Wie Trennung bei wirtschaftlicher Abhängigeit des Partners gestalten?

Hallo zusammen,
ich stehe kurz davor, mich von meinem Partner nach 12 Jahren Beziehung und 3 gemeinsamen Kindern zu trennen. Wir sind nicht verheiratet, haben keine gemeinsamen Finanzen, Haus, Auto und auch sonst fast alles gehören mir. Grund für die Trennung ist, dass mein Partner es einfach nicht schafft bzw. wohl auch gar nicht möchte, dass er mehr Verantwortung - auch finanzieller Art - für die Familie übernimmt. Er lebt mehr oder weniger wie das vierte Kind mit im Haushalt und ich kümmere mich um Einkommen, Haushalt und Kinderbetreuung. Ist schon nicht einfach, aber wenn dann noch obendrein Ansprüche kommen und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen müssen, dann wird es anstrengend - und maximal unsexy. Ich möchte die Beziehung deshalb nicht mehr und stand deswegen auch schon kurz vor dem Burn Out. Mein Job ist auch fordernd, macht mir aber Spaß, und ohne die zusätzliche familiäre Belastung könnte ich das gut wegstecken.
Er hatte keine einfache Kindheit und tut mir ja auch leid, aber ich kann die Beziehung nicht mehr weiterführen. Mit den Kindern albert er zwar hin und wieder rum und bastelt oder werkelt auch mal was mit ihnen, letztendlich ist er aber mehr der lustige Onkel, der mal was mit ihnen unternimmt, als ein verantwortungsvoller Vater.

So, nun zur eigentlichen Frage: im Falle der Trennung wird mein Partner mit nichts dastehen: kein Zuhause mehr, auch das Auto weg (er nutzt es für seine Selbständigkeit, die aber laut seinen Aussagen nicht so viel abwirft, dass er wesentlich zum Familienbudget beitragen könnte), enge Freunde hat er nicht so wirklich und auch seine Familie steht ihm sehr distanziert gegenüber. Was würdet ihr anbieten, um die Trennung "sanft" zu gestalten? Ohne, dass ihr selber dafür zu sehr zurückstecken müsst?

Bearbeitet von Quantencomputer
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Liebe TE,
es ehrt dich, dass du eine für deinen noch-Partner eine möglichst sanfte Trennung beabsichtigst. Allerdings glaube ich nicht, dass sowas funktioniert. Du warst 12 Jahre lang sanft und verständnisvoll.
Dein noch-Partner hat diese lange Zeit nicht genutzt, um seine eigenen Baustellen zu bearbeiten und sich zu einem erwachsenen, ernst zu nehmenden Partner zu mausern, er hat sich einfach nur vollumfänglich von dir supporten lassen.
Natürlich wird es schwierig für ihn. Er wird dich als miese Verräterin sehen und ganz sicher nicht überlegen, wie er mit dir möglichst sanft umgehen kann. Eher wird er alle Register ziehen, um dich umzustimmen, abzuzocken, emotional zu erpressen - du wirst dich wundern, wie tatkräftig er auf einmal wird.
Deshalb würde ich dir raten, statt sanften Plänen die Kampfausrüstung anzuziehen. Anwaltliche Beratung, Unterlagen sichern (auch bzgl. der ertraglosen Selbständigkeit). Freunde, Familie, ggf. auch Schule über die Trennung informieren, die Kinder sowieso.
Ferienwohnung oder WG-Zimmer sehr begrenzt finanzieren ist eine Sache, die du machen kannst - das wäre schon sehr entgegenkommend. Kann dir auch so ausgelegt werden, dass du verantwortlich für ihn bist. Das bist du nicht.
Was eigentlich in den esten Satz gehört hätte: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Entscheidung, dich zu trennen!
Ich wünsche dir alle Kraft der Welt!

