Hallo,
ich stehe kurz davor mich zu trennen, weil ich einfach nicht mehr kann und alles gegeben habe. Auch mich selber irgendwie aufgegeben. Trotzdem auch schöne Zeiten da sind und waren, die einen wieder zurückwerfen
Wenn man Jahrzehnte, hier zB 21 Jahre zusammen war. Alles miteinander verbindet. Haus und Kinder.
Wird man irgendwann wieder richtig glücklich?
Diese Ängste vor dem letzten Schritt, ob es wirklich der richtige ist.
Würde mich über Erfahrungsberichte sehr freuen
Trennung nach langer Ehe, Erfahrungen
Ich habe mich vor 4 Jahren von meinem Mann getrennt. Wir waren 26 Jahre lang ein Paar, 20 davon verheiratet.
Zwei unserer Kinder sind schon volljährig gewesen und passend zur Trennung dann ausgezogen (zum Studienort und zur Freundin), zwei Kinder waren zum Zeitpunkt der Trennung im Schulalter und zwei weitere Kindergartenkinder.
Mein Exmann wollte unbedingt die zwei Schulkinder bei sich behalten, ich wollte und sollte die zwei jüngsten mitnehmen. Durch ein Erbe bin ich zu einem schönen Haus, 200km entfernt, gekommen und bin dort mit den beiden kleinen Kindern hingezogen. Seit 3,5 Jahren hab ich auch einen neuen Partner.
Ich bin sehr glücklich in der neuen Beziehung. Dennoch ist die Trennung noch lange nicht überwunden. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Mit meinem Exmann war ich 7 Jahre lang in einer Paartherapie. Ewig lang und doch hat es uns kaum voran gebracht.
Sieben lange Jahre drehten sich unsere Diskussionen im Kreis. Die Therapie hat uns beide angestrengt, teilweise auch entlastet und gut getan.
Doch kaum waren wir wieder zu Hause, begannen die gleichen Probleme und der gleiche ungünstige Kommunikationsstil.
Ich verlor zunehmend die Geduld und wurde immer unfairer und drängender. Zum Schluss schubste ich ihn sogar oder versuchte ihm einmal die Brille von der Nase zu schlagen, was unschön mit einem Kratzer endete.
Da war mir klar, so geht es nicht weiter! So wollte ich nicht leben und so sollte keine Partnerschaft aussehen.
Natürlich haben auch die Kinder unter unseren langen Streitgesprächen gelitten. Wir drehten uns umeinander und verloren dabei die Kinder aus den Augen.
Der Respekt war verloren und die Hilflosigkeit, einfach nicht mehr an den Partner heranzukommen, machte mich abwechselnd traurig oder wütend. Das geerbte Haus verschaffte mir urplötzlich einen Ausweg, den ich vorher nie hatte.
Gerne hätte ich alle meine Kinder mitgenommen, aber ich wollte sie nicht aus dem gewohnten Umfeld reißen. Deshalb teilten wir sie auf.
Was uns die letzten vier Jahre damit an Trennungsschmerz und Leid eingebracht hat, kann ich kaum beschreiben. Zunächst war ich wie gelähmt und konnte mich am neuen Wohnort kaum eingewöhnen. Erst durch die Kinder kam so nach und nach etwas mehr Bewegung in mein Leben. Der neue Kindergarten und die Einsschulung waren gute Gelegenheiten etwas besser in die Dorfgemeinschaft reinzukommen. Aber es bleibt bei den Kontakten über die Kinder.
Meine beiden Großen fehlen mir, aber sie fehlen auch meinem Ex. Denn auch bei ihm hat sich mit dem Auszug ja alles um 180 Grad gedreht. Die mittleren beiden Kinder fehlen mir so sehr, dass ich ihre Besuche kaum ertragen kann.
Das klingt absurd. Man sollte meinen, man würde sich riesig auf die Umgangszeit freuen. So ist es aber nicht.
Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen nicht mehr täglich für sie da sein zu können. Wenn sie mich dann besuchen sind sie
wieder ein Stück gewachsen, haben unbekannte Klamotten an, erzählen von Lehrern deren Gesichter ich nicht vor Augen habe. Ich erfahre erst über die Zeugnisse wie sie wirklich im vergangenen Schuljahr klar kamen und weiß nicht was sie zu essen bekommen (Papa kann nur schlecht selber kochen).
Das zerreißt mir das Herz und ich kann nur ohne sie überleben, wenn ich die Gedanken im Alltag bewußt von ihnen ablenke.
Mit meinem Exmann ist es ähnlich. Obwohl ich vom Kopf her weiß, dass ein weiteres festhalten an der Ehe keinen Sinn mehr gemacht hat, vermisse ich ihn doch sehr. Ich vermisse die guten Zeiten die wir miteinander hatten. Fotos aunsehen treibt mir die Tränen in die Augen.
