Trennung nach 12 Jahren Beziehung

Guten Morgen,

ich weiß noch gar nicht genau weshalb ich hier schreibe und was „dabei rumkommt“. Vermutlich möchte ich einfach nur gerne alles mal loswerden, weil ich niemanden mehr in meinem Umfeld habe, mit dem ich sprechen kann. Ich fange mal ganz Vorne an.

Ich leider unter verschiedenen psychischen Erkrankungen und war bis Mitte Juni noch stationär in einer Klinik. Diese Zeit half mir sehr, mich wieder besser kennenzulernen und ein Gefühl für mich zu bekommen. Es war so ziemlich die intensivste und hilfreichste Zeit, die ich bisher therapeutisch erlebt habe. Ich habe sehr davon profitieren können.
Bereits vorher war die Ehe mit meinem Mann (6Jahre verheiratet) nicht mehr so richtig am Laufen. Ein nebeneinander her leben, keine richtigen Gespräche mehr (Themen sind immer die selben: Autos und Arbeit). Mein Mann arbeitet sehr viel und ist 24/7 gestresst und genervt davon. Sein Hobby sind Autos. Demnach gab es da nicht groß andere Dinge, über die wir gesprochen haben. Außer Dinge, die die Kinder betreffen.
Ich würde sagen, dass wir beste Freunde sind seit Jahren, die ab und zu miteinander schlafen. Einsehen wollte ich das nie! Ich liebe ihn ja. Und der „Schein“ der perfekten Familie (Haus, 3 Kinder…) war nahezu perfekt und immer das, was ich mir gewünscht habe. Das aufgeben? In Ungewissheit? No way. Während des Klinikaufenthaltes hat sich das allerdings geändert. Ich habe dort bereits eine Trennung bei ihm angesprochen und auch gemerkt, dass das nicht das Leben ist, das ich den Rest meines Lebens leben will.

Umstände daheim sind sehr schwierig.
Wir leben in einem Eigentumshaus mit meinen Eltern, das uns allen zu gleichen Teilen gehört. Auch hier gibt es schon seit längerem immer wieder Stress und Ärger - zusätzlicher Faktor, der einen Riss in unsere Ehe gebracht hat.
Ich habe dann auch jemand neuen kennengelernt, was mir den letzten „Schubs“ gegeben hat, die Ehe zu beenden. Ich habe meinen Mann nie betrogen. Ich war direkt offen ihm gegenüber und habe ihm mitgeteilt, dass ich Gefühle für jemand anderen entwickelt habe. Wir konnten wirklich gut darüber reden. Danach gab‘s den erwarteten Stress und danach ging es wieder. Nun kommen wir gut miteinander zurecht. Alleine der Kinder zu Liebe schon. Seit ca. 4 Wochen sind wir nun getrennt, leben aber noch weiterhin im Haus gemeinsam, da wir erstmal klären müssen, wie wir hier rauskommen und alles weitere finanzieren, was mir zusteht, etc. Denn ich bin gesundheitsbedingt arbeitslos.
Meine Eltern haben ganz schlimm auf unsere Trennung reagiert. Kein Gespür von Empathie. Ich bekomme lediglich Vorwürfe seit Tag 1 an, werde emotional erpresst und unter Druck gesetzt. Klar, sie bangen um ihre Altersvorsorge, verstehe ich. Aber so, wie sie sich mir gegenüber verhalten ist schon heftig. Ich fühle mich ungeliebt. Sie sehen nur das Finanziell und ich habe das Gefühl, dass sie unsere Kinder dafür „vorschieben“ um ihren Willen zu bekommen (Bleibt im Haus, bei uns). Sie wollten sogar mich schon „rausschmeißen“ und meinen Mann überreden mit den Kindern hier zu bleiben. Ist aber keine Option für uns. Weil ich die Kinder bei mir haben werde und auch er nicht hier bleiben will. Was ja auch absolut verständlich ist. Sie müssen mal weiterdenken… er lernt auch mal wen neues kennen und dann? Wohnt er bei seinen Schwiegereltern. Das ist doch weird… mal davon abgesehen, dass sie sehr beeinflussend und manipulativ sind. Wir müssen und wollen hier beide raus - dringend!

