Ich weiß nicht weiter

Hallo,
Vorsicht es wird lang und ich bin emotional aufgewühlt.
Zuerst einmal, wir sind eine kleine Familie und haben gerade ein Haus gekauft. Unser Sohn ist noch sehr klein und wir sind seit 5 Jahren zusammen.
Die Beziehung läuft so seit Mitte der Schwangerschaft mies, wurde minimal besser und dann nur noch schlechter. Seit fast 2 Jahren läuft auch nichts mehr wirklich im Bett, wir wurden immer mehr zu Mitbewohnern und egal was wir versucht haben, es hat sich nicht gebessert. Zusätzlich hat mein freund wohl Depressionen, war schon 3 mal bei Therapeuten und ist nach 2-3 Sitzungen nicht mehr hingegangen. So war ich für ihn immer der Prellbock wenn was mies lief & ich hab es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Da wir aber das Haus unbedingt wollten (ich weiß es war dumm, bitte urteilt nicht ich mache mich selbst am meisten fertig) haben wir uns aber trotz allem dafür entschieden. Nun ist es so, dass wir uns irgendwie gerade trennen. Er wollte eine offene Beziehung & ich wollte nur noch Co-Eltern sein. Wir laufen als Team super, wir verstehen uns gut (wie beste freunde) und wir streiten wirklich selten weil es meist keinen Grund gibt, aber eben auch keine Romantik, keine Leidenschaft, keine Liebe und keine andere emotionale Basis.
Und jetzt sitze ich hier und Weine, weil die Beziehung irgendwie vorbei ist, er ist unglücklich. Ich kann seit Tagen nicht richtig schlafen und ich weiß dass es richtig ist sich zu trennen, einfach weil es keinen Sinn mehr hat etwas zu erzwingen und weil ich kein Prellbock für seine miese Laune sein will. Und ich weiß, dass es vermutlich nicht funktioniert, dieses "Co-Eltern + zusammen wohnen", aber ich wünsche mir das so sehr. Ich will für unser Kind einfach nur das Beste aus der kack Situation schaffen, wir haben kein Geld für 2 Wohnungen, er soll auch keinen Unterhalt zahlen müssen sondern da sein, aber er arbeitet 40std und das wechselmodell würde so niemals funktionieren. Reduzieren kann er auch gerade nicht und ich kann nicht höher gehen mit der arbeitszeit. Und mir ist innerlich auch klar, dass ich eigentlich nur will, dass es wieder läuft wie bisher und wir uns alle Aufgaben teilen, nur dass wir eben Single sind & dass das utopisch ist bei einem paar das sich ja einmal geliebt hat. Aber ich will einfach dass diese Familie funktioniert. Ich weiß auch nicht was ich mir durch den Post erhoffe. Vielleicht versteht mich ja jemand, oder kann mir etwas Mut machen. Danke jedenfalls fürs Lesen.

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Ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber wir leben seit etwa eineinhalb Jahren ein solches Co-Parenting und zusammenlebend-Modell wie es dir vorschwebt.

Wir haben drei Kinder und nach acht Jahren, vielen Kämpfen, Tränen und einem Jahr Paartherapie mussten wir einsehen, dass es einfach nicht funktionieren wird. Mein Mann ist ein sehr engagierter Vater, sodass es auf ein Wechselmodell herausgelaufen wäre. Zwei angemessene Wohnungen wären aber nicht finanzierbar gewesen, schon unsere eine Wohnung bringt uns an unsere finanziellen Grenzen. Also haben wir uns entscheiden zusammen wohnen zu bleiben. Wir haben mit den Zimmern etwas rumjongliert, er hat jetzt das kleinste Zimmer und ich einen abgetrennten Teil des Wohnzimmers.

Es gab eine etwas schwierige Anfangsphase, in der die Rahmenbedingungen des Konstrukts erstmal ausgelotet werden mussten. Jetzt klappt es sehr gut. Vor den Kindern gehen wir sehr offen damit um, sagen, dass wir kein Paar und nicht mehr verliebt sind, aber zusammen als Familie leben wollen. Die Kinder stellen hin und wieder Fragen, kommen damit aber erstaunlich gut zurecht.

