Lehre:Überstunden,kein Ausbilder,Azubis allein,was machen?

Hallo, (sorry, dass es etwas länger geworden ist)

ich habe mal ein paar grundsätzliche Fragen zur Ausbildung und auch die Frage "Was tun?"

Ich weiss: Lehrjahre sind keine Herrenjahre und es geht auch nicht darum, dass man sich in der Ausbildung einen lauen Lenz macht, aber was da bei meinem Partner in der Firma abgeht, find ich teilweise schon wirklich extrem.

Er hat am 07.09.09 eine Lehre zum Berufskraftfahrer begonnen. Soweit so gut. Firma und Chefs machten bei dem Vorstellungsgespräch und auch in der ersten Zeit einen super Eindruck.
Aber mittlerweile häufen sich Ereignisse, wo ich mit meinem natürlichen Menschenverstand sag, dass das nicht so in Ordnung sein kann.


1. Überstunden: Kamen immer schon mal vor, bislang waren es immer so 30-60 Minuten, wenn überhaupt. Letzte Woche dann der Höhepunkt: Jeden Tag mehrere Stunden, normal ist um 16 Uhr Schluss (Arbeitsbeginn spätestens 7:30 Uhr, 8 Stunden tägliche Arbeitszeit, 30 Minuten Pause (2x15 min, wobei die auch meist flach fallen).
Feierabendzeiten (ca) der letzten Woche:
Montag: 18 Uhr
Dienstag: 17:30 Uhr
Mittwoch: 17:45 Uhr
Donnerstag: 20:30 Uhr!!!!!
Freitag 18:15 Uhr.

Macht also in der Summe nur alleine für die letzte Woche: 12 Stunden. Mein Partner und ich sind die letzten, die nicht einsehen, dass auch mal länger gemacht werden muss, wenn die "Bude brennt". Es war wohl so, dass ein großer Auftrag verladen werden musste (mehrere LKW-Anhänger). Da es ja auch wohl kein Normalzustand wäre, hat mein Partner es auch gerne und bereitwillig gemacht. Aber es kann doch wohl nicht sein, dass das ausgelernte Personal pünktlich Feierabend macht, während zwei Azubis (der Zweite hat erst vor 2 Wochen angefangen) den ganzen Mist alleine machen müssen.
Zum Glück hat mein Freund schon von seinen vorherigen Jobs einiges an Erfahrung was Ladungssicherheit, Beladen, Staplerfahren etc pp, der andere Junge kommt aber direkt von der Schulbank und kann auf gut deutsch nichts.
Vorletzte Woche Mittwoch war ein Vorfall, dass ein LKW Donnerstag morgen um 7 Uhr beladen sein musste. Mein Freund erfuhr von dem LKW, als er schon auf dem Weg nach Hause war (auch wieder ne gute Stunde später normal). Er hat am Donnerstag extra um 6 Uhr angefangen, damit der LKW pünktlich fertig ist. Als der Fahrer kam, war dieser ganz verwundert. Im Gespräch ist herausgekommen, dass der Disponent schon am Dienstag um 10 Uhr wusste, dass der LKW pünktlich fertig sein musste. Und solche Sachen passieren ständig.

2. Mein Freund muss den zweiten Azubi auch noch "anlernen", hat aber im Gegenzug niemanden, der ihn "anlernt". Wenn er eine Frage hat, dann muss er erst rumtelefonieren, bis er einen findet, der dann mal "Irgendwann 5 Minuten Zeit hat".

In der Zwischenzeit will dann der Disponent was von ihm, bzw pflaumt ihn auch noch an, weil der Auftrag (wozu mein Freund jemanden braucht, der ihm erklärt, wie) noch nicht fertig sei.
Mal fehlen Leerpaletten, mal Ware, dann steht nur die Hälfte auf dem Lieferschein bzw liegt Seite 2 noch beim Disponent im Büro.

Heute dann der Hammer: mein Freund (wie gesagt, der Rest ist schon weg) darf dann noch auf einen LKW warten, der heute Mittag nur die Hälfte der Ware beladen bekommen hat. Sprich: mein Freund hatte anstatt zwei Lieferscheinen nur einen und hat natürlich auch nur die Lieferung von dem vorliegenden Schein geladen. (2 Waren, 2 Empfänger)
Der zweite Lieferschein lag - wen wunderts: in der Werkstatt, den hatte der Disponent da nämlich vergessen, als er meinem Freund die restlichen Lieferscheine brachte heut morgen.

