Frage an die Scheidungskinder

Hallo zusammen

Ich lasse mich gerade von meinem Mann scheiden, weil wir uns nur noch streiten, habe aber ein wahnsinnig schlechtes Gewissen unseren Kind gegenüber.

Ich habe Angst, dass sie nie eine langjährige Beziehung Bzw. Ehe führen kann oder wird, weil ich ihr vorlebe, dass man sich scheiden lässt. Sie ist noch ein Baby und lernt ihren Vater nicht wirklich kennen durch die Trennung.

Außerdem habe ich Angst, dass sie mir später vorwirft, dass ich mich habe scheiden lassen. Aber alle sagen mir, dass ständige Streitereien zuhause dem Kind mehr schaden als eine Scheidung. Wie sehr ihr das?

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Ich bin kein Scheidungskind, kenne meine Eltern aber nur miteinander streitend. In der Grundschule lag ich oft wach und habe mich gefragt, bei wem von beiden ich wohnen werde, wenn sie sich trennen und habe mir gewünscht, dass es dann friedlich ist.
Ich erinnere mich an kein Weihnachten, Ostern, Familienfest ohne laute Szenen.
Meine Eltern dachten, sie bieten uns „eine Familie“. Mir ist unklar, wie sie das ernst meinen konnten.

Mein Bruder und ich haben beide keine guten Beziehungen geführt, ich habe später eine Therapie gemacht und gelernt, wie guter Umgang mit Partnern funktioniert. So kann ich eine glückliche Ehe führen, die Gespenster aus Fehlprägungen tauchen in der Kindererziehung aber immer wieder auf.

Du tust deinem Kleinen nichts an, solang du es schaffst, dass ihr eben genau ein friedliches und konstruktives Leben führt.,
Für mich hätte daheim ein sicherer Hafen sein sollen und es war aufwachsen im Kriegsgebiet. Das wünsche ich keinem Kind.

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Vielen vielen Dank für deine Antwort!!

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Ich hatte eine ähnliche Situation, Trennung als meine Tochter 8 Monate alt war, letzt Begegnung mit meinem Exmann als sie gut ein Jahr alt war.

Sei einfach immer ehrlich zu ihr, keine Lügengeschichten erzählen, versuche das beste aus der Situation zu machen. Ich habe mir auch viele Sorgen gemacht, war so traurig dass ich ihr keine "richtige" Familie bieten kann.
Es war immer mal wieder turbulent, sie musste viel Zeit bei den Groseltern, Schulkameraden usw. verbringen weil ich arbeiten musste.
ABER heute sagt sie sie hatte eine schöne Kindheit. Klar hat sie manchmal einen Vater und Geschwister vermisst, das blödste war für sie wenn die anderen Kinder vom Papa erzählt haben. Das schmerzt halt, aber nicht dass sie da jetzt ein Traume davon hat oder auf die schiefe Bahn gekommen ist. Wenn man als Mama präsent ist und das Kind das wichtigeste ist denke ich wird sie gut damit leben können. Sie kennt es ja nicht anders.
Und solange man sich nicht wegen einer Lapalie scheiden lässt wird sie es später auch mal verstehen.

Alles Gute Euch

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Danke für deine einfühlsame Antwort. Genau die von dir beschrieben Gefühle habe ich.

Wie kam es, dass der Kontakt zum Vater zuletzt stattfand, als sie ein Jahr alt war?
Wollte er keinen Kontakt mehr?
Davor hätte ich auch Bammel - das bricht einem Kind ja das Herz…

Ich würde mich natürlich immer bemühen, dass die beiden Kontakt haben, weiß aber nicht, inwieweit der Vater mitzieht aufgrund der Entfernung. Wir leben in unterschiedlichen Städten. Außerdem kommen irgendwann ja vielleicht neue Partner hinzu…

Liebe Grüße

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Also ich bin Scheidungskind. Meine Eltern haben sich aber nie gestritten. Was bei uns danach schief lief hat aber nichts mit der Scheidung an sich zu tun, sondern am Verhalten meines Vaters bei und nach der Scheidung.
Heute stehen wir in regelmäßigen Kontakt, hauptsächlich aufgrund der Enkelkinder.
Wenn ihr euch nur streitet, dann ist es wohl alles richtig so, oder willst du deinem Kind eine solche Ehe vorleben?! Dann lasst euch lieber scheiden und schaut beide, dass ihr die Beziehung zum Kind gut pflegt und lebt ihm vor, dass man mit sich allein glücklich sein muss um auch eine glückliche Beziehung zu führen. Niemand muss eine Streit Beziehung fortführen.