Wir gehen respektvoll miteinander um und verstehen uns besser als früher. Er hat seit einem halben Jahre eine neue Beziehung, am Anfang war das seltsam, mittlerweile normal. Manchmal kommt sie zum Essen vorbei. Übernachten tun sie dann aber bei ihr. Da sie selbst alleinerziehend ist, versteht sie den Sinn hinter unserem Lebensmodell sehr gut und hat kein Problem damit. Zusammenziehen scheidet für beide (derzeit) aus. Wenn sich das ändert, wird man weitersehen.

Uns haben anfangs alle gesagt, das würde nicht funktionieren. Wir sollten einen Cut machen, klare Verhältnisse schaffen. Was das bedeutet hätte (Schulwechsel, drei Kinder in einem Zimmer, Armut etc.) wurde ausgeblendet. Ich würde jeden ermutigen, das Modell zumindest auszuprobieren, vorausgesetzt man hat noch eine vernünftige Kommunikationsebene mit dem Ex-Partner.

Bearbeitet von anonymbezzy
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Danke fürs Teilen der Erfahrung!!!

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Danke, du machst mir wirklich viel Hoffnung gerade. Das ist ein kleiner Lichtstrahl für mich.

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Kann mir vorstellen, wie Du Dich fühlst und verstehe auch Deinen Wunsch, dass es vor allem für Dein Kind einfach "funktioniert". Glaube aber kaum, dass dieses "Co-Modell" wirklich Zukunft hat, das müssten beide wollen Und mit Liebe hat das dann ja nichts zu tun. Ich denke, irgendwann rückblickend hättet Ihr beide das Gefühl, Zeit verloren zu haben, in der Ihr vielleicht hättet mit jemand anderem wieder glücklich sein können - da aber eben mit Liebe und Zärtlichkeiten anstatt in einer gefühlten WG.

Ich bin ein Fan von einem klaren Schnitt. Lebt getrennt, er soll Unterhalt zahlen und trotzdem so oft wie möglich sein Kind sehen können. Einfach neu anfangen. In Eurer jetzigen Situation wird doch keiner von Euch glücklich. Und wenn Ihr beide "befreundet" bleibt, ist das doch eine tolle Basis für Euer Kind.

Das Haus bekommt Ihr auch wieder verkauft im Zweifel. Ich weiß ja nicht, aus welcher Region Ihr in Deutschland kommt, aber hier bei uns in Baden-Württemberg gehen Immobilien immer schnell weg - entweder mit Gewinn oder kaum Verlust.

Bearbeitet von Conan-1974
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Deine Situation tut mir erst einmal leid und ich kann verstehen wie du dich fühlst.
Den Kind (-ern) zuliebe will man sich zusammen raufen um den Kindern ein schönes zuhause zu bieten.
Auch ich habe das probiert.

Leider muss ich dir sagen, dass dies auf Dauer nicht funktionieren wird.
Ihr empfindet nichts mehr für einander und habt auch verschiedene Vorstellungen davon wie es weiter gehen soll.
Er will eine offene Beziehung du nur ein zusammen sein als CO-Eltern, das passt leider nicht.

Auch wenn es dich nicht aufmuntern wird:
Trennt euch lieber jetzt voneinander im Guten zum Wohle der Kinder, als etwas zu probieren, was auf Dauer wahrscheinlich scheitern wird.

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Hi, ich verstehe dich so gut. Wir sind nach vielen Problemen und Verletzungen auf beiden Seiten auch in einer ähnlichen Situation. Die Situation ist insgesamt sehr kompliziert, da er chronisch krank ist und Schwierigkeiten hat eine Wohnung zu finden. Drüber weg zu kommen ist in der Situation leider sehr schwer, trotzdem ist es für die kleine und den täglichen Ablauf natürlich schön wenn er da ist.

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