Natürlich ist mein Freund jetzt der Arsch vom Dienst. Er hätte ja vergessen, die Hälfte zu laden. Der Spediteur ist natürlich alles andere als begeistert, da der LKW-Fahrer wohl schon einige KM unterwegs war, als das Fehlen der zweiten Ladung aufgefallen ist.

Es ist wohl üblich, dass die Azubis alleine verladen bzw entladen. Aber dennoch können sie doch eigentlich nicht für etwas haftbar gemacht werden, was ein anderer verbockt hat, oder?
Aber letztendlich ist es wohl so, dass die "Kleinsten" immer die Idioten sind, während die "Großen" ihren Arsch retten konnten.

Jetzt überlegen wir (mein Freund hat grad "Pause", weil er ja auf den LKW warten muss), was wir machen könnten.
Kündigen geht nicht (bzw sollte letzte Möglichkeit sein), ist auch nicht seine Art. Zum einen würden er eine Sperre bekommen und zum zweiten hat er keine Alternative.
Was sagen? Wenn ja, wem? Betriebsrat oder so gibts wohl nicht (bzw habe ich noch nichts davon mitbekommen, er wohl auch nicht, sonst hätte er mir was davon gesagt).
Handelskammer einschalten? - und dann?
Ich hab halt Panik, wenn er den Mund aufmacht, dann suchen und finden sie bestimmt irgendwelche Sachen, die dazu führen, dass sie ihn kündigen oder ihm die Lehre zur Hölle machen.

Was würdet ihr in der Situation machen und was ist an den Vorfällen okay, was nicht?


Vielen Dank an alle, die es bis hierhin geschafft haben und danke fürs Auskotzen ;-)

LG
Sandra

1

Hallo

Also das was du da beschreibst ist nicht unüblich sollte aber nicht die Regel sein ! In welchem Lehrjahr ist dein Freund ?
Eigendlich kann dein freund stolz drauf sein das ihm so eine Verantwortung übertrgan wird ! Jedoch sollte er kein Ärger bekommen für dinge die er nicht kann.

Ganz wichtig ist das er mit seinem Chef spricht ! Ne andere Möglichkeit habt ihr erstmal nicht , nur sprechenden kann man helfen, ansonsten gibt es die Möglichkeit das der Handwerks oder Industriekammer zu melden , jedoch ist dann der chef übergangen worden und es wäre warscheinlich dann ärgerlich.

Wie bekommt er die Überstunden den Vergütet ?

Ich hatte auch einen anderen Azubi unter mir in meiner ausbildung um den ich mich kümmern musste!

Dein Freund sollte Froh sein das er Arbeit hat bzw eine Ausbildung.
Ich hoffe ihr könnt das mit den chef klären

lg astroflocke

2

Hallo,

er ist selbst erst im 1. Lehrjahr; sprich also auch noch ein Neuling.
Er hat vor der Ausbildung schon mal im Transportwesen gearbeitet und kennt sich durch sein Hobby ein wenig aus.

"Angelernt" hat ihn in der ersten Zeit ein Azubi im 2. Lehrjahr. Der war aber die letzten 3 Wochen in der Berufsschule (Blockunterricht) bzw Fahrschule (LKW-Führerschein).

Es geht ja auch nicht um die Verantwortung des Beladens. Das klappt ja auch und ist auch okay. Es geht ihm in erster Linie um die Überstunden (von denen wir noch nicht wissen, wie sie vergütet werden) und um die Schuldfrage, wenn er was nach den Vorgaben erledigt, aber ein zweiter Mitarbeiter (eben meistens der Disponent) die Sache im Vorfeld schon verbockt hat.

Im Zweifelsfall steht doch Aussage gegen Aussage und da muss man kein Hellseher sein, um zu wissen, wer da erstmal die besseren Karten hat.

Nicht falsch verstehen, er ist auch froh dass er die Chance bekommen hat.

Ich kenne es aber von meiner Ausbildung noch so, dass man als Azubi schon teilweise alleinverantwortlich gearbeitet hat, der Ausbilder aber immer dafür "gerade stehen musste" (ausser natürlich, der Azubi hat trotz mehrmaligem Zeigens und mutwillig Fehler gemacht).

