Räumliche Trennung

Hallo,
mein Mann hat sich ca. einem Jahr leider sehr verändert. Er ist ein total lieber Mensch, großzügig und lustig, aber er arbeitet fast jeden Tag, auch am Wochenende (nein, er ist nicht selbstständig) in einem 5-Mann-Handwerksbetrieb. Zuhause gibt es dann nur noch Couch, Fernsehen und Alkohol. Das letzte ist inzwischen so schlimm geworden, das ich ihn fast nur noch betrunken erlebe. Auch die Körperhygiene wird stark vernachlässigt. Umarmungen gibt es, aber nur sehr oberflächlich. Mehr Berührungen nicht.

Ich kann mit ihm gut darüber reden, oberflächlich versteht er mich auch, aber passieren tut nichts. Ich habe ihm angeboten, dass er seine Stunden reduzieren kann und ich das auffange (ich verdiene so gut, dass ich mit Teilzeit mehr verdiene als er in Vollzeit und könnte problemlos aufstocken). Wenn ich sein Arbeitspensum hätte, wäre ich auch völlig fertig. Aber er ist der Meinung, dass alle im Betrieb zusammenhalten müssen und eine Stundenreduzierung oder weniger Tage arbeiten vom Betrieb nicht verkraftet werden würde. Sein Chef geht übrigens genauso auf dem Zahnfleisch.

Heute dann der Supergau: Ich hatte Homeoffice, war eigentlich in einer Online-Schulung, wurde aber ständig herausgerissen, weil im Büro irgendwas brandeilig geklärt werden musste. Mein Mann wuselte ständig durch mein Büro, den Kater im Schlepptau, der die ganze Zeit miaute. Dementsprechend genervt war ich beim gemeinsamen Mittagessen.
Mein Mann war mal wieder betrunken und genervt, dass ich genervt war. Er hat mich angeschrien und das total dumm und unqualifiziert. Es ging darum, dass ich nur vor dem Bildschirm sass und nichts gesagt hätte und der andere Typ (der Dozent!!!!) hätte die ganze Zeit geredet. Ich solle gefälligst auch mal den Mund aufmachen.
Leider war dies nicht das erste Mal, dass er so ausfällig geworden ist. Manchmal geht es um mich, manchmal schreit er aber auch einfach nur den Fernseher an, weil gerade ein Politiker redet, den er nicht mag.

Mir bleibt wohl leider nur noch die räumliche Trennung in der Hoffnung, dass er dann aufwacht und wir wieder eine vernünftige Beziehung führen können. Ich hätte so gern den Mann zurück, den ich kennengelernt habe. Damals waren sie 3 Leute mehr im Betrieb, mein Mann hatte jeden Sonntag frei und alle 2 Wochen auch Montag.
Ganz trennen möchte ich mich nicht. Eigentlich liebe ich das Leben, das wir haben. Wir reisen viel und haben keine Geldsorgen. Mein Mann ist sehr lieb und was seins ist, ist auch meins. Aber ich kann nicht mit dem überarbeiteten Alkoholiker leben, der aus ihm geworden ist.

Meine eigentliche Frage: Ist jemand aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen in eine eigene? Wie schafft man es, das möglichst wenig tränenreich zu gestalten, sondern es einfach als eine neue Stufe der Beziehung zu sehen? Mir graut es davor, meinem Mann weh zu tun, aber bleiben ist auch keine Option...

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Guten Abend,

ich würde befürchten das er noch mehr trinkt, wenn ihr räumlich getrennt seid.

Wieviel Stunden arbeiten er den in der Woche? Da gibt es doch gesetzliche Grenzen oder nicht?

Ich denke das Problem sollte ganz anders angegangen werden als räumliche Trennung.

Das Problem mit dem trinken und damit schlechte Hygiene muss angegangen werden.
Aber dazu muss er auch gewillt sein.

Ich sehe da viele Nachteile wie zb

- ihr seht euch noch seltener da jeder sein Haushalt hat + Weg (so sieht man sich ja beim alltäglichen)

- er wird vermutlich noch mehr trinken und dann ein richtiges Problem haben

- eventuell lebt man sich auseinander

Ich mache auch Homeoffice und werde auch wahnsinnig wenn im Hintergrund Chaos herrscht. Kann es nachvollziehen das du da genervt warst.

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Da stimme ich dir zu, aber ich merke leider immer mehr, dass ich ihn nicht da rausziehen kann. Er zieht mich mit runter. Ich war in letzter Zeit oft sehr traurig, weil ich immer abpralle, wenn ich etwas mit ihm unternehmen oder machen will. Selbst in seinem Arm zu liegen und Musik hören ist nicht mehr drin, weil er dann erst duschen müsste und ihm das zu anstrengend ist (O-Ton).

