Wann wusstet ihr, dass ihr euch trennen müsst?

Ich bin gerade in einem kompletten Gefühlschaos vielleicht sogar einer Midlife-Crisis. Und brauche einen Rat. Ich bin mit meinem Mann seit 15 Jahren zusammen davon 7 verheiratet. Wir haben 2 Kinder die auch schon größer sind und eigentlich haben wir ein schönes Leben. Wir lieben uns, er hilft mittlerweile zu Hause etwas mit nicht viel, aber er versucht es, er kümmert sich um die Kinder, hilf auch da mit. Sexuell läuft es auch sehr gut bei uns, also wenn wir Sex haben. Aber es ist etwas so, als ob der Sex wie ein Schleier auf unsere Beziehung wirft. Wenn wir mal ein paar Tage keinen haben, zb während der Periode fange ich immer wieder an zu grübeln, weil er einfach viele Eigenschaften hat, die mich sehr stören und sogar nerven. Es ist so, dass wir schon von Anfang an komplett unterschiedlich waren. Die Beziehung ist quasi entstanden, weil mein Mann sich verliebt hat und wirklich hart um mich gekämpft hat. Ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt und gesagt dass meine Gefühle nicht sehr stark sind und wir haben entschieden wir lassen es einfach laufen solange es gut läuft. Nach ca. 2 Jahren wurde ich ungeplant schwanger und wir haben nach einer kurzen Trennung entschieden, dass wir es versuchen wollen eine Familie zu sein. Es hat tatsächlich auch gut geklappt, so gut dass wir Jahre später unser 2 Kind geplant und bekommen haben, geheiratet haben etc. Wir haben in der Zeit viele Höhen und Tiefen, vor allem Gesundheitliche überwunden die uns sehr zusammen geschweißt haben. Es ist nur so, dass ich schon seit Anfang der Beziehung immer wieder phasenweise ins Grübeln falle, ob wir nicht unsere Zeit verschwenden... Weil wir so komplett unterschiedlich sind und Dinge auch sehr anders sehen. Wir haben überhaupt keine Gemeinsamkeiten außer die Familie. Er interessiert sich für Fußball und Playstation also generell sehr viel Medien und mich macht es wahnsinnig. Ich bin sehr naturverbunden ich will raus, wandern, Sport machen und einfach das Leben genießen und er ist immer sehr griesgrämig und sieht immer alles sehr negativ. Wenn die Kinder im Bett oder weg sind flüchtet er in seinen Medienkonsum und ich geh spazieren oder lese mein Buch. Gemeinsam machen wir eigentlich gar nichts mehr, früher haben wir noch gute Gespräche führen können aber die werden auch immer seltener. Ich träume davon, wenn die Kinder groß sind irgendwo in die Natur zu ziehen und am liebsten einen Bauernhof mit vielen Tieren zu haben, aber er ist ein Stadtmensch, er braucht ne schnelle Internetleitung und viele Menschen um sich. Ich bin sehr spirituell und philosophisch veranlagt und er redet gerne über Fußball, News und andere Menschen. Teilweise kann ich ihm gar nicht richtig zuhören, weil das was er sagt für mich so belanglos ist. Was mir dann wieder unheimlich leid tut ,weil er das nicht verdient hat. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben "leichter" wäre ohne ihn oder dass irgendwo mein Seelenverwandter auf mich wartet und ich unsere Zeit einfach nur verschwende. Dass wir beide jemanden verdienen, der wirklich zu uns passt und uns wirklich glücklich macht. Er ist auch emotional sehr unreif, wir hatten beide eine schwere Kindheit und bei ihm sitzt das noch tief. Er fühlt sich direkt bei jeder Aussage die ich mache auch wenn sie nicht an ihn gerichtet ist angegriffen und reagiert immer sofort mit gegenangriff , was für mich wirklich frustrierend ist. Dabei wird er laut und verdreht mir oft die Wörter im Mund, behauptet ich habe etwas anderes gesagt als ich es tatsächlich habe, weil er immer eine negative Form davon hört, es ist schwer zu beschreiben. Auch finanziell ist er sehr geizig. Das war er schon immer, da mir Geld nicht wichtig ist habe ich es auch immer einfach hingenommen. Aber das bildet iwie aktuell das I- Tüpfelchen auf meinem Frusthaufen. Er geht voll arbeiten und ich Teilzeit neben dem Haushalt und den Kindern. Ich verdiene quasi die Hälfte von dem was er verdient zzgl. dem Kindergeld. Die Kosten für unser Leben zu Hause teilen wir uns aber 50:50. Und alles was für die Kinder anfällt zahle ich, da ich das Kindergeld kriege. Was darauf hinaus läuft dass ich nie Geld habe und am Ende des Monats die Kreditkarte zücken muss um unser Essen weiter zu kaufen und er hat Geld über, was er schön auf die Seite legt um zu sparen. Bei uns zu Hause gibt es auch kein "unser" sondern alles ist "deins" und "meins", ich finde es einfach nur noch nervig...egal was ich benutze wird mir der Preis vorgehalten oder demonstriert wie viel ihn was kostet...Ich habe schon sehr oft ihm diese ganzen Bedenken geäußert und war auch schon oft davor mich zu trennen. Er möchte aber unbedingt an unserem Leben festhalten und versucht sich so sehr zu verbiegen nur damit es iwie klappt. Er will sogar mit einen Bauernhof führen für mich, dabei ist es überhaupt nicht seins, er macht sich nicht gern die Hände dreckig, mag keine Tiere und ist auch nicht handwerklich geschickt also es ist komplett unrealistisch. Er versucht wirklich um uns zu kämpfen und ich fühl mich richtig schlecht weil mein klarer Menschenverstand mir sagt, es wird nie funktionieren. Ich werde ihn nie so glücklich machen wie er es verdient und er kann mich auch nicht so glücklich machen wie ich es brauche. Ich habe das Gefühl dass wir die Trennung eigentlich nur aufschieben, aber schaffe auch einfach nicht den Absprung, weil ich Angst habe ein Fehler zumachen. Ich habe Angst, dass ich "zu viel" will und eigentlich einfach glücklich sein sollte mit dem was ich habe...gerade fühle ich mich irgendwie leer und funktioniere nur noch ...Was denkt ihr darüber , wären das Gründe für euch zu gehen?

