Hallo ihr Lieben,
hätte niemals gedacht, dass ich mich mit so einer Geschichte an euch wenden muss. Aber aktuell weiß ich einfach nicht, wo mir der Kopf steht.
Mein Partner und ich sind knapp 5 Jahre zusammen und haben einen gemeinsamen Sohn, der 14 Monate alt ist. Relativ schnell war klar, dass wir gerne ein zweites Kind möchten. Bis dato war unsere Beziehung wirklich harmonisch, es gab selten Streit oder
Auseinandersetzungen. Haben immer offen kommuniziert und haben uns blind vertraut.
Ich bin dann wirklich schnell schwanger geworden, nachdem wir die Planung fürs zweite Kind angegangen sind.
Mein Glück hätte nicht größer sein können.
Nun der große Schock: Mein Partner weiß nicht, ob er in uns als Paar noch eine Zukunft sieht. Er wirkt seit ein paar Wochen stark niedergeschlagen, unzufrieden und unglücklich. Er ist dauerhaft gestresst und genervt.
Wir haben oft geredet, er kann die Ursache nicht klar definieren.
Er ist starke genervt und überreizt von vielen Kleinigkeiten.
Ich hab das Gefühl, ich bin das einzige Ventil, welches er hat und er lässt alles an mir aus.
Nun machen ihm angeblich meine Verhaltensweise so sehr zu schaffen, dass er abends nicht mehr gerne nach Hause kommt.
Ich bin jetzt übergangsweise für ein paar Tage woanders untergekommen und er möchte sich bewusst mit seinen Gefühlen auseinandersetzen.
Hätte ihm das nicht vor der zweiten kinderlplanung einfallen können? Ich bin aktuell in der 8 SSW und er will uns quasi verlassen.
Man muss auch noch dazu sagen, wir wollten im August heiraten und schauten uns nach Eigenheimen um.
Also ich bin total verwirrt und wirklich planlos.
Zudem sehr enttäuscht und sauer, dass er mich quasi schwanger sitzen lässt, obwohl das eine gemeinsame Herzensentscheidung war.
Keine Ahnung, wie es weitergehen soll.
Schwanger und drohende Trennung
Hallo Anonym2024,
Kein Wunder, dass du in deiner misslichen Lage nicht weißt, wo dir der Kopf steht. Ich kann deine Trauer, deine überwältigenden Ängste in deiner Lage nachfühlen und deine damit verbundene Hilflosigkeit.
Sich einfach hilflos zu fühlen und handlungsunfähig, das ist schlimm. Du siehst dich völlig zu Recht dem ausgeliefert, was gerade im Kopf deines Mannes als "black box" für dich abläuft.
Du hast keine Ahnung, was im Kopf deines Mannes wirklich vorgeht, in welche Richtung er sich entscheiden wird. Du kannst nicht in ihn hineinsehen.
Vielleicht wäre es ein schwacher Trost für dich daran zu denken, du weißt jetzt in dieser Situation nicht, wie es weiter gehen wird. Aber dieser Zustand wird nur vorübergehend sein und dann wirst du auch wieder eine Perspektive und einen Handlungsspielraum bekommen, den du im Augenblick noch nicht sehen kannst.
Mein eigentliches Anliegen ist meine ganz persönliche Botschaft an deinen Mann als älterer Mann, ich fürchte aber, er könnte sie nicht annehmen:
Ich halte es für eine ganz furchtbare Idee, wenn er - wie du sagst - derzeit alleine sein möchte, um sich bewusst mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Hier kann ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung nur warnen, das ist bei mir zumeist gründlich schief gelaufen!
Im eigenen Saft zu schmoren und den eigenen überwältigenden, schmerzhaften und diffusen Gefühlen ausgesetzt zu sein, hat für mich immer die Folge gehabt, mich in meinen Phantasien und Schlussfolgerungen gewaltig zu verirren und auf die schlimmsten Abwege zu geraten.
In der Rückschau denke ich, das lag überwiegend daran, ich hatte und suchte in diesen Situationen nicht die Hilfe, die Unterstützung und Begleitung von vertrauenswürdigen Menschen, mit denen ich mein Innenleben teilen konnte. Dieses Teilen meiner eigenen Gefühle hilft mir inzwischen sehr, meine oft zu selbstbezogene Innenwelt besser in Richtung Realität zu justieren. Und mir klarzumachen, was in meinem Kopf ist Sehnsucht und Phantasie und wo stehe ich wirklich, wo kann ich mich selbst fühlen?
Ich würde daher deinem Mann dringend empfehlen, sich einen Menschen zu suchen, dem er sich vorbehaltlos öffnen kann und ich habe hier nicht einen Sportkumpel im Sinn. Das dürfte ihm sehr schwer fallen, aber er könnte es zumindest versuchen.
Hat er einen besten Freund? Wäre er bereit, mal einen kurzfristigen privaten Termin etwa bei einem Familientherapeuten zu bezahlen, erst mal ohne dich? Wie sieht es mit einem Seelsorger oder auch der Telefonseelsorge aus, wo er einfach mal - ohne auf dich Rücksicht nehmen zu müssen - Dampf ablassen kann und sich fallen lassen kann?
Wow!
Danke dir von ganzen Herzen für diese ehrlichen und wirklich selbstreflektierenden Worte.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass er sich dringend Hilfe suchen sollte. Aber das möchte er selbstverständlich nicht hören und das sind Dinge, bei denen ich ihm leider überhaupt nicht helfen kann. Das macht mich innerlich total kaputt und zerstört mich fast.
Zu wissen, was für ein toller Vater und Mann er ist und er geht zu Grunde. Ich bin machtlos und fühle mich so verletzt.
