Trennung vor zwei Jahren, immer noch Schuldgefühle, Frage nach dem richtigen Handeln

Hallo liebes Forum,

hier meine Geschichte.
ich war 10 Jahre mit meiner Ex-Frau zusammen, davon 2 verheiratet, bis die Trennung kam - Scheidung läuft noch.

Von den zehn Jahren waren eigentlich nur die ersten zwei glücklich. Trotzdem haben wir uns nie getrennt. Warum? ich war zu feige (habe mich verantwortlich für sie gefühlt), habe noch an ein Happy-End geglaubt, habe mir eingeredet, dass es normal ist, wenn man so lange zusammen ist usw. Ich habe also geheiratet, ein Haus gebaut und ein Kind gezeugt, obwohl die Zweifel immer da waren. Das ist der erste Punkt, den ich mir im Nachhinein nicht verzeihen kann.
Grund der Trennung war, um es einfach zu sagen, dass meine Ex mit ihrem eigenen Leben sehr unzufrieden ist und das meine ich wirklich allumfassend. Sie hasst ihren Job, hat gesundheitliche Probleme, die sie zu spät angegangen ist und beneidet jeden links und rechts, weil dieser ein besseres Leben hat.
Ich habe lange versucht, das auszugleichen, es ist mir aber nur bedingt gelungen, wenn ich mich komplett verbogen habe und auch das war dann nur temporär. Sie hat ihre Unzufriedenheit an mir rausgelassen - durch Kälte, Vorwürfe, emotionale Demütigung und mir ein schlechtes Gewissen eingeredet. Jegliches Gefühl, das ich hatte, wurde als verletzend für sie klassifiziert, sodass die Kommunikation schließlich am Nullpunkt war. Mir wurde jahrelang das Gefühl gegeben, dass ich zu wenig bin. Das mal die Kurzfassung. Vor zwei Jahren habe ich mich getrennt, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe mich zudem fremdverliebt, körperlich wurde es aber erst nach der Trennung. Bitte nicht falsch verstehen, das war nicht der alleinige Grund, sondern der berühmte Tropfen, der das Fass...Diese neuen Frau macht mich wunschlos glücklich, jetzt aber das ABER: unser Kind

Der Kleine ist mein Ein und Alles, ich sehe ihn jedes zweite WE und habe ihn noch einen zusätzlichen Tag unter der Woche (ab September dann auch mit Übernachtung unter der Woche, fahre jedes Mal über 100km (habe dort aber eine Zweitwohnung). Ich zahle mehr Unterhalt als ich müsste und sage zu fast allem Ja und Amen. Ich würde sagen, wir haben ein gutes EX-Verhältnis, essen zusammen, machen Ausflüge zu dritt usw
Aber es reicht nicht, ich vermisse meinen Sohn jeden Tag und trauere der klassischen Familie hinterher. Immer wenn er traurig ist, mache ich mir Vorwürfe, dass es an der Trennung liegt. Ich habe Angst, dass er mich verurteilen wird, dass er den Kontakt abbricht, dass er irgendwann einen anderen Mann als seinen Vater ansieht (er ist jetzt 4). Es geht so weit, dass ich Panikattacken und Schlafstörungen habe. Meine Ex deutet immer wieder an, dass sie die Scheidung nicht will und obwohl ich mit meiner neuen Partnerin wunschlos glücklich bin, ich hätte nie gedacht, dass ich eine Frau so sehr lieben könnte, höre ich diese Stimme in mir, dass ich zurück soll. Ich habe aber nicht vergessen, wie schlimm die Beziehung für mich war und ich will meine Seele-Verwandte nicht aufgeben, gleichzeitig reißt die Liebe zu meinem Kind in die andere Richtung. Es fühlt sich so an, als müsste ich mich entscheiden: guter Vater oder Traumfrau fürs Leben

Ich bitte darum, keine Moralpredigt zu bekommen, ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe und mein Gewissen bestraft mich jeden Tag - keine Sorge. Vielmehr erhoffe ich mir einen Rat, neue Gedanken und im besten Fall jemanden, der Ähnliches erlebt hat und vielleicht ein paar Jahre weiter ist.

