Finger gebrochen und Krankschreibung

Hallo zusammen,

mich interessieren einfach mal eure Meinungen zu folgendem Sachverhalt:

Vor zwei Wochen habe ich mir meinen linken Zeigefinger gebrochen. Es war ein Unfall auf dem Weg zwischen zwei Terminen zu Fuß. Ich bin ausgerutscht. Meine Kollegin mit der ich diesen Termin hatte, hat mir etwas zum kühlen des Fingers gebracht und wir haben den Termin auch zusammen zu Ende gebracht. Danach bin ich wieder an meinen Arbeitsplatz und habe noch ein dienstliches Gespräch geführt. Der Finger wurde immer dicker und ich konnte ihn nicht mehr ohne Schmerzen bewegen.

Also bin ich nach der Arbeit zur Notfallambulanz, habe fast zwei Stunden dort verbracht, mit dem Ergebnis Knochenausriss im Fingergelenk. Mir wurde der Zeigefinger mit dem Mittelfinger zusammen "verklettet" mit dem Hinweis, dass ich dieses sechs Wochen tragen sollte und in der folgenden Woche beim Handspezialisten vorstellig werden sollte. Schmerztabletten wurden mir angeboten und ich bekam das Untersuchungsergebnis und sollte für alles weitere zum Hausarzt gehen.

Am nächsten morgen beim Hausarzt haben wir über das Thema Krankschreibung gesprochen. Es ist ja nur ein Finger (links) und ich könnte wohl arbeiten, wenn ich ihn ganz ruhig halte, da ich Rechtshänder bin. Das habe ich gesagt. Aufgrund der Schmerzen und da mein Hausarzt nicht so richtig wusste, ob ich damit arbeiten könnte und das Autofahren schon recht mühsam war, schrieb er mich bis Ende der letzten Woche krank. Auch wusste er nicht, wie es rechtlich aussieht, wenn er mich nicht krankschreibt und etwas mit dem Finger passiert. Also sind wir so verblieben, dass ich auch noch einmal mit dem Arbeitgeber spreche und mich wieder gesund schreiben lassen kann, wenn nichts dagegen sprechen würde. Mittags hat mich dann meine Schwiegermutter zur Arbeit gebracht (25 Minuten Fahrzeit), ich habe fünf Stunden gearbeitet (Kundenberatung in der Bank) nachdem die Personalabteilung ihr okay gegeben hat, dass ich nur noch das Nötigste aufarbeiten sollte, da auch laut der Berufsgenossenschaft niemand genau sagen konnte, wer haftet, wenn sich aufgrund der Arbeit mein Zeigefingerzustand verschlechtern sollte.

Nachts tat der Finger ziemlich weh, aber es ist nur ein Finger und daher habe ich am nächsten Tag wieder gearbeitet und wieder hat mich jemand zur Arbeit gebracht. In der nächsten Nacht tat es wieder weh. Aber glücklicherweise konnte ich am nächsten Tag zuhause bleiben, da ich am Vortag alles organisiert hatte. Ich war Krankgeschrieben und da ich am Dienstag, noch vor Ende der Krankschreibung, mit dem Spezialisten einen Termin hatte, wollte ich den Termin abwarten.

Der Spezialist im Krankenhaus (insgesamt war eine Woche seit dem Unfall vergangen), fragte mich, warum der Finger noch so dick und blau sei. Ob ich den Finger nicht schonen würde, :-(. Nun mit Kindern und einem gewissen Maß an Hausarbeit schwierig.

Auch ohne "Beruf". Ich sollte den Finger hochhalten, kühlen und leicht massieren. Und der Hausarzt hätte gar nichts damit zu tun. Ich hätte von seiner Abteilung aus krankgeschrieben werden müssen und dann hat er meine Krankschreibung bis Ende dieser Woche, ohne das ich überhaupt was dazu gesagt habe, verlängert. Die Notfallambulanz hätte mich umgehend an seine Abteilung verweisen müssen.

So, und jetzt kommt etwas, was ich nicht verstehe: Gestern hatte ich wieder einen Termin in dieser Abteilung. Es war aber ein anderer Arzt. Mein Finger ist immer noch dick und blau. Der Arzt sagte wörtlich: "Warum sind Sie eigentlich krankgeschrieben?"
"Basketballprofis würden auch damit arbeiten gehen, Volleyballer aber nicht". "Sie arbeiten doch in der Bank und nicht an der Fleischtheke". "Sie wurden doch arbeitsfähig aus der Notfallambulanz entlassen". "Fünf Ärzte und fünf Meinungen". "Natürlich können Sie Autofahren". "Sie konnten doch auch zwei Tage nach dem Unfall arbeiten". "Wenn zwei Finger fehlen würden, dann könnten Sie auch arbeiten".