Meine Eltern wehren sich nun also auszuziehen und das Haus zu verkaufen. Wir sollen dann jetzt halt schauen wie wir das lösen, das sei unser Problem.
Einfachste Lösung wäre für alle der Verkauf und umziehen. Aber mein Vater will partout nicht mehr umziehen. Er meint, er sei zu alt dafür und will das jetzt nicht mehr (56 Jahre ist er…). So ein Quatsch, wie ich finde. Sie zwingen uns damit nun quasi zum Bleiben, weil wir nicht parallel eine Wohnung mieten können. Unsere Wohnung hier zu verkaufen geht auch nicht, weil es EIN Haus ist, keine eingetragenen mehrere Wohnungen. Sie zu vermieten, davon alleine könnten wir auch nicht unsere Anteile tilgen und hätten einfach nur Mehrkosten und diesen Klotz damit am Bein. Ergo: Verzweiflung gerade. Es geht mir hier sehr schlecht und ich will einfach nur hier raus mit den Kindern. Aber ich werde durch die Umstände gezwungen zu bleiben.

Meine „Familie“ habe ich damit verloren. Meine Eltern, meine Schwester, Schwager.. alle sind wütend auf mich und verstehen unsere Entscheidung nicht. Sie sehen nur die Situation meiner Eltern. Aber haben wir denn kein Recht auf ein glückliches Leben? Sollen wir nun meiner Eltern zu Liebe noch hier bleiben bis sie in 20 Jahren tot sind? Können sie das von uns erwarten? Es tut mir weh, das so aufzuschreiben, aber so ist es gerade nun mal.
Dann bekomme ich ständig zu hören was ich meinen Kindern damit antue. Dass es ihnen definitiv beschissen gehen wird, ich deren Zukunft verbaue, ich egoistisch sei, dass ich sie nicht von Oma/Opa trennen kann, dass ich sie nicht aus dem großen Haus mit in eine kleine Wohnung nehmen kann, etc. Es kommt so wahnsinnig viel Druck, Vorwürfe und Erpressung. Es macht mich kaputt.

Ich fange an, an mir selbst und meinen „Anspruch“ auf Glück zu hinterfragen. Auch, MICH zu hinterfragen. Bin ich wirklich so schlimm? Muss ich wirklich so dermaßen zurückstecken? Ich ziehe ja nicht in eine 2 Zimmer-Whg. mit ihnen, wo wir alle in einem Raum schlafen. Das ist nicht der Plan und, dass sie an oberster Stelle stehen und ich das best mögliche aus dieser Situation mache, ist doch klar. Trotzdem scheine ich nichts richtig machen zu können und nebenbei noch ein schlechter Mensch zu sein.
Sollen mein Mann und ich zusammen leben bleiben, unglücklich, der Kinder zu Liebe und meiner Eltern zu Liebe? Das kann doch keine gute Lösung sein…

Ich fühle mich hilflos und alleine. Mit meinen Eltern kann ich nicht mehr sprechen, mit meiner Schwester nicht, Freunde habe ich nur eine, die 3 Std. weg wohnt. Ich muss das alles nun alleine durchstehen und schaffen und ich frage mich woher ich die Kraft nehmen soll. Mit jedem weiteren Vorwurf oder doofen Kommentar, raubt es mir die Energie und macht mein schlechtes Gewissen noch größer.

Nun steht morgen erstmal der erste Termin beim Anwalt an. Ich hoffe, dass ich dadurch schon mal um einiges schlauer bin. Auch, was die finanzielle Trennung mit meinem Mann angeht. Was steht mir zu, was habe ich letztendlich zur Verfügung, wie komme ich damit über die Runden, wie machen wir mit dem Haus weiter, wann komme ich hier raus, wie viele Schulden habe ich dann? So viele Fragen, so viel Ungewissheit, so viel Angst. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll und was der richtige Weg ist. Und das alles alleine schaffen… Doofe Zeiten gerade.⏳

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Hallo,

tut mir sehr leid mit der Beziehung und Deiner Erkrankung. Ich hoffe es kommt nun ein guter, neuer Anfang.
Ich glaube jedoch nicht, dass dieser neue Anfang gut wird auf dem Kurs, den Du eingeschlagen hast:

Ich verstehe ehrlicherweise nicht, warum Du meinst, Deine Eltern sollten ihr wahrscheinlich hart erarbeitetes Häuschen aufgeben. Haben sie es nicht verdient, glücklich zu sein, im eigenen, wahrscheinlich lange ersparten Haus?

