Psychiatrie/ Heim/ Heim für schwererziehbare

Hallo ihr lieben.
Ich mache nach meiner Kinderpflegeausbildung nun die Erzieherin und demnächst steht ein Praktikum an.
Da ich drei Jahre im Kiga war, möchte ich nun woanders reinschnuppern.

Nun zu meiner Frage:
Hat jemand Erfahrungen in o.g. Bereichen? Weil ich nur ein Praktikum im Wunschbereich machen darf und ich mich leider nicht entscheiden kann wohin ich gehen soll, würde ich mich über Erfahrungsberichte sehr freuen.
Herzlichst, s

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Direkte Erfahrung habe ich keine. Ich nehme immer nur so am Rand wahr, da mein Papa pädagogischer Leiter einer Einrichtung für schwererziehbare Kinder und Jugendliche ist.

Es ist nen Knochenjob! Ich beneide keinen einzigen Erzieher, der sowas macht, hab aber nen mega Respekt davor!

Ich empfehle dir nur, dir eine Einrichtung fürs Praktikum zu suchen, deren Konzept du verinnerlichen kannst. Kannst du das Konzept nicht annehmen und dich darin einfügen, bist du schneller wieder draußen, als du gucken kannst!

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warum genau knochenjob?
Vielen Dank für deine Antwort :)

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Diese Kinder und Jugendliche sind keine Kindergartenkinder, die tun und lassen, was du Ihnen sagst. Es ist einfach ein ganz anderes Arbeiten, als in normalen Einrichtungen der Kinderbetreuung. Du musst innovativ sein, schnell sein, diplomatisch, konsequent und auch mal zu Maßnahmen greifen können, die nicht 08/15 sind. Die Kinder wollen bei Laune gehalten werden! Wer Langeweile aufkommen lässt, hat schon verloren.

Meine Ma, die auch als Erzieherin in der Einrichtung meines Papas arbeitet, "beschwert" sich immer, dass junge Erzieher keine Ideen mehr haben. Als es z.B. letztens so warm war, kam auf den Nachmittag nen schöner warmer Sommerregen runter. keiner der Erzieher ist drauf gekommen, alle mal in den warmen Regen zum Rumtoben zu schicken - könnte ja Arbeit machen im Nachhinein!

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eine Freundin von mir hat in einer Kinderklinik geschnuppert aber letztendlich im Sozpädriatischen Dienst angefangen.

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Ja hallo
mein ex freund arbeitet als Erzieher für schwer erziehbare Jugendliche.

Ich habe ihn ab und an mal vom Heim abgeholt nach der Arbeit und ich kann nur bestätigen das es ein sehr harter job ist.
die kinder wurden dort rund um die Uhr betreut in wohngruppen. Der schichtdienst war hart und es kam oft vor das ein kind/jugendlicher so schlimm ausratsete das mein ex (ist gebaut wie ein bodyguard ;)) sich unter einsatz seines Lebens auf ein kind raufsetzten musste weil es auf andere kinder mit glasscherben einstach und sich auch selbst schwer verletzte.

Diese kinder wurden dann mit eskorte in die Psychiatrie gebracht.

Ihn hat das sehr zu schaffen gemacht dieses elend mitanzusehen. Letztes jahr hat er sich für ein sos kinderdorf verpflichtet und ist nun wirklich erfüllt in seinem beruf =)

Lg

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huhu,
ohje, das hört sich wirklich extrem an!
Vielen Dank für deine Antwort :) darüber werde ich aufeden Fall nachdenken
Liebe Grüße

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Hallo,

ja ich.

