Hallo liebes Forum,
ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal hier anmelde und schreibe, aber ich weiß einfach nicht weiter.
Eigentlich kenne ich die Antwort - ich (m, 43), habe mich vor knapp gut 2 Wochen bereits das 3. Mal von meiner Partnerin (38) getrennt. Wir kennen uns seit 3 Jahren und waren ca. 2,5 Jahre ein Paar. Nach ca. 7-8 Monaten sind wir zusammengezogen und ich bringe eine Tochter im Teenager-Alter mit, die jedes 2. WE bei uns ist. Das Verhältnis zu ihr ist eigentlich gut, zu ihrer Mutter etwas durchwachsen.
Wir beide bringen aus unserer Kindheit einige Traumata mit und haben diese meiner Meinung nach noch nicht ganz verarbeitet. Wer sich mit den Bindungsstilen etwas auskennt, weiß wovon ich spreche: ich eher ängstlich-ambivalent bzw. vermeidend und sie eher ängstlich-anklammernd. Meine Eltern haben sich getrennt als ich Teenager war, und mein Vater ist wenig anwesend gewesen, so dass ich sehr schnell Verantwortung für mich und meine Mutter übernehmen musste. Das zeigt sich heute in Beziehungen im people-pleasing und Unterdrücken meiner Bedürfnisse. Bei meiner Partnerin ist es so, dass zuhause viel gestritten wurde und sie als drittes Kind sehr wenig Zuneigung erhalten hat, so dass sie das Gefühl hatte permanent für Harmonie sorgen zu müssen, dass sie gesehen wird.
Wie zeigt sich das in unserer Beziehung?
Das Thema Patchwork ist unser großer Feind. Sie kommt mit der Zuneigung die ich meiner Tochter schenke nicht gut klar. Ich kümmere mich in meinen Augen sehr gerne und pflichtbewusst um die Bedürfnisse meiner Tochter - wir telefonieren mehrmals pro Woche, wenn sie da ist schaue ich dass sie ihre Hausaufgaben macht, wir ab und zu zu zweit aber auch zu dritt etwas unternehmen. Es herrscht dennoch sehr oft Eifersucht, es wird mir vorgeworfen ich würde meine Partnerin nicht sehen oder ignorieren und permanent gibt es Unterstellungen und Vorwürfe.
Weiters bin ich ein Mensch, der sehr gut alleine klarkommt. Ich habe einige Freunde, aber keine großen Freundeskreise. Ich mache sehr gerne Sport und brauche diesen auch als Ausgleich zu meiner sehr fordernden beruflichen Tätigkeit, bin aber grundsätzlich jeden Abend pünktlich zu Hause und möchte auch an den Wochenenden wenn wir zu zweit sind zwar etwas zu zweit unternehmen, brauche aber auch hier und da ein paar Stunden für mich um mich zu regulieren und meine Bedürfnisse zu stillen.
Meine Partnerin hingegen hat sehr viele Freunde, große Freundeskreise, eine große Familie in der Nähe (meine lebt nicht hier und wir sehen uns 1-2x im Jahr) - sie fordert von mir ein, dass ich hier immer dabei bin und mich auch einbringe. Dass ich mit den anderen lache, mich unterhalte, mich "beliebt" mache. Gefühlt, um ein Bild von uns zu wahren. Von uns, dem "perfekten Paar". Ich kann nicht authentisch sein, ich darf nicht äußern wenn ich mal zu einem Familienfest nicht mitfahren möchte, weil mir das alles "zuviel" wird oder ich Zeit für mich brauche. Das beschwört die große Staatskrise herauf.
Seit wir uns kennen streiten wir mehr als dass wir schöne Zeiten haben. Ich bin permanent ausgelaugt, weil ich das Gefühl habe, nie genug zu machen. Sie ist sehr harmoniebedürftig und fordert Aufmerksamkeit ein. Ich soll sie sehen, ich soll sie ausführen, ich soll ihr Zuneigung schenken, jetzt umarmen, jetzt da sein - "gib mir, gib mir, gib mir". Sie kann schlecht alleine sein, fühlt sich sehr schnell unrund wenn es so ist und ist generell ein Mensch der andere braucht um sich aufzutanken. Ich tanke mich gut alleine auf, und bin dann gerne in Gesellschaft weil es mir Spaß macht, aber ich brauche es nicht permanent.
Wir streiten nur noch. Wir diskutieren alles zu Tode. Sie kommt sehr oft auf mich zu und dreht die Dinge um, so dass ich das Gefühl habe wieder "etwas falsch gemacht zu haben". Ist auch ein Thema von mir - generell habe ich viel Scham und Schuldgefühle.
Sie wünscht sich so sehr Familie und hat das Gefühl, dass wir nicht die gleichen Voraussetzungen haben wie andere - weil da schon ein Kind ist das "stört" bzw. Geld von mir bekommt. Ich wünsche mir auch ein Zuhause, ein warmes Heim, eine herzliche Partnerin, aber für mich ist das Fundament hierfür noch nicht da - ich möchte nicht dass ein neues Kind in einem Zuhause aufwächst wo nur gestritten wird oder wo nur eine "Fassade" gewahrt wird. Ich kann mir ein zweites Kind gut vorstellen, müsste dafür natürlich auch einige Dinge hinten anstellen, aber für mich muss die Beziehung zumindest in den Grundwerten und den grundsätzlichen Dingen so gut passen, dass ich das Gefühl habe dass genug emotionale Sicherheit für alle da ist. Das ist es nicht, war es eigentlich nie.