Therapie möxhte er nicht, weder mit, noch ohne mich.
Er hat ein Familienmitglied, mit dem er reden kann und auch schon das Gespräch gesucht hat. Aber ich denke nicht innig genug.
Ich versuche da aber wirklich reflektiert ran zu gehen und mir immer wieder vor Augen zu halten, dass er wohl ein schwerwiegendes Problem hat und vielleicht grade nicht Herr seiner Emotionen und Gedanken ist
Dennoch steckt so noch so viel mehr in dieser Geschichte. Es geht hier nicht nur um mich, sondern um unseren Sohn und dem kleinen Krümel in meinem Bauch.
Es ist fast unerträglich und ich weiß nicht, ob er sich dessen bewusst ist, was er mir damit gerade antut..
Hey!
Puh, das ist eine ätzende Situation.
Naja, immerhin ist er noch vor der Hochzeit auf die Idee gekommen, wenngleich die Situation nun auch ätzend ist.
Wie ist denn eure Situation? Wem gehört die Wohnung, wie lange will er nachdenken?
Betreffen seine Stimmungsschwankungen nur euch als Familie oder sein ganzes Leben?
Liebe Grüße
Schoko
Hey!
Js, da hast du wohl recht. Gott sei dann noch vor der hochzeit, für das zweite Kind ‚leider zu spät‘
Wir leben beide in einer Mietwohnung, ich würde da aber definitiv ausziehen wollen.
Wir haben noch einen gemeinsamen Hund, der nicht bei ihm bleiben kann. Demnach wird es für mich super schwierig, eine passende Wohnung zu finden. Aber nützt ja nichts, da muss ich nun durch.
Wir haben keinen zeitlichen Rahmen festgelegt. Ich bleibe eine Woche weg, ich muss selber einen klaren Kopf bekommen.
Selbst wenn er auf die Idee kommen würde, dass er uns als Familie doch nicht wegschmeißen möchte, weiß ich nicht, ob ich diese Enttäuschung und Wut jemals ihm gegenüber abschalten könnte.
Mir scheint auch nicht immer die Sonne aus dem hinterm. Über wir leben offensichtlich in einer wegwerfgesellschaft und ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man ‚einfach‘ alles aufgibt und nicht an Dingen arbeiten möchte.
Ich denke ich bin es nicht wert, dass man so mit mir umgeht.
Meine Traurigkeit war schnell verflogen, ich bin echt maßlos sauer und fassungslos.
Achso. Generell hat er aktuell miese Stimmung alles und jedem gegenüber. Also ebenfalls der Familie, seinem Job, seinen Freunden..
Demnach versuche ich es weniger persönlich zu nehmen. Tut trotzdem heftig weh.
Mein jüngerer Bruder hat sich ähnlich wie dein Mann verhalten. Seine Frau war ebenfalls schwanger, sie hatten bereits drei Kinder. Und obwohl das vierte Kind weder ungeplant noch überraschend kam, hat bei ihm plötzlich alles ausgesetzt. Eine totale Krise, alles wurde in Frage gestellt, das ganze Leben, die Ehe, die Kinder. Von heute auf morgen stand meine Schwägerin auch so da und ist erstmal mit den Kindern zu Verwandten gegangen. Meine älteren Brüder haben viel mit ihm gesprochen, und es war alles so diffus wie bei dir. Eine generelle Unzufriedenheit, auch Überforderung, irrationale Panik vor der Zukunft, irgendwie zum ersten Mal der ganzen Verantwortung bewusst...inklusive Schuldzuweisungen an die Frau, klar, man muss das ja vor sich selber und den anderen irgendwie rechtfertigen. Da braucht man einen besseren Grund als "Ich habe eine Krise und verhalte mich gerade richtig sch...".
Am Ende haben sie das wieder hinbekommen, aber es war mühsam. Ist ja klar, dass Vertrauen ist erstmal völlig erschüttert. Es war lange nicht absehbar, ob es wirklich wieder wird, aber tatsächlich scheint es jetzt besser als vorher zu sein, weil sie auch gemeinsam bei einer Beratung waren. Nicht unbedingt mit dem klaren Ziel, ihre Ehe wieder in den Griff zu bekommen, sondern eher in die Richtung "Wie machen wir das mit den Kindern jetzt?" Und darüber kam man natürlich zwangsläufig ins Gespräch über die grundsätzlichen Themen. Ich gehe jetzt hier nicht ins Detail, denn das ist ihre Geschichte und nicht meine. Aber sie hatten einige Baustellen, die sie jahrelang lieber zugebuddelt als bearbeitet haben, und das wurde da alles mal auf den Tisch gebracht. Inzwischen läuft es sehr gut, viel besser als vor der Krise, und damit hätte wirklich keiner gerechnet. Liegt aber, so realistisch muss man sein, nur daran, dass meine Schwägerin die Größe hatte, sich nochmal auf ihn einzulassen. Viele Frauen hätten ihn wahrscheinlich nach der Aktion in den Wind geschossen, verständlicherweise.
Also es muss nicht das Ende sein, aber es ist mühsam. Und wenn der eine nicht will, kann der andere sich abstrampeln, wie er möchte. Aber manchmal dauert es ein bisschen, bis der andere merkt, was er gerade alles wegschmeißt. Ich würde die Hoffnung nicht so schnell aufgeben. Das ist gerade absolut besch..., was dein Partner tut, aber er scheint sonst ja eine guter Mann zu sein, der nur gerade einen großen Fehler macht. Davor sind wir ja alle nicht gefeit, und nicht jeder, der sowas tut, ist ein totales Charakterschwein. Also wenn du Potenzial siehst, dann würde ich dranbleiben. Auch wenn es lange dauern kann.