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Es ist immer schwierig in so einer Situation einen Rat zu geben.

Du möchtest wissen ob das für uns Gründe wären zu gehen, und meine Antwort ist ganz klar ja. Bei euch gibt es keine Grundlage einer tiefen Liebe, die der Alltag verschüttet hat und die man wiederbeleben kann. Sondern du hattest von Anfang an keine starken Gefühle und er passt auch nicht zu dir.


Ich persönlich bin nicht der Meinung dass du zu viel willst. Ich habe selbst eine Trennung hinter mir. Die Geschichte war anders als eure, aber am Ende stand mein Trennungswunsch. Genau wie du wollte ich mehr. Ich habe es inzwischen gefunden und bereue nichts. Auch wenn ich allein geblieben wäre hätte ich das nicht bereut, es war einfach der richtige Schritt. Wir sind gut als Eltern, aber wir waren kein gutes Paar mehr und auch kein gutes Beziehungsvorbild für unser Kind.

Unterschiede gibt es immer. Sowohl mit meinem Exmann als auch mit meinem heutigen Partner sind nicht alle Interessen deckungsgleich. Die wichtigsten Werte stimmen aber. Mein Partner und ich haben die gleiche Sicht auf das Leben, unsere Zukunftsträume ähneln sich, wir sind in einem tiefen Austausch. Ohne das fände ich es schwer. Was du beschreibst klingt glaube ich für viele gar nicht so schrecklich, man ist halt unterschiedlich. Ich persönlich könnte damit aber überhaupt nichts anfangen, mir wäre das viel zu wenig. Kein guter Austausch, keine gemeinsamen Themen oder Träume, dazu noch er "hilft etwas mehr als früher" mit Haushalt und Kindern... Aua.

Das Finanzielle geht gar nicht, übrigens. Du gehst Teilzeit und kümmerst dich um die Kinder, er kann Vollzeit arbeiten und behält sein Geld für sich und spart gemütlich, während du auf Kredit Lebensmittel kaufen musst? Das würde ich nicht mitmachen. Ganz ehrlich wäre das allein für mich ein Trennungsgrund, ihr seid doch eine Familie! Warum findet er das fair?

Du schreibst, er würde sich verbiegen damit es funktioniert, aber ist das wirklich so? Verbiegst nicht viel eher du dich? Man muss immer Kompromisse machen, aber wenn du dir Arbeitsleben, Caring, die Finanzen (!), die Beziehungsgestaltung etc. anschaust, geht ihr da gleichermaßen aufeinander zu? Was ist mit den Gefühlen? Da bist auch eher du die, die an sich rumbiegt, oder?