Naja, ich denke wir warten mal ab, wie es die nächsten Wochen weiterläuft und schauen mal, ob er nicht doch mal mit dem Chef reden kann (der hat wohl auch seltens eine Ahnung davon, was in der Lagerhalle vor sich geht).

LG
Sandra

3

Mir scheint es so, dass Dein Mann dort nur "billige Arbeitskraft" sein soll und kein Auszubildender.

4

Naja, die Vermutung liegt nahe. Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Aber er würde im Rahmen dieser Ausbildung eben den Führerschein für LKW bekommen.
Das ist eigentlich der Grund, wieso er diese Ausbildung eigentlich macht.

Er würde eben gerne Berufskraftfahrer werden.

5

Liebe Sandra,

mit einem hast Du sicher recht: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" und dies fällt umso schwerer zu aktzeptieren, je mehr Berufserfahrung und Lebensalter der Lehrling bereits auf dem Buckel hat.

Es ist - nicht nur in der Lehre - immer eine Gratwanderung, was man noch als zumutbar durchgehen lässt, oder ob man den Mund aufmacht, weil eine Grenze überschritten ist.

Jetzt zu meiner persönlichen Einschätzung des von Dir geschilderten:

Da Dein Freund ja erst seit einem knappen Monat in Lehre ist, würde ich die Dinge erst einmal weiter auf mich zukommen lassen.

1. Überstunden

Finde ich jetzt nicht besonders dramatisch, wenn man in einer Woche innerhalb eines Monats extrem viele Überstunden machen musste. Dennoch sollten dieses extremen Überstunden nicht zur Regel werden.

2. Selbständiges/alleiniges Erledigen von Arbeiten

Dein Freund ist nicht mehr 16 und gerade von der Schule gekommen. Auch der Arbeitgeber wird dies sehen und seine - gegenüber anderen Lehrlingen - größere Lebenserfahrung und Weitsicht zu schätzen wissen.

3. Vergessener 2. Lieferschein und dadurch entstandener Schaden

Ausdrücklich und vehement die Position vertreten, dass nur verladen werden kann, was auf dem Lieferschein steht. Keine Buchung ohne Beleg, keine Verladung ohne Lieferschein. Wenn dieser nicht da war, ist Dein Freund nicht verantwortlich zu halten, es sei denn, er wusste, weil besprochen war, dass es zwei Lieferscheine hätte geben müssen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass zwar Azubis immer als billige Arbeitskraft gesehen werden. Ein guter Betrieb sieht in ihnen aber auch die Zukunft des Unternehmens und wird außer Learning-by-Doing Erklärungen und Hilfestellung anbieten. Kommt diese nicht von allein, sollte man sie einfordern. Gelingt dies über einen längeren Zeitraum nicht (auch nicht über den Chef), sollte man sich dann überlegen, ob man im richtigen Betrieb ist.

Aber erst einmal gilt: Zähne zusammen beißen und durch.

LG
Nusch

6

Das ist leichter gesagt als getan.

Wenn er sich noch knapp 3 Jahre zum Deppen machen will, dann soll er es ruhig weiter machen.

Und alles nur wegen eines läppischen Führerscheines......

7

Hi,

hast Du mal in die VK gesehen? Er ist 26 Jahre. Also wird es nicht sein erster Versuch sein, einen Abschluss zu erlangen. Und bei dem Familienumfang werden sie sogar auf das Azubigehalt sehr angewiesen sein.

Wenn ich mir nach einem Monat Arbeit bereits so ausgenutzt vorkomme, kann ich mir vorstellen, woran das liegt.

Es ist doch wirklich so, dass Lehrlinge idR als billige Arbeitskräfte gern genommen werden, aber eben bei guten Betrieben auch als Investition in die Zukunft nicht dauerhaft schlecht behandelt werden.

Und wie überall im Leben gilt eine gewisse Hackordnung: den letzten beißen die Hunde. Es ist immer eine Frage der Abwägung, wieviel man sich selbst zumuten möchte, aber als Lehrling fängt man eben ganz unten an und muss noch mehr abwägen, als wenn man schon ein paar Stufen der Karriereleiter erklommen hat.

LG
Nusch

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