Hallo ihr Lieben,
ich hoffe ihr könnt mir mit eurer Erfahrung etwas weiterhelfen.
Ich habe mich vor zwei Jahren, aufgrund fehlender Gefühle, von meinem Mann getrennt. Wir haben drei Kinder zwischen 3 und 7 Jahre. Wir leben seither weiterhin gemeinsam in unserem Haus. Schlafen in getrennten Zimmern, führen ansonsten ein relativ normales Familienleben mit regelmäßigen gemeinsamen Aktivitäten und Urlauben.
Nach vielen Diskussionen haben wir uns vor kurzem dazu entschieden uns zusätzlich noch eine gemeinsame Mietwohnung anzumieten. Wir wollen dort im wöchentlichen Wechsel leben. Der andere Elternteil betreut dann die Kinder im Haus. Es ist weder finanziell noch zeitlich ein Problem. Die Beziehung ist nach meiner Ansicht nicht mehr zu retten.
Mein noch Mann möchte gerne, dass wir unsere aktuelle Wohnsitutation im gemeinsam Haus beibehalten bis die Kinder größer sind. Er macht mir täglich ein schlechtes Gewissen hinsichtlich meines Wunsches nach mehr Privatsphäre.
Er sagt ich würde den Kindern dauerhaft Schaden durch meinen Egoismus.
Ich weiß wirklich nicht mehr was noch richtig ist. Ist es wirklich so egoistisch, dass ich nach zwei Jahren der Trennung mal wieder etwas Privatsphäre möchte. Das ich mit 40 Jahre
vielleicht irgendwann nochmal einen Mann kennenlernen möchte. Auch mal wieder das Bedürfnis nach Zärtlichkeit habe, die ich im gemeinsam Haus mit meinem noch Mann natürlich nicht ausleben kann. Die Möglichkeit wieder etwas zu mir zu finden.
Ich weiß nicht ob die Wohnung die richtige Entscheidung ist oder wir vielleicht weiterhin eine glückliche Familie spielen sollten, damit die Kinder vor der Trennung vom jeweiligen Elternteil geschützt werden.
Richtige Entscheidung treffen
Scheint, als sei "dein Mann" ganz zufrieden mit der Situation und er möchte natürlich nicht, dass sich daran was ändert.
Ist die Frage, was ihr euren Kindern vorleben wollt..
Natürlich würde es eure Kinder sehr traurig machen, wenn einer auszieht, da darf man sich keine Illusionen machen.
Aber wie lange wollt ihr den Kindern noch was vormachen?
Möchtest du weiterhin deine Bedürfnisse nach Privatsphäre so sehr zurückschrauben, dass dein Exmann im Prinzip immer weiß, wann du kommst und gehst?
Überleg dir das gut - und natürlich ist es egoistisch, aber das ist auch gut so!
Für eure Kinder wird es ein Schock sein.
Aber besser, als irgendwann erklären zu müssen, dass man jahrelang was vorgespielt hat.
Ihr seid seit 2 Jahren von Tisch und Bett getrennt. Da sich deine Worte aber so lesen, als würdet ihr nur das Ehebett nicht mehr teilen, aber sehr wohl noch Urlaube, Waschen von Wäsche usw., seid ihr noch nicht im Trennungsjahr.
Die WG hat nun 2 Jahre funktioniert und nun ist es einfach Zeit für den nächsten Schritt. Jeder hat das Recht auf ein Leben nach Trennung, Scheidung. Und ja, weder kann er seine Freundin noch du deinen Freund mit nach Hause bringen. Auch wird ein neuer Partner eher weniger Verständnis zu eurer Wohnsituation haben oder auf gemeinsame Urlaube und Wochenenden verzichten wollen.
Daher gehe deinem Bedürfnis nach Privatsphäre nach, regelt die Scheidung und schafft Klarheit für euch alle. Ob das mit Wohnung und Haus im Wechsel klappt, kann man nicht wissen, wenn man es nicht probiert hat. Dafür braucht es ganz klare Regeln was die Hausarbeit in beiden Haushalten betrifft. Meistens scheitert es nämlich dann daran. Auch muss man dann jede Woche mit all den persönlichen Dingen umziehen und sich neu einrichten und das gleiche zurück.
Die Kinder haben doch längst gemerkt, dass etwas nicht stimmt und ich finde es eher verantwortungslos, dass ihr versucht, den Kindern etwas vorzumachen. 1. verlernen Kinder sonst leicht ihren eigenen Gefühlen zu trauen, weil ihr nicht mehr authentisch seid und 2. Was ist das für eine Beziehung, die ihr vorlebt? Sie sollten doch eher lernen, wie eine echte, liebevolle Beziehung funktioniert.
Wenn dein Ex jetzt schon nicht deine Grenzen akzeptiert, würde ich auch das Nestmodell nicht machen sondern jeder sucht sich etwas eigenes, um neu anfangen zu können.
Das Kinderglück hängt nicht unbedingt davon ab, dass die Eltern vögeln. Wenn sich beide liebevoll kümmern und die Familie freundschaftlich insgesamt authentisch ist, wo „machen“ sie da den Kindern etwas „vor“?
Könntet ihr zwei Wohnungen anmieten, sodass jeder sein Eigenes hat und dann noch das Familienhaus? Eure Kinder müssen vor nichts geschützt werden, wenn ihr euch beide kümmert. Ihr könnt das Nestmodell ja langsam einschleifen lassen und mit ein, zwei Tagen pro Woche beginnen. Ich würde deinem Bedürfnis jedenfalls Raum geben, sonst sammelst du nur Groll an gegen deinen Mann (Ex, Freund, whatever) und irgendwann wirfst du ihm wütend alles vor die Füße. Lass es nicht so weit kommen, wenn‘s geht.
Grundsätzlich finde ich es egoistisch, eine Beziehung mit kleinen Kindern zu beenden, wenn noch ein Teil offensichtlich an dir hängt, sonst wäre die Situation bei dir vermutlich nicht so, denn diese hatte ich auch. Denkst du, da ist wirklich nichts mehr zu retten? Ihr habt kleine Kinder und lebt schon seit zwei Jahren so. Ich möchte dir nichts aufdrängen, aber hast du mal darüber nachgedacht, ihn wieder neu kennenzulernen? Bei mir war es viel Alltag, wir haben ähnlich wie du gelebt, auch mit einer Trennung. Doch ich habe gemerkt, dass es alles gut ist, nur ohne... ohne Liebe. Deshalb habe ich mich für meinen Ex-Partner und für unsere Kinder entschieden, eine Paartherapie zu machen und mir wieder Zeit zu zweit zu nehmen. Kümmert euch erstmal um die Wohnung und das Haus, lass dir Zeit, auch mit Dates. Sei erstmal für dich da. Ich weiß nicht, wie lange ihr zusammen wart, aber überlege dir die gesamte Konstellation in Ruhe.
LG
Schön geschrieben, genau so! Damals habe ich aus Panik die Wohnung zwei Wochen vor der Übergabe wieder zurückgegeben, die beste Entscheidung. Ich habe es genauso gemacht wie du. Von meiner Seite habe ich nicht mehr daran geglaubt und wollte eigentlich nichts mehr. Die Therapie war eine gute Grundlage, aber sich wirklich Zeit zu nehmen, war entscheidend. Jetzt sind drei Jahre vergangen und es war die beste Entscheidung für mich und für alle. Danke für deinen Text, es tut gut zu wissen, dass ich nicht allein bin und dass auch so durchlebt haben.