Nach der ganzen Tirade, worauf ich auch reagiert habe, fragte er mich, ob ich denn arbeiten könnte. Ich sagte dann ja und werde nächste Woche wieder arbeiten. Das ist auch nicht das, was mich jetzt stört. Aber ich dachte, ich bin im falschen Film.

Es ist ja auch nur der linke Zeigefinger, ich weiß. Ich habe weiterhin meinen Klettverband, muss nächste Woche wieder ins Krankenhaus zur Kontrolle und bekomme auch alles geregelt. Aber trotzdem tut der Finger jedes Mal weh, wenn ich etwas mit der linken Hand erledige. Und wenn etwas an den Finger stößt, fühlt es sich an, als würde ich diesen Finger in eine Schublade gequetscht haben.

Es geht auch gar nicht darum, dass es wehleidig klingen soll, aber ich war gestern total fertig nach diesem Termin.

Viele Grüße

rabe0510

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Hallo, ich würde mir woanders eine Krankschreibung holen und so lange daheim bleiben, bis das Abgeschwollen ist und die Schmerzen weg. Du wirst keinen Heiligenschein für die Arbeit mit Schmerzen bekommen und für bleibende Schäden wird sich auch keiner außer dir interessieren. Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers und heißen in deinem Fall Sofa und Coolpack. Wenn es nicht anders geht, ist ein Gips vielleicht besser, der schützt mehr. Gute Besserung!

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Vielen Dank.

Hatte ich geschrieben. dass es mehr als sechs Wochen dauern kann, bis überhaupt der Klettverband wieder weg kann? Ich will auch keinen Heiligenschein, aber ich finde es schwer zu beurteilen, was machbar ist oder nicht. Und seit gestern morgen ist es nicht leichter geworden und ich musste meinen Gedanken hier mal Luft lassen.

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Hallo.

Das ist ein Arbeits-Wege-Unfall und der muss schriftlich beim Arbeitgeber festgehalten werden. Egal, ob du arbeiten kannst oder nicht. Was ist, wenn die sechs Wochen rum sind und sie sagen, es muss operiert werden. Du hast Schmerzen und das reicht doch schon.

Rede mit deinem Arbeitgeber und mach eine Unfallanzeige, gerade auch wegen Spätfolgen, die du vielleicht jetzt noch nicht siehst.

Gute Besserung.

LG

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Vielen Dank.

Die Unfallmeldung habe ich von der Personalabteilung bekommen und natürlich auch ausgefüllt wieder zurückgeschickt. :-)

Als der Unfall passierte war ich unsicher, was ich überhaupt machen soll. Wie geschrieben, es ist ja nur ein Finger. Aber seit gestern morgen fühle ich mich richtig schlecht.

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Morgen.

<<<Wie geschrieben, es ist ja nur ein Finger.>>>

Wieso nur, ist auch schon eine Menge. Und warum fühlst du dich schlecht. Wegen dem Finger oder was anderes. Darum macht man eine Unfallmeldung. Man weiss nie, in welche Richtung die Genesung geht.

Alles Gute und Kopf hoch.

LG

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ich hab mir mal den kleinen Finger gebrochen und war fast drei Wochen krankgeschrieben. Ok ich hab damals im Hotel gearbeitet und da war auch Frühstücksdienst mit dabei da hätte ich eh nicht arbeiten können.

Aber zum Thema Schmerz. Sowas tut verdammt weh und mein Orthopäde hat mir gesagt das es weh tut und vermutlich lange schmerzen wird weil eben auch das Gelenk mit angeknackst war. Ich habe wirklich versucht so wenig wie möglich zu machen und jedesmal wenn ich gemeint habe es geht schon habe ich es in der Nacht bereut.

Niemand wird dir in deiner Arbeit einen Orden verleihen weil du trotz Krankschreibung kommst. Und es mag "nur" deine Finger sein aber er gehört zu deiner Hand und ich denke man sollte dem Körper schon auch Zeit geben sich zu regenerieren.

LG
Corinna

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Vielen Dank.