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Die Scheidung meiner Eltern war ein bitterböser Rosenkrieg.
Da ist etliches vorgefallen, worüber ich nicht reden mag. Ausgehend von meinem Vater.

Ich habe trotzdem nie den Glauben an die Ehe verloren und bin dieses Jahre 16 Jahre verheiratet.

Und natürlich lernt sie ihren Vater kennen - versucht eine Elternebene zu finden und einen großzügigen Umgang, der für alle passt.
Später dann evtl. Wechselmodel - aber doch, sie wird ihren Vater natürlich kennen.

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Vielen Dank für deine Nachricht, die mich sehr ermutigt hat. Ich schicke dir eine private Message.

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Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 6 Jahre alt war. Ich will da nichts beschönigen, als Kind bricht da natürlich erst mal deine heile Welt zusammen. Die Scheidung an sich war nicht das Problem. Richtig schwierig wurde es, als später bei meinem Vater eine neue Frau mit zwei Kindern dazu kam. Jedes zweite Wochenende diese Machtkämpfe innerhalb der Patchwork-Familie haben ihre Spuren hinterlassen.

Ich habe heute als erwachsene Frau leider keinen Kontakt mehr zu meinem Vater + Anhang. Und ja diese Wunde wird bleiben. Aber ich hätte nie meine Mutter verantwortlich gemacht mit diesem Mann zusammen zu bleiben wenn sie unglücklich ist.

Und ich war immer ein Beziehungsmensch. Bin auch glücklich verheiratet. Das einzige war, dass ich glaube ich mein Leben lang die Aufmerksamkeit von Männern unbewusst gesucht habe.

Aber mach dir keine Sorgen. Deine Tochter wird sicherlich ihren Weg gehen und wie der Vater sich später verhalten wird, darauf hast du aktuell eh keinen Einfluss.

Alles Gute dir!

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Ich freue mich so sehr für dich, dass du inzwischen glücklich verheiratet bist. Darf ich fragen wie lange schon, hast du Kinder?

Ich war ja leider nicht glücklich verheiratet. Vielleicht hast du Tipps für mich, wie ich beim zweiten Mal den richtigen Mann für eine glückliche Beziehung/Ehe auswähle und nicht erneut den Griff in die Tonne mache?

Meine Tochter ist noch ein Baby. Was hätte damals deine Mutter/Eltern machen können, um dir das Leben als „Scheidungskind“ zu erleichtern, also was kann ich für meine Tochter tun, damit sie keinen „Knacks“ wegbekommt? Viel Liebe und Fürsorge ist klar. Sind weitere Halbgeschwister gut für sie weil größere Familie oder doof? Was kann i j noch tun um möglichen Schaden abzuwenden?

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Ergänzend dazu: regelmäßiger Kontakt zum Vater ist leider aufgrund der Entfernung nicht möglich, auch wenn ich das sehr gern gefördert hätte.

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Ich bin zwar kein Scheidungskind, aber meine Eltern hätten sich lieber scheiden lassen sollen.
Ich wusste von klein auf bei uns stimmt was nicht, später wurde es immer klarer.
Ich finde es schlimm, wenn man wegen der Kinder zusammen bleibt. Niemand hat etwas davon. Das Gegenteil ist der Fall.
Kinder brauchen Eltern, aber man muss kein Paar dafür sein.

Man kann deine Sorge auch umdrehen. Trennst du dich nicht, lebst du deinem Kind vor in einer kaputten Beziehung auszuhalten, komme was wolle.

