Hallo ihr Lieben,
Ich bin verzweifelt und stecke in meinem Gedankenkarussel fest.
Mein Ehemann und ich haben eine sehr glückliche Beziehung geführt und sind erst kürzlich in unsere Traumwohnung gezogen.
Letztes Jahr wurde er Opfer eines Gewaltverbrechens und vor einigen Wochen startete seine Psychotherapie. Kurz danach war eine starke Wesensänderung erkennbar, da er in eine Depression rutschte.
Er hat sich in die Arbeit gestürzt, war kalt und wirkte desinteressiert.
Mich hat das verletzt und das blieb natürlich nicht unbemerkt.
Vor zwei Wochen dann der Schock. Mein Mann trennte sich, da er glaubte mir nur noch zu schaden und mich vor weiteren Verletzungen schützen wollte. Ich habe nun zwei Wochen versucht, ihm zu zeigen, dass er keine Last ist und mein Leben ohne ihn nicht besser ist. Währenddessen versuchte er mich mit unterschiedlichen Worten und Taten bewusst oder unbewusst so sehr zu verletzen, dass ich doch gehe. Das tat ich nicht.
Vor zwei Tagen ist er nun vorübergehend ausgezogen, um alleine zu sein.
Wir haben abgemacht in vier Wochen noch einmal miteinander zu sprechen und zu schauen wo wir stehen.
Anfangs hat er immer noch betont, dass ich die Liebe seines Lebens wäre. Bei seinem Auszug sagte er, das wäre immer noch so aber er glaube er würde mich nicht mehr so richtig lieben.
Hat jemand Erfahrungen damit? Wir sind wirklich ein Herz und eine Seele und es gab sonst keinerlei Probleme in unserer Ehe. Besteht die Chance, dass er zurückkommt, wenn es ihm psychisch besser geht?
Depressiver Partner trennt sich - noch eine Chance?
Schwierig. Für mich klingt "da er glaubte mir nur noch zu schaden und mich vor weiteren Verletzungen schützen wollte" immer sehr nach Ausrede.
Was sich für mich bei "er glaube er würde mich nicht mehr so richtig lieben" als Bestätigung dessen liest.
Natürlich ist das Thema viel zu komplex für ein Onlineforum, vor allem im Bezug auf das Thema Gewaltverbrechen, dadurch ausgelöste Wesensveränderung, Depression, absichtliche Verletzungen durch Worte und Taten, nun der Auszug. Ich denke, da wird (weitere) professionelle Hilfe benötigt.
Hallo NiEdCa,
Dein Mann sagt, du wärst die Liebe seines Lebens, aber er kann die Liebe zu dir nach seinem schweren Trauma durch ein Gewaltverbrechen nicht mehr spüren. Er ist ausgezogen, um DICH zu "schützen".
Wie bekommst du deinen Mann zurück? Diese Frage führt mich zu der sich dahinter verbergenden Frage, welchen Mann willst du zurück bekommen? Den alten, oder bist du auch bereit, einen Mann mit schweren seelischen Verletzungen und langsam heilenden Wunden wieder anzunehmen und zu lieben?
Mein Gefühl sagt mir, wenn dein Mann wieder zu dir kommt - daran glaube ich persönlich - dann wird er sich verändert haben, auch wenn es ihm vordergründig "psychisch" besser geht.
In seinem noch frischen Trauma und in seiner Depression hat er nach meiner Meinung derzeit keinen Zugang zu seinen Gefühlen mehr. Das nimmt dein Mann so wahr, als könne er keine Liebe mehr zu dir empfinden. Aber ich bin überzeugt, seine Liebe zu dir ist unvermindert da, sie ist verschüttet und für ihn nicht zugänglich.
Für seine Liebe spricht allein schon seine Argumentation, er trenne sich, um dich zu schützen. Das sehe ich so, als wolle er verhindern, dich mit in seinen persönlichen Abgrund hinunterzuziehen. Er hat Angst um dich, er will dich nicht zu einem weitern Opfer machen. Wenn das kein Liebebeweis ist.
Was kannst du tun?
Ich würde an deiner Stelle versuchen, deinem Mann einfach Hilfe in allen möglichen praktischen Dingen zu geben. Versuchen, für ihn ein stabilisierendes Umfeld zu schaffen. Und die Therapie den Professionellen überlassen. Wenn er nicht über seine Befindlichkeit und sein Traum reden will, würde ich von deiner Seite ihn damit in Ruhe lassen, außer er spricht es selber an.
Erst einmal danke für deine Worte.
Ich war mir auch sehr sicher, dass er das (wie er es auch sagte) aus Liebe zu mir tut.
Nachdem er allerdings so auf der Trennung beharrt hat, obwohl er gesehen hat, wie ich darunter leide, hat sich mein Gedankenkarussel nicht mehr aufgehört zu drehen.
Für ihn waren meine Schmerzen aber der Beweis, dass er mir nie schadet. Daher ist er dann vorerst ausgezogen.
Ich liebe diesen Mann bedingungslos. Wir haben beide viel Trauma in unserer Kindheit erfahren und waren daher beide noch nie „unbelastet“. Für mich muss er nicht der Sonnenschein sein, der er die letzten Jahre war. Für mich muss er nur die Version von ihm sein, die für ihn erträglich ist.
Aktuell lasse ich ihm seinen Raum. Wir haben also keinen Kontakt. Ich habe ihm aber gesagt, dass er sich jederzeit bei mir melden kann, auch bevor die vier geplanten Wochen Abstand vorbei sind. Er sagte, dass das nicht passieren wird, da er den Abstand bräuchte und alleine sein will.
Ich besuche weiter meine Selbsthilfegruppe für Angehörige und kümmere mich um meine eigene Psyche, damit ich -sollte er zurück kommen - stärker für ihn da sein kann.
So eine Erfahrung wie dein Mann sie gemacht hat ist furchtbar!
Trotzdem finde ich auch, dich schützen zu wollen, in dem er sich, gegen seinen Willen, trennt, ist schwierig und vielleicht gerade eher eine innere Rechtfertigung für ihn.
Vor allem, dass du ihm zeigen sollst, dass er keine Belastung ist. Wie soll das gehen?! Damit schiebt er die Verantwortung komplett zu dir, betont, dass er ja eigentlich keine Trennung will und du sollst jetzt etwas dafür tun, sie zu verhindern. Er ist damit ,,raus". Wie er es auch gewesen wäre wenn du dich wegen seines Verhalten getrennt hättest, worauf er es ja scheinbar angelegt hatte. Das alles muss absolut nicht böse von ihm gemeint sein! Trauma hat ganz viel mit dem Gefühl von Kontrollverlust zu tun! Trotzdem ist es für dich nicht fair.
Wenn du das Gefühl hast ihn mit all seinen Päckchen zurück zu wollen und er Bereitschaft zeigt, würde ich ihm vorschlagen, dass ihr gemeinsam (oder auch erstmal er alleine) in eine Beratungsstelle für Gewaltopfer geht.
Er hat nie von mir erwartet, ihm das Gegenteil zu beweisen.
Aber ich wollte es versuchen.
Er geht aktuell zur Psychotherapie und möchte sich auch aktuell nur darauf Konzentrieren.
Leider ist er sehr tief in seinem Loch und daher fest davon überzeugt niemals wieder gesund zu werden und niemals wieder liebenswert zu sein.