Hallo!
Ich habe eine Frage die meinen Bruder betrifft.
Vorletzte Woche ist unser Vater (60) ganz überraschend ohne Anzeichen gestorben.
Es hat uns beide ziemlich mitgenommen.
Mein Bruder war die komplette letzte Woche (Donnerstag war die Beerdigung) krank geschrieben.
Montag war er wieder arbeiten. Nun hat er mir erzählt, dass direkt an seinem ersten Tag ein Gespräch mit dem Chef statt gefunden hat, der sein deutliches Missfallen über die "unberechtigte Krankschreibung" ausgedrückt hat und soviel Druck ausgeübt hat, dass mein Bruder die Krankschreibung fallen gelassen hat und sich rückwirkend Urlaub aufschreiben ließ.
Er hat noch einen Zusatztag für die Beerdigung bekommen.
Meine Schwägerin hat mir erzählt, dass damit der geplante Urlaub Ende September abgesagt werden muss (sie wollten weg fahren), weil mein Bruder nicht mehr genug Urlaubstage hat.
Ist sowas rechtens? Ich meine... rechtens kann das gar nicht sein, denn er hatte eine gültige, ärztliche Krankmeldung. Er hat auch nie behauptet Grippe oder sowas zu haben, sondern direkt am Tag des Todesfalls offen mit der Firma gesprochen.
Mein Bruder ist ein ziemlich "weicher" Typ und meine Schwägerin meinte, er war letzte Woche zu gar nichts in der Lage, hat ständig geweint und auch in keiner Weise am Familienleben teilgenommen.
Meine Schwägerin hat meinen Bruder aufgefordert das so nicht hinzunehmen und noch einmal mit dem Chef zu reden.
Mein Bruder allerdings befürchtet, dass er zwar juristisch Recht hat, ihm aber damit zurünftig das Leben in der Firma richtig schwer gemacht wird - vielleicht sogar ein Anlass für die Kündigung gesucht wird.
Er ist seit 13 Jahren im Unternehmen und hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen.
Meine Schwägerin sagt, es ist seine Entscheidung aber sie würde das an seiner Stelle nicht hinnehmen.
Jetzt hat er mich um Rat gefragt - aber ich weiß nicht, was ich raten soll.
Eigentlich sehe ich es wie mein Bruder. Es ist scheiße, aber besser zu kuschen.
Aber innerlich finde ich unsere heutige Arbeitswelt gerade so richtig dolle zum Kotzen.
Sorry... Besser kann ich es nicht ausdrücken.
Was würdet Ihr machen?
LG
Krankschreibung unter Zwang in Urlaubszeit umgewandelt
Hallo,
erst mal mein herzliches Beileid.
Zu Deiner Frage, es ist sogar doppelt unangemessen vom Chef Deines Bruders.
Zum ersten, wenn ich im Urlaub krank werde, wandle ich natürlich meinen Urlaub zu krank um. Viele machen das nicht, aber eigentlich soll das so sein, denn Urlaub dient der Erhohlung. Zum Zweiten gibt es für Todesfälle von unmittelbaren Verwandten 1 bis 2 Tage, kann im Einzelfall aber bis zu zwei Wochen betragen, wenn die Person bereits mehr als 12 Monate in dem Betrieb beschäftigt ist. Die 2 Tage hätte er auf jeden Fall haben müssen und die Krankschreibung danach ist doch nachvollziehbar und hätte anerkannt werden müssen. Nein, ich würde es auch nicht hinnehmen, nicht in dem Fall, das ist schon mehr als unangemessen in dieser Situation.
LG
Es sind 1 bis 2 Tage bezahlte Freistellung vom AG, nicht Urlaub!
Danke für Deine Antwort.
Ich hatte mich vertan - er hat zwei Tage zusätzlich frei bekommen. Mein Fehler.
Mehr aber nicht.
Stimmt, das Argument mit AU im Urlaub hatte ich noch gar nicht bedacht.
Tja, muss er jetzt selbst wissen. Klappe aufmachen, anfechten und damit das Risiko eingehen oder eben... nicht.
Ich bin ziemlich fassungslos über das Vorgehen.
Hallo,
es ist nicht das Recht des Chefs, diese Krankschreibung einfach nicht zu akzeptieren. Wenn er Zweifel hat, kann er deinen Bruder ja zum Gesundheitsamt schicken. Welche Diagnose hat denn die Aerztin draufgeschrieben? Ich hoffe doch, irgend etwas psychisches, ansonsten sieht es wirklich schlecht aus.
Na das sieht der Chef doch aber sowieso nicht.