DANKE

Bearbeitet von Hausmeister2
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Geh nicht zurück!
Das würde dich unglücklich machen und wäre keine gute Beziehung.
Dein Sohn bekommt das mit. Und Kinder leiden unter so einer Situation.

Jetzt hat er einen glücklichen Vater und eine gute Beziehung zu dir.

Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass dein Sohn einen anderen Mann als Vater ansieht.
Er sieht in deiner Partnerin doch auch nicht seine neue Mutter. Wenns gut läuft, wird deine Partnerin ihm eine gute Freundin sein. Und das ist gut so.
Aber er wird garantiert nicht seine leibliche Mutter tauschen!

Vorwürfe brauchst du dir nicht zu machen.
Du hast Kontakt und ein gutes Verhältnis zu deinem Sohn. Das ist das Wichtigste.

Wenn du zurück gehst, werden vier Menschen unglücklich bzw. leiden: du, deine Partnerin, deine Ex sowie dein Sohn.
Deine "klassische" Familie war eine unglückliche. Das musst du mal für dich reflektieren.

Dein Verhältnis zur Ex ist JETZT (mit Abstand) auch gut. Das würde aber wieder unschlagen, wenn du zurückgehst.

Wenn du ihn so sehr vermisst, telefonier öfter mit deinem Sohn oder Face-Time.

Und wichtig: mach dir bitte keine Vorwürfe.
Das was ich lese zeigt einen liebenden Vater!!

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Danke für die schönen Worte! 🙏

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Ich finde, du solltest dir nicht weiter Schuldgefühle machen. Ich geb's zu, ich bin oft Pro-Mama, aber du hast es doch wirklich - über Jahre - versucht.
Ich würde nicht zurückgehen. Auch deinem Kind zu liebe. Was würdest du ihm denn vorleben. Wie man eine unglückliche Beziehung führt? Aber ich würde immer versuchen, so viel mehr zusätzliche Zeit mit ihm zu verbringen wies geht. Im Kindergarten wird jemand gesucht, der mit zum Ausflug geht? Du bist dabei. Im Kinderturnen wird ein Fest gefeiert? Du bist dabei. Etc. Du wirst dann für immer mit den schönen Kindheitserinnerungen verbunden sein.

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Vielen Dank 🙏

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Ich denke, dass Du hier richtig entschieden und gehandelt hast. Du gehst zu hart mit Dir ins Gericht, wenn Du glaubst, Du hättest hier die Mehrzahl der Fehler begangen.

In Bezug auf die Lebenswünsche (deine neue first Lady und dein Kind) sollten diese beide in dieser Konstellation realisierbar sein.

Probleme könnten sich mit deiner neuen Frau ergeben, wenn die Scheidung zu lange hinaus gezögert wird. Sie könnte das als mangelndes Bekenntnis zu sich interpretieren, was nachvollziehbar wäre.

Lediglich das hier: "und sage zu fast allem Ja und Amen", das solltest du abstellen.

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Auch für diese Antwort ein großes Dankeschön!

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Das mit dem Ja und Amen ist ein Problem, das weiß ich. Ich fühle mich aber erpressbar, dass wenn ich sie nicht bei Laune halten, sie mich damit "bestraft", dass ich den Kleinen weniger sehe. Die Zeit, die ich jetzt mit ihm habe, habe ich mir hart erarbeitet. Aber ja, es ist ein schmaler Grat, wenn ich nur auf ihre Bedürfnisse bzw. Ansichten achte, kann das schnell zu einem Teufelskreis werden.