Das mit den Schmerzen sieht ja keiner. Ich hatte vorher noch nie etwas gebrochen und dass ein Finger so weh tun kann, hätte ich vorher auch bezweifelt.

Nun bin ich eines besseren belehrt. Es ging mir gestern nicht um die Krankschreibung vom Arzt. Aber seine Art und Weise war so vollkommen anders wie bei dem Arzt in der letzten Woche.

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Jeder Arzt hat da eine andere Sichtweise.

Oft muss man das Ganze selbst in die für einen selbst passendste Richtung lenken.

Wenn es weh tut, Du überfordert bist und auch nicht selbst auf Arbeit fahren kannst, dann seh ich nur eine vernünftige Lösung:

Krankschreibung bis Du wirklich 100% einsatzfähig bist!

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"Sie wurden doch arbeitsfähig aus der Notfallambulanz entlassen".

Was auch sonst? Die Notfallambulanz darf gar keine AU ausstellen.

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Danke.

Das habe ich dem Arzt auch gesagt, dass die Notfallambulanz sagte, dass sie nicht dafür zuständig sind. Und dann hat er mir den Zettel noch unter die Nase gehalten, wo das angekreuzt war.

Und zum Thema Arbeitsfähigkeit selber wurde zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Aussage getroffen, nur dass ich zum Hausarzt gehen sollte (mit dem Befundszettel).

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Geh zu einem anderen Arzt, lass Dich krank schreiben und fertig!

In der Firma wird es Dir keiner danken, ob Du da bist oder nicht. Denke an Deine Gesundheit, das ist wichtig, nicht die Arbeit.

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Danke.

Weißt du, irgendwie kommt man sich richtig dumm vor. Aber mir tut es gut, dass bisher niemand meint, ich hätte mich angestellt.

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Hallo,

niemand hier wird Dir sagen können was zu tun ist.

Das kommt ganz auf den individuellen Menschen an. Manche sind krank, weil die Nase läuft, andere rennen mit ner fetten Bronchitis in die Arbeit ohne zu murren.

Ich für mich persönlich gehe in die Arbeit, wenn der Finger gebrochen wäre. Ich würde ihn nicht mehr oder weniger beanspruchen egal ob ich nun zu Hause bin oder in der Arbeit #schock. Tut zu Hause weh und in der Arbeit :-p.

Wenn man krankgeschrieben ist, bleibt man zu Hause. Ist man gesund - lässt man sich in der Regel gesund schreiben. Schon rein rechtlich gesehen.

Meine Mutter z. B. hat sich vor 5 Jahren den Unterarm komplett durchgebrochen. Sie war 2 Tage zu Hause, bis der Gips drauf kam. Danach ging sie ganz normal - inkl. Auto fahren - in die Arbeit. Der Arzt hätte sie locker für die Zeit mit Gips, 4 Wochen krankgeschrieben.

Und ich habe mir vor 6 Jahren beim Gassigehen die Bänder am Fuß einmal gerissen. Es tat höllisch weh, ich bin sogar vor lauter Schmerzen auf der Wiese umgefallen - und ich war schwanger. Da ich zu der Zeit noch bei Ärzten gearbeitet habe, habe ich das am nächsten Tag auch mitgeteilt. Ich konnte kaum auftreten.... #zitter Was kam: Naja, das wird schon wieder. Flache Schuhe (jaja, selbst da bin ich nicht reingekommen) Hochlegen und kühlen. Blabla, weil das ja immer und jederzeit möglich war.... also Zähne zusammenbeißen und weiter geht es.

Ich bin nicht weiter zum Arzt, es wurde nach ein "paar Jahren" immer besser. Merken tue ich es heute noch wenn ich eine komische Bewegung mache. Erst vor 6 Monaten kam das beim Rötgen raus, dass mein Fuß "innerlich total übel" aussieht. Machen kann man heute aber nichts mehr.

Und gleich noch ein Beispiel, mein Mann hat sich vor 2 Jahren die Kapsel am Finger gerissen, den Finger angebrochen. Er hat auch 6 Wochen ne Schiene bekommen. Die erste Woche war er zu Hause, dann hat um "Bürodienst" gebeten (ist einfach schwierig im Rettungsdienst mit Schiene, geht gar nicht). Auch er ist nicht zu Hause geblieben, was jeder Arzt aber gemacht hätte - aufgrund von seinem Job. Der Finger ist im Übrigen nie wieder so geworden wie vorher - er ist und bleibt krumm. Musst Dir vorstellen wie so ein krummer Hexenzeigefinger :-p aus nem Märchen. Ist aber der Ringfinger.