Dem AG wird der Grund für eine Krankschreibung doch gar nicht mitgeteilt - wenn etwa der Hausarzt also den Schwager krankgeschrieben hat, weiß der AG gar nix von den Ursachen.
Ich würde mir eine Umwandlung in Urlaub nicht aufzwingen lassen, zumal doch durch die Krankschreibung auch die Krankenkasse informiert ist; entscheiden muss letztlich natürlich der Betroffene selbst, ob er dagegen vorgeht.
Ersteinmal mein herzliches Beileid.
Warum aber bist Du der selben Meinung wie Dein Bruder? Hier wird massiv Recht gebrochen und mit krimineller Energie versucht, einen evtl. etwas labilen Mitarbeiter massiv unter Druck zu setzen.
Das geht überhaupt gar nicht!
Gekündigt wrden kann jeder, genauso wie jeder mal krank werden kann.
Und die Arbeitswelt ist deswegen so sch.... (Deine Worte), weil viel zu viele Arbeitnehmer alles so hinnehmen und sich nicht wehren.
"Mein Bruder allerdings befürchtet, dass er zwar juristisch Recht hat, ihm aber damit zurünftig das Leben in der Firma richtig schwer gemacht wird"
das kann allerdings sein. rechtlich ist der chef auf der schiefen bahn, aber wenn er ihm unterstellt, "nur" aufgrund der beerdigung eine au provoziert zu haben, kann dein bruder nichts machen. das ist zwar mies, aber leider so.
ich hätte gar nichts zurückgezogen, denn der miese beigeschmack wird bleiben, wenn der chef so eine einstellung gegenüber deinem bruder hat, dann hat er die, auch ohne den vorfall und die wird sich wahrscheinlich durch nichts ändern. außer, dass er jetzt weiß, dass dein bruder unter druck vieles mitmacht. ich hoffe dies fällt ihm zukünftig bei seinen weiteren urlaubswünschen nicht auf die füsse, denn letztendlich weiß der chef ja jetzt, bei wem er als erstes knütteln kann.
außerdem bin ich der meinung, dass dies einem schuldeingeständnis gleich kommt. wenn ich krank bin, bin ich krank, basta. hat dein bruder wenigstens die au zurückbekommen?
gruß v.
"Er ist seit 13 Jahren im Unternehmen und hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen."
Dann weiß er ja jetzt auch, was er dem Unternehmen nach 13 Jahren wert ist. Er darf dann krank sein, wenn der Arbeitgeber das für angemessen hält. Sonst hat er zu buckeln.
Ich wette, da liegt noch mehr im Argen. Unbezahlte Überstunden. Untertariflohn. Oft sind solche Vorkommnisse nur ein Auswuchs..
Was ich machen würde? Mir einen anderen Job suchen.
Ich würde das ganz anderes machen:
er soll den Chef bitten, für diese Tage unbezahlten Urlaub zu gewähren.
Dann kann er trotzdem wie geplant in den Urlaub fahren.
Natürlich ist er im Recht, aber unter Umständen dann irgendwann ohne Job. Das wär mir zu riskant.
Gruß
Manavgat
Danke für Eure Antworten.
Um Missverständnisse auszuräumen:
Mein Bruder war tatsächlich arbeitsUNFÄHIG und zwar nicht nur auf dem Papier.
Er hat sich nicht aus Gefälligkeit krank schreiben lassen, weil zuviel zu organisieren war oder so.
Was meine Schwägerin mir über die ersten Tage erzählt hat, war wirklich schilmm. Das was ich selbst mitbekommen habe, ist schon heftig genug. Es ging und geht ihm wirklich schlecht. Und dementsprechend ist auch die Diagnose ausgefallen. Er wurde nicht wegen "irgendwas" krank geschrieben sondern auch ganz explizit deswegen.
Es geht uns allen nicht gut aber für meinen Bruder war es wirklich ganz furchtbar. Vor allem, weil sich der Tod durch nichts angekündigt hat und in dem Alter ja nun auch wirklich nicht einfach zu erwarten war.
Umso mehr ärgert mich das Verhalten des AG, denn nun muss mein Bruder sich zu allem Übel auch noch mit so nem Mist herumschlagen.
Ich weiß nun, dass er wohl irgendwas unterschreiben musste, damit die Krankmeldung in Urlaubstage umgewandelt werden konnte. Er will sich nun beim Anwalt beraten lassen, wie lange man so etwas zurück nehmen kann und dann in Ruhe ein paar Tage drüber schlafen.
Er ist Familienvater und hat einfach Angst aus seiner Festanstellung in den Sog von befristeten Arbeitsverhältnissen, Zeitarbeit usw. zu geraten.
Danke für Eure Meinungen,