Die Entscheidung zu einer Trennung ist total persönlich, Außenstehende können das manchmal nicht nachvollziehen. Sie kennen aber auch nicht den kompletten Alltag und wissen nicht, wie du dich fühlst. Das weißt nur du, du kannst entscheiden. Und nein, es ist nicht schlimm "mehr" zu wollen. Finde ich. Eine gut gestaltete Trennung kann für alle, auch die Kinder, am Ende besser sein als eine dauerhaft unglückliche Partnerschaft.

Bearbeitet von Laniluna
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Coole Zustimmung!!

Ihr seit eine Familie lebt aber finanziell mindestens (!) nicht so. Traurig, echt!

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Für mich wäre auch der entscheidende Grund die finanzielle Situation. Die geht gar nicht. Da würde ich ins Gespräch gehen und je nach Ergebnis entscheiden.

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Es ist vollkommen normal, dass Menschen unterschiedlich sind und sich im Laufe der Zeit verändern. Solange die Liebe vorhanden ist, ist es wichtig, daran festzuhalten. Liebe bietet eine starke Grundlage, die es uns ermöglicht, die Unterschiede zu akzeptieren und gemeinsam zu wachsen. Es ist diese Liebe, die uns verbindet und uns hilft, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Daher sollten wir die Liebe wertschätzen und sie als Anker in unseren Beziehungen betrachten.

Die Entscheidung, sich zu trennen, wenn keine Liebe mehr da ist, ist eine sehr persönliche und oft schwierige. Es ist wichtig, die Gründe für das Fehlen von Liebe zu reflektieren und zu überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, die Beziehung zu verbessern. Kommunikation mit dem Partner kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und vielleicht wieder eine Verbindung herzustellen.

Wenn jedoch das Gefühl der Liebe und Verbundenheit dauerhaft fehlt und die Beziehung nicht mehr erfüllend ist, kann eine Trennung der richtige Schritt sein. Es ist wichtig, auf dein eigenes Wohlbefinden zu achten und zu erkennen, dass es in Ordnung ist, für sich selbst zu entscheiden, was am besten ist. Manchmal kann eine Trennung auch Raum für persönliches Wachstum und neue Möglichkeiten schaffen.

Letztendlich solltest du auf dein Herz hören und das tun, was für dich am besten ist. Es kann auch hilfreich sein, mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über deine Gefühle zu sprechen, um Klarheit zu gewinnen.

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Ich habe mich vor langer Zeit von meinem Ex-Mann getrennt, ich bin jetzt 51 und bin überglücklich diesen Schritt damals gemacht zu haben.

Wir hatten zwar keine Kinder aber ein Haus, das wir zusammen umgebaut haben.
Der Alltag mit ihm wurde lieblos, er hat mich gern beleidigt und niedergemacht, angeblich war es "nie so gemeint". Wir hatten auch sehr unterschiedliche Interessen und irgendwann haben wir uns gar nicht mehr gesehen, es war wie eine WG, gemeinsam einsam.

Eine Paartherapie hat mein Ex-Mann abgelehnt, ich bin selbst zur Therapeutin gegangen. Sie hat mir etwas sehr Wichtiges gesagt. Die Antwort auf ihre Fragen kennen Sie schon, Sie müssen es nur aussprechen.
So war es auch. Ich habe mich getrennt.

Ich bin seit fast 14 Jahren mit dem liebsten Menschen der Welt zusammen, seit 5 Jahren verheiratet.
Er trägt mich auf Händen, erfüllt mir jeden meiner Wünsche, für ihn dreht sich die Welt um mich, für mich natürlich um ihn. Wir passen perfekt zusammen, wir lieben uns, wir respektieren uns, wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten und genießen die gegenseitige Gesellschaft.

Ich hatte damals auch viel Angst, aber es hat sich mehr als gelohnt.

Alles Liebe (die Antwort trägst du bereits in dir!).

Bearbeitet von smooth-jazz
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Wenn man schon so viel darüber grübelt, ist es Zeit, zu gehen.

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Hi,

mir ging es ähnlich wie dir: ich habe irgendwann eingesehen, dass wir beide einfach nicht gut füreinander sind. Die Illusion der großen Liebe, die für immer und ewig hält, ist einfach ein Konzept, das in den wenigsten Fällen funktioniert. Klar wünschen wir uns alle, dass wir für immer diesen einen Menschen an unserer Seite haben werden und ja gibt es auch diese Verbindungen, die einfach mühelos für immer halten.

