Wann Nestmodell beenden?

Liebe Community,
Mein Expartner ist psychisch krank. Wir haben eine Art Nestmodell, allerdings wohne ich da permanent, und er kommt, wenn ich beruflich oder privat verreist bin, was relativ regelmäßig passiert. Unsere Kinder sind zum Glück schon recht groß (Teen/Twen).
Jetzt frage ich mich, wie lange ich das Modell so fortführen soll. Es ist jetzt halt so für alle Beteiligten bequem, aber irgendwie unstimmig, kein klarer Cut. Ich möchte nicht mehr mit ihm zusammen leben, und dass das Teeniekind eine Betreuung braucht, wird jetzt immer weniger relevant. Die Begegnungen ziehen mich auch manchmal runter, weil die Vorgeschichte der Trennung zum Teil traumatisch für mich war und es mich dann daran erinnert.
Ich bin aber relativ sicher, dass er es nicht wirklich schaffen würde, ein eigenes Setting für den Kontakt mit den Kids zu organisieren. So dass ich dann durch die Beendigung des Nestmodells dazu beitragen würde, dass die Beziehung von Vater und Kids noch mehr beeinträchtigt würde. Für sein psychisches Befinden wäre es vermutlich auch ein herber Downer.
Ich nehme mal die Antwort vorweg, dass ich für seine Beziehung zu den Kids und seine psychische Gesundheit nicht verantwortlich bin. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich weiß, dass es ihm (wahrscheinlich) nicht gut gehen wird. Und ich möchte auch möglichst, dass die Kids das Gefühl haben, einen guten oder okayen Papa zu haben.
Ab welchem Alter der Kids würdet Ihr sagen, dass ich mich aus dem Fördern des Vater-Kind-Kontaktes völlig rausziehen kann?
Liebe Grüße vom Sonntagskind

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Selbes Modell hat meine Freundin mir ihrem Ex-Mann.
Sie kommt zb. eine Woche zu mir, so lange ist ihr Ex in ihrem Haus mit den Kindern.
Hier ist allerdings noch ein Grundschulkind involviert.

Er ist an das andere Ende von Deutschland gezogen und ich kann sie sehr gut verstehen, dass sie für die Kinder dieses Modell durchzieht.

Er hat ebenfalls psychische Probleme und bekommt die einfachsten Dinge nicht auf die Kette.
Sie ist diejenige, die alles für die Kinder tut und es eben sogar so weit kommen lässt, dass sie ihm immer wieder "das Haus gibt".
Er ist pleite und wohnt 7 Autostunden weit weg, eine andere Möglichkeit als diese gibt es nicht.

Also zieht sie es durch. Für uns natürlich auch schön, wenn wir dadurch auch Zeit für uns haben. Aber ewig wird dieses Modell so nicht mehr funktionieren.

Wie weit wohnt dein Ex denn weg? Ich würde den "Kindern" zuliebe auch viel zulassen. Aber wenn dir das ganze nicht gut tut, dann kann ich dir nur den Rat geben es zu beenden.
Wenn er es dann nicht auf die Kette bekommt seine eigenen Kinder regelmäßig zu sehen, dann ist das traurig, aber nicht zu ändern.

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Ich versuche gerade die 'Art von Nestmodell' zu verstehen.
Die Kinder leben bei Dir und der Vater kommt quasi als Babysitter vorbei, wenn Du auf Reisen bist? Sind das die einzigen Situationen, in denen Vater und Kinder sich sehen?
Nun sind Deine Kinder so alt, dass Du auf den Babysitter verzichten möchtest, Du aber Bedenken hast, dass der Vater-Kind-Kontakt dann ganz einschläft und Du deswegen ein schlechtes Gewissen hast / hättest?
Verstehe ich das richtig?

Zunächst mal würde ich den Babysitter vom Vater-Kind-Kontakt gedanklich trennen. Ob Dein Jüngster (den Twen würde ich da ganz 'rausnehmen, ein junger Erwachsener ohne Behinderung sollte definitiv ohne Aufpasser klarkommen) ohne erwachsene Aufsicht / Anwesenheit klarkommt, hängt extrem davon ab, wie selbstständig / selbstsicher er ist, von wieviel Tagen Abwesenheit wir überhaupt sprechen und wie alt der Teenie tatsächlich ist. Zwischen 13 und 19 Jahren liegen Welten.