Und warum glaubst Du, man könnte mit Kindern nicht in einer 2-Zi-Wohnung glücklich sein?

Woher kommt Dein Anspruch, dass die anderen für Deine Situation mit der Trennung nun grade stehen sollen??

Du schreibst Du bist gesundheitsbedingt arbeitslos.
Das tut allen sicher auch leid und dafür kannst Du wahrscheinlich nichts. Die anderen aber auch nicht. Die anderen Parteien haben ebenfalls Ihr Leben, Ihre Probleme, Ihre Träume, Ihre Wünsche.

Es ist nunmal so, dass kranke Menschen eine gewisse Absicherung vom Staat erhalten. Aber Luxus geht damit eben nicht. Die, die diesen möchten, erarbeiten ihn sich idR selbst.

Daher ist meine Meinung: Du hinterfragst Dich zu Recht!
Du kannst doch Deine Eltern nicht zwingen auf Dinge zu verzichten, die sie sich erarbeitet haben nur damit Du Dir Deine-Wunschtrennung leisten kannst.
Ich würde eher vorschlagen: Sie zu dass Du Dich mit Deinem Mann einigst, dass er auszieht und Du bleiben kannst. Dann entschuldigst Du Dich bei Deiner Familie und prüfst, wie Du hoffentlich wieder so gesund wirst, dass Du arbeiten und Deinen Wunsch-Lebensstil Dir selbst finanzieren kannst.


LG und alles Gute!
Shealove

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Hallo EOL,
zusammengefasst sollen deine Eltern nun also, wenn ich alles richtig verstehe:
- das Haus verkaufen (nehme an, sie können das von ihrem Auskommen alleine nicht bezahlen, ein anderer Grund fällt mir hier nicht ein)
- ausziehen und sich wahrscheinlich verkleinern (siehe oben)
- und hier wahrscheinlich auch deutliche Einschnitte in ihren privaten Finanzen haben, das wird wohl die Konsequenz für sie sein
- Wenn das Haus deinen Eltern gehört, könnten diese das auch getilgt haben. Das jetzt verkaufen zu müssen, ist wahrlich bitter
- wenn das Haus noch in der Tilgung ist, dann wird es eigentlich noch schlimmer, wenn man ehrlich ist.

Wenn ich das alles richtig verstehe, ist das schon sehr viel verlangt. Äußerst viel. Mit Gegenwind musst Du hier rechnen, das ist aus deren Sicht sehr verständlich.

Lösungsmöglichkeiten, die ich hier sehe:
- Du besorgst deinen Eltern einen Untermieter für das Stockwerk (wird ja wahrscheinlich räumlich irgendwie getrennt sein), damit deine Eltern so finanziell unterstützt werden. Du solltest die Annoncen schalten und die Mieter durchführen und das deinen Eltern abnehmen. Hier muss noch entschieden werden, ob das Haus den Eltern wieder überschrieben werden soll oder ob Du im Mietvertrag als Vermieter auftreten und deinen Eltern die Miete dann überweist.
- Kommen deine Eltern ins Altenheim, dann kannst Du die Miete zur Deckung des Altenheims verwenden, früher nannte man das Immobilienrente. Ich habe das bei meiner Großmutter so gemacht.
- Deinen neuen "Schubs", wie Du ihn nennst, solltest Du vielleicht nicht einziehen lassen. Das dürfte Öl ins Feuer sein.

Bearbeitet von Ferdinand2205
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Du kannst von deinen Eltern nicht verlangen, dass sie ausziehen. Es ist zur Hälfte ihr Haus. Das was sie sich erarbeitet und gewünscht haben.
Allein, dass du sie darum gebeten hast, finde ich nicht ok. Daher wahrscheinlich die ablehnende Reaktion deiner Familie.

Entweder ziehst du aus oder dein Mann. Die Kinder mal hier, mal da.
Als kurzfristige Lösung.

Langfristig sucht ihr einen Untermieter.