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Danke für deine Antwort.
Mein Mann liebte mich einfach nicht mehr, war eisig kalt zu mir, es hab nicht mal mehr eine Umarmung zuhause geschweige denn küsse.

Hatte Angst, meiner Tochter vorzuleben, dass es normal ist, wenn der Papa so kalt zu Mama ist.
Ich wollte nicht, dass sie sich später so einen kalten, unliebsamen Mann aussucht.

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Schau, ich habe mir keinen Mann genommen, der so ist wie mein Vater. Durch die Ehe meiner Eltern wusste ich schon früh was ich will und was ich nicht will. Man könnte es fast als einen Vorteil bezeichnen.

Ein Griff ins Klo ist nie ausgeschlossen, aber wenn man seinen Kindern eine große Portionen Eigenständigkeit, Selbstvertrauen mit gibt und über Themen aufklärt, wird deine Tochter Fehler erkennen und sich lösen können.

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Habt ihr alles getan um eine Scheidung evtl abwenden zu können?
Euch a) vorher gut kennengelernt und überlegt entschieden ein Kind zu zeugen und b) BEIDE mit einer Paartherapie versucht eure Streits in den Griff zu bekommen? Dann könnt ihr euch nichts vorwerfen und es ist vermutlich so das Beste fürs Kind.
Wenn nicht finde ich - ja - kann man euch Vorwürfe machen.

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Dein letzter Satz stimmt absolut! Bin auch ein Scheidungskind und hätte mir sogar gewünscht, dass meine Mama es früher durchgezogen hätte. Man leidet tatsächlich mehr unter der Stimmung zuhause als wenn die Fronten geklärt sind und beide Eltern ihren Stellenwert beim Kind separat voneinander haben❤️ viel Glück 💪🏼🍀

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Das Problem ist dass sie noch ein Baby ist und ich Angst habe dass sie sich gar nicht an den Vater erinnern kann, wenn sie groß ist und er sich aufgrund der Entfernung nicht regelmäßig kümmert:-(

Habe Angst, dass sie deswegen selber beziehungsunfähig wird/ihr etwas fehlt.

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Sie ist ein Baby!! Wie Beziehungen gut funktionieren, kannst Du ihr doch noch lange genug zeigen mit viel Liebe.
Es ist schlimmer, wenn sie noch jahrelang eine "Nichtbeziehung" erlebt.

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Mal eine Perspektive einer Tochter, die sich gewünscht hätte, die Eltern wären geschieden.

Meine Eltern haben oft gestritten, mein Vater hatte eine Phase, wo er Schulden gemacht hat, heimlich das Auto verkauft hat etc. Es gab also nur Probleme. Meine Mutter wollte sich scheiden lassen, meine Großeltern waren dagegen, weil "sowas tut man den Kindern doch nicht an, sollen sie ohne Vater aufwachsen?" Der Gedanke ist ja völlig veraltet und absurd.
Naja.. stattdessen wurde meine jüngste Schwester gezeugt und geboren...
Ich möchte nicht sagen, dass meine Kindheit total schlecht war und ich nun an Hilfe angewiesen bin (wobei einige Therapiestunden würden sicherlich uns allen gut tun), aber dieses hin und her hat mich jahrelang begleitet. Bis zu meinem Bachelor vor 10 Jahren. Da kam wieder von meiner Mutter der Aufschrei, dass es genug wäre und sie sich scheiden lassen möchte. Und ich habe geweint. Geweint, weil ich nicht mehr konnte. Nicht, weil sie sich scheiden lassen wollte, sondern die ganze Situation hat mich einfach mitgenommen über die Jahre. Zudem habe ich halt immer versucht, eine Konstante für meine Geschwister zu sein, damit sie jemanden in ihrem Leben hatten, zu der sie immer gehen konnten. Mittlerweile denken wir Geschwister: lass dich scheiden, oder lass es gut sein. Wir können es nicht mehr hören. Spoiler: sie sind immer noch verheiratet, aber zumindest läuft es in der Paarbeziehung besser. Nach 33 Jahren Ehe ;-)

Bearbeitet von Scheidungswunsch