man auf der einen Seite sagt, dass es einem Leid tut und auf der anderen Seite nichts unternimmt, um die Ehe vor weiterem Schaden zu schützen. Im Gegenteil, im Grunde wäre sie bereit, weiterhin untreu zu sein. Den Gedanken mit ihrer Affäre und einem Glas GinTonic findet sie schön, sie hat lediglich Angst, wieder dabei aufzufliegen.
Sobald ihr Affärenpartner ruft, springt sie. Das zeigt zumindest deine Schilderung über ihr Verhalten. Es hat nicht den Anschein, als hat sie sich emotional vollständig von ihrem Affärenpartner gelöst und gewillt sich in vollem Umfang ihrer Ehe und deren Stärkung bzw. Heilung zu verpflichten. Das, was sie hat, nennt sich eine trockene Affäre.
Zitat aus dem Buch "Kann ich dir jemals wieder vertrauen?" von Andrew G. Marshall"Ähnlich wie bei einem "trockenen Alkoholiker", die zwar keinen Alkohol mehr trinken, aber immer noch das umwölkte Denken und zerstörerisches Verhalten eines Alkoholikers an den Tag legen. Eine "trockene Affäre" liegt folglich vor, wenn jemand zwar keinen intensiven Kontakt mehr zu der Dritten Person pflegt, aber gemeinsame Freunde trifft, Stalking im Internet betreibt, Erinnerungsstücke an die Liaison hortet oder sogar versucht, "Freunde" zu bleiben. Das Denken ist immer noch umwölkt, weil jemand in der trockenen Affäre die Wirkung seines Verhaltens auf seinen Partner herunterspielt und in seinem Herzen einen besonderen, unantastbaren Ort für den ehemaligen Geliebten einrichtet. Trockene Affären machen es schwerer, wenn nicht gar unmöglich, die Beziehung zu retten, und das Paar bleibt auf ewig im Versuch der Normalität gefangen." - Als Beispiel von trockenen Affären wurde ein Mann genannt, der mit seiner Geliebten gegen Ende der Affäre ein Kind gezeugt hat. Er hat sich für seine Ehefrau entschieden und besuchte mit ihr eine Paartherapie, um die Untreue aufzuarbeiten und die Wunden, die dadurch entstanden sind, zu heilen und die Beziehung zu stärken, um sie vor einer erneuten Untreue zu schützen. Der Umstand, dass er mit seiner ehemaligen Geliebten eine Tochter hat, erfordert natürlich, dass er auch weiterhin mit seiner Ex-Geliebten in Kontakt steht. Die Intimität wird zwar nicht mehr ausgelebt, aber es besteht immer noch Kontakt zwischen beiden. Da kann sich jetzt jeder vorstellen, wie schwierig die Aufarbeitung der Untreue ist und wie viel Toleranz von der Ehefrau abverlangt wird.
Von allen Büchern, die ich bislang über Untreue gelesen habe, ist "Warum hast du mir das angetan?" von Hans Jellouschek das einzige, das den Partner empfiehlt , bis zu einem eindeutigen Entschluss des Partners an der Beziehung zu arbeiten, ihn in der Affäre gewähren zu lassen- auch sexuell. Ich finde das ist Quatsch! Denn wieso sollte es jemand dulden müssen, auch nach der Entdeckung der Untreue weiterhin vom Partner betrogen zu werden? Das zerstört nur noch mehr und ist noch schmerzhafter. Glücklicherweise sind sehr viele andere Paartherapeuten und Bücher anderer Meinung.
Hier ist es unabdingbar, einen sauberen Schnitt zum Affärenpartner zu ziehen. Der Kontakt zur Affäre muss komplett abgebrochen werden. Nur so kann Sicherheit einkehren und der Weg für den Heilungsprozess wird geebnet. In einigen Fällen ist ein kompletter Kontaktabbruch nicht möglich, beispielsweise wenn die Affärenpartner Arbeitskollegen sind. Hier muss man genau schauen, inwieweit sich die Arbeitsbereiche überschneiden. In welchem Umfang kann man sich auf der Arbeit aus dem Weg gehen? Die Kommunikation muss rein auf das Geschäftliche reduziert werden d.h.es wird kein privater Plausch oder Büroklatsch ausgetauscht, etc. Kontaktaufnahmen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, werden deutlich und aktiv unterbunden. Dem Affärenpartner wird eine klare Mauer gezeigt.
Deine Frau hat seit 3 Jahren eine Affäre und ist danach zu einer trockenen Affäre übergegangen. Sie zeigt ihm nach wie vor keine Grenzen. Wo keine Grenzen und Mauern gezogen werden, besteht für den Affärenpartner auch kein Grund, sich zurückzuziehen. Folglich meldet er sich immer noch mit fadenscheinigen Gründen, um den Kontakt aufrechtzuerhalten und abzuwarten, wann die Affäre aufs Neue aufflammen kann.