Aber: es muss nicht immer alles endgültig sein. Du darfst auch durchaus entscheiden, dass dein Leben inzwischen weiter gegangen ist, der Mann der eigentlich mal passte nicht mehr passt bzw. liegt hier ja schon der Hase begraben: du hast ihn von Anfang an nicht als den für dich kompatibelsten Menschen betrachtet.

Warum bleibst du also in einem Leben, das dir überhaupt nicht taugt? Warum haltet ihr beide an einer Illusion fest? Warum muss es auf teufel komm raus weitergehen? Ich finde nicht die Liebe für immer sollte das Ziel sein, sondern vielmehr die Liebe die einen erfüllt.

Ich wäre mir an deiner Stelle selbst genug wert um mir mein Leben so zu gestalten, dass ich es jeden Tag aufs Neue wieder so aussuchen würde. Wir haben nur begrenzt Zeit und ich würde sie niemals mehr mit Menschen verbringen, die mir diese Zeit eher stehlen gefühlsmäßig statt sie lebenswert zu machen.

Ich habe mich getrennt weil ich ebenso unglücklich war und rückblickend uns schon sehr lange nichts mehr verbunden hat. Nun habe ich einen Partner, der mit mir viele Hobbys, Interessen und so viele Ansichten teilt: es ist einfach ein ganz anderes erfüllteres Leben und ich lerne von ihm so viel, entwickle mich weiter und empfinde viel mehr Glück und Liebe als die ganzen letzten Jahre.

LG

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Was ich dir empfehlen kann ist Abstand! Geh mal für 2 Wochen alleine weg... wenn das möglich ist! Mit Abstand wird man sich erst richtig bewusst was man überhaupt will und was nicht. So wie sich dein Text liest ist da nix mehr... und da war auch nie was. Wenn ich schon "kämpfen" höre, das wird nix ab einem gewissen Alter und Lebenserfahrung weiß man das. Trenn dich wenn dein Bauchgefühl es dir so sagt, auf das kannst du dich zu 99% verlassen.

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Hallo,
ich habe mich in erschreckend vielen Punkten wieder erkannt, inkl.des Traumes eines Bauernhofs mit vielen Tieren ;) Einzig, dass ich meinen Partner noch liebe, kann ich schon lange nicht mehr wirklich sagen. Dennoch schaffe ich es mit Kleinkind nicht aus der Nummer raus. Es ist einfach hart. Man wünscht sich die Glaskugel herbei um eine gute Entscheidung für sich und die Kinder zu treffen.
Wenn ich deinen Text so lese, da denk ich mir, sie sollte gehen und im selben Zug versteh ich, warum du es bisher nicht getan hast und wahrscheinlich noch lange nicht tun wirst.
Ich habe daher keinen guten Tipp für dich, aber Verständnis. Und ich würde mich freuen, wenn du weiter berichtest oder mir eine Nachricht schickst. Ich bin zur Zeit auch mal wieder schwer am überlegen die Flucht anzutreten, wir standen auch schon viele Male an dem Punkt, aber er bearbeitet mich dann so und die Gegebenheiten mit Kind, Haus, Job und Familie weit weg, dass ich es nicht packe.
Ich wünsche dir dafür die Sicherheit und Stärke zu einer guten Entscheidung zu kommen.

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Warum will er denn an eurem Leben festhalten? Weil er dich liebt oder weil es superbequem für ihn ist, Kinder zu haben für die er nichts zahlen muss? Ich kann mir auch vorstellen,dass du die meiste Hausarbeit und Care Arbeit erledigst. Das heißt auch da kann er in Ruhe zocken und du hältst den unangenehmen Alltag von ihm fern? Er verhält sich wie ein weiteres Kind. Wenn er geizig ist, wird er wissen, dass im Trennungsfall finanziell eine große Belastung auf ihn zukommt.
Stell dir vor, er zieht aus. Für wen ändert sich dann das Leben? Dein Leben ändert sich kaum. Sein Leben ändert sich fundamental. Er muss seine Komfortzone verlassen.
Ich würde an deiner Stelle eine Therapeutin aufsuchen, die dich in die Kraft bringt und dir hilft, klarer zu sehen, was du wirklich möchtest.

Viele Grüße

Bearbeitet von Qwertzzzzz