Wenn Du und er nicht felsenfest davon überzeugt seid, dass das Ganze klappt, brauchst Du weiter einen Babysitter und die ganzen Überlegungen sind hinfällig. Es sei denn, Vater und Sohn sind fein damit, dass Sohn in der Zeit Deiner Abwesenheit beim Papa wohnt. Wenn das bisher nie gemacht wurde, würde ich aber mindestens einen Probelauf machen.

Du solltest auch bedenken, dass es ja durchaus sein kann, dass Deine Kinder beschliessen in Zeiten Deiner Abwesenheit Papa zu sich einzuladen. Damit haben die drei ihren Kontakt eigenständig geregelt, Du hast aber immer noch keinen klaren Cut.

Du wirst nicht drumrumkommen, dieses Thema mit allen Beteiligten zu besprechen. Vielleicht ergeben sich ja dann von selber völlig neue Perspektiven.

Grüsse
BiDi

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Also das Babysitting ist nicht absolut notwendig, die volljährigen Kinder wohnen ja auch zu Hause, und wir mussten und konnten uns früher auch schon ohne ihn organisieren, wenn er plötzlich in der Psychiatrie oder anderweitig krisenbedingt abwesend war. Und da waren alle sogar noch jünger (logischerweise).
Aber es ist halt praktisch. Er kann so auch die erwachsenen Kinder niedrigschwellig sehen, und das jüngste Kind hat sein Zuhause und seine Geschwister und nicht nur Papa. Natürlich ist es auch für mich bequem, wenn er auch mal einkauft oder einen Arzttermin begleitet, wenn ich weg bin.
Was mich psychisch so verstrickt ist seine Affäre (Trennungsgrund), die er beendet hat, weil klar war, dass er nicht mehr bei mir zu Hause sein kann, wenn er diese Beziehung weiterführt. Das hätte ich psychisch nicht gepackt. Eine eigene umgangsgeeignete Wohnung zu nehmen hat er nie in Erwägung gezogen, er hat da immer auf die Familienwohnung gesetzt. Wenn ich das Modell beende, dann hat er die Affäre beendet und trotzdem sein Zuhause und seine Familie verloren. Da habe ich das Gefühl, ich liefere nicht, was ich versprochen habe. Ich habe das zwar nicht versprochen, aber das schlechte Gewissen ist trotzdem da, zumal seine Situation wirklich nicht toll ist, während es mir eigentlich gut geht.

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Was mich persönlich unendlich stören würde, wäre, dass mein Expartner sich in meinen 4 Wänden aufhält, wenn ich nicht da bin #schock

Dann ist der Mann erwachsen. Offensichtlich ist er in der Lage, auf seine Kinder "aufzupassen" also wird er wohl in der Lage sein, selbstständig ein Setting einzurichten, in dem er die Kinder regelmäßig liegt.
Du schreibst dir da noch viel zu viel Verantwortung zu.

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Was ist denn an seiner Wohnung als "Setting" für einen Aufenthalt der Kinder bei ihrem Vater nicht in Ordnung?

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Seine Wohnung ist nicht in Reichweite der Schule (150km). Sie ist gar nicht zum Umgang gedacht. Er hat nie in Erwägung gezogen, eine geeignete Wohnung für Umgang zu nehmen.

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und das kompensierst DU?
Warum?

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Hallo, was wünschen sich denn deine Kinder? Wenn sie die Papazeit genießen könntest du vllt einerseits beginnen, Alternativen vorzuschlagen (z.B. trefft euch in der Mitte und unternehmt da was Schönes, macht zusammen Urlaub etc.). Darüber hinaus würde ich an alle klar und deutlich ein Datum kommunizieren, zu welchem der Vater entgültig nicht mehr in der Wohnung lebt, in 2 Jahren oder so. Je mehr Vorlauf deste größer die Chance, dass alle einen guten Weg finden...

Viel Glück 🤞

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Danke

Bearbeitet von Inaktiv