Wie verhält sich die Steuer während der Elternzeit

Hi zusammen,
mir ist meine Frage ein wenig unangenehm, da ich befürchte, das man dies vielleicht wissen müsste. Bitte nicht hauen, ich weiß es ehrlich nicht.

Zahlt man während der Elternzeit Steuern oder hängt das auch davon ab, ob man ein oder zwei Jahre zu Hause bleiben. Eigentlich ist bei uns ein Jahr geplant :-( weil wir mein Gehalt brauchen. Sehr gerne würde ich aber zwei Jahre daheim bleiben. Das ist aber nur möglich, wenn wir die Steuerklassen ändern können und mein Mann dann mehr rausbekommt. Die Frage ist dann nur, wie verhält sich das bei mir #gruebel

Mein Mann und ich haben zur Zeit beide Steuerklasse IV, da wir sehr ähnlich verdienen.

Ich hoffe meine Frage ist nicht zu kompliziert geworden.

Liebe Grüße
#herzlich eure schokokeksi

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Hallo,

Da Ihr verheiratet seid und wahrscheinlich die gemeinsame Veranlagung wählt gibt es kein bei mir/bei Ihm mehr, sondern nur noch ein "bei Euch".

Wenn Ihr nur "überleben" könnt, wenn Ihr die Mehrauszahlung aus 3/5 bekommt, dann solltest Du lieber nach einem Jahr wieder arbeiten gehen.

Bei 3/5 wird Dein Mann mehr Netto im Monat ausbezahlt bekommen.

Es Könnte aber sein, dass Ihr bei der Einkommensteuer dann nachzahlen müsst (Progressionsvorbehalt Elterngeld).

Man sollte schon einen Teil des Geldes sparen können für solche evtl. Rückzahlungen.

Könnt Ihr das nicht solltest Du lieber wieder arbeiten.

LG, Andrea

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Hi,

die Steuerklasse könnt ihr einmal pro Jahr wechseln. Das macht man neuerdings beim Finanzamt, nicht mehr bei der Gemeinde. Wirksam wird der Wechsel im auf die Antragstellung folgenden Monat.

Die Steuerklassenwahl hat keinen Einfluss darauf, wieviel Einkommensteuer ihr im Jahr zahlt, sondern legt nur den Steuerabzug fest, den der AG ans Finanzamt abführt. Und ja, auch während der Elternzeit bleibt man unbeschränkt steuerpflichtig.

Die Steuerklassenwahl hat Einfluss auf Lohnersatzleistungen wie z.B. das Elterngeld. Du könntest jetzt z.B. noch in die III wechseln, dadurch erhöht sich Dein Netto und damit Dein Elterngeld (ist jetzt allerdings nicht mehr viel, da ja im Oktober schon Dein Mutterschutz anfängt, betrifft also nur noch Juli - September). Da Dein ET gegen Ende des Jahres ist und ihr den grössten Teil von 2011 "normal" verdient habt (bei Dir für die letzten Monate des Jahres Mutterschaftsgeld), sollte sich für 2011 keine grosse Steuerdifferenz ergeben, tendenziell eher eine kleine Rückzahlung, das kann man durch einen Progressionsvorbehaltsrechner im Internet aber recht gut abschätzen.

Im Januar 2012 (bzw. wenn Ihr jetzt nicht wechselt zum Anfang Deines Mutterschutzes im Oktober 2011), könntet Ihr die III für Deinen Mann wählen, während Du in Elternzeit bist. Dann hättet Ihr am meisten netto übrig, würdet aber durch den Progressionsvorbehalt in 2013 für 2012 etwas nachzahlen müssen (rechne mit 10 - 15% des Elterngeldes als Hausnummer).
Wenn Ihr eine Nachzahlung ziemlich sicher vermeiden wollt, könnt Ihr natürlich auch in der IV/IV bleiben, dann habt Ihr das jetzige Gehalt Deines Mannes plus Dein Elterngeld für den meisten Teil von 2012.

Wenn Du das Elterngeld streckst (d.h. halber Auszahlungsbetrag bei doppelter Monatszahl) verschiebst Du noch etwas Elterngeld von 2012 nach 2013. Das hat dann wieder über den Progressionsvorbehalt einen Einfluss auf Eure Steuern in 2012 und 2013, da für das EG das Zuflussprinzip gilt, d.h. versteuert wird im Jahr der Zahlung.

LG

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Danke für deine ausführlich Antwort.
Das ist wirklich ganz lieb von dir!!!!

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"Zahlt man während der Elternzeit Steuern oder hängt das auch davon ab, ob man ein oder zwei Jahre zu Hause bleiben"
ja, man zahlt jede Menge Steuern, z.B. Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, ...
und wenn Du speziell Einkommensteuer meinst: Die Einkommensteuer interessiert es nicht, ob Du in Elternzeit bist, ob Du zuhause oder unterwegs bist, die interessiert nur, ob Du Einkommen hast und wieviel. Ob das durch Arbeit, Vermietung, Zinseinnahmen, ... ist, ist egal. Da wirst Du eben entsprechend zur Kasse gebeten, wenn die Einkünfte über dem steuerfreien Mindestsatz liegen.
Ihr bekommt nicht wirklich mehr raus durch einen Wechsel der Steuerklassen. Ihr müsst nur später zahlen. Drum rechne lieber genau. Es gibt viele Menschen, die würden gerne zwei (oder 3, oder 30) Jahre zuhause bleiben anstatt zu arbeiten, aber nicht jedem ist es in der Realität vergönnt. Das Leben ist nunmal kein Ponyhof.
LG