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Vielen lieben Dank für diese sehr empathische Antwort <3
Tatsächlich habe ich fast weniger Angst davor, dass er in den Kampfmodus geht, sondern eher davor, dass er quasi daran zerbricht. Ich bin bei sowas immer extrem mitfühlend.
Vielen lieben Dank jedenfalls. Ich habe einerseits schon etwas Angst vor dem Schritt, freue mich aber darauf, dann hoffentlich in ein freieres Leben zu starten :-)

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... Ehrlich gesagt gar nicht. Ich gehe davon aus, dass du in den letzten Jahren oft genug das Thema angebracht hast und es bei euch schon geknallt hat deswegen - die Trennung folgt ja nicht umsonst.

Er ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich.

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Ja, ist natürlich richtig. Wobei Diskussionen darüber oft schwierig waren, da er nicht so der sachliche Diskutierer ist und schnell emotional wird, ich dagegen sehr strikt auf der Sachebene bleibe.

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Ich würde gar nichts anbieten, sonst lernt er ja nie, auf eigenen Füssen zu stehen und ausserdem hast du ihn lang genug verwöhnt.

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Ich würde ehrlich gesagt gar nichts anbieten. Ich würde ihm die Trennung mitteilen und ihm eine Frist setzen, in der er sich um eine neue Wohnung bemühen muss. Ob es dann im Streit ausartet, ist ganz allein seine Entscheidung. Eine "sanfte" Trennung musst du ihm nicht bieten. Er ist ja nun auch nicht so arg um dein Wohlergehen besorgt, oder? Ich vermute ihr habt endlos über die strittigen Punkte gesprochen, wenn eine Trennung für ihn jetzt aus heiterem Himmel kommt, dann ist ihm halt auch nicht zu helfen. Und es gibt genug Beratungsstellen bei denen er aufschlagen kann, wenn er nicht weiß wie er sich jetzt organisieren soll. Ich verstehe dass er dir leid tut, aber er ist erwachsen und sollte in der Lage sein, Verantwortung wenigstens für sich selbst zu übernehmen. Das muss er halt jetzt lernen.

Eventuell kannst du dich mal bei einem Anwalt beraten lassen, was deine und seine Rechte wären, sollte er sich zB weigern auszuziehen. Kann sein, dass er aus purer Hilflosigkeit und weil er nicht weiß was er machen soll diese Schiene fährt. Dann solltest du wissen was auf dich zukommt und wie du das so gestalten hast, dass die Kinder nicht in einen Rosenkrieg gezogen werden. Leider im Bekanntenkreis erlebt in genau so einer Situation.

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Ja, guter Punkt. Ich schaue aber erst mal, was er von sich aus bereit ist zu tun. Letztendlich kann ich es wahrscheinlich sehr entspannt sehen, da eigentlich alle Punkte bei mir liegen. Die Kinder stehen zum Glück auch auf meiner Seite, da sie ja mitbekommen, was ich für die Familie tue und was von ihm kommt. Dafür sind sie schon groß und verständig genug. Aber eigentlich möchte ich gar nicht, dass sie sich auf eine Seite stellen müssen, sie sollen nur verstehen, dass die Beziehung zwischen Mama und Papa nicht funktioniert, sie aber von beiden geliebt werden und auch beide weiterhin für sie da sind (was ich mir von meinem Partner erhoffe).

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Die Kinder würden bei Dir bleiben?

Dann sehe ich nicht, wieso Du ihm irgendetwas anbieten solltest. Er ist erwachsen, er wird endlich lernen müssen auf eigenen Beinen zu stehen. Das ist dann halt jetzt die harte Tour.
Du könntest ihm anbieten, ihm für 3 Monate eine Ferienwohnung, Zimmer, o.ä. zu bezahlen, bis er was eigenes gefunden hat. Das hätte für Dich den Vorteil, das er zeitnah ausziehen kann. (Sonst hat Du ihn u.U. noch Monate bei Dir, weil er nix findet).

