Abfindung, wie hoch pokern?

Ich brauche mal Meinungen von euch.

Mein Chef und ich möchten uns trennen, er bietet mir eine Abfindung mit Aufhebungsvertrag an, die Höhe der Abfindung soll ich vorschlagen!

Mir wurde geraten, die 3 Monatsgehälter wegen Sperrfrist beim Arbeitsamt + 13 volle Monatsgehälter brutto (bin 13 Jahre in der Firma) zu verlangen, um mich dann auf 13 halbe Monatsgehälter runterhandeln zu lassen.

Mein Berater hat ja Recht, dass er sagt, es müsse immer Spielraum nach unten geben, also soll ich hoch ansetzen.

Ich hab da echt menschlich ein Problem und bin eigentlich nur von den 3 Monatsgehältern wegen Sperrfrist ausgegangen.

Liege ich da so falsch, sollte ich mich zusammen nehmen und tatsächlich wahnsinnig viel verlangen, um noch gut Geld zu bekommen, wenn er runter geht?

Und er ist ja nun nicht verpflichtet, mir überhaupt was zu geben, darum trau ich mich nicht so richtig. Wenn er dann mit einer Kündigung besser bei weg kommt, hab ich doch auch nix verloren...

Hoffe auf fachkundige Meinungen, gehe jetzt mal mein Selbstbewußtsein polieren...

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Die Regel liegt vor Arbeitsgerichten zwischen 0,5 - 1,5 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr. Raus kommen meistens als Endergebnis 0,8 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr.

Es kommt auch immer ganz drauf an, wie GUT Du die Forderung begründest. Und wie solvent das Unternehmen ist, was Dich loswerden will.

Bei uns sind auch schon Leute mit 3 Jahren Beschäftigungszeit mit 20.000 € nach Hause gegangen. Wiederum Leute, die 10 Jahre und länger da waren, mit 14.000 €. Bei gleichem Verdienst.

Du musst Deine familiäre Situation mit einschließen und begründen. Hast Du Kinder, für die Du ja dann als Elternteil unterhaltspflichtig bist, lassen Arbeitsgerichte meistens den Betrag höher einpendeln, als wenn Du alleinstehend bist.

Viel Glück und alles Gute!

Janette

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Ich danke dir!

Auf Grund deiner Antwort sind mir tatsächlich noch Dinge einfallen, die ich als Argumente nutzen werde und die mir so gar nicht eingefallen sind ( Teilzeitarbeit auf seinen Wunsch hin- dadurch weniger ALG1 ect.)!

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Vorab, ich möchte nicht wissen, warum Dein Chef und Du Euch voneinander trennen wollt.

Das Menschliche musst Du einfach rausnehmen in dieser Situation, Dein Berater hat mit seiner Rechenweise auf jeden Fall Recht.

Nimm, was Du kriegen kannst.

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Man gut das ich heut noch meinen Berater kontaktiert hab (soll heut Nachmittag meinen Chef kontaktieren) und auch hier nachgefragt hab. Ich von mir aus hätte nie hoch gepokert, da bin ich eher ein Schaf!

Ich danke dir, das hilft mir!

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Hi,

ich habe vor 9 Jahren eine Abfindung (hoher 5stelliger Betrag) bekommen mit Aufhebungsvertrag.

vorab:
Nicht jeder Aufhebungsvertrag führt zu einer Sperre (ich habe keine bekommen). Da kommt es auf den Inhalt des Vertrages an. Wichtig zur Vermeidung einer Sperre ist, dass die Kündigungsfrist eingehalten wird. Zudem würde ich jeden Aufhebungsvertrag von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht vor Unterschrift prüfen lassen.

Bei mir lief es so nach 7 Jahren Betriebszugehörigkeit:
3 Monate volles Gehalt bei voller Freistellung (Einhaltung der Kündigungsfrist)
10 Bruttomonatsgehälter

Angeboten wurden mir ursprünglich 1 Monatsgehalt bei Freistellung + 4000€.

Allerdings war ich in einer guten Position. Mein AG machte mir das Angeot zum Aufhebungsvertrag wg Stellenabbau. Ich wäre sonst erstmal weiter dort geblieben. Allerdings passte es sehr schön in meine Lebenssituation, weil die Abfindung mir die Möglichkeit gab, ohne finanzielle Einschränkungen nach dem Mutterschutz ein Jahr zu Hause zu bleiben.

Gruß
Kim

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Hallo Mondbaer,

du musst versuchen das Persönliche rauszunehmen, wenngleich das natürlich schwer ist.

Du musst deine Position kennen. Du darfst, wenn du auf eine hohe Abfindung hoffst natürlich unter keinen Umständen deinem Chef das Gefühl geben, dass du auch gehen möchtest. Nur wenn er dich unter allen Umständen loswerden will, es KEINEN Kündigungsgrund gibt und seine Firma einigermaßen solvent ist, dann ist mit einer hohen Abfindung zu rechnen.

Warum sollte er dir "schlechtes" Geld hinterherwerfen, wenn du doch selbst gehen willst ... Überdenke deine Verhandlungsposition daher genau.

Argumente, die im persönlichen Bereich liegen, würde ich eher nicht so stark in den Vordergrund bringen (er kann nix dafür, dass du Kinder hast ...). Wichtig ist "ER will dich loshaben".

VG
B