Die Stundenzahl ist nicht das Problem, sondern dass kein Tag frei ist. Er steht fast jede Nacht um 2 Uhr auf. .

Wir hatten soviele Gespräche, und er hat versprochen, weniger zu trinken bzw. ganz aufzuhören und öfter zu duschen. Aber es passiert nichts...

Bearbeitet von Inaktiv
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Oje 😞 ob das noch Zukunft hat?

Hast du ihm mal klar gesagt, dass wenn sich nichts ändert, du Konsequenzen draus ziehen musst? Vllt braucht er das so klar und deutlich. Ich denke ihm ist nicht so ganz bewusst, wie sehr du darunter leidest.

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Hallo,

das eigentliche Problem deines Mannes ist für mich sein Alkoholismus, fast sein ganzes Verhaltensspektrum bis hin zur mangelnden Körperhygiene lassen sich davon ableiten.

Bitte gehe zusammen mit ihm zur regionalen Suchtberatung.
Zusätzlich könnte er auch eine Selbsthilfegruppe entweder vor Ort oder Online (etwa Zoommeetings der Anonymen Alkoholiker) besuchen,

Falls er nicht einsichtig ist, bleibt dir wohl nur noch die Trennung.

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Das stimmt, dass der Alkohol das Problem ist. Bei uns ist nach dem gestrigen Tag Katzenjammer-Stimmung. Mal schauen, wie das Wochenende wird. Suchtberatung kommt für ihn nicht in Frage, er meint, er hat alleine angefangen zu trinken und er hört auch allein wieder auf. Dass er süchtig ist, weiß er aber und streitet es auch nicht ab. Ihn nervt es selbst, dass er jeden Tag Alkohol braucht.

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Ich danke dir sehr für deine Antwort und dein Update zur neuesten Entwicklung.

Katzenjammerstimmung ist ganz typisch in einer Familie mit einem aktiven Alkoholiker, wenn dieser gerade wieder einmal in seinem Selbstmitleid badet und dadurch die Angehörigen weiter in seinen Abwärtsstrudel hineinzieht.

Immerhin gibt dein Mann selbst zu, Alkoholiker zu sein, auch wenn er sich Beratung und Therapie verweigert.
Er ist also auf dem geradesten Weg in den Abgrund und schaufelt an seinem eigenen Grab.

Zu seiner Bemerkung "er hört allein wieder auf...."
Eigentlich müsste ich lachen, wenn es mir als trockener Alkoholiker nicht genauso gegangen wäre, so steigen gewisse Erinnerungen in mir auf.

Bei den Anonymen Alkoholikern (AA) gibt es dazu einen schönen Satz, der etwa so lautet:

"Nur du schaffst es, aber du schaffst es nicht alleine"

Wenn dein Mann sich einer Therapie verschließt, dann sollte er Selbsthilfegruppen besuchen (AA, Freundeskreis, Blaues Kreuz, Kreuzbund usw.), entweder vor Ort oder als Online-Videomeeting.

Denkbar niedrigschwellig ist der Zugang zu den zahlreichen Zoommeeting von AA. Für den Besuch eines AA-Meetings muss dein Mann nicht trocken sein, er kann sich auch betrunken zuschalten (nur der offene Konsum von Alkohol vor der Webcam wird von vielen Meetings aus verständlichen Gründen nicht akzeptiert).

Eine Liste der Zoommeetings findet ihr unter :

https://www.anonyme-alkoholiker.de/meetings/onlinemeetings/termin-gebunden/

Wenn er sich weiter uneinsichtig zeigt, dann solltest du über eine Trennung von ihm nachdenken.
Bitte sag ihm das auch ungeschminkt und setze ihm eine feste Frist nach dem Prinzip entweder-oder.

Bearbeitet von Christoph61
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Heftig. Dein Man hat sich in einen Suchtkranken verwandelt. Er ist Alkoholiker. Und er arbeitet definitiv zu viel. Er geht auch sonntags arbeiten? Im Handwerk - sehr ungewöhnlich, wenn es sich nicht um einen Familienbetrieb handelt.

Ich würde ihm klar sagen, dass Du Dich trennen musst! Es nicht möchtest, sagst Du ja auch, und es Dir selber sehr weh tut. Aber: So kannst auch Du nicht weiterleben. Er muss einen Entzug machen und trocken werden sonst zerstört er sein Leben.

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Er arbeitet in einer Bäckerei, daher die tägliche Öffnungszeit.