Hallo Zusammen,
ich entschuldige mich jetzt schon für die Länge des Threads und bedanke mich bei Jeder bzw. Jedem, der sich hier durch quält.#
Aufgrund von - na, sagen wir mal - ausgeprägter beruflich-charakterlicher Inkompatibilität mit meinem Vorgesetzten, der zeitgleich Geschäftsführer des Unternehmens ist, habe ich mein bestehendes Arbeitsverhältnis zum 01.09. gekündigt. Ich möchte nun keinesfalls sagen, dass "Bossing" der Grund war, sondern vielmehr, dass ich mit - nennen wir es mal die Art - seiner Kommunikation mir gegenüber im Laufe der Jahre ganz einfach nicht mehr klar kam und sowohl mein Wohlbefinden wie auch mein berufliches Selbstbewusstsein und - hieraus resultierend - die Arbeitsleistung dadurch immer mehr litten.
Mehrfach habe ich das 4-Augen-Gespräch gesucht, jedoch gab mir mein Vorgesetzter durch seine Reaktion deutlich den Eindruck, dass er sich von mir persönlich angegriffen fühlte, obwohl ich sehr sachlich und keineswegs persönlich argumentiert habe. Mangelnde Kritikfähigkeit oder Reflektionsfähigkeit? Ich weiß es nicht. Ist jetzt auch egal.
Bevor hier Unkenrufe ausgestoßen werden: Ich hatte nach Rücksprache mit dem Betriebsrat definitiv keine gangbare Alternative! Entweder hätte ich noch so lange "ausgehalten", bis ich irgendwann etwas Neues gefunden hätte (in meiner Branche ist das nicht mal eben easy, zumal ich sozusagen teilzeitalleinerziehend mit zwei Kids bin) und würde es riskieren, aufgrund der belastenden Zusammenarbeit irgendwann ernsthaft krank zu werden ODER ich ziehe die Reißleine, bevor es soweit kommt. Der Bereich, in dem ich tätig bin, wird IMMER unter der Führung des Geschäftsführers sein. Eine andere Zuordnung wäre utopisch.
Eine Kündigung durch den Arbeitgeber wäre für mich nicht in Frage gekommen, da eine betriebsbedingte Kündigung aufgrund der ausgesprochen guten wirtschaftlichen und öffentlich-bekannten Situation unglaubwürdig gewesen wäre und mein Vorgesetzter auch nicht dazu bereit war. Ich habe auch kein Problem mit einer Sperrfrist durch die Bundesagentur für Arbeit, da ich dies finanziell einkalkuliert habe und ich es auch legitim finde, diese aufzuerlegen, da ich schließlich selbst meine Arbeitslosigkeit verantworten muss. Mir kam es allein darauf an, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, bevor ich seelisch wie gesundheitlich untergehe.
Nun zu meiner Frage: Ich habe demnächst mehrere vielversprechende Vorstellungsgespräche, aufgrund von Initiativbewerbungen. Es ist wohl keine Frage, dass mir natürlich "droht", dass man wissen möchte, weshalb ich meine aussichtsreiche und für Außenstehende eigentlich perfekte Position freiwillig aufgab. Die allgemein übliche Antwort, von wegen "neue berufliche Herausforderung" ist obsolet, da ich ja ohne neuen Arbeitsvertrag gekündigt habe. Daher würde ich gern eine halbwegs elegante Antwort abgeben wollen, die meine Aussichten weder schmälern, noch meine Loyalität in Frage stellen. Momentan würde ich wohl auf entsprechende Frage hin kommend wohl sagen: "Die Gründe meiner Eigenkündigung liegen weder in meinem Aufgabenbereich noch in meinem familären Umfeld. Aus Loyalität gegenüber meinem ehemaligen Arbeitgeber möchte ich mich daher lieber zurückhalten und wäre Ihnen dankbar, wenn wir einfach sagen könnten, dass es persönliche Beweggründe waren, weshalb ich mich zu diesem Schritt entschloss."
Wie seht ihr das? Wäre das okay? Gern lese ich eure Empfehlungen dazu und wäre dankbar, wenn es sich nicht zu einer Grundsatzdiskussion inkl. Aburteilung in Sachen Eigenkündigung entwickelt. Ich bin mir über Konsequenzen im Klaren und habe mich monatelang damit befasst und die Sanktionen (Sperrfrist) einkalkuliert.
Vielen lieben Dank im voraus und schöne Grüße von
Emestesi
Wie Eigenkündigung elegant bei Bewerbungsgesprächen begründen? (lang!)
Ich habe mich durchgequält .
Ich würde es in etwa so sagen, wie Du geschrieben hast.
"Die Gründe sind weder in meinem Aufgabenbereich noch in meinem privaten Umfeld zu finden. Aus Loyaliät meinem Arbeitgeber gegenüber, würde ich jetzt ungern ins Detail gehen."
Danke dir! Hier ein Gläschen zur Stärkung fürs Durchhalten .
Schön, dass du es ähnlich siehst. Dann liege ich wohl nicht ganz so schief. Hoffe ich einfach mal.
Liebe Grüße von Emestesi
Danke !
Das Problem ist, wenn man da über seinen Chef herzieht, wirkt das zum einen unprofessionell und zum anderen eben unloyal.
Und das sind beides Eigenschaften, die der neue AG nicht wirklich schätzen wird.
"..dass es persönliche Beweggründe waren, weshalb ich mich zu diesem Schritt entschloss."
Das impliziert unter anderem die Möglichkeit, dass Du eventuell ein persönliches Verhältnis zu dem genannten Arbeitgeber hattest. Auf deutsch: Man könnte mit etwas Phantasie hinein interpretieren, dass es sich um eine fehlgeschlagene Beziehung/Affäre handelt.
Oder aber auch, dass er Dich belästigt hat. Oder Du Dir das eingebildet hast. Oder Du nicht bei ihm landen konntest.
Nimm das, was bruchetta vorgeschlagen hat.
Oh, da hast du Recht. Das habe ich nicht bedacht. Vielen Dank für den guten Rat.
VLG Emestesi