Nachdem wir uns nun vor gut 2 Wochen getrennt haben, wohnen wir zwar noch zusammen, aber so richtig los kommen wir nicht voneinander. Sie wollte eigentlich ausziehen. Wir haben dennoch weiter den Dialog aufrecht erhalten - ich dachte weil das was gutes ist, wenn wir uns austauschen und versuchen uns zu verstehen. Vielleicht auch weil noch Hoffnung da ist, dass es doch noch klappt. Aber wir zerpflücken uns in vielen Diskussionen nur noch. Und da ich das gerade als "Beziehungspause" sehe, bin ich nicht der Meinung, dass wir uns wie ein Paar verhalten sollten, sondern eher wie Freunde oder wie in einer WG, bis die Dinge geklärt sind.
Ich weiß nicht, ob nachvollziehbar ist, wie ich mich fühle oder wo ich gerade stehe. Aber ich weiß gerade nicht weiter. Meine Tochter weiß von allem noch nichts. Aber es steht Weihnachten an, und irgendwann muss doch eine Entscheidung her - kündigen wir die Wohnung, bleiben wir? In diesem Limbo kann ich nicht weiter verharren, seit Monaten geht es so.
Danke für eine Einschätzung!
On/Off-Beziehung - wir funktionieren einfach nicht
Hallo Frostbeule81,
erst einmal mein Beileid zu deiner Situation, schade, dass ihr an diesem Punkt angekommen seid.
Ich kann dich total verstehen, da ich grade selbst eine Trennung durchmache, mit einer Partnerin dem selben Bindungstypen zugehörig.
Wie hat sie reagiert, als du dich getrennt hast?
Hast du das bestimmt geäußert oder war das eher ein Entschluss, nach dem ihr noch mal miteinander gesprochen habt und es keine Einigung gab?
Grundsätzlich ist klar, dass ihr nie glücklich werden könnt, wenn ihr nicht an den Traumatas der Vergangenheit arbeitet.
Was meinst du?
Hi Tim,
danke dir für deine Antwort.
ich habe ja bereits vor einem Jahr versucht mich zu trennen, bin dann geblieben weil ich gemerkt habe dass ich auch einiges "mitbringe" und an meiner vermeidenden Art wirklich arbeiten wollte und nach wie vor will. Ich war sogar in Therapie - das war übrigens etwas das sie von mir eingefordert hat. Emotional abhängig wie ich war von ihr hab ich eingewilligt und bin gegangen, nur um festzustellen dass ich viel zu hohe Erwartungen an mich und die Therapie gestellt habe. Sie im übrigen auch... sie dachte ich komme dann zurück und bin geheilt und "ready für sie".
Vor 2 Wochen hat sie einerseits mit viel Wut, Enttäuschung und Vorwürfen reagiert. Sie hat mir an den Kopf geworfen, dass ich sie ja sowieso nie geliebt hätte und ich ein Narzisst bin. Ich bin immer für ein Gespräch zur Verfügung gestanden, ich habe mich immer weit geöffnet, meine Fehler zugegeben und Bereitschaft gezeigt daran arbeiten zu wollen. Aber gefühlt ist es nie genug. Ich komme nicht mehr nach. Ich stehe immer im Minus und komme nicht ins "Plus" um was gut bei ihr zu haben - dass sie sich 100% sicher mit mir fühlt.
Ich habe das im Übrigen bestimmt geäußert. Gesprochen haben wir davor zig mal. Ich kann es schon nicht mehr zählen.
Die Antworten hast Du Dir doch alle selbst in Deinem Beitrag gegeben. "Ich wünsche mir auch ein Zuhause, ein warmes Heim, eine herzliche Partnerin, aber für mich ist das Fundament hierfür noch nicht da" - "Für mich muss die Beziehung zumindest in den Grundwerten und den grundsätzlichen Dingen so gut passen, dass ich das Gefühl habe dass genug emotionale Sicherheit für alle da ist. Das ist es nicht, war es eigentlich nie"
Was soll man denn da noch antworten?
Du hast sowieso Recht und mir ist das bewusst.
Ich glaube, ich trage dieses große Schuldgefühl in mir, dass ich sie verletze und dass ich sie aus meinem Leben "entferne", und das nicht über's Herz bringe, obwohl ich mich bereits klar getrennt habe.
Die Schuldgefühle werden auch noch lange bleiben, da du ihr ja nichts böses möchtest und sie verletzen wirst.
Aber wenn es keine Wege zur Besserung gibt, dann solltest du jetzt die Reißleine ziehen.
Dir ist klar, dass du dich nicht ihren Anforderungen anpassen kannst. Das bist nicht du.
Du hast auch festgestellt, dass das mit deiner Tochter nicht so gut klappt und deine Ex dich nicht sein lassen kann, wie du bist.
Du hast auch gemerkt, dass ihr beide eure Vergangenheit bearbeiten müsstet - du hast, sie nicht.
Du hast daher verständlich den Schlussstrich gesetzt. Nun solltest du auch den letzten Schritt gehen, da ein WG-Leben ja auch nicht von heute auf morgen funktioniert. Warum suchst du dir nicht eine Wohnung und ziehst aus und beendest das? Es klappt nicht. Zeit für was Neues.
Alles Gute!.
Wenn ihr euch liebt, empfehle ich euch eine Paartherapie.
Nur so kann zwischen euch direkt vermittelt werden,in dem ihr beide schildert,wie welches Verhalten oder Aussagen beim Partner ankommen.
Des Weiteren würde ich euch beiden zusätzlich auch eine Einzeltherapie empfehlen um eure persönlichen Traumatas jeder für sich aufzuarbeiten. Du hast es bereits gemacht, bzw angefangen. Sie nicht. Das sollte sie.
"It takes two to tango."
Wenn die Bereitschaft nicht da ist,von beiden Seiten an der Beziehung zu arbeiten,zu wachsen,wird das nichts.
Dann muss ein Schlussstrich gezogen werden.
Alles gute