Als Erzieherin in der Psychiatrie habe ich eine ganze Weile gearbeitet. Es war mein Traumjob, sehr erfüllend, anstrengend, abwechslungsreich, intensiv.
Ich habe mit Therapeuten, Ärzten und anderen Berufsgruppen zusammengearbeitet, was mein Wissen enorm erweitert hat, ich hatte nicht nur weibliche Kollegen, was ich sehr zu schätzen weiß.
Ohne Kind hat mir der Schichtdienst nichts ausgemacht, im Gegenteil. Mit Psychiatrieerfahrung (also als dort arbeitende Person...) hatte standen mir überall die Türen offen: Kinderheim, Kitaleitung (wobei ich da persönlich keinen Zusammenhang sehe, aber seis drum), Mutter-Kind Heim, SPF,etc.

Das es natürlich kein fröhliches basteln ist, sollte jedem klar sein, der den Job antritt, das man mit Dingen konfrontiert wird, die einem auch mal nachgehen auch. Wir hatten aber Supervision und ich verfüge über ein gutes Soziales Netzwerk und eine stabile Persönlichkeit.

Ich würde es jederzeit wieder machen, für immer und mit Familie im Rücken ist der Job für mich aber leider nichts.

VIele Grüße

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Hallo,
vielen Dank für deine liebe und aufschlussreiche Antwort.
Mich interessiert dieser Bereich auch schon lange.
Könntest du mir sagen, ob man bestimmte Charaktereigenschaften haben muss?
Und ob man innerhalb der Ausbildung dort ein Praktikum machen kann?
Liebe Grüße :)

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Beim mir in der Ausbildung waren 2 Praktika vorgesehen. Ein Praktikum in der Psychiatrie ging bei mir aus 2 Gründen nicht:
- ich war nicht mobil und nachts und zu manchen Diensten fahren einfach keine Busse.
- ich war zu jung.

Wie es bei euch ist weiß ich nicht, aber in "unserer Kinder und Jugendpsychiatrie" setzte man schon die Volljährigkeit vorraus. Ein Versuch ist ja immer möglich.

Zu den Eigenschaften:
- Loyalität und Verschwiegenheit ist natürlich vorraussetzung. Man kann nicht in der Kneipe rumerzählen, dass der und der sein Kind misshandelt hat und dem Kind es jetzt so und so geht und angedacht ist, es nach der Therapie in der und der Schule oder dem Heim oder sogar bei der Pflegefamilie unterzubringen. Aber das ist ja denke ich mal klar.
- Generell ist es gut, man ist mit sich im reinen und verfügt über eine stabile Persönlichkeit.

- es ist nie schlecht, wenn man schnell lernt und sich gut organisieren kann. Möglicherweise fehlt die Zeit, dir zig mal zu erklären, wer welche Medis in welcher Dosis braucht und wie man das wo notiert (Betäubungsmittelgesez). Da erwartet man dann schon, dass sich "Neue" Notizien machen und nicht tausendmal fragen. Man darf aber auch nicht zu stolz sein, doch lieber einmal mehr als zu wenig zu fragen. Fehler dürfen halt nicht passieren. Du kannst halt nicht Medis verabreichen und nicht notieren und einfach heim gehen. Man denke nur dran was passiert, wenn der nächste Dienst die gleiche Dosis auch noch mal "draufwirft". Mal abgesehen davon, dass dann was von den Medikameten fehlt und nicht nachgewiesen werden kann. Wir arbeiten halt nicht mit Hustensaft (also nicht nur...)
- Ein ruhiges Wesen ist gut, aus der Ruhe bringen lassen und hektisch werden schadet eher.
- Weitsicht (wobei man die ziemlich schnell lernt)
- Teamfähigkeit - ohne der geht eigentlich nix!
- Zuverlässigkeit, Verbindliches Auftreten, Gewissenhaftigkeit - also nix, was andereswo nicht auch erwartet werden würde.
- Bereitschaft, mehr zu arbeiten: Beispiel: Du hast Feierabend(-morgen- nacht) und als du die Tür raus willst, geht der Stationsalarm los. Dann gehst du natürlich nicht, sondern drehst um. Das ist ja aber auch kein täglicher Zustand.
- Mut, dich auf neues unbekanntes einzulassen.
- Fähigkeit, weitesgehend Vorurteilsfrei an die Arbeit zu gehen

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