Grüsse
BiDi

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Ja, anders würde es kaum funktionieren. Mein Partner kann sich noch nicht mal die Geburtsdaten seiner Kinder so richtig merken, geschweige denn, dass er in andere Bereiche ihres Lebens größeren Einblick genommen hätte. Ein weiterer Grund, warum ich unser Familienleben und unsere Beziehung so anzweifle. Der Gitarrenlehrer meiner Kinder hatte mir letztens beiläufig erzählt, wie es seiner Tochter gerade in der Schule geht und dass er mit ihrer Leherin gesprochen hätte. Ich musste dabei schlucken, weil mein der Papa meiner Kinder sich da so gar nicht interessiert und wahrscheinlich noch nicht mal so genau wüsste, in welcher Klasse sie sind und wie ihre Lehrer heißen. Dabei sollte das eigentlich selbstverständlich sein.

Das mit der Ferienwohnung überlege ich mal. Er hat hier sowieso das ganze Haus vollgeräumt mit irgendwelchen Basteleien oder Geräten, für die außer ihm niemand Verwendung hat. Wo das alles hin soll kann ich mir noch nicht vorstellen, dafür müsste er mindestens drei Garagen anmieten.

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Puh, ich sehe es wie meine Vorschreiberinnen - da muss er durch.🤷‍♀️

Das einzige, worüber ich ggf mit mir reden lassen könnte, wäre das Auto. Ist es ein recht neuer Wagen mit viel Wert oder vielleicht sogar euer gemeinsames Familienauto?
Wenn nicht - und er quasi einen günstigen, älteren Zweitwagen fährt, der zwar auf dich zugelassen ist, aber kaum mehr Wert hat und den du eigentlich nicht brauchst, würde ich ihm den quasi als "Abschiedsgeschenk" und um ihn nicht unnötig Steine in den Weg zu legen, geben. Alternativ ihm vielleicht anbieten, den Wagen günstig zu übernehmen. Denn wie ich verstanden habe, ist er auf den Wagen für seinen Beruf angewiesen?

Bearbeitet von edge-of-reason
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Das Auto ist unser Familienauto. Ich könnte es ihm zeitweise noch leihen, aber grundsätzlich benötigen wir es als Familie.
Bisher kümmert er sich als Hauptnutzer des Autos um Werkstatttermine, Reifenwechsel und Wartung, aber ob er sich alleine ein Auto leisten könnte, ist fraglich. Ja, er braucht ein Auto für seine Berufstätigkeit.

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Nun, der Teil ist sehr einfach: Wenn die Einnahmen einer selbständigen Tatigkeit nicht einmal reicht um die Betriebskosten zu decken, und dazu gehört das Auto, dann sollte man mal überlegen woran das liegt und ob sie überhaupt sinnvoll ist.

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Das ist jetzt vielleicht ne bißchen komische Frage - aber muss man in einer ehe-ähnlichen Gemeinschaft nicht ohnehin mit Unterhalt rechnen? 🫣

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Welche Art von Unterhalt meinst du? Ich gehe davon aus, dass er den Kindern gegenüber unterhaltspflichtig ist, wenn wir in getrennten Haushalten leben und nicht das gleichberechtigte Wechselmodell anwenden. Ob das zur Anwendung kommt, ist eine andere Frage. Ich wüsste aber nicht, warum ich ihm Unterhalt zahlen sollte, oder andersherum?

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Nein. Warum? Es steht ihm nichts an Unterhalt zu für sich.

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Ich würde ihm anbieten die Tür aufzuhalten während er seinen Kram nach draußen trägt......

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Danke für einen kleinen Lachflash am Morgen :-D

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*made may day*

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wie wohnt er bei dir mit Vertrag? oder einfach so
Teile ihm bitte schriftlich mit Fristsetzung mit, bis wann er auszuziehen hat.
sein Leben ist seine Baustelle ist deine