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Ich weiß, wie du dich fühlst. Auch ich hatte lange mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen. Dem Gefühl, die „heile Familie“ zerstört zu haben. Jedes Mal, wenn die Kinder geweint haben, weil sie lieber zu mir als zum Papa wollten (oder auch mal andersherum). Aber bei genauem hinsehen gab es diese Familie gar nicht. Klar nach außen hin schon. Aber ich war unglücklich, wurde immer ruhiger, hab mich selbst verloren, ewig verbogen für ihn. Das ist doch auch kein Leben! Ein kraftloses Elternteil, welches immer nur ja und Amen sagt, ist den Kindern keine große Stütze. Und dass es nicht besser ist, der Kinder wegen zusammenzubleiben, hat die Familie meines Ex bewiesen. Alle hatten damit zu tun. Die Mutter, die jahrelang gelitten hat, stillschweigend, die Kinder, die sich schuldig gefühlt haben, weil man wegen ihnen zusammen geblieben ist…selbst der Vater, der damals nicht den A in der Hose hatte, verantwortlich zu handeln.

Sie für dein Kind da, genieße dein Glück mit deiner Partnerin und versuche, dich nicht erpressen zu lassen. Oft hört das auf, wenn man einfach klar bleibt. Und vielleicht lässt du dich mal zum Umgang beraten, ohne das Kund zu tun. Oft hast du dann mit dem backgroundwissen ein anderes auftreten, das spürt dein Gegenüber .

Bearbeitet von Keinzurueck
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Danke für diese wertvolle Antwort. Ich habe schon mit meinem Anwalt gesprochen, der meinte, ich habe schon mehr Umgang, als er für mich herausholen könnte. Und ein Gerichtsstreit kommt für mich erst als letzte Option in Frage. Das möchte ich primär meinem Sohn nicht antun, ich schließe es nicht kategorisch aus, aber es muss die allerletzte Option sein.

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Ja das verstehe ich. Auch für mich wäre das die letzte Option, obwohl mir schon viele dazu geraten haben. Aber wenn man davon ausgehen muss, dass das Kind als Druckmittel benutzt wird, muss man irgendwie das kleinere Übel wählen.

Vielleicht kannst du ja den Umgang Schritt für Schritt erweitern?

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft für das was kommt.

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Die Frage ist, warum straft Dich Dein Gewissen? Weil Du aus einer unglücklichen Beziehung ausgestiegen bist? Oder weil Du Deinem Sohn angeblich kein Leid zufügen willst, ihm aber eine nicht funktionierende Beziehung evtl. zumuten würdest, wenn Du zurück gehst? Beides sind unwürdige Argumente. Ein Kind hat mehr Antennen als man denkt. Zu allem ja und amen sagen lässt auf einen eher labilen Zustand schließen. Du sagst, Du bist glücklich, aber zweifelst daran, ob es nicht besser wäre zurück zu gehen... also nein, man läuft in sein Unglück nicht freiwillig hinein. Bleibe bei Deiner Dich glücklich machenden Partnerin, vernachlässige nicht Deinen Sohn. Das Zeitfenster, welches sich zur Zeit öffnet, ihn zusätzlich 1xwö. zu sehen, nimm es wahr und lass Dir Zeit, die Entwicklung weiter abzuwarten. Mehr ist z.Zt. nicht drin. Nutze diese Zeit für Dein Kind.

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Sorry, aber ich werde aus der Antwort nicht ganz schlau. Ich möchte meinen Sohn angeblich kein Leid zufügen. Sicher nicht angeblich. Ich möchte es nicht. Punkt. Ich fühle mich egoistisch, ich sehe, wie meine Ex leidet und ich sehe, dass mein Sohn nur ab und zu bei seinem Vater ist. Rational hast du natürlich Recht, aber das Rationale besänftigt mein Gewissen nicht. Bin ich labil? Bestimmt, sonst würde ich hier ja nicht schreiben. Die Frage ist, wie das Rationale über das Emotionale siegt. Danke trotzdem für deinen Beitrag.