Du siehst, wie verschieden die Menschen sind. Tu das, was Du für richtig hälst.

LG
Caro

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Hallo,

lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Ich weiß, wie es ist, wenn man trotz Beschwerden normal weitermacht. Daher stellt sich auch die Frage, was kann man sich selber zumuten.

Passiert etwas, dann ist man selber Schuld. Und gerade diese Bedenken und Fragen, was darf ich mit dem Finger, konnte man mir vor zwei Wochen nicht richtig beantworten. Ich arbeite im Vertrieb und ich lasse äußerst ungerne meine Termine mit Kunden ausfallen.

Und ich kenne auch einige Geschichten, wo mir natürlich auch gesagt wurde, dass derjenige mit entsprechenden Beschwerden dies und jenes erledigt hat. Manchmal endet es gut, dann verleiben -wie bei dir- Folgeschäden.

Viele Grüße

rabe0510

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Hi,

sicherlich ist das Hin und Her ätzend aber im Endeffekt mußt DU doch wissen, ob Du arbeiten kannst oder nicht.#kratz

Hast Schmerzen, ist alles beeinträchtigt, dann halt nicht und das gilt auch für den Haushalt!
Und wenn es geht, dass geht es halt.

Mein Arzt fragt mich auch immer...." gehts bei Ihnen..haben sie Schmerzen..."
Wenns nach ihm ginge, hätte er mich monatelang krankgeschrieben....( extrem schmerzhafte Frozen Shoulder Dauer 1 Jahr 4 Monate... bis zur OP)
es gab Wochen, da ging es gut und andere Wochen halt nicht, da habe ich mich krankschreiben lassen....mal tageweise, mal Wochen...)

Jeder Mensch ist anders.....jeder hat ein anderes schmerzerfinden.....
Meiner Freundin haben die den halben Finger amputiert...drei Tage später ist sie schon wieder Auto gefahren....zwei Wochen später wieder Sax gespielt.....

Lisa

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Hallo,

ich würde sicherlich arbeiten gehen. Ich arbeite in einem Büro, muss allerdings weniger tippen, da ich die Arbeit der anderen "überwache".

Eine Kollegin hatte sich mal den Arm gebrochen und war insgesamt fast zwei Monate krank. Ich war ziemlich sauer, weil sie ja schließlich keine Beeinträchtigung ihrer geistigen Fähigkeiten hatte und sie zu Fuß auf Arbeit kommen kann. Teambesprechungen, Anweisungen geben, Texte Korrektur lesen - warum soll das nicht gehen? Ich hatte die doppelte Arbeit und sie lag schön auf dem Sofa mit Buch. Lesen ging ja, nur wohl nichts anspruchsvolles, haha.

Wir hätten natürlich alle Rücksicht genommen und nicht die ganze Leistung erwartet. Aber zwischen 0 und 70/80 liegt ein Berg Arbeit. In dem Fall für mich. Insofern fände ich es schon angebracht, es zumindest zu versuchen. Wenn du allerdings starke Schmerzen hast oder du bei der Arbeit viel tippen / tragen / räumen musst, dann lass es lieber.

Grüße

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Hallo,

danke für deinen Beitrag.

Ich dachte auch, es ist nur ein Finger. Allerdings war ich am Mittwoch wieder in der Chirurgie im Krankenhaus und nun kommt das Schlimme für mich:

Aufgrund der starken Schwellung wurde der Finger vom Arzt (der vierte, der den Finger untersuchte) geröntgt. Mein unteres Fingergelenk hat sich komplett verschoben und vermutlich wird der Finger nun mit einer Platte versteift und nicht mehr zu krümmen sein. Das Fingergelenk war am Tag es Unfalls noch in Ordnung. Der Arzt sagte, dass man wohl etwas übersehen hätte. Genaueres wird mir der "Spezialist" am Dienstag sagen.

Ich muss jetzt das Gespräch abwarten. Meine Sichtweise hat sich nun geändert. Wie müssen sich erst Menschen fühlen, die aufgrund einer Fehldiagnose noch Schlimmeres erleiden?

Von daher werde ich keine vorschnellen Urteile über andere abgeben.

Viele Grüße

rabe0510