Was mich wieder auf den Boden der Tatsachen holt, sind Kontakte mit ihm. Dann weiß ich wieder ganz schnell warum ich mich getrennt habe und fühle wieder die Gründe für das Scheitern der Ehe. Er verhält sich kalt und abweisend, weicht mir aus, ist fahrig und zappelig wenn wir uns sehen. Zudem ist er alt,grau und dünn geworden (das rührt mich auf der anderen Seite auch wieder an).
Er hat sich einige unverzeihliche Dinge geleistet seit der Trennung und erzählt öffentlich über mein Millionenerbe und andere persönliche Dinge in der Öffentlichkeit herum. Ganz gezielt auch an Leute die mich deshalb jetzt nach Geld anbetteln.
Das war früher ein absolutes No Go in unserer langen Partnerschaft. Man verhielt sich loyal und fair, immer.
Auch im größten Streit bewahrten wir die Contenance nach Außen.
Und dieses Tabu hat er nach der Trennung gebrochen. Das gehört sich nicht und damit hat er sich selber ins Aus befördert.
Man sagt, in der größten Not, in der Trennung, lernst du deinen Partner erst wirklich kennen. Und so war es auch bei uns.
Man stellt den anderen nicht bloß, zieht öffentlich über ihn her. Jedenfalls nicht wenn man selber Stil und ein gewisses Maß an Würde und Anstand hat.
Mich hat diese Trennung so mitgenommen, ich weiß nicht ob ich mich jemals so ganz wieder davon erholen kann.
Das Vertrauen in Menschen ist sehr erschüttert und schlägt sich auch auf meine neue Partnerschaft nieder.
Obwohl dieser Mann mich wirklich auf Händen trägt und in 3,5 Jahren noch nie rücksichtslos oder herablassend war, habe ich doch Angst so ganz und gar zu vertrauen wie beim ersten mal. Die Angst noch einmal eine Trennung erleben zu müssen steckt mir noch sehr in den Knochen.
Dann gibt es manchmal Momente, wo ich mir mich einfach nur zurück wünsche. Zurück in die bequeme Langzeitbeziehung ohne grundsätzliche Erschütterungen. Nur mit lauter nervigen Kleinigkeiten und einem nebeneinander her leben.
Aber das ist wohl nur Bequemlichkeit und Sicherheitsbedürfnis.
Es fällt mir schwer mich als einzelnes Individuum zu sehen, das auch ohne Mann an der Seite glücklich sein kann.
Das ist auch ein Punkt den ich wohl mal therapeutisch aufarbeiten müsste.
Ich bin inzwischen neu verheiratet und genieße gewusst die viel bessere Kommunikation zwischen meinem neuen Mann und mir. Wir wissen soviel besser als beim ersten mal was wir brauchen und leisten können und wo aber auch persönliche Grenzen sind. Wir hatten uns ganz fest und sind uns jeden Tag über unser Glück bewusst.
Würde ich mit dem Wissen von heute mich wieder trennen? - Ich weiß es nicht! Gut, das ich vorher nicht so genau wusste was sein wird. Die schweren Zeiten hätten mich wahrscheinlich abgeschreckt. Aber auch von einer neuen, schöneren Partnerschaft abgehalten.
Hallo, habe deinen Text gelesen und hatte Tränen in den Augen.....mir geht es ähnlich, bin mit meinem Mann auch schon über 20 Jahre zusammen, alles bricht zurzeit auseinander und ich habe momentan keinen Ausweg...all das, was du schon durchgemacht hast, steht mir noch bevor und ich habe solche Ängste....
Danke für deinen ausführlichen Bericht.
Ich wünsche dir alles Gute weiterhin.
Hallo.
Meine Ehe hat zwar "nur" 15 Jahre lang gedauert, aber ich berichte hier trotzdem.
Wir haben die Trennung lange vorbereitet. Das hat uns ein bisschen Sicherheit in der ganzen Misere gegeben. Ich hatte dermaßen Zukunftsängste, dass ich schon körperlich darauf reagiert habe.
Nun haben wir alles gut durchsortiert und mein Mann ist Anfang diesen Jahres ausgezogen.
2 Kinder und 1 Haus sind involviert.
Auch hier gab es nicht nur schlechte Zeiten. Auch wegen der Kinder bereue ich keine Sekunde dieser Ehe.
Was soll ich sagen. Ich fühle mich befreiter denn je. Und ja, ich bin glücklich.
Einen neuen Partner kann ich mir derzeit nicht vorstellen.
"Wird man irgendwann wieder richtig glücklich?"
Bist du jetzt glücklich?
Viele Grüße