Dass du 3 Tage auf Reisen warst, ist kein Grund oder Entschuldigung, dass deine Frau Kontakt zum (ehemaligen?) Geliebten hat. Vor allem nicht so zwiespältig. "Sie kann nicht, weil sie Angst hat.." ist im Grunde genommen "Ich will dich, aber im Augenblick ist das Risiko zu hoch" - meine Meinung, darf jeder anders sehen. Schutzmaßnahmen für eure Ehe müssen her und der Umgang bzw. das Verhalten gegenüber dem Geliebten muss klar besprochen werden. Welche Art von Umgang ist akzeptabel und was ist nicht akzeptabel? Maßnahmen zum Schutz eurer Ehe und dem Wiederaufbau von Vertrauen sind zum Beispiel:- Deine Frau teilt dir jeden Kontakt, den sie mit dem Affärenpartner hat , mit bestenfalls schon von sich aus.- Der Kontakt in der Schule wird auf das Mindeste und nur absolut Notwendiges reduziert. - Bei Kontaktaufnahme des Geliebten, wird diesem mitgeteilt, dass dies nicht gewünscht ist und sich deine Frau zugunsten eurer Ehe entschieden hat und eine Störung seinerseits nicht länger erwünscht ist.
Mal ehrlich, in einer Grundschule arbeiten viele Lehrer, wenn deine Frau sich dir, eurer Ehe und dem Wiederaufbau wahrhaftig verschrieben fühlen würde, dann hätte ihre Antwort darauf anders ausgesehen und sie wäre mit der Situation anders umgegangen. Auf sein Anliegen, Hilfe bei einem Aufsatz zu benötigen, hätte sie ihn darauf verweisen können, eine andere Lehrkraft zu rate zu ziehen. Falls das nicht möglich wäre, weil andere Lehrer nicht denselben Fachbereich unterrichten, hätte sie darauf bestehen müssen, die Hilfestellung während der Arbeitszeit im Lehrerzimmer zu geben. Bei seiner Anspielung auf den GinTonic, hätte sie nicht auf seine Fantasien und die Einladung eingehen sollen, sondern ihm zum Beispiel schreiben können "Diese Zeiten sind vorbei, wir sprechen nur noch über Arbeitsbereiche und das ausschließlich in der Arbeit. Sei so gut und unterlasse alle sonstigen Andeutungen oder Kontaktaufnahmen, diese sind nicht mehr erwünscht" oder "Wir hatten eine gute Zeit, diese Zeiten sind nun vorbei. Ich bin froh, dass sie vorbei sind und ich wünsche sie mir auch nicht mehr zurück. Letztendlich haben sie mir und meinem Leben mehr geschadet, als es gut gewesen wäre/als ich je erwartet habe. In Zukunft sind wir Kollegen, die sich, wenn es die Situation verlangt, über einzelne Sachverhalte austauschen. Darüber hinaus wünsche ich keine Kontaktaufnahme und erwarte von dir zu respektieren, dass ich mich dem Wiederaufbau meiner Ehe verschrieben habe." Ich denke sowas in die Richtung, wäre ein klares Signal an den Geliebten gewesen, sich zurückzuziehen. Es wäre ein deutliches Bekenntnis zu eurer Ehe gewesen. Schade eigentlich, dass ihr das trotz allem nicht möglich ist.
Meine Empfehlung wie so oft und wie von so vielen: Sucht gemeinsam eine Paartherapie auf. Der Besuch einer Paartherapie wäre für mich an deiner Stelle die unverhandelbare Grundvoraussetzung, die Ehe fortzuführen bzw. die Chance zu haben, die Ehe fortzuführen. Ohne grundlegende Aufarbeitung - und ihr habt viel aufzuarbeiten- sehe ich keine Chance einer gemeinsamen glücklichen Zukunft. Im besten Fall ist die Ehe annähernd so wie vor der Aufdeckung der Untreue, aber sei dir bewusst, dass dieser Zustand eurer Ehe ja erst zur Untreue geführt hat. Also, ohne das Geschehen aufzuarbeiten und mit professioneller Unterstützung Lösungs-und Erfüllung Strategien zu entwickeln, zusammen mit dem Erlernen einer besseren Art der Kommunikation, würde ich mir hier keine Hoffnung auf Heilung machen und dann finde ich eine Trennung sinnvoller.
Lies dir zur Hilfe und zur Entscheidungsfindung gerne folgende Bücher durch:
1. "Kann ich dir jemals wieder vertrauen" von Adrew G. Marshall
2. " Die Psychologie der Untreue" von Shirley Glass
3. "Nach dem Seitensprung" von Janis A. Spring
Hier findest du wirklich gute Hilfestellungen und erlangst ein besseres Verständnis .
